CFP: Wissenschaftliches Kolloquium zum Forschungsstand der Geschichte der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Dresden
21.10.2010-22.10.2010, Residenzschloss
Deadline: 16.07.2010

Call for Papers

Im Jahr 2010 werden die Kunstsammlungen Dresden, eine der ältesten, wichtigsten und differenziertesten Sammlungen in Europa, 450 Jahre alt. Dieses Jubiläum bildet den Anlass, 450 Jahre Sammeln, Bewahren, Erforschen und Präsentieren von Kunst in Dresden zu reflektieren, Entwicklungslinien, Konstanten und Veränderungen herauszuarbeiten, dabei aber auch aktuelle und zukünftige Herausforderungen zu thematisieren. Das wissenschaftliche Kolloquium bietet die Gelegenheit zu einer Bestandsaufnahme des Forschungsstandes zur Geschichte und den Beständen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und widmet sich vier größeren Themenbereichen:

I. Die Rolle des Sammlers
II. Politische Funktionen der Sammlungen
III. Kunst und Wissenschaft / Wissenschaftliche Erschließung
IV. Räume / Präsentation / Öffentlichkeit / Vermittlung

Die ERSTE SEKTION soll „den Sammler“ als Person und Institution beleuchten. Über 300 Jahre bestimmten die sächsischen Kurfürsten und Könige die Geschicke und Entwicklung der Kollektionen. Die Kunstsammlungen waren Teil der fürstlichen Repräsentation und fungierten als politisches und diplomatisches Instrument. Ihr Erscheinungsbild wurde erheblich von den individuellen Neigungen der fürstlichen Sammler geprägt. Mit der „Verstaatlichung“ der Sammlungen – ein Prozess, der sukzessive bereits im 19. Jahrhundert einsetzte und 1918 zu seinem formalen Abschluss kam – übernahmen die Museumsdirektoren und Konservatoren die prägende Rolle. Auch privates Mäzenatentum sowie bürgerliches Engagement in Form von Schenkungen und Stiftungen formte das Bild der Museen seit dem späten 19. Jahrhundert mit.

Die Einrichtung einer Sammlung bildete durch ihren zumindest partiell öffentlichen Charakter ein zeichenhaftes politisches Instrument, das im Dienst von Fürsten und von politischen Systemen stand – und steht. Die Brisanz dieser Thematik wird besonders in der Geschichte vom Gebrauch und Missbrauch der Dresdner Sammlungen für die Politik deutlich. Diese ZWEITE SEKTION soll aber auch Beiträge zur aktuellen Situation der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden beinhalten sowie die Bedeutung und Aufgaben der Sammlungen heute diskutieren.

Der Fokus der DRITTEN SEKTION soll auf der wissenschaftlichen Bearbeitung der Bestände liegen. Diese Forschungsleistungen bilden, neben der Konservierung und Präsentation, nicht nur einen wesentlichen Teil der Museumsarbeit, sondern sind ihre Voraussetzung. Ohne sie könnte keine sinnvolle, erkenntnisbringende Präsentation der Stücke erfolgen, keine verantwortungsvolle Erhaltung und Restaurierung durchgeführt und keine Wissensvermittlung geleistet werden. Die Instrumente zur Organisation einer Sammlung wie Inventare und Kataloge stellen für den Wissenschaftler eine ergiebige Fundgrube dar, erhellen sie doch den Wandel, dem einzelne Sammlungen unterlagen und ermöglichen – oft als einzige Quellen -Querschnittsbetrachtungen der jeweiligen Museen. In erheblichem Maß wurden die Sammlungen durch die Personen geprägt, die mit den Objekten arbeiteten und oft mit enormem Engagement und in schwierigen Situationen der Sammlung dienten.

Im Mittelpunkt der VIERTEN SEKTION werden die Sammlungs- und Präsentationsräume stehen. Die einzelnen Kollektionen, die heute in den zwölf Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zusammengefasst sind, waren in verschiedenen Gebäuden untergebracht: Dazu zählen Prachtbauten wie das Residenzschloss, der Zwinger oder das Schloss Pillnitz ebenso wie Interimsorte, z.B. das Regimentshaus, oder Notunterkünfte bzw. Auslagerungsorte während kriegerischer Auseinandersetzungen. Die museale Präsentation spiegelt auch unterschiedliche museologische und didaktische Überlegungen wider, die ihrerseits die Rolle der einzelnen Teilsammlungen beleuchten. Ein zentraler Punkt dieser Sektion wird daher auch das Thema Öffentlichkeit sein: Waren die Objekte anfangs nur einem begrenzten Personenkreis zugänglich, so bilden die Museen heute als touristischer Anziehungspunkt einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor für den Freistaat Sachsen. Die Analyse der Quantität und Qualität von Besucherströmen ermöglicht zudem Erkenntnisse bezüglich der Objektpräsentation und der museumspädagogischen Konzepte in verschiedenen Epochen.

Alle vier Sektionen werden durch Impulsreferate der Sektionsleiter eingeleitet. Pro Sektion sind dann vier 20-minütige Beiträge geplant, in denen aktuelle Forschungen zur Diskussion gestellt werden soll. Der Werkstattcharakter der Veranstaltung kann und soll auch dadurch zum Ausdruck kommen, dass nicht nur neue abgeschlossene Forschungsergebnisse präsentiert, sondern durchaus auch Einblicke in noch laufende Forschungen gegeben werden. Nach jeweils zwei Beiträgen findet eine erste Diskussionsrunde statt, deren Ergebnisse am Ende der Sektion in ein Kurzstatement oder eine These sowie eine Abschlussdiskussion münden soll.

Interessierte aller Disziplinen, Mitarbeiter von Museen ebenso wie Universitätsangehörige und freie Forscher, sind herzlich aufgefordert, ihr Exposé von max. 1 Seite Länge mit Bezug auf die gewünschte Sektion sowie einen kurzen Lebenslauf mit Stichworten zu den Forschungsinteressen einzusenden. Die Auswahl der Vorschläge nehmen in gemeinsamer Sitzung die Sektionsleiter/innen und die Organisatoren vor.

Einsendeschluss für Exposés ist der 16. Juli 2010.

Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Generaldirektion
Dr. Karin Kolb
Residenzschloss
Am Taschenberg 2
01067 Dresden
Karin.Kolb@skd.museum

www.skd.museum



„Wohin mit der Kunst?“

Lukrezia Jochimsen über Wandbilder aus DDR-Zeiten

Neues Deutschland vom 22.05.2010: „ND: Die Fraktion der LINKEN im Bundestag setzt sich für den Erhalt von großflächigen Kunstwerken in der Tradition des sozialistischen Realismus in Ostdeutschland ein. Eine Arbeit von Walter Womacka in der Breiten Straße in Berlin konnte vor dem Abriss gerettet werden. Die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) kümmert sich um den Abbau und die Lagerung des Werkes »Der Mensch, das Maß aller Dinge«. Ist das ein Erfolg?

Jochimsen: Das ist auf jeden Fall ein Teilerfolg. Es hätte gut passieren können, dass das Gebäude aus dem Bundesbesitz klammheimlich abgerissen worden wäre. Denn es gibt eine bewusst schlampige Haltung gegenüber bedeutenden Kunst- und Geschichtswerken der DDR.“ weiterlesen

Junge Kunst in Polen 1949 – 1959 Porträts aus der Sammlung „Krąg Arsenału 1955”

Eine Ausstellung des Muzeum Lubuskie, Gorzów Wielkopolski, in Kooperation mit dem Kunstarchiv Beeskow

11. April 2010 – 4. Juli 2010, Burg Beeskow

„1955 wurde in Vorbereitung der V. Weltfestspiele in Warschau von polnischen Künstlern eine Ausstellung zum Thema „Gegen Krieg, gegen Faschismus“ organisiert. Die Gemälde, Skulpturen und Grafiken im Warschauer Arsenal bedienten allerdings nicht die offiziellen Kunsterwartungen, die noch sehr vom Dogmatismus des so genannten Sozrealismus der Stalinzeit geprägt waren. Vielmehr stand die Ausstellung für das Bedürfnis der jungen Generation nach künstlerischer Freiheit und förderte Potenziale einer modernen Ausdrucksweise zutage.
Ein Großteil dieser Kunstwerke befindet sich heute im Muzeum Lubuskie in Gorzów, in einem alten Speicher an der Warthe. Sie stehen heute für den vorherrschenden künstlerischen Individualismus in Polen seit 1945 und sind ein wichtiges Zeugnis für die ständige Suche polnischer Künstler nach eigenen Wegen in der Kunst.“

weitere Informationen zur Ausstellung

„Fenster nach Osten“

Die Ausstellung „Junge Kunst in Polen 1949-1959 – Portraits aus der Sammlung Krąg Arsenału 1955“ in der Burg Beeskow eröffnet eine deutsch-polnische Kooperation

junge Welt vom 19.05.2010: „Auf der Burg Beeskow bei Berlin befindet sich ein Kunstarchiv, das eigens gegründet wurde, um Werke der sogenannten DDR-Auftragskunst in den Wirren der Privatisierung der volkseigenen Betriebe und der Auflösung der staatlichen und politischen Strukturen der DDR vor dem Verlust zu bewahren. Gegenwärtig lagern dort 23000 Gemälde, Graphiken und Plastiken, die von den Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin an das Kunstarchiv übertragen wurden. Aus dem Depot wurden auf der Burg zu den unterschiedlichsten Themen Ausstellungen organisiert, zum Beispiel »Zwischen Himmel und Erde« (Landschaftsbilder aus der DDR), »Büchsenwurst und roher Fisch« (Stilleben) und aktuell »Helden auf Zeit« (Porträts aus der DDR). Zudem gab es Einzelausstellungen von Werner Tübke, Willi Sitte, Walter Womacka, Nuria Quevedo, Ronald Paris und vielen anderen. Die Burg Beeskow ist gut besucht. Im April eröffneten das Gorzower Museum und das Kunstarchiv die gemeinsame Ausstellung »Junge Kunst in Polen 1949–1959 – Porträts aus der Sammlung des Künstlerkreises Arsenal 1955«. Die Konzepte der Museen und die Entstehung ihrer Sammlungen können kaum unterschiedlicher sein. Die ostdeutschen Werke entsprangen der permanenten Kulturförderung der DDR, determiniert von der staatlichen Kulturpolitik. Und die war – vereinfacht gesagt – orientiert auf den sozialistischen Realismus. Die Werke des Kreises Arsenal in Gorzow entstanden unter völlig anderen Prämissen. 1955 wurden die polnischen Künstler aufgerufen, anläßlich der Weltjugendfestspiele für eine Ausstellung im Warschauer Arsenal Arbeiten einzureichen. Diese Möglichkeit nutzten die Künstler, um unkonventionelle Werke mit eigener Handschrift zu plazieren (daher der Name Arsenalu 1955). Das war, wie der polnische Kurator Jacek Antoni Zielinski bei der Eröffnung sagte, das Ende des »Sozialrealismus« in der polnischen Kunst. In der DDR, wo die Bilder des Künstlerkreises Arsenalu in der Ausstellung »Junge Generation« 1957 gezeigt wurden, wirkte das fast schon provozierend. Herbert Sandberg, damals Chefredakteur der Zeitschrift Bildende Kunst, schrieb, »die junge Generation will wieder künstlerisch ehrlich werden, nicht mehr sagen, als im Augenblick in ihr ist, das aber mit echten Mitteln der Kunst«.“ weiterlesen

„Freude am nackten Körper“

„Galerie Himmelreich“ in Magdeburg zeigt Werke von Willi Sitte

Volkstimme.de vom 12.05.2010: „Gemälde und Grafiken von Willi Sitte sind in einer Personalausstellung in Magdeburg zu sehen. Eine vergleichbare Präsentation des Künstlers gab es in der Stadt seit Jahrzehnten nicht. Bis zum 28. Mai sind die Arbeiten voll praller Lebensfreude zu sehen. Der Weg lohnt sich. Sittes Wendeschmerz scheint der Realität gewichen. Ursprünglich wollte der Hallenser Maler nicht mehr im Osten Deutschlands ausstellen. Schließlich bereute er diese Entscheidung, nahm sie zurück. Der heute 89-Jährige hat die inneren Verletzungen zum Teil überwunden, die der Untergang des Sozialismus für ihn brachte. Auf seine Weise konsequent ging er damit um. 1989 gab er die Ehrenpräsidentschaft des Verbandes Bildender Künstler der DDR zurück. Fast 15 Jahre hatte er den Verband von 1974 bis 1988 geleitet. Auch in der Deutschen Akademie der Künste nahm er schließlich den Hut. Da orientierte sich jemand neu, suchte – ohne sich verbiegen zu müssen – seinen Platz in der Gesellschaft neu.“ weiterlesen

zur Willi-Sitte-Galerie, Merseburg (Dauerpräsentation ausgewählter Werke)

Centre Pompidou, Paris „Les Promesses du passé – Une histoire discontinue de l’art dans l’ex-Europe de l’Est“

„The Promises of the Past. 1950 – 2010, a discontinuous History of Art in former Easter Europe“

14 avril – 19 juillet 2010, April 14 2010 – July 19 2010

Transnationale et transgénérationnelle, Les Promesses du passé présente les œuvres de cinquante artistes, issus pour beaucoup d’entre eux d’Europe centrale et orientale.

Vingt ans après la chute du Mur de Berlin, l’exposition interroge l’ancienne opposition européenne Est/Ouest, tout en remettant en cause la notion d’histoire de l’art entendue comme linéaire et continue. Le Centre Pompidou souhaite ainsi révéler au public des artistes qui ont marqué, par leur travail artistique et leurs thématiques, leur pays d’origine, tout en expliquant l’influence notoire des figures tutélaires d’Europe centrale et orientale sur la jeune génération d’artistes internationaux. L’exposition met en exergue le travail d’artistes parmi les plus emblématiques de l’ancienne Europe de l’Est en soulignant leur influence sur la scène artistique internationale. Y figurent, entre autres, des artistes déjà confirmés tels Sanja Iveković, Dimitrije Bašičević Mangelos, Július Koller, Alina Szapocznikow ou Edward Krasiński. Ainsi, 160 oeuvres d’art, toutes disciplines confondues, sont exposées dans la Galerie Sud du Centre Pompidou dans une scénographie originale de Monika Sosnowska (Pologne). Dans l’Espace 315, une installation exceptionnelle de Tobias Putrih (Slovénie) permet de présenter des documents d’archives relatifs à l’ancienne Europe de l’Est. Y seront également exposées des archives retraçant les échanges artistiques entre Paris et l’Europe de l’Est ainsi que des films d’artistes et des documentaires sur leurs performances.

Crossing nations and generations, The Promises of the Past presents the works of over fifty artists mostly hailing from Central and Eastern Europe.

Twenty years after the fall of the Berlin wall, the exhibition looks at Europe’s former East/West divide, and challenges the idea of art history as something linear and continuous. The Centre Pompidou thus aims to introduce the public to artists whose creations and subject matters have marked their countries of origin, and to explain the salient influence of certain tutelary figures of Central and Eastern Europe on the younger generation of international artists. The exhibition highlights the works of some of the most emblematic artists of the former Eastern Europe countries and underlines their influence on the international art scene today. Some of these are already well-known artists such as Sanja Iveković, Dimitrije Bašičević Mangelos, Július Koller, Alina Szapocznikow and Edward Krasiński. The exhibition comprises 160 works of art, across all disciplines, on show in the Galerie Sud of the Centre Pompidou in an original scenography by Monika Sosnowska (Poland), whilst sources, archives, documents as well as videos and films are presented inside the installation created by Slovene artist Tobias Putrih for the Espace 315. These elements are intended to explain the particular context that saw the creation of the works exhibited.

weitere Informationen

Presse: Die Presse, Spiegel online

CFP: Sommerschule: Das Kunstarchiv Beeskow im Spannungsfeld einer globalisierten Kultur. Verräumlichung – Kulturwissenschaft – Kunst

Kunstarchiv Beeskow/ Burg Beeskow

09.07. – 11.07.2010

Bewerbung bis zum 05. Juni 2010

Die Sommerschule richtet sich an junge KulturwissenschaftlerInnen (Studierende im Hauptstudium, Magistranden, Diplomanden, Doktoranden) und KünstlerInnen, die sich mit dem kulturellen Archiv auseinandersetzen bzw. an den Schnittstellen zwischen Kunst und Archiv arbeiten.

Das Ziel der Sommerschule ist, am konkreten Beispiel Kunstarchiv Beeskow die neuen Herausforderungen an die Funktion des Archivs in der globalen Kultur sowie die damit einhergehende Diskrepanz zwischen beschleunigter Informationserweiterung und kultureller Destruktion anhand der drei Themenfelder Verräumlichung, Kulturwissenschaft und Kunst sowohl mit ExpertInnen als auch mit jungen WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen zu diskutieren und konkrete Lösungsansätze zu entwickeln.

Die Sommerschule besteht aus gemeinsamen Arbeiten und Diskussionen zum Thema, eigenen Beiträgen vonseiten der SommerschulteilnehmerInnen sowie einer ExpertInnentagung am 10. Juli 2010.

zur Konzeption und weiterführende Informationen: weiterlesen

Tag.: Die Musealisierung der DDR

Wege, Möglichkeiten und Grenzen der Darstellung von Zeitgeschichte in stadt- und regionalgeschichtlichen Museen

21. – 23. Juni 2010, Leipzig

Eine Tagung des stadtgeschichtlichen Museums Leipzig und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diltatur

Die wissenschaftlich fundierte Sammlung, Bewahrung und Dokumentation von Objekten der DDR-Geschichte birgt für stadt- und regionalgeschichtliche Museen ein großes Potential. Dieses wird bislang jedoch nur selten genutzt. Zugleich verweist die steigende Zahl privat betriebener, kommerzieller DDR-Museen auf das öffentliche Interesse an diesem Thema. Diese Situation nimmt die Tagung als Ausgangspunkt. Diskutiert werden die verschiedenen Dimensionen der Musealisierung der DDR sowie die Möglichkeiten und Grenzen der Darstellung und Vermittlung von Zeitgeschichte im Museum.

Die Juboläumsjahre 2009 und 2010 rücken mit der Erinnerung an 20 Jahre friedliche Revolution, Mauerfall und Wiedervereinigung epochale Ereignisse der jüngsten Vergangenheit in den Fokus der Öffentlichkeit. Während sich die DDR-Geschichte einer bisher kaum gekannten medialen Beachtung erfreut und eine Vielzahl von privaten alltagsgeschichtlichen DDR-Sammlungen einen ungebrochenen Besucherstrom verzeichnen, hat die Geschichte des zweiten deutschen Staates bisher kaum Eingang in die Dauerausstellungen kommunaler Museen gefunden.

Vorgesehen ist eine Multiplakatorenkonferenz, die Museumsfachleute, Zeithistoriker, Kulturwissenschaftler sowie Vertreter aus dem Bereich der politischen Bildung zusammenbringt. Dabei soll ein generalisierender Blick auf die aktuellen Debatten um die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit DDR-Geschichte geworfen werden, um so Chancen und Probleme der zeitgeschichtlichen Museumsarbeit zu beleuchten. Als Leitfragen dienen: Wie kann Geschichte, zumal Zeitgeschichte, im Museum attraktiv, facettenreich, didaktisch überzeugend und zielgruppenorientiert ausgestellt werden? Wie lassen sich in Ausstellungen neben einer Struktur- und Ereignisgeschichte individuelle lebensgeschichtliche Erfahrungen sowie Aspekte der Kultur- und Mentalitätsgeschichte einbinden? Wie kann mit Blick auf die DDR jenseits einer oft unkritisch inszenierten Alltaggeschichte die Alltäglichkeit von Repression in einer politisch durchdrungenen Gesellschaft im Museum gezeigt werden?

Hier gerät nicht nur das Spannungsfeld zwischen der musealen Umsetzung fachwissenschaftlicher Befunde und der Bindung an gegenständliche Ausstellungsstücke in den Fokus, sondern auch das Verhältnis von Text und Objekt, von Originalität und Authentizität, von Inszenierung und sachlicher Information, bis hin zum Umgang mit DDR-Kunst in Ausstellungen. Schließlich soll auch die Frage diskutiert werden, inwieweit die DDR 20 Jahre nach ihrem Ende überhaupt als Teil der lokalen Erinnerungslandschaft wahrgenommen wird. Wo lässt sich diesbezüglich das Selbstverständnis kommunaler Museen verorten: als Speichermedien des kulturellen Gedächtnisses oder als Lernorte für die politische Bildung?

zum Tagungsprogramm

„Kunst in Ost und West nach 1989. Rückblicke und Ausblicke“

Buchankündigung, Erscheinungstermin: 10/2010

„Zwanzig Jahre nach der Wende ­ kultureller Austausch oder kulturelle Dominanz?
Im Einigungsvertrag von 1990 wird festgestellt: Kunst und Kultur seien ­ trotz unterschiedlicher Entwicklung der beiden Staaten ­ eine Grundlage der fortbestehenden Einheit der deutschen Nation gewesen. Gleichzeitig wurden kulturelle Auswirkungen der Teilung Deutschlands auch im Kulturbereich beobachtet, denen man entgegenwirken müsse.
Zwanzig Jahre nach der Wende hat die Bayerische Akademie der Schönen Künste in einer interdisziplinären Veranstaltungsreihe nachgefragt, ob Kunst und Kultur zusammengefunden haben, ob sich Künstler, Architekten, Litera ten, Musiker und Theatermacher aus dem Osten und Westen durchsetzen konnten, oder ob umgekehrt Kulturschaffende aus dem Westen Einfluss im Gebiet der ehemaligen DDR ausüben. Gab es einen Austausch, eine Dominanz in einer Richtung, oder leben wir noch immer in getrennten Welten? Gibt es wirklich eine neue deutsche kulturelle Identität?

Mit Beiträgen u.a. von: Dieter Bartetzko, Eduard Beaucamp, Laslo Glozer, Peter Gülke, Peter Michael Hamel, Wolfgang Kiel, Reiner Kunze und Siegfried Matthus“, weiterlesen

„Bernhard Heisig bittet zur Jubiläumsschau“

Berliner Morgenpost vom 15.04.2010: „Hier ist ja was los! Auf den Bildern von Bernhard Heisig wird geweint, gelacht, gejauchzt, frohlockt. Mensch und Natur purzeln durcheinander, bekannte historische Figuren erhalten ein neues Gesicht. Literarische Themen werden ausgeschmückt, dramatische Motive gegen den Strich gebürstet. Mitten drin: die Selbstbildnisse eines von Malerei besessenen alten Mannes, der noch immer „brennt“ wie ein Jungspund.

Was er auch anfasst, es wird meisterlich. Ihn verbessern zu wollen, geht gar nicht. Bernhard Heisig, Sprössling und Patriarch einer Künstlerfamilie, malt so pointiert, detailgerecht, expressiv, dass sein Hauptwerk weiter wächst. Zu sehen ist das in der Galerie Berlin, die Heisig mit einer Jubiläumsausstellung würdigt: Hier feierte er im Kreise hartnäckiger Bewunderer jüngst seinen 85. Geburtstag. Dabei war schwer zu entscheiden, ob sein Werk oder der bescheidene Meister persönlich den meisten Eindruck macht.“

Am Rollstuhl des Malers prangen Farbkleckse aus dem Atelier: viel Rot, etwas Weiß, ein wenig Gelb. Die silbergraue Künstlermähne ist zerzaust, aber die Augen leuchten in intensivem Blau. Die Hände, groß und von Schöpferkraft kündend, wirken niemals rastlos – Heisig malt weiter, ungeachtet seines Alters. Das aktive Malen „gewinnt sogar noch an Bedeutung“, sagt er. Für seine Galeristen Rüdiger Küttner und Rainer Ebert sind die Ausstellung und das dazu erschienene, umfassende Katalogbuch nach jahrelanger Vorbereitung ein großer Wurf, in ihren eigenen Worten: „zugleich Pflicht und Kür“. Denn Heisig, der „Über-Maler“, der ältere Werke einfach übermalt, wenn sie ihn langweilen, vermag noch immer zu verblüffen.

Erfahrungen aus dem Alltagsleben mischen sich mit Fantasien aufs „große Ganze“. Das Gemälde „Vor dem Haus“ (2008) zeigt den Blick auf einen idyllischen Bach, der zum Fluss des Lebens avanciert. Der Maler, rechts unten im Bild, streckt dazu frech die Zunge raus: Hurra, ich male noch! Und dann Bernhard Heisigs „Selbst“, in diesem Jahr entstanden: Der schöpfende Mann, vor azurblauen Himmel, hält mit weisem Blick den Pinsel wie einen roten Pfeil: einfach wurfbereit. Heiliges Licht rieselt von oben auf ihn herab – Selbstironie krönt das Genie.“

Galerie Berlin Auguststr. 19, 10117 Berlin, Di-Sa 12-18 Uhr. Bis 22. Mai.