„Bernhard Heisig bittet zur Jubiläumsschau“

Berliner Morgenpost vom 15.04.2010: „Hier ist ja was los! Auf den Bildern von Bernhard Heisig wird geweint, gelacht, gejauchzt, frohlockt. Mensch und Natur purzeln durcheinander, bekannte historische Figuren erhalten ein neues Gesicht. Literarische Themen werden ausgeschmückt, dramatische Motive gegen den Strich gebürstet. Mitten drin: die Selbstbildnisse eines von Malerei besessenen alten Mannes, der noch immer „brennt“ wie ein Jungspund.

Was er auch anfasst, es wird meisterlich. Ihn verbessern zu wollen, geht gar nicht. Bernhard Heisig, Sprössling und Patriarch einer Künstlerfamilie, malt so pointiert, detailgerecht, expressiv, dass sein Hauptwerk weiter wächst. Zu sehen ist das in der Galerie Berlin, die Heisig mit einer Jubiläumsausstellung würdigt: Hier feierte er im Kreise hartnäckiger Bewunderer jüngst seinen 85. Geburtstag. Dabei war schwer zu entscheiden, ob sein Werk oder der bescheidene Meister persönlich den meisten Eindruck macht.“

Am Rollstuhl des Malers prangen Farbkleckse aus dem Atelier: viel Rot, etwas Weiß, ein wenig Gelb. Die silbergraue Künstlermähne ist zerzaust, aber die Augen leuchten in intensivem Blau. Die Hände, groß und von Schöpferkraft kündend, wirken niemals rastlos – Heisig malt weiter, ungeachtet seines Alters. Das aktive Malen „gewinnt sogar noch an Bedeutung“, sagt er. Für seine Galeristen Rüdiger Küttner und Rainer Ebert sind die Ausstellung und das dazu erschienene, umfassende Katalogbuch nach jahrelanger Vorbereitung ein großer Wurf, in ihren eigenen Worten: „zugleich Pflicht und Kür“. Denn Heisig, der „Über-Maler“, der ältere Werke einfach übermalt, wenn sie ihn langweilen, vermag noch immer zu verblüffen.

Erfahrungen aus dem Alltagsleben mischen sich mit Fantasien aufs „große Ganze“. Das Gemälde „Vor dem Haus“ (2008) zeigt den Blick auf einen idyllischen Bach, der zum Fluss des Lebens avanciert. Der Maler, rechts unten im Bild, streckt dazu frech die Zunge raus: Hurra, ich male noch! Und dann Bernhard Heisigs „Selbst“, in diesem Jahr entstanden: Der schöpfende Mann, vor azurblauen Himmel, hält mit weisem Blick den Pinsel wie einen roten Pfeil: einfach wurfbereit. Heiliges Licht rieselt von oben auf ihn herab – Selbstironie krönt das Genie.“

Galerie Berlin Auguststr. 19, 10117 Berlin, Di-Sa 12-18 Uhr. Bis 22. Mai.

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