Kunst am Bau in der DDR

Projekt Genossenschaft Kunst am Bau, Gostritzer Straße 10, 01217 Dresden

10.  – 25. September 2011

Die Kunst am Bau der DDR wird verstärkt mit Wandbildern an ihren ehemaligen Repräsentationsbauten in Verbindung gebracht. Wesentlich mehr Kunst entstand aber beim Bau großer Wohngebiete, besonders in den 70er und 80er Jahren sowie in Betrieben und bei der Wiedererrichtung von Innenstadtstrukturen Ende der 80er Jahre. Über 30 Jahre waren Karl-Heinz Adler, Dieter Graupner, Friedrich Kracht, Johannes Peschel, Egmar Ponndorf, Siegfried Schade, Bärbel Schulz (bis 1985), Rudolf Sitte (bis 1979), Wolff-Ulrich Weder in der Genossenschaft verbunden. Ihnen gehörte neben dem Atelierhaus auch das Grundstück.

Obwohl ihre künstlerischen Ausdrucksformen sehr unterschiedlich waren, konnten sie die Werkstattsituation für gemeinschaftliche Projekte nutzen, die wiederum bei den Auftraggebern sehr gefragt waren.

Die Ausstellung zeigt erstmals eine nicht mehr sichtbare Seite der architekturbezogenen Kunst in der DDR. In besonderer Weise war „Kunst am Bau“ der staatsideologischen Selbstdarstellung und somit einer speziellen Praxis der Auftragsvergabe unterworfen, an der eine Vielzahl gesellschaftlicher und politischer Gremien beteiligt war. Stadtumbau nach der Wiederherstellung der Deutschen Einheit und andere Faktoren führten dazu, dass die Kunst am Bau als Zeugnisse dieser Zeit mehr und mehr verschwanden. Eine systematische Erfassung der Kunst-am-Bau-Objekte gibt es weder in den alten noch in den neuen Bundesländern. Viele Dokumente über die Auftragsabwicklung im Bereich der architekturbezogenen Kunst sind in den neuen Bundesländern nach der Wende verloren gegangen.

Der Umsicht von Friedrich Kracht und seiner Familie ist es zu danken, dass die Auftragsbücher und die Auftragsunterlagen der Genossenschaft „Kunst am Bau“ erhalten blieben. Der Bestand ist in Art, Umfang und seiner Vollständigkeit einzigartig. Diese Ausstellung zeigt eine Auswahl von Arbeiten in den Ateliers, in denen die Künstler auch damals gearbeitet haben.

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„Matthias“ BAADER Holst (1962-1990)

– all die toten albanier meines surfbretts –

Künstlerhaus Bethanien, Kottbusser Str. 10, 10999 Berlin

9. September – 2. Oktober 2011

Eröffnung: 8. September 2011, 19 Uhr

„Matthias“ BAADER Holst war einer der interessantesten Untergrundpoeten der DDR. Er arbeitete als Poet, Zeichner, Filmemacher, Herausgeber und Performer. Letztlich war er im Rückblick wohl der einzige reale PunkDadaist der DDR. Er hat bis heute einen nachhaltigen Eindruck bei Literaten, Musikern und Künstlern aus der ehemaligen DDR hinterlassen. Durch seinen frühen tragischen Tod ist sein Werk leider nicht ausreichend bekannt geworden. Seine Komplexität und Dichte hat bis heute nichts an Kraft und Bedeutung verloren. So ist eine zusammenfassende Ausstellung aller Aspekte seines Werkes eine Wiederentdeckung und Neuvorstellung zugleich. Es erlaubt einen Blick in eine unbekannte andere Kultur in der DDR.
Die erste erfolgreiche Ausstellung zum Werk von BAADER Holst fand 2010 im Stadtmuseum Halle statt. Im Februar 2011 setzte sich die Ausstellung in der Roten Fabrik in Zürich innerhalb eines Dadafestivals fort. Aktuell wird sie nun im Künstlerhaus Bethanien zu sehen sein – gezeigt werden Fotos, Filme, Interviews und Klangwerke mit und zu BAADER. Bücher, Editionen, Archivalien, Manuskripte und Zettel geben einen Einblick in Arbeit und Leben BAADERs. Die Ausstellung soll BAADER in der Strategie seiner Arbeit vermitteln und ihn so aktuell zugänglich, erlebbar und neu gebrauchbar machen.

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Stefan Plenkers – Raum und Zeichen

Städtische Galerie Dresden, Wilsdruffer Straße 2, 01067 Dresden

10. Juni bis 11. September 2011

Die Städtische Galerie Dresden widmet eine große Sonderausstellung dem Werk von Stefan Plenkers, der zu den wesentlichen Maler­persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts in Dresden zählt.

Stefan Plenkers´ Gemälde der 1980er Jahre stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. Es wurden Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen in ganz Deutschland zusammengetragen. Anregungen zu diesen Bildern gewann Stefan Plenkers unmittelbar von jenen Orten, an denen er sich bewegte: Strände und Häfen, Atelier und Zirkus, Stadträume und Gaststuben. All diese Szenen verarbeitet der Künstler jedoch nicht erzählerisch; er schafft vielmehr verbaute Räume, die keine Geborgenheit gewähren. Stürzende Linien halten den Blick des Betrachters auf, lassen ihn abprallen und anstoßen.

Die Sicht von Innen nach Außen – sei es auf eine Stadtlandschaft oder das Meer – verstellt Stefan Plenkers durch eingeschobene Wände, durch halb geschlossene Türen oder ineinander verschachtelte Gemälde. Sie stoßen abrupt aufeinander und verkanten, sodass sich der Betrachter seinen Weg durch das Bild erst suchen muss. Die Motive bringt der Maler dabei mehr und mehr flächig zur Geltung und verknappt sie dabei zusehends. Dieses feine Gespür für die Lineatur verdankt sich seiner langjährigen Beschäftigung mit der Grafik. Von dort aus gelangte Stefan Plenkers zur Malerei. So zeigen die Kaltnadelradierungen der „Kneipenmappe“ von 1979/80 bereits die Tendenz zu kargen Interieurs, in denen der Mensch keine Behausung findet.

In Stefan Plenkers‘ Werken ist seine intensive Beschäftigung mit der Konstruktion der Bildräume zu sehen. Der Künstler arbeitet mit der Struktur von Flächen und dem Wechselspiel zwischen Innen und Außen. Malend und zeichnend stellt er die generelle Frage nach Lebensräumen.

Reisen nach West-Berlin, China und Frankreich führen Ende der 1980er Jahre zu einer sich überschlagenden Formzersprengung. Als müsse Stefan Plenkers die Geschwindigkeit in der visuellen Verarbeitung der Eindrücke erhöhen, arbeitet er verstärkt mit Gestalt-Kürzeln und Andeutungen. Auch anhand einer Vielzahl von Zeichnungen lässt sich in der Ausstellung dieser Prozess hin zu zersplitterten Fragmenten nachvollziehen.

Stefan Plenkers wurde 1945 in Ebern/Bamberg geboren und wuchs in Görlitz auf. Nach dem Abitur absolvierte er eine Lehre als Schriftsetzer, bevor er von 1967 bis 1972 an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden Grafik studierte. Von 1980 bis 1982 war er Meisterschüler bei Prof. Gerhard Kettner. Er lebt und arbeitet als freischaffender Maler und Grafiker in Dresden.

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Programmhinweis: Widerstand im Atelier

Widerstand im Atelier – Die vergessenen Künstlerinner der DDR

Sendung am Freitag, den 12.08.2011, 17.05 bis 17.50 Uhr im SWR2 Forum

Es diskutieren:
Prof. Else Gabriel, Künstlerin, Weißensee Kunsthochschule Berlin
Dr. Ulrike Lorenz, Direktorin der Kunsthalle Mannheim
Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg, Kultursoziologe und Koordinator des Projektes „Bildatlas: Kunst in der DDR“, TU Dresden
Gesprächsleitung: Susanne Kaufmann

Die wahren Heldinnen der Kunst waren in der DDR die Frauen: starke Frauen, die nicht nur den Staat und die offizielle Staatskunst angriffen, sondern auch gegen die Vorherrschaft der männlichen Kollegen kämpften. Die ältere Generation hatte keinerlei Möglichkeit, sich öffentlich zu präsentieren. Die jüngeren Frauen suchten sich Räume abseits der offiziellen Kulturpolitik – verkauft aber haben auch sie so gut wie nichts. Die Kunsthalle Mannheim zeigt nun erstmals die Werke der rebellischen Künstlerinnen.

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Stellenausschreibung für Kunsthistoriker

0,5 Wiss. Mitarbeiter „Kunstgeschichte“

Institution: Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte

Datum: 01. 10. 2011 – 31. 10. 2012

Bewerbungsschluss: 19. 08. 2011

Das 1909 gegründete Potsdam Museum zählt zu den bedeutendsten kunst- und kulturgeschichtlichen Einrichtungen Brandenburgs. Nach mehrjähriger Sanierung des neuen Museumsstandortes am Alten Markt ist die Eröffnung des Museums mit einer ersten großen Sonderausstellung zu Friedrich dem Großen und dem Einzug der permanten stadtgeschichtlichen Ausstellung in Vorbereitung. Personell konnte sich das Museum durch die Fusion mit dem Potsdam Forum vergrößern, strukturelle Veränderungen ermöglichen der Kultureinrichtung sich künftig als modernes, veranstaltungsstarkes Museum der Landeshauptstadt zu präsentieren.

Im Rahmen der musealen Neukonzeption des Hause am Alten Markt ist für 2013 eine Ausstellung zu Leben und Werk des Malers Siegward Sprotte vorgesehen, unmittelbar darauf erfolgt die Präsentation der Sammlung bildende Kunst im Galerieraum des künftigen Museums.

Aufgabenbereiche:
– Weiterentwicklung des ersten Konzeptentwurfes für die Retrospektive zu Siegward Sprotte
– Sichtung und Auswahl des Ausstellungsobjekte in Abstimmung mit der Kuratorin sowie die Verwaltung der Objekte in einer EDV-gestützten Datenbank
– Wissenschaftliche Recherche, Verfassen wissenschaftlicher Texte für den Katalog und die Ausstellung
– Beteiligung an der Auswahl des Bild- und Tonmaterials für Medien und Tonstationen
– Weiterentwicklung der musealen Konzeption für den Galerieraum Bildende Kunst (250m²) in enger Abstimmung mit der Direktorin
– Einarbeitung in die Sammlung bildende Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, wissenschaftliche Recherche auf Grundlage des Forschungsstandes und der Museumsdokumentation
– Unterstützung bei der Aufnahme und Verwaltung des Auswahlobjekte im EDV-gestützten Sammlungsmanagementprogramm
– Vertretung der Direktorin in den Bereichen „Galerie bildende Kunst“ und „Sonderausstellung Sprotte“ in allen inhaltlichen, organisatorischen und personellen Belangen

Anforderungen:
– abgeschlossenes Hochschulstudium Kunstgeschichte, nach Möglichkeit mit Promotion
– fundierte Kenntnisse der Kunst vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, auch der DDR-Kunst
– regionale Ausrichtung auf Berlin, Potsdam/Brandenburg von Vorteil
– nachgewiesene Berufserfahrung im wissenschaftlichen Museums- und Ausstellungsbereich
– Medienkompetenz, Erfahrung mit EDV-gestützten Datenbanken
– ausgeprägte konzeptuelle Befähigung und Schreibkompetenz
– Bereitschaft zu hohem persönlichen Engagement, Eigeninitiative, Verantwortungsbereitschaft und Loyalität
– sehr gute Englischkenntnisse

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„Unruhig ist unser Herz…“ – Christliche Motive in der bildenden Kunst der DDR – Auftrag und Selbstauftrag

Ausstellungszentrum Pyramide, Riesaer Str. 94, 12627 Berlin

12. August – 29. September 2011

Ausstellungseröffnung durch die Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle am Freitag, den 12. August, 11.00 Uhr

Das Zentrum für Kultur- und Zeitgeschichte lädt gemeinsam mit dem Fachbereich Kultur des Bezirksamtes vom 12. August bis 29. September 2011 in das Ausstellungszentrum Pyramide zu einer Ausstellung ein, die von der Kraft des metaphorischen Realismus berichtet. Eine Bildauswahl wird präsentiert, die das Fortwirken christlicher Bildmotive in der Auftragskunst der DDR wie im Schaffen im Selbstauftrag vorstellt. Die Themenstellung ist neu, da sie scheinbar zusammenführt, was sich gegenseitig ausschließt.

Die Ausstellung macht deutlich, dass in der DDR nicht nur das religiöse Bekenntnis lebendig war, sondern christliche Überlieferung solche Kraft entfaltete, dass Künstler privat wie im Auftrag sich davon in ihren Bildfindungen inspirieren ließen. Christliche Motive waren ja immer ein Mittel, aus dem Reichtum seelischer Ausdrucksweisen Motive und Themen auszuwählen, um einen Bildgegenstand im Zeitgeschehen intensiver erlebbar zu machten.
Die Ausstellung sucht auch Antworten auf die Frage, welche Legenden und biblischen Gestalten Künstler für geeignet hielten, ihrem Zweifel wie ihrem Hoffen metaphorische Gestalt zu verleihen. Vom bekennenden Christen bis zum überzeugten Marxisten sind in der Ausstellung sechsundachzig Künstlerinnen und Künstler vereint, die über Anschauungsgrenzen hinweg eines gemeinsam haben: das Bekenntnis zur Wirklichkeit und Mitverantwortung und man wird feststellen, die Arbeiten tragen immer Züge der eigenen Zeit.

Das Leipziger Dreigestirn, das 1977 DDR-Kunst auf der documenta 6 in Kassel, der weltgrößten Schau moderner Kunst, präsentierte, ist auch in diesen Räumen vertreten: Werner Tübke, Bernhard Heisig und Wolfgang Mattheuer. Ihnen folgen in der Ausstellung hervorragende Zeichner und Grafiker mit ihrer kraftvollen Deutung der Passion Christi: Josef Hegenbarth, Henry Büttner und Karl-Georg Hirsch. Dazu kontrastiert die geistreiche, durchgeistigte und detailreiche Ausdeutung sakraler Themen durch Heinz Zander, Elisabeth Voigt, Joachim John oder Volker Stelzmann. Aus dem ganz persönlichen christlichen Bekenntnis heraus gestalteten Alexander Alfs, Hans Jüchser und Erwin Hahs ihre Werke. Der Bildhauer Friedrich Press, der auch in den Vatikanischen Museen vertreten ist, wird in dieser Ausstellung gleich mit mehreren Arbeiten zu sehen sein. Und wem ist schon bekannt, dass der führende Bildhauer der DDR, Fritz Cremer, bei der Planung der Gedenkstätte Buchenwald von Kreuzwegstationen inspiriert wurde und sich in seinem gesamten Werk immer wieder mit Kreuzigungen und dem Gekreuzigten befasste, wie die Ausstellung dokumentiert.

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Die Ausstellung „Helden auf Zeit – Portraits aus dem Kunstarchiv Beeskow“ jetzt in Mestlin zu Gast

Kulturhaus Mestlin, Marx-Engels-Platz, 19374 Mestlin

04. Juli – 28. August 2011

„Helden auf Zeit in Bild und Büste“

NNN.de vom 16. Juli 2011: „Alte Menschen, ihre Hände und Gesichter von hartem, entbehrungsreichen Leben gezeichnet, Industrie- und Landarbeiter, Handwerker, Ingenieure, Schriftsteller, Schauspieler, Musiker, Poeten, bildende Künstler, Polit- und Geistesgrößen – die 35 Gemälde und zehn Büsten der Ausstellung „Helden auf Zeit“ aus der Sammlung des Kunstarchivs Beeskow repräsentieren die so genannte „offizielle“ Kunst der DDR-Zeit. Offiziell insofern, als dass es im Interesse der damaligen Staatsmacht lag, den Werktätigen zu huldigen, den Polier, Brigadier, LPG-Vorsitzenden, Bergmann, Kran- oder Schichtführer als Vorbild für Pflicht- und Planerfüllung darzustellen und dem Alltag, der Arbeitswelt und Normalität künstlerische Wertschätzung zukommen zu lassen.

Diese Ausstellung war immerhin schon im Berliner Abgeordnetenhaus zu Gast und ist auf ihrer vierten Präsentation erstmals in Mecklenburg-Vorpommern zu sehen. Sie hinterfragt den Stellenwert dieser Porträts und Büsten über die DDR-Zeit hinaus und liefert Hinweise dafür, warum die gemalten oder in Bronze gegossenen Menschen für abbildungswürdig befunden wurden.

Es waren keine naiven Maler oder Feierabend-Bildhauer, die sich dieser Aufgabe widmeten, sondern durchaus renommierte Künstler wie Jo Jastram (Bezirksvorsitzender im DDR-Verband bildender Künstler), Fritz Cremer (Vize-Präsident der DDR-Akademie der Künste-DAK, 1974-1983; Schöpfer des Buchenwald-Denkmals) und sein Meisterschüler Wieland Förster (DAK-Vizepräsident, 1979-1990), Walter Womacka (Rektor der DDR-Kunsthochschule Berlin-Weißensee) oder Hermann Bruse (Gründungsmitglied des DDR-Kulturbunds): Allesamt betrachteten sie das Porträt oder die Büste als wichtiges Ausdruckmittel in ihrem künstlerischen Schaffen und bereichern mit ihren Werken nun die Beeskowsche Sammlung, der diese Ausstellung zu verdanken ist. Zuvor hatte das Kulturhaus mit Ausstellungen wie „Heute Kunst“, „Kunstlandschaft“, „Ein weites Feld – Landwirtschaft in der Malerei der DDR“, einer Dokumentation über Landwirte im Widerstand gegen Hitler und vor allem mit der bundesweit beachteten Schau „Lückenstücke – Palastkunst im Musterdorf“ Aufsehen und Anstoß erregt, aber auch viel Anerkennung gefunden.“ weiterlesen

„Nachwuchswissenschaftler debattierten auf Burg Beeskow über Umgang mit DDR-Kunst“

Märkische Oderzeitung vom 11.7.2011: „Ein Großteil der Kunstwerke aus der DDR galt lange Zeit gemeinhin als ideologisch oder gar propagandistisch kontaminierter Unrat, als Ballast einer vergangenen Epoche, der zudem gewissen ästhetischen Maßstäben nicht genügen könne. So ist es – nicht zuletzt für die Kunstwissenschaft – ein echter Glücksfall, dass so viele Bilder dennoch das Ende der DDR überlebten. Nach 1989 wurden sie massenweise aus dem öffentlichen Raum entfernt – aus FDGB-Ferien­heimen, Werkskantinen und Verwaltungsgebäuden von Kombinaten und Volkseigenen Betrieben etwa. Niemand wollte sie. Niemand fand Gefallen an ihnen. Zunächst als „Sondervermögen“ in die Verwaltung der Treuhand überführt, gingen sie 1994 nach dem sogenannten Fundortprinzip in das Eigentum der jeweiligen Bundesländer über, in denen sie aufgefunden worden waren. In Archiven und Depots eingelagert, fristen sie seither ein Dasein im Verborgenen.

Doch jetzt weht ein neuer, frischer Wind übers Land. Am vergangenen Wochenende tagten Wissenschaftler und Experten aus allen Himmelsrichtungen auf der Burg Beeskow (Oder-Spree). Die Teilnehmer des Symposiums „Vom Bilderstreit zum Bild“, das in Kooperation zwischen der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Beeskower Kunstarchiv organisiert wurde, kamen zum Teil sogar aus Frankreich, den Niederlanden und den USA angereist – auffällig viele junge Wissenschaftler darunter.

Nach mehr als 20 Jahren ist eine neue Generation von Kunsthistorikern herangewachsen, die mit einem unvoreingenommenen Blick ihre eigenen Fragen an die Bildwerke heranträgt und entschlossen ist, den weggesperrten und bis dato stiefmütterlich behandelten Schatz seinem Dornröschenschlaf zu entreißen. Man war sich einig: Zwar waren in der Vergangenheit durchaus Versuche einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung unternommen und Kunstwerke aus der DDR auf Ausstellungen auch der Öffentlichkeit präsentiert worden – mal mehr, mal weniger gelungen. Doch jetzt sei es endlich an der Zeit, die Perspektive zu erweitern, DDR-Kunst nicht mehr nur plump als Auftragskunst moralisch zu diskreditieren. Stattdessen soll das einzelne Bildwerk genau unter die Lupe genommen und nach kunsthistorischen Methoden untersucht werden, die auch für andere Epochen Anwendung finden. Nur so lässt sich schließlich einer historisch gewordenen Kunst gerecht werden. “ weiterlesen

Tag.: Nach dem Mauerbau: Geteilte Entwicklungen – bleibende Verbindungen

28.09.2011-30.09.2011

Bildungszentrum des BStU, Zimmerstr. 90/91, 10117 Berlin

Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen; Institut für Zeitgeschichte München – Berlin

Anlässlich des 50. Jahrestages des Mauerbaus finden zahlreiche Veranstaltungen zu den Ursachen, den Entscheidungsprozessen und zum internationalen Kontext der Grenzsperrung in Berlin statt. Welche Auswirkungen aber hatte die Schließung der Grenze auf die längerfristige politische und gesellschaftliche Entwicklung der beiden deutschen Staaten? Welche Verbindungen zwischen Ost und West wurden gekappt, welche blieben erhalten? Auf welchen Feldern bestand weiterhin ein Austausch, wie gestaltete und entwickelte er sich in den Jahrzehnten danach? Diesen Fragen zur deutsch-deutschen Geschichte seit 1961 will die Tagung nachgehen. Neben den Entwicklungen innerhalb der beiden deutschen Staaten wird dabei auch der Blick des Auslands auf den Mauerbau und seine Folgen thematisiert.

gesonderter Hinweis auf einen Beitrag am Freitag, den 30. September in Sektion IV: Film, Fernsehen und bildende Kunst

Kathleen Schröter (Dresden): Mauerbau und Zweistaatlichkeit in der bildenden Kunst

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Werner Tübke. Die Skizzenbücher

Universitätsbibliothek Leipzig, Beethovenstr. 6, 04107 Leipzig

11. Juli – 16. Oktober 2011

Die großzügige Schenkung von insgesamt 12 Skizzenbüchern und 12 Tagebüchern Werner Tübkes wurde der Universitätsbibliothek Leipzig im Juni 2010 gemacht. Die Universitätsbibliothek Leipzig ist der Stifterin Brigitte Tübke-Schellenberger, die im Jahr 2007 das bis dahin verborgen gebliebene Konvolut im Schreibtisch ihres Mannes entdeckt hatte, zu großem Dank verpflichtet und hat gerne die Ausstellung und den dazu gehörenden Katalog in Angriff genommen. Zu sehen sind bislang unbekannte Seiten des großen Leipziger Malers und Graphikers Werner Tübke (1929–2004).

Das Ausstellen von Skizzenbüchern ist ungewöhnlich, denn aufgrund ihrer fragilen Materialität können sie der Öffentlichkeit nur selten und nur für einen sehr begrenzten Zeitraum gezeigt werden. Zudem hat die kunsthistorische Forschung die überragende Bedeutung von Skizzenbüchern für die Analyse künstlerischer Schaffensprozesse eher langsam zu würdigen begonnen. Das liegt vor allem am intimen Charakter dieses Mediums, das naturgemäß viel später als beispielsweise die häufiger ausgestellte Malerei wahrgenommen wird. Unsere Präsentation von 12 Skizzenbüchern des Leipziger Malers und Graphikers Werner Tübke (1929-2004) ist also ein besonderer Glücksfall, zumal sie Material vorstellt, das bislang kaum bekannt war und erst kürzlich durch eine großzügige Schenkung in öffentlichen Besitz gelangt ist.

Ziel der Ausstellung ist zunächst die Vorstellung des gesamten höchst interessanten Konvoluts, auch wenn das Medium des Skizzenbuchs immer nur in einem begrenzten Ausschnitt, der aufgeschlagenen Doppelseite, präsentiert werden kann. Ergänzend werden daher weitere Einzelseiten in großformatigen Reproduktionen gezeigt.

Daneben tritt die Präsentation von Vergleichsmaterial. Dazu zählen einige Wiedergaben von Gemälden Tübkes, deren Genese durch die Kenntnis der Skizzenbücher in einem neuen Licht erscheint. Zudem werden einige Inspirationsquellen für das „bildnerische Denken“ Tübkes vorgestellt und natürlich die verschiedensten Aspekte seines umfangreichen Schaffens thematisiert, die in den Skizzenbüchern oft deutlicher zum Ausdruck gelangen als in seinen Gemälden.

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