Bernhard Heisig. Lithographien

Galerie Hebecker, Schillerstr. 18, 99423 Weimar

10. Dezember 2011 bis 4. Februar 2012

Im Werk des Malers und Grafikers Bernhard Heisig begegnen sich in einer fulminanten künstlerischen Sprache eigenes Empfinden und Zeitgestalt. Aufgrund der besonderen ästhetischen Dimension seines Schaffens zählt er zu den wichtigsten Vertretern der Leipziger Kunst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine grundlegende formale Entwicklung setzt in den 1960er Jahren ein, wobei die Verarbeitung seelischer Spannungen und die Auseinandersetzung mit existentiellen Fragen des Seins seine Hauptanliegen werden. Mit dramatischen Bewegungen und raumgreifenden Verschränkungen gestaltet er seine Themen als Zusammenballung und Entladung exzessiv wirkender Energien in geschichtlichen Zusammenhängen. Die bildhaften Verdichtungen und bekenntnishaften Botschaften eröffnen eine hochdifferenzierte und konfliktreiche Auseinandersetzung mit der Welt. Das druckgrafische OEuvre von Bernhard Heisig steht als gleichberechtigter Teilbereich seines Schaffens neben seinen Zeichnungen und Gemälden. Unsere Ausstellung, die dem in diesem Jahr verstorbenen Künstler gewidmet ist, zeigt die zentralen Themen seines Werkes in ihren grafischen Ausprägungen. Es wird sichtbar, welche Lebenserfahrungen in das Werk
eingegangen sind, wie sehr die Themen von Bernhard Heisigs Leben zugleich die Themen seines Werkes waren. Heisigs künstlerische Arbeit ist in besonderem Maße mit der Lithografie verbunden. weiterlesen

Presse:

thueringer-allgemeine.de vom 17.1.2012

Geraer sind „spitz“ auf Wismut-Kunst

„Das Chemnitzer Archiv für Wismut-Kunst bietet auch Gera Potenziale für eine Zusammenarbeit.“ Das stellte die Stadträtin Sigrid Müller (SPD) in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses fest. Geras Museenlandschaft müsse mit anderen Museen zusammenarbeiten und Kräfte bündeln, um Besuchern auch künftig attraktive Ausstellungen anbieten zu können.

OTZ.de vom 12.1.2012: „Als Ausstellungsort für die „Bildende Kunst im Bergbau“ könnten sich Günter Domkowsky (Die Linke) und andere Ausschussmitglieder das geplante Kunsthaus in der ehemaligen Landeszentralbank vorstellen, die im Munde von Stadträten inzwischen zur „Kunsthalle“ umbenannt wurde. Auch Gera sei mit der Wismut eng verbunden gewesen. Noch immer wohnen viele ehemalige Bergleute in der Stadt. Potenzielle Besucher wären also vorhanden. Zugleich würde Gera zum Magneten für Kumpel aus anderen Bergbauregionen Deutschlands werden. „Bevor in Ronneburg eine Stele aufgestellt wird, könnte sie zunächst im Hofwiesenpark gezeigt werden“, so Domkowsky.

Die euphorische Hoffnung einiger Stadträte und auch einstiger Bergleute in der Stadt konnte Holger Saupe von der Kunstsammlung Gera nicht völlig teilen. Auf der Kunst, die im Auftrag der Wismut entstanden war, habe der Bund die Hand. Und es gebe weitere Kommunen, die Interesse an solchen Ausstellungen haben.

In Chemnitz, wo die Wismut GmbH ihren Hauptsitz hat, war es im Vorjahr gescheitert, eine Dauerausstellung auf den Weg zu bringen. Die rund 600 000 Euro an Planungs- und Ausstellungskosten einer 800 Quadratmeter großen Wismut-Etage im städtischen Ausstellungsgebäude Kaufhaus Schocken, dem künftigen sächsischen Landesmuseum für Archäologie, waren der Wismut zu hoch. Sie will sich derzeit vorrangig auf ihre Sanierungsaufgaben konzentrieren.“ weiterlesen

zum Thema:

ND vom 5.3.2012

Namenlose Zweifler und anonyme Reiter

Nachruf für Heinrich Tessmer

So feierlich-italienisch-altmeisterlich: Zum Tod des Berliner Malers Heinrich Tessmer,der mit seiner expressiven Bildfantasie völlig aus dem Rahmen der sogenannten Berliner Schule fiel.

Berliner Zeitung vom 12.1.2012: „Auf einem Neujahrsbild von 1991 tobt ein verwundeter Stier in der Arena. In unheilvoller Schwärze wird Gefühl zu Farbe und Form. Vergeblicher Lebenskampf, Flächen, Linien bilden einen Kraftstrom. Gelb, Ocker, Türkis, Königsblau, Zinnoberrot und schwefliges Grün sinken in die Schwärze des Todes.

Das wirkt dramatisch, auch metaphorisch und existenziell. Für Heinrich Tessmer, den zurückhaltenden Maler aus Pankow, war es nicht Illustration eines Dramas, sondern malerische Kraftprobe – allein für eine Bildwirkung, die nicht Realität, aber Erinnerung und Visionäres bündeln sollte.

Er fiel mit seiner expressiven Bildfantasie also völlig aus dem Rahmen der sogenannten, nie als wirkliche Stilrichtung ausgeprägten Berliner Schule. Sie passte auch nicht in die Formvorstellungen der DDR-Kulturfunktionäre. Nach 1990 wurden Sammler im Westen auf ihn aufmerksam und entdeckten, etwa in Ausstellungen der Berliner Galerie Leo.Coppi, Tessmers eigenwillige Malqualität.

Beide Galeristinnen teilten am Mittwoch mit, dass der Künstler am Montag, den 9. Januar, nach kurzer schwerer Krankheit 68-jährig gestorben ist. Sein Nachlass – sofern nicht in Kollektionen der Berlinischen Galerie, der Aachener Sammlung Ludwig sowie in Russland, Luxemburg und der Schweiz befindlich, lagert nun in seinem Atelier in Pankow, wo er mit seiner Familie im ehemaligen Atelierhaus des Malers Heinrich Ehmsen lebte.

Tessmers Malgestik mischte das Expressive immer ein wenig feierlich-italienisch-altmeisterlich von innen, ließ es aus dem Dunkel aufleuchten. Unübersehbar war die Affinität zu dem rumänischen Nachkriegs-Maler Corneliu Baba und zu Francis Bacon.“ weiterlesen

Die Kunstausstellung „BilderBühnen – Leinwandszenen aus dem Kunstarchiv Beeskow“ wird in Kamen gezeigt

2. Februar bis 1. März 2012

Haus der Stadtgeschichte, Bahnhofstr. 21, 59174 Kamen

„Jetzt wird nicht mal mehr das verboten, es ist eigentlich zu Ende“, schlussfolgerte Heiner Müller 1987 als die Aufführung eines seiner Theaterstücke von den Funktionären der DDR ohne Kommentar zugelassen wurde. Auch die Ausstellung BilderBühnen aus dem Kunstarchiv Beeskow zeigt Werke, die nicht mehr verboten wurde, obwohl sie mit Melancholie, Pessimismus, Trotz und Skepsis viel eher das Scheitern und nicht den Sieg einer gesellschaftlichen Utopie versinnbildlichten.

Mehr als die Hälfte der rund 1.500 Gemälde aus dem Kunstarchiv Beeskow entstanden im letzten Jahrzehnt der DDR und entgegen der gängigen Meinung, dabei handele es sich nur um Aufbauromantik, Siegerpathos und gesellschaftliche Idylle, lässt sich ein Großteil dieser Werke den Themenbildern zuordnen, die gesellschaftliche Konflikte zum Inhalt haben, vor Katastrophen warnen und persönliche Ängste wiederspiegeln. Die Ausstellung „BilderBühnen“ präsentiert eine Auswahl dieser großformatigen figurativen Bilder. Damit werden Einblicke auf die Themenvielfalt der Kunst in der DDR möglich und zugleich verschiedene künstlerische Konzepte der 1980er Jahre vorgestellt.

Die Ausstellung zeigt ereignisreiche und komplexe Inszenierungen, gleichsam BilderBühnen, die an szenische Darstellungen mit ausdrucksstarken Figuren erinnern, die zur gleichen Zeit auf den Theaterbühnen des Landes zu erleben waren. Um diesem ersten Eindruck nachzugehen und neue Sichtweisen in der Auseinandersetzung mit dem Kunstbestand in Beeskow zu gewinnen, wurden  Theaterwissenschaftler, Dramatiker und Regisseure gebeten, sich im Katalog zur Ausstellung den Bildern der 1980er Jahre aus der Perspektive eigener Erfahrungen zu nähern. Mit einer jeweils sehr persönlichen Lesart nahmen sie einzelne Kunstwerke in ikonografischen Beschreibungen auseinander, fügten Bruchstücke neu zusammen und eröffneten zum Teil ungewohnte Interpretationsräume. weiterlesen

Presse:

Der Westen vom 5.1.2012

„Wolfgang Mattheuer: Solange die Sonnen noch nicht im Schwarz ersaufen …“

Arbeiten auf Papier aus der Sammlung Peter Mathar

15. Januar bis 4. März 2012

kunst galerie fürth, Königsplatz 1, 90762 Fürth

art-in.de 6.1.2012: „Wer Wolfgang Mattheuer ausstellt, ruft zwangsläufig die Zeitgeschichte auf. Schließlich ist der Großteil des Werks zu Zeiten der Existenz der DDR entstanden. Und die von Mattheuer selbst so genannten „Problembilder“ (Tagebuch 16.3.1975. W.M., „Äußerungen“, 1990 Berlin) sind ein beträchtlicher Teil des Gesamtwerks.

Er, der sich dagegen sträubte neben Bernhard Heisig und Werner Tübke zum Gründervater der sogenannten Leipziger Schule stilisiert zu werden, als habe unter diesen berühmt gewordenen Künstlern Einigkeit über den künstlerischen Weg geherrscht, ist unter den prominenten Malern der DDR der beim breiten Publikum unbekannteste: Von ihm bleibt in der öffentlichen Wahrnehmung des begonnenen 21. Jahrhunderts ausgerechnet eine Skulptur – der Jahrhundertschritt (Abgüsse u.a. in Berlin, Bonn, Leipzig, Stiftung Moritzburg). Wolfgang Mattheuer war Mitglied der SED (von 1958 bis 1988), aber nie ideologiegetriebener Kulturfunktionär. Künstlerische Inspiration suchte er bei C.D.Friedrich und Goya, bei Beckmann, Otto Pankok und Hofer, natürlich bei den im Osten Deutschlands überaus opportunen Vorbildern Fernand Léger, Renato Guttuso oder dem Picasso der Guernica-Phase (denn letzterer war vorübergehend, die Erstgenannten sogar langjährig Mitglieder der Kommunistischen Partei). Wenn ein gewichtiger Teil des Werks anspielungsreich wie sublim die kritische Zeitgenossenschaft Mattheuers widerspiegelt, so wird diese Haltung ausponderiert von den zahlreichen „Erholungsbildern“, bemerkenswerterweise vielen, die die Reichenbacher Heimat in den Blick nehmen. Trotz des gegenüber der Macht erstrittenen Privilegs vielfacher Reisen ins In- und Ausland fühlte er sich doch immer wieder nur ganz geborgen in der Reichenbacher ´Welt in der Nussschale` seiner vogtländischen Heimat. Heinz Schönemann (Potsdam) bringt es auf den Nenner, wenn er Mattheuers Haltung mit der Formel Kosmopolitischer Provinzialismus belegt. Diese Einschätzung stützt sich explizit auf eine Aussage Wolfgang Mattheuers, die er in einer Rede zu einer Ausstellung am 3.10.1984 in Mylau formulierte, einem Ort in der Nähe des Geburts- und Lebensortes Reichenbach im Vogtland: „Die ganze Welt als Heimat schafft sich keiner. Aber wer die Heimat als ein Stück Welt begreift, kann ein Weltbürger sein.“ weiterlesen

Presse:

donaukurier.de vom 22.1.2012

„Kunst dient der Friedenssicherung“

Das Grafik Museum Schreiner lockt Künstler und Besucher aus aller Welt nach Bad Steben

Bayerische Staatszeitung vom 16.12.2011: „Vorbei scheint die Zeit eines Mäzenatentums, das schenkt, ohne gleichzeitig zu fordern. Sammler erwarten heute materielle oder ideelle Gegenleistung, wenn sie ihre Schätze zur Verfügung stellen. Mitunter steht die mäzenatische Geste in einem asymmetrischen Verhältnis zur Leistung, die sie tatsächlich erbringen. Denn nach wie vor muss die Öffentlichkeit all jene Aufgaben eines Museums finanzieren, die unerlässlich sind und doch nach außen hin wenig Attraktivität schaffen, wie Konservierung, Aufarbeitung und Vermittlung. Die Musealisierung einer Sammlung als zeitlich befristete Leihgabe an ein renommiertes Haus erscheint zudem manchem als probates Mittel, den finanziellen Wert der Kollektion dauerhaft zu erhöhen. Doch je mehr die Ankaufetats der Museen schrumpfen, desto mehr geraten die Institutionen in die Abhängigkeit solcher Sammler und ihrer Allüren. Im äußerten Fall baut man ihnen aus öffentlichen Mitteln ein eigenes Museum, das ihrem privaten Geschmack ein Denkmal setzt. Früher war nicht alles besser. Immerhin gab es noch keine Sponsoren sondern nur Mäzene. Diese Sammler trugen im Stillen Kunstwerke zusammen, um sie später umsichtig und diskret – auch im Bewusstsein gesellschaftlicher Verantwortuntg – einer öffentlichen Institution zur Verfügung zu stellen. Einzelne Vertreter dieses Schlags gibt es noch.

Da sind zum Beispiel Stefanie und Wolfgang Schreiner. Seit 1991 lebt das Berliner Ehepaar im Frankenwald. Das Grafik Museum Stiftung Schreiner in Bad Steben gründet auf ihrem Sammlerfleiß und sozialen Engagement. Bad Steben, ein alter Bergbauort, Staatsbad seit 1832 und seit 2001 einer der neun bayerischen Spielbankstandorte, stand nach dem Zweiten Weltkrieg für Jahrzehnte mit dem Rücken zur Zonengrenze und war nicht gerade eine Topadresse Reisender. Das sollte sich mit der Gründung des Grafik Museums im Jahr 1994 ändern: Plötzlich reisten Minister, Botschafter, selbst der Kulturattaché der Volksrepublik China und der bulgarische Ministerpräsident an. Überdies schauen Künstler aus allen möglichen Ländern – Japan, Kanada, Kuba, Spanien, Frankreich, Italien, Österreich, Bulgarien – seither im Kurort vorbei, um ihre Arbeiten in dem Museum auszustellen, das sich vom belächelten Kompromiss ohne eigenes Haus und Etat zur renommierten Adresse gemausert hat.

Es begann damit, dass Wolfgang Schreiner in den 1970er Jahren Manager in einem Schokoladenimperium von Peter Ludwig mit dem Zuständigkeitsbereich Osteuropa war. Gemeinsam bereisten sie viele Länder. An der Seite des studierten Kunsthistorikers, Sammlers und Mäzen Peter Ludwig war dabei das Thema Kunst ständig präsent – jede Geschäftsreise wurde auch zur Grand Tour durch Ateliers, Museen und Galerien. Während Peter Ludwig Malerei und Bildhauerei sammelte, entwickelte Wolfgang Schreiner seine Liebe zur Grafik. Da ihn Geschäftsreisen hauptsächlich in kommunistische Länder führten, begann er vor allem dort zu sammeln: Zunächst konzentrierte er sich auf die zeitgenössische Grafik der DDR, dann weckten Länder Osteuropas sein Interesse, vor allem Bulgarien. Den beiden Geschäftsleuten öffneten sich im Ostblock Spielräume, die für andere in der Zeit des Kalten Krieges nicht existierten. Sie nutzten diese Möglichkeiten auch zum Austausch von Kunst zwischen den Verfeindeten. Hilfreich war Schreiners Verhandlungsgeschick. Er nennt es bescheiden seine „positive Penetranz“. Peter Ludwig schrieb über seinen Freund: „Hindernisse waren für ihn da, um beiseite geräumt zu werden. Ohne seine unablässige Findigkeit hätte es den gewaltigen Bereich mittel- und osteuropäischer Kunst der Sammlung Ludwig, der in fast zwei Jahrzehnten aufgebaut wurde, nicht geben können. Keine kommunistische Bürokratie war halsstarrig genug, um nicht von Schreiner zur Kooperation gebracht zu werden und wenn es unten hakte, ging er rigoros nach oben.“ Und weiter: „Kunst gab er den Rang von Friedenssicherung. Mit Schreiners Hilfe und nur mit seiner Hilfe war es möglich, Ausstellungen westlicher Kunst aus unserer Sammlung in vielen Museen Mittel- und Osteuropas zu zeigen und später Bildkunst aus dem kommunistischen Machtbereich zu erwerben und vielerorts in unserem Land und bei unseren westlichen Nachbarn vorzustellen. Kulturpolitik ist für Schreiner ein Anliegen: Kunst gedeiht nicht im luftleeren Raum, sondern ist Teil des Lebens und damit der gesellschaftlichen Verhältnisse und der Politik.“ weiterlesen

„Kunstarchiv – es geht weiter“

Märkischer Oderzeitung vom 16.12.2011: „Stadt und Landkreis geben die Bemühungen um einen Neubau für das Kunstarchiv auf der Burg Beeskow nicht auf. Mit der Ablehnung von EU-Fördermitteln am 10. Oktober erlitt das Vorhaben erst einmal einen herben Rückschlag.

„Wir haben bis heute nichts Schriftliches, warum unser Antrag abgelehnt wurde“, sagt ein bisschen vorwurfsvoll Ilona Weser, Kulturdezernentin bei der Kreisverwaltung. Im Frankfurter Büro der Euroregion Viadrina hätte man ihr gesagt, dass sich das Protokoll von der Sitzung des Begleitschausses zur EU-Förderung Interreg IV A noch in Bearbeitung befinde. Auch Frank Steffen, Bürgermeister der Stadt Beeskow, die als Bauherr und Antragsteller fungiert, hat die ablehnenden Gründe noch nicht schwarz auf weiß gesehen. „Wir wissen nur, dass unsere Begründungen, was die deutsch-polnische Kooperation betrifft, wohl nicht ausreichend gewesen sein sollen.“

Angespielt wird auf das Gorzower Muzeum Lubuskie, mit dem es seit geraumer Zeit eine Zusammenarbeit gibt, die bereits in gemeinsamen Ausstellungen sichtbar wurde. Die nächste, „Versteinerte Reiter“, wird ab Ende Januar auf der Burg zu sehen sein. „Natürlich ist die Kooperation mit Polen erst im Wachsen“, sagt Ilona Weser auf den Vorwurf, dass sich die Antragsteller einer „Krücke“ bedient hätten, um an EU-Fördergeld zu kommen. Aber sie sei nach wie vor überzeugt von der Nachhaltigkeit des Projektes, hier in Beeskow die DDR-Kunst nicht nur aufzubewahren, sondern gemeinsam mit der Artothek Berlin (Sammlung westdeutscher Auftragskunst) und polnischer Kunst wissenschaftlich aufzuarbeiten. So könnte man Beeskow zu einem interessanten „Platz auf dem Feld der europäischen Kunstgeschichte“ machen, die Stadt könnte zu einem „Anlaufpunkt für Kunst nach 1945″ werden. Die Kulturdezernentin kämpft seit Jahren leidenschaftlich um das Kunstarchiv und die Erhöhung seiner Popularität. Schließlich verwaltet der Kreis die DDR-Kunst seit Anfang der 90er Jahre. Herbert Schirmer, der damalige Burgchef, hatte die Arbeiten – gute und schlechte – nach Beeskow geholt und vor dem Schafott gerettet.

Nun lagern hier unter ungünstigen Bedingungen in einem alten Speicher rund 23 000 Kunstwerke, die den Ländern Berlin, Brandenburg und Mecklenburg Vorpommern gehören. Der Kreis verwaltet sie auf Grundlage einer gemeinsamen Vereinbarung. Berlin und Brandenburg reichen jährlich rund 107 000 Euro herüber, Mecklenburg-Vorpommern rund 5000 Euro. Auf zwei halben Stellen kümmern sich Kristina Geisler und Sylvana Kaiser um den Bestand.“ weiterlesen

Eingelagerte DDR-Kunst: Der rote Pop aus dem Keller

Der größte Teil der in der DDR geschaffenen Kunstwerke lagert in Depots. Lange standen sie kollektiv unter Ideologieverdacht. Er seit Kurzem gehen Museen, Forscher und Archive entspannter damit um.

taz.de vom 9.12.2011: „Die Damen aus Biesdorf waren auf der Pirsch. Nach Schönem. Sie suchten Kunst für ihr geplantes Museum. Gleich mit drei Kolleginnen aus dem Rathaus Marzahn-Hellersdorf erschien die Kunst- und Kulturamtsleiterin Heike Meves zur Tagung „Bildatlas. Kunst in der DDR“ in Potsdam. Veranstalter waren das Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) und das Bundesbildungsministeriums (BMBF).

Die Sammlungsbestände aus den Zeiten des sozialistischen Realismus, die heute in Depots in Berlin und Brandenburg schlummern und über deren Zukunft Ende November Kuratoren und Historiker in Potsdam stritten, interessierten die vier Frauen schwer. Denn in der kommenden Woche berät der Bezirk Marzahn-Hellersdorf über den Umbau des Schlosses Biesdorf zur neuen Kunstgalerie. 7,5 Millionen Euro vom Land Berlin und der EU hat Heike Meves für den Umbau sicher. Ab dem Jahr 2015 sollen im Schloss Gemälde, Grafiken oder Skulpturen aus DDR-Zeiten präsentiert werden.

Fast 1.000 Quadratmeter Fläche sind vorgesehen für die Werke ostdeutscher bildender Künstler aus der Kunstsammlung „Kunstarchiv Burg Beeskow“, das gleich hinter der östlichen Berliner Stadtgrenze liegt. Beeskow ist die ungeliebte Schatzkammer der DDR-Kunst: 25.000 Kunstwerke werden seit der Wiedervereinigung hier aufbewahrt. Viel roter Ramsch und gute Gemälde sind darunter. Sie hingen einst in öffentlichen Ostberliner und Brandenburger Institutionen: in Museen, Galerien, Kombinaten, Rathäusern, Ministerien – und auch bei Stasichef Erich Mielke.

Schloss Biesdorf wäre das erste deutsche Museum, das programmatisch Kunst aus der ehemaligen DDR ausstellt und deren Rezeption thematisiert. „DDR-Reha“ und „Loriot-Museum“ spotteten Kritiker, als das Projekt publik wurde. Kunstamtsleiterin Meves lässt das nicht kalt. Es gehe um eine „kritische Auseinandersetzung“ mit der offiziellen Kunstdoktrin aus den Zeiten des heroischen Arbeiterbildes – nicht um eine ideologische Revision und Relativierung des Sozialismus, sagt sie. Der Titel „Bilderstreit“ für das Biesdorfer Ausstellungskonzept unterstreiche den Anspruch der Aufklärung – nicht den der Verklärung.

Es ist bis dato für Kunsthistoriker und Museumsleute schwer, Bilder aus der DDR vom Ballast negativer ideologischer Festschreibungen zu lösen. DDR-Kunst ist und bleibt Feindbild. „Sie ist aktuell kein Aspekt des Vergangenheitsdenkens“, wie Martin Sabrow, Direktor des ZZF, zu Beginn des Kolloquiums erläuterte. Gleichwohl es unterschiedliche Sujets, Stile, Schulen oder Akademien gab – die Kunstproduzenten aus der DDR, egal ob sie Bernhard Heisig oder Werner Tübke hießen, stehen weiterhin unter Generalverdacht der Staatskunst, Antimoderne und Propaganda. Der rote Pop sei gar keine Kunst, „es gab keine Malerei in der DDR“, ätzte einmal der Maler Georg Baselitz. So, als herrsche weiter Kalter Krieg.

Wie hartnäckig sich das bittere Ost-Image hält, war jüngst in der Wochenzeitung Die Zeit zu lesen. Für den Kritiker Hanno Rauterberg ist es schlicht ein Unding, dass der „Weltkünstler“ Alberto Giacometti neben dem DDR-Apparatschik Willi Sitte in der aktuellen Schau der Neuen Nationalgalerie gezeigt wird.

Der Streit über die Rolle und Qualität der DDR-Kunst hat dazu beigetragen, dass auch die Sicht auf die vielen Sammlungen in den Depots und Museumsarchiven „unterbelichtet geblieben ist“, wie Jürgen Danyel, Historiker am ZZF Potsdam, betonte. Über deren Geschichte und Gegenwart liege ein Schleier. Ihre Bedeutung vor, im und nach dem Vereinigungsprozess 1989/90 harre der Aufarbeitung. Ob der „DDR-Bildatlas“, in dem bis 2012 in Form einer Datenbank alle Sammlungen, Bestände und deren Provenienz aufgelistet sein sollen, „eine Wandlung bringt am östlichen Kunsthimmel“, wollte Danyel nicht prophezeien. Es herrscht das Prinzip Hoffnung. Das hat Gründe: Denn was zu dem Thema in den Kellern der Nationalgalerie, dem Deutschen Historischen Museum (DHM), dem Stadtmuseum sowie Berliner Wirtschaftsunternehmen und Sondereinrichtungen liegt, ist nicht wirklich transparent.“ weiterlesen

Kunst aus der DDR II – Künstler ehren Künstler

Meistergrafiken einer privaten Sammlung

04. Dezember 2011 bis 31. Januar 2012

Museum Pachen, Speyerstraße 3, 67806 Rockenhausen

Im Mittelpunkt der Ausstellung „Kunst aus der DDR II“ steht die Künstlerhommage. Was sich dahinter verbirgt: Andenken an den Künstler und sinngebende Selbstdarstellung der eigenen künstlerischen Arbeit. Nach der erfolgreichen Ausstellung „Zwischen Anpassung und Opposition – Kunst der DDR“ im vergangenen Jahr zeigt das Museum Pachen – Deutsche Kunst des 20. Jahrhunderts nun wieder Werke aus einer Privatsammlung.

Erstmals wird eine Auswahl aus eindrucksvollen druckgrafischen Sammelwerken, die sich der Künstlerhommage widmen, in einer Ausstellung gezeigt. Die Hommagen entstanden in den Jahren 1969 bis 1990. Mit einer Grafiksammlung geehrt wurden Johann Sebastian Bach (1685 -1750), Ernst Barlach (1870-1938), Max Beckmann (1884-1950), Hermann Glöckner (1889-1987), Vincent van Gogh (1853-1890), Charlotte E. Pauly (1888-1981) und Raffael (1483-1520).

Einer Reihe bekannter Künstler aus der DDR widmet sich eine weitere Sammelmappe. Studien renommierter Musiker und Dirigenten aus dem Leipziger Gewandhaus runden die Grafikauswahl ab.

Auch dieser Schau liegt die Intention zugrunde, dass Kunst aus der DDR zum gesamtdeutschen Erbe gehört und der Teil der deutsch-deutschen Kunstgeschichte ist. Die Ausstellung zeigt, dass auch in der DDR eine differenzierte Vielfalt des künstlerischen Ausdrucks möglich war. Die gezeigten Künstlerhommagen reflektieren dies in eindrucksvoller Weise.

weitere Informationen

„Im Minenfeld“

Diskussion im Truman-Haus: Über DDR-Kunst in Museen wird immer noch gestritten

pnn.de vom 1.12.2011: „„Kein Künstler, kein Maler, keiner von denen hat je ein vernünftiges Bild gemalt“, sagen Kritiker der DDR-Kunst. Die Fronten sind alt, den Kalten Krieg trägt man bis heute aus. Jeder kennt die pauschalen Urteile: Das ist nur „Auftragskunst“ oder „Staatskunst“. Die Kunst der DDR wird auch nach 20 Jahren der Wiedervereinigung schroff und polemisch aus Museen ausgegrenzt. Man erinnert sich an die Ausstellung zur Feier der Verfassung der Bundesrepublik im Berliner Gropiusbau vor zwei Jahren. Und im 2010 wiedereröffneten Albertinum in Dresden wurde die Malerei aus der DDR nur marginal betrachtet. Der größte Teil von Kunstwerken, die zwischen 1945 und 1990 in Ostdeutschland entstanden, verschwanden zumeist in den Depots.

Mit dem Thema „Bilderstreit“ befinde man sich in einem Minenfeld, sagte Christoph Tannert vom Kunsthaus Bethanien Berlin während eines Diskussionsabends am Dienstagabend im Babelsberger Truman-Haus der Friedrich-Naumann-Stiftung. Die überaus gut besuchte Veranstaltung kündet von dem großen Interesse und dass die heftig geführte Debatte unter Museumsleuten, Kunsthistorikern, Künstlern und Rezipienten immer noch nicht beendet ist. Die Naumann-Stiftung und der Co-Veranstalter, das Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam, gaben dem Abend einen optimistischen (zweckoptimistischen?) Titel. Sie nannten ihn „Nach dem Bilderstreit. Neue Zugänge zur Kunst aus der DDR?“ Die Frage hält aber bereits die Antwort bereit, dass es wohl noch nicht gang und gäbe sei, der Kunst aus der vergangenen DDR in den Museen unseres Landes Tür und Tor zu öffnen.

Der Hurra-Patriotismus oder der Opportunismus von Künstlern gegenüber dem DDR-Staat darf nicht verschwiegen und muss beleuchtet werden, aber bei der Auswahl von Bildern für eine Ausstellung sollte allein die künstlerische Qualität wichtig sein, so das Resümee der Gesprächsteilnehmer. Darauf hat auch das Potsdam Museum ein Augenmerk, bekannte Jutta Götzmann, die seit drei Jahren der Einrichtung als Direktorin vorsteht. Sie berichtete, dass die Sammlung der Einrichtung mit Kunstwerken aus der DDR sehr heterogen sei. „In der 1977 am Museum eröffneten Galerie der sozialistischen Kunst findet man zwar Gemälde von Malern aus Leipzig oder Halle, doch der Sammlungsschwerpunkt lag im Ankauf von Bildern regionaler Künstler“, so die Direktorin. Die sozialistische Gegenwartskunst zu fördern, war das Anliegen der Geldgeber der Räte des Bezirkes und der Stadt Potsdam oder des Kulturfonds der DDR. Sie bestimmten, welcher Künstler und welches Bild in die Galerie Einlass zu finden habe. „Da ließen sich starke Schwankungen in der Qualität bei der Übertragung von Kunst nicht vermeiden. Nur bei einigen Werken wird der unabhängige Sammlungswille der Leiter deutlich,“ sagte Jutta Götzmann.

In der neuen Stadtgeschichts-Ausstellung, die im kommenden Jahr in den Räumen des Alten Rathauses wieder ihr Domizil findet – in ihm war das erste städtische Museum vor 100 Jahren untergebracht -, werde man auf die Bestände der DDR-Kunst-Sammlung nur aus kulturhistorischen Aspekten zurückgreifen können. „Doch um wirklich gute Kunst in die Ausstellung zu integrieren, werden wir auf private Sammlungen zurückgreifen“, bemerkte die Direktorin.“ weiterlesen