„Der wichtigste Repräsentant der DDR-Kunst vermisst Anerkennung“

Main Post vom 31.03.2010: „Die fehlende Anerkennung für DDR-Künstler und ihre Werke nach der Wende kann er bis heute nicht akzeptieren, da hilft auch die Milde des Alters nicht. Der Maler Bernhard Heisig, der am heutigen Mittwoch, 31. März, 85 Jahre alt wird, ist der letzte Überlebende der Leipziger Schule. Ihm und den Künstler-Kollegen Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke wurde zwar immer Anerkennung gezollt. Doch vielen anderen ist sie nach seiner Ansicht versagt worden.

Heisig, von dem auch Bilder im Würzburger Museum am Dom zu sehen sind, lebt in dem kleinen brandenburgischen Ort Strodehne an der Grenze zu Sachsen-Anhalt. In der beschaulichen Landschaft geht er seiner Kunst nach. Er malt – wie sein Leben lang – jeden Tag einige Stunden. Im Rollstuhl sitzt er vor der Staffelei und arbeitet an den Themen, die ihn nicht loslassen. Die eigene Vergangenheit und die Erfahrungen als junger Mann im Zweiten Weltkrieg sind Wunden, die bei ihm nicht verheilten. „Konfliktsituationen und das Verhältnis von Täter und Opfer bleiben immer mein Thema“, sagt Heisig. Das sei nie aufzuarbeiten.“ weiterlesen

„Apokalyptische Gesellschaft“

Neues Deutschland vom 10.11.2009, Ausstellungsrezension „Ohne Uns!“: „Auch die Gegenkunst will das erstarrte Leben verlebendigen. Mit welchen Mitteln das in Dresden in den zurückliegenden Jahrzehnten, vor allem vor 1989, versucht wurde, will nun eine groß angelegte mehrteilige Ausstellung zum ersten Mal im Überblick erfahrbar machen. Wer so jüngst vergangene Ereignisse öffentlich darzustellen wagt, dem wird umgehend eine Fülle von Vorwürfen aus allen Richtungen begegnen. Doch am eigenen Anspruch gemessen ist das Unternehmen durchaus gelungen.

Es wurde vorsichtig, aber nicht zu vorsichtig zu Werke gegangen. Durch Einbeziehung einzelner neuerer Arbeiten auch von jungen Künstlern, die in der Zeit vor 1989 keine maßgeblichen Erfahrungen sammeln konnten, wird der Rahmen offen gehalten, ohne beliebig zu wirken. Wenn einige Künstler fehlen, so kann das vielleicht gerade daran liegen, dass deren Alternativ-Sein nicht allein Gesellschafts-relevant gewesen, sondern noch Kunst-immanent geblieben ist. Ihre Haltung hält an und ihre Hervorbringungen sind darum noch nicht historisch geworden.

Die Ausstellung und der sehr ergiebige Katalog sind mehr Materialsammlung als Geschichtsschreibung. Weite Teile sind mit großer Kenntnis als Kunstausstellung eingerichtet, an der sich überprüfen lässt, inwieweit den Artefakten, abgelöst von ihrer Entstehungsgeschichte, Dauer zugestanden werden muss.“ weiterlesen

„Das Panorama der Renitenten“

Berliner Zeitung vom 02.9.2009, Ausstellungsrezension „Ohne Uns!“:  „An vier Orten der Kunststadt – an der Prager Spitze, in der Motorenhalle, in der Gedenkstätte Bautzener Straße (einst Dresdner Stasi-Zentrale) und im Lichthof des Rathauses – werden Werke von zu DDR-Zeiten unangepassten, verfolgten, verbotenen, ausgebürgerten Künstlern gezeigt. Versammelt ist die sächsische Gegenkultur bis 1989 und damit der Humus, aus dem schon seit den Fünfzigern erst eine vielfältige Alternativkunst und dann, in den Siebzigern und Achtzigern, eine politische Opposition gewachsen ist.

In der riesigen Schau erfährt der Besucher von Refugien und Nischen der Unangepassten, die sich staatlichem Reglement und dem sozialistischen Realismus entzogen, etwa Künstler wie Hermann Glöckner und Willy Wolff. Der Besucher macht Bekanntschaft mit der Gruppe „Die Lücke“ um die Maler der „Systembilder“ A. R. Penck, Eberhard Göschel oder Peter Herrmann. Er trifft auf die hyperrealen, satirisch zugespitzten „Zeitgenossen“ des 1983 in den Westen getriebenen Bildhauers Hartmut Bonk und auf die „Weiblichen Subversionen“ etwa der Fotografinnen Tina Bara und Gundula Schulze Eldowy. Ebenso auf die jungen „Wilden“ um Helge Leiberg, Angela Hampel, Adalbert Scheffler, die dem einst in Dresden geborenen Brücke-Expressionismus zu einer zeitkritischen Wiederauferstehung verhalfen. Außerdem gibt es eine Begegnung – oder Wiederbegegnung – mit der außergewöhnlichen Performerin Fine Kwiatkowski und den so renitenten wie einfallsreichen „Autoperforationsartisten“ um Else Gabriel, Micha Brendel, Rainer Görß, Via Lewandowsky und deren dokumentierten spektakulären Aktionen. Die Genannten wählten in Beuys’scher Art Performances und rigorose Installationen, um – unter Einsatz des eigenen Körpers – ihre Ablehnung des DDR-Normen-Zwangs auszudrücken.“ weiterlesen

Coll:Programm Nachwuchskolloquium „Bildatlas: Kunst in der DDR“

1. Wissenschaftliches Nachwuchskolloquium des BMBF-Verbundprojektes „Bildatlas: Kunst in der DDR“ in Kooperation mit dem Arbeitskreis zur Erforschung der Kunst in der DDR (Philipps-Universität Marburg) an der Technischen Universität Dresden

Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung

24.02.2010-25.02.2010

Ort: Festsaal im Rektorat der Technischen Universität Dresden, Mommsenstraße 11, 01069 Dresden

24.02.2010

13.00 –13.30 Begrüßung Prof. Rehberg/Prof. Hofer

Themenblock I
13.30 – 14.05 Vortrag + Diskussion
Anja Hertel: Wolfgang Mattheuer. Die politische Landschaft.
14.05 – 14.40 Vortrag + Diskussion
Annika Michalski : Die Selbstdarstellungen des Leipziger Malers Werner Tübke. Rollensuche zwischen künstlerischer Tradition und gesellschaftspolitischer Stellungnahme von 1940 bis 2004.
14.40 – 15.15 Vortrag + Diskussion
Marcus Kenzler: Der Blick in die andere Welt. Einflüsse Lateinamerikas auf die Bildende Kunst der DDR.

15.15 – 15.45 Kaffeepause

Themenblock II
15.45 – 16.20 Vortrag + Diskussion
Doreen Pöschl: Bernd Göbel. Lehrer, Bildhauer, Medailleur

16.20 – 17.00 Vortrag + Diskussion
Katharina Heider: 1958: Das Ende der Malerei an der Kunstschule Burg Giebichenstein – Folgen politischer Einflussnahme.

19.00 Abendessen (Buffet),

Kuratorenführung in der Ausstellung „OHNE UNS! Kunst und alternative Kultur in Dresden vor und nach 89“
Ausstellungsteil Prager Spitze, Prager Straße 2a, 01069 Dresden, [unmittelbar am Hauptbahnhof]

25.02.2010

Themenblock III
9.30 – 10.05 Vortrag + Diskussion
Gwendolin F. Kremer: Zum Problem der Generation in der deutsch-deutschen Kunstgeschichte nach 1945.

10.05 – 10.40 Vortrag + Diskussion
Karin Müller-Kelwing: Die ehemaligen Mitglieder der Dresdner Sezession 1932 in den frühen Jahren der DDR.

10.40 – 11.15 Vortrag + Diskussion
Angelika Richter: Weibliche Subversion und Selbstbehauptung in der Kunst der DDR in den 80er Jahren.

11.15 – 13.00 Mittagspause

Themenblock IV
13.00 – 13.35 Vortrag + Diskussion
Elke Neumann: Kunst für die Politik – Politische Kunst? Die Biennale der Ostseeländer – außen und kulturpolitische
Dimensionen der größten Internationalen Kunstausstellung der DDR.

13.35 – 14.10 Vortrag + Diskussion
Fabiola Bierhoff: Privatgalerien in Berlin.

14.10 – 14.45 Vortrag + Diskussion
Marlene Heidel: Der unberechenbare Auftrag. Künstlerische Positionen aus dem Kunstarchiv Beeskow.

14.45-15.15 Synthese Prof. Hofer/Dr. Kaiser

Ende

CFP: Emigranten aus der DDR (Dresden, Oct 10)

CALL FOR PAPERS

„Emigranten aus der DDR und ihr Weg in die westdeutsche Kunstszene“

3. Tagung des Arbeitskreises zur Erforschung der Kunst in der DDR in Kooperation mit dem Kunstfonds des Freistaates Sachsen, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Dresden, Do, 28.10. – Fr, 29.10.2010
Deadline: 26.2.2010
Für den Arbeitskreis: Prof. Dr. Sigrid Hofer, Kunstgeschichtliches Institut, Philips-Universität Marburg
Für den Kunstfonds des Freistaates Sachsen, Staatliche Kunstsammlungen Dresden: Silke Wagler

Die Kunstentwicklung der 1960er und 1970er Jahre in der BRD ist entscheidend geprägt von KünstlerInnen, die ihre Ausbildung in der DDR erhalten haben und im Zuge der verschärften Formalismusdebatten seit den fünfziger Jahren vor allem in das Rheinland und nach Berlin ausgewandert sind bzw. gezwungenermaßen die DDR verlassen mussten. Hierzu gehören so bedeutende Protagonisten wie Gerhard Richter, Georg Baselitz, Sigmar Polke, Gotthard Graubner oder auch Volker Stelzmann. Die westdeutsche Kunstszene ist ohne den Einfluss und den Beitrag der Künstler aus der DDR nicht denkbar.

Seit die Kunst in der DDR  in den Fokus der wissenschaftlichen Aufarbeitung gerückt ist, stehen Fragen nach der Modernerezeption und nach dem Kulturtransfer von West nach Ost im Zentrum des Interesses. Die Tagung hingegen möchte die Blickrichtung in die umgekehrte Richtung lenken. In letzter Zeit zeichnet sich immer deutlicher ab, dass die ästhetische Praxis in der DDR den westlichen Avantgarden keineswegs mit Verspätung folgte, sondern zeitgleich zu ähnlichen Äußerungsformen gelangte, dies gilt sowohl hinsichtlich der formalen und inhaltlichen Neudefinitionen in den klassischen bildkünstlerischen Bereichen wie hinsichtlich der performativen Künste. Schon vor diesem Hintergrund ist es zwingend, das Potential, das DDR-KünstlerInnen mit in den Westen brachten, eingehender zu untersuchen.

Die Tagung möchte vor allem den Transformationsprozessen nachgehen, denen die KünstlerInnen und ihre Werke in Zuge der Emigration unterlagen, danach fragen, weshalb gerade die EmigrantInnen innerhalb kürzester Zeit zu führenden Vertretern der Kunstszene aufsteigen konnten, ihren Einfluss auf westdeutsche Künstlerkollegen verfolgen und nicht zuletzt aufzeigen, wie die Öffentlichkeit auf den Aufbruch der EmigrantInnen reagierte und inwiefern diese selbst ihre Herkunft thematisierten.

Bitte senden Sie Ihren Themenvorschlag (maximal 250 Worte), versehen mit einem kurzen wissenschaftlichen Werdegang und Ihren Kontaktdaten, bis zum 26. Februar 2010 ein.

Die Vorträge sollen eine Dauer von 30 Minuten nicht überschreiten.

Reise- und Übernachtungskosten können übernommen werden.

Einsendungen sind erbeten an: hofer@fotomarburg.de
Prof. Dr. Sigrid Hofer
Kunstgeschichtliches Institut der Philipps-Universität Marburg
Biegenstrasse 11, 35037 Marburg

„Risse in der Zeit“

„Zwölf Künstler aus dem Osten Deutschlands und zwölf Künstler aus dem Westen wurden von den Ausstellungsmachern von „Risse in der Zeit“ für eine Wanderausstellung ausgewählt. „Mehransichtigkeiten“ sind Inhalt der Ausstellung: Sowohl die unterschiedlichen Genres der bildenden Kunst, als auch die Reflexion der „Risse“ im täglichen Leben, in den persönlichen Lebensphasen, den Erfahrungen, Gefühlslagen der Künstler.“ weiterlesen

zum Ausstellungsflyer

Schafhof – europäisches Künstlerhaus Oberbayern, 12.02. – 14.03.2010

Konf: Helden auf Zeit? Porträtmalerei in der DDR

Konferenz an der Humboldt-Universität zu Berlin und Exkursion ins Kunstarchiv Beeskow

„Helden auf Zeit“, so heißt die im Herbst 2009 eröffnete Ausstellung des Kunstarchivs Beeskow mit einer Auswahl aus ihrer Porträtsammlung, die etwa ein Fünftel des Gemäldebestandes ausmacht. Im Kunstdiskurs der DDR kamen gemalten oder plastischen Porträts eine wichtige Rolle zu, die sich freilich im Verlauf der Entwicklung signifikant veränderte. Der Versuch, historische Personen als Vorbilder zu installieren, wurde zunehmend problematischer, ebenso wie die  fortgesetzten Versuche, Vertreter der „herrschenden Klasse“ als neue Helden im Bildnis angemessen zu fassen. Gleichwohl boten die über den Künstlerverband vermittelten Porträtaufträge vielen Künstlern mehr als nur eine Existenzsicherung, sie forderten sie auch zu einer kreativen Auseinandersetzung mit den Genrekonventionen heraus.

Wenn die Tagung den Ausstellungstitel „Helden auf Zeit“ mit einem programmatischen Fragezeichen versieht, dann hat das Gründe: Lange Zeit wurde Kunst der DDR überwiegend unter soziologischem oder ideologiekritischem Aspekt betrachtet. Nachdem nun ihre Institutionen untersucht und ihre Förderinstrumente analysiert wurden, ist es an der Zeit, wieder die einzelnen Werke selbst mit ihren Kontexten in den Blick zu nehmen. Angesichts der aktuellen Debatten um den Kanon bzw. Kanonbildung in der Kunst müssen die öffentlich kaum noch sichtbaren Werke ostdeutscher Künstler neu gesichtet und einbezogen werden.

Kunst ist auch in der DDR nie eine bloße Erfüllungsgehilfin der Partei oder allein Ausdruck ihrer jeweiligen Direktiven  gewesen. Was als Suche nach dem „sozialistischen Menschenbild“ gedacht war, führte oftmals zu überraschend anderen Formen. Es gilt daher heute, zwanzig Jahr nach dem Mauerfall, die unterschiedlichen Funktionen und Lösungen differenzierter und unvoreingenommener wahrzunehmen.

Programm

Sonnabend, 30. Januar 2010

Humboldt-Universität zu Berlin
Hauptgebäude Unter den Linden 6, 10099 Berlin
Hörsaal 3075

Moderation: Matthias Flügge

9.15 Uhr
Prof. Dr. Horst Bredekamp, geschäftsführender Direktor des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte: Begrüßung/ Einführung

10.00 Uhr
Dr. Simone Tippach-Schneider, Kunstarchiv Beeskow:
Kunst aus der DDR im Archiv – Rückblick und Ausblick

Kaffeepause

11.15 Uhr
PD Dr. Annette Dorgerloh, Humboldt-Universität zu Berlin:
Ankunft im Alltag? Menschenbild-Debatte und Porträtmalerei der DDR

Mittagspause

14.00 Uhr
Prof. Dr. Peter H. Feist, Berlin:
Porträtplastik zwischen Kultbild und Charakterstudie

14.45 Uhr
Norbert Wagenbrett, Maler und Grafiker, Leipzig:
Der Traum von der Wirklichkeit ? Porträt als Gegenstand und Obsession

Kaffeepause

16.00 Uhr
Prof. Dr. Eugen Blume, SMB, Leiter des Hamburger Bahnhofs, Museum für Gegenwart:
Das Bildnis, ein verlorenes Sujet

Sonntag, 31. Januar

Exkursion ins Kunstarchiv Beeskow
Archivierte Sammlung von Kunst aus der DDR

10.00 Uhr    Abfahrt mit dem Bus
Treffpunkt: Dorotheenstraße,
Hofeingang Humboldt-Universität zu Berlin

12.00 Uhr    Führung durch die Ausstellung „Helden auf Zeit.
Porträts aus dem Kunstarchiv Beeskow“

13.30 Uhr    Mittagspause

14.30 Uhr    Besichtigung des Kunstarchivs im Speicher

17.30 Uhr    Ankunft Berlin

Teilnahmepauschale für Busfahrt und Ausstellung 10 Euro
(zu zahlen am Tag der Exkursion)

Anmeldung unter: annette.dorgerloh@culture.hu-berlin.de
Begrenzte Sitzplätze, daher Anmeldung erforderlich

Anmeldeschluss: 25. Januar 2010

CFP: Nachwuchskolloquium Bildatlas: Kunst in der DDR

Call for Papers: 1. Wissenschaftliches Nachwuchskolloquium zum Themenkreis „Kunst in der DDR“

Mittwoch, 24.2.2010 (ganztags) und Donnerstag, 25.2.2010 (halbtags), Technische Universität Dresden

Ausrichter und Leitung: BMBF-Verbundprojekt „Bildatlas: Kunst in der DDR“ (Leitung: Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg, Institut für Soziologie, Technische Universität Dresden) und „Arbeitskreis zur Erforschung der Kunst in der DDR“ (Leitung: Prof. Dr. Sigrid Hofer, Kunstgeschichtliches Institut, Philipps-Universität Marburg)

Koordinator: Dr. Paul Kaiser, Technische Universität Dresden

Kontakt und Anmeldung: Dipl.-Soz. Tanja Matthes, Postanschrift: Technische Universität Dresden, Institut für Soziologie, 01062 Dresden; Telefon: 0351/46337452, Telefax: 0351/4633713; e-mail: bildatlas-ddr@mailbox.tu-dresden.de

Anmeldeschluss: 22.1.2010 (Einreichung von Kurzexposés mit max. 6.000 Zeichen), danach Einladung der ausgewählten Referenten durch Ausrichter

Umfang: 10-12 Referate, insbesondere Vorstellung von geplanten, laufenden und kürzlich abgeschlossenen Promotionsprojekten (im Einzelfall auch von qualifizierten Magister- und Diplomarbeiten) Kostenübernahme: Für die eingeladenen NachwuchswissenschaftlerInnen werden Reise- und Übernachtungskosten übernommen.

Text: Das 1. Nachwuchskolloquium zum Themenkreis „Kunst in der DDR“ am 24.2. und 25.2.2010 in Dresden versteht sich als Podium für junge WissenschaftlerInnen (vor allem aus den Fachrichtungen Kunstgeschichte, Kultur- und Kunstsoziologie, Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie), die hier ihre geplanten, laufenden bzw. bereits abgeschlossenen Dissertationsprojekte vorstellen können. Im Einzelfall können auch herausragende Magister- und Diplomarbeiten Berücksichtigung finden. Der Themenfokus „Kunst in der DDR“ ist dabei bewusst weit gefasst worden, um einerseits die verschiedenen Projekte für einen Gesamtüberblick und Vernetzung zu erfassen sowie andererseits auch randständige Themenfelder zu integrieren. Das Kolloquium setzt dabei auf eine zunehmend versachlichte Perspektive beim Umgang mit der Kunst aus der DDR, wie sie etwa in der Ausstellung „Kunst und Kalter Krieg“ (LACMA, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Deutsches Historisches Museum Berlin) sichtbar wurde: Zwanzig Jahre nach der Friedlichen Revolution dürfte die Zeit gekommen sein, jenseits persönlicher Wertschätzungen oder Ablehnungen, jenseits auch des inzwischen abgeflauten „Bilderstreites“ eine objektivierendere Haltung zu der künstlerischen Produktion, zu den damaligen Wirkungshoffnungen und der Rezeption sowie zu den Rahmenbedingungen künstlerischer Arbeit und ihrer Aneignung in der DDR einzunehmen. Zugleich dient die Veranstaltung zur Vorstellung zweier Forschungsinitiativen – dem von Prof. Dr. Sigrid Hofer (Kunstgeschichtliches Institut, Philipps-Universität Marburg) 2008 ins Leben gerufenen „Arbeitskreis zur Erforschung der Kunst in der DDR“ sowie dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung seit 2009 geförderten und von Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg (Institut für Soziologie, Technische Universität Dresden) koordinierten Verbundprojekt „Bildatlas: Kunst in der DDR“. Der in Marburg ansässige Arbeitskreis versteht sich als offene und interdisziplinäre Kooperationsstruktur für universitäre und außeruniversitäre Forschungsvorhaben zur Kunst aus der DDR. Er kann bislang auf zwei erfolgreiche Jahrestagungen verweisen, die 2008 in Marburg zum Thema „Künstlerischer Austausch zwischen Ost- und Westdeutschland“ und 2009 in Nürnberg zum Thema „Kunst und Kirche in der DDR“ mit großer Resonanz stattfanden. Am BMBF-Verbundprojekt „Bildatlas: Kunst in der DDR“ sind neben einer Forschergruppe am Institut für Soziologie der Technischen Universität Dresden, die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, das Kunstarchiv Beeskow sowie das Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam beteiligt. Innerhalb von drei Jahren sollen jene in der SBZ und in der DDR entstandenen Gemälde erfasst werden, die sich heute vor allem im Bestand von Museen, Sonderdepots und Unternehmen befinden. Die Hauptergebnisse werden zugleich in einer Ausstellung visualisiert und in einem „Bildatlas“ zusammengefasst, welcher dem Projekt seinen Namen gibt.

Presse: „Die Freiheit der Idee – 7 mal Kunst vor ’89“

Mehr als sozialistischer Realismus

Potsdamer Neueste Nachrichten vom 6.11.2009: „Angefangen hat alles im Frühjahr, mit der Ausstellung im Berliner Martin-Gropius-Bau. „Sechzig Jahre – Sechzig Werke. Kunst aus der Bundesrepublik Deutschland von ’49 bis ’09“, so der Titel. Schnell geriet das dort Gezeigte in die Kritik, weil zwar Spätgeborene wie Neo Rauch, Eberhard Havekost und Carsten Nicolai und der Begründer der Leipziger Schule und 1980 aus der DDR Ausgebürgerte, A.R. Penck, aber keine DDR-Künstler ausgestellt wurden. Nun war der Ausstellungstitel zwar eindeutig. Trotzdem mehrten sich die Stimmen, die die Konzentration auf  „West-Kunst“ bemängelten und fragten, ob Bildende Kunst in der DDR so banal oder staatsgelenkt gewesen sei, dass sie in einer solchen Ausstellung nicht gezeigt werden könne? […] Obwohl die geplante Ausstellung nur sieben Künstler zeigt, also in keinem Fall als repräsentativ verstanden werden soll, macht sie deutlich, dass es bei den bildenden Künstlern in der DDR keinen Einheitsstil gab, wie bis heute immer wieder unterstellt wird. weiterlesen

Lustvoller Tanz auf dem Pulverfass

Potsdamer Neueste Nachrichten vom 27.11.2009: “ […] Darunter auch Werke von Frank Gottsmann, Roswitha Grüttner und Stephan Velten, die alles andere als eine staatstragende Sprache sprechen. Auf feinsinnige und kraftvolle Weise erzählen sie von Brüchen, Grenzen, Verstümmelungen, aber auch von Wut, Aufbegehren, Wildheit. In ganz individuellen Handschriften tragen sie ihre Persönlichkeit nach außen, in Reibung mit der Gesellschaft und mit der Sehnsucht, über den Tellerrand hinauszuschauen. […]Es ist ein großer Verdienst der Gemeinschaftsausstellung, dass sie große Bögen schlagen und Dialoge provoziert. Indem sie sich auf sieben Künstler konzentrieren, erhält jeder Raum, seinen künstlerischen Werdegang vor und nach der Wende nachvollziehbar zu machen. „Wir wollten zeigen, wie unterschiedlich die Formen, Stilrichtungen und Techniken sind“, sagt Jutta Götzmann. Das wichtigste Auswahlkriterium sei dabei die Qualität gewesen. „Natürlich hätten wir andere auswählen können, aber wir wollten auch Künstler vorstellen, die über ihren Arbeitsprozess reden können“, betont Ruhnke. Und so laufen in den Ausstellungen Interviews, die zwischen Werk und Persönlichkeit sehr lebendig vermitteln und vielleicht Vorurteile abbauen helfen.“  weiterlesen

Von der Freiheit der Idee

Märkische Allgemeine vom 28.11.2009: „Kunst kann nur in Freiheit entstehen. Freiheit gab es in der DDR nicht, also gab es keine Kunst. So lautet das Diktum führender Köpfe bundesdeutscher Kunstwissenschaft und Politik, die daraus den Alleinvertretungsanspruch für westdeutsche Kunst ableiten. Sie haben es im Frühjahr ’09 in der Berliner Ausstellung „60 Jahre – 60 Werke“ rigoros demonstriert. Dem setzen die Initiatoren der Kooperationsausstellung „Freiheit der Idee“ entgegen, dass „es keine Freiheit ohne Kunst gibt, wohl aber Kunst ohne Freiheit“. weiterlesen

„Nun kann die Mauer fallen“

Kunst in BRD und DDR

Zeit online vom 4.2.2009: „Eine bahnbrechende Ausstellung in Los Angeles lehrt uns, die deutsche Kunst der Nachkriegszeit neu zu sehen und zu bewerten. Sie begräbt die alten Ost-West-Feindbilder. […]Doch geht es der Ausstellung auch gar nicht ums Vorwerfen und Rechthaben, sie will Ost und West nicht gegeneinander ausspielen. Zudem leugnet sie nicht die Unterschiede zwischen der Diktatur Ost und der Demokratie West. Sie will nur zeigen, dass es jenseits aller Stilkontroversen viele ideengeschichtliche Ähnlichkeiten zwischen Realisten und Abstrakten gab – und viele geteilte Hohlheiten. […]Und schnell wird klar: Das eine kann so belanglos sein wie das andere. Der damals im Osten verbreitete Formalismusvorwurf trifft viele Werke, beidseits der Grenze.“ weiterlesen

»Art of Two Germanys«, bis 19. April in Los Angeles; vom 23. Mai bis zum 6. September in Nürnberg; vom 3. Oktober an in Berlin. („Kunst und Kalter Krieg. Deutsche Positionen 1945-1989“)