Die Insel. Malerei von Usedom

Museum Schloss Güstrow, Wirtschaftsgebäude, Franz-Parr-Platz 1, 18273 Güstrow

24. März bis 26. August 2012

Die Insel im Nordosten der Republik bot Künstlern und Intellektuellen Erholung und politisches Refugium, Inspiration und künstlerische Experimentierfelder. Die Bevorzugung des landschaftlichen und maritimen Themas, von Stillleben und Porträt sowie die Verbundenheit der Künstler untereinander und die Spezifik der Insellage verleihen der Usedomer Malerei ihren eigenen Charakter. Zu sehen sind rund 50 Werke von Sabine Curio, Susanne Kandt-Horn, Vera Kopetz, Rosa Kühn, Otto und Oskar Manigk, Otto Niemeyer-Holstein, Karen Schacht, Herbert und Matthias Wegehaupt. Mit diesem Überblick über sieben Jahrzehnte Kunstschaffen auf der Malerinsel setzt das Staatliche Museum die Präsentation seiner Ankäufe ostdeutscher Kunst auf Schloss Güstrow fort.

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Max Uhlig. Wartende und Vorübergehende

Burg Beeskow, Unterm Dach, Frankfurter Straße 23, 15848 Beeskow

10. Juni bis 19. August 2012

Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Galerie am Sachsenplatz Leipzig

Bereits vor drei Jahren fand die Burg Beeskow in der Leipziger Galerie am Sachsenplatz einen aufgeschlossenen Kooperationspartner: Über die Brandenburgische Landesgrenze hinaus holte man bekannte Künstler aus dem sächsischen Raum an die Spree und begann mit einer Auswahl aus dem Werk von Gerhard Altenbourg. Nun zeigt der Galerist Volker Zschäckel rund dreißig Kohlezeichnungen des Dresdners Max Uhlig. Die kleine, aber feine Auswahl wird einen Besuch auf Burg Beeskow ab dem 10. Juni 2012 auf jeden Fall lohnen.

Dabei vereint die Reihe „Wartende und Vorübergehende“ Arbeiten aus den 1980er Jahren. Es sind Menschen und Menschengruppen, die Uhlig geradezu plastisch aus der Linie formt. Formaler Umriss und skizzenhafte Andeutung werden dabei in Balance gehalten. So entwickelt der Künstler einen Ausdruck, der sich zu seiner Herkunft – Hans Theo Richter und Max Schwimmer waren Uhligs Lehrer – bekennt, aber zugleich kraftvoll davon absetzt. Es ist ebendiese lebendige Souveränität der Linie, die den Betrachter vor Uhligs Grafiken verharren und darin forschen lässt. Was man erblickt, ist künstlerische Selbstvervollkommnung und Demut vor dem Gegenstand in einem.

Die thematisch geschlossene Schau auf Burg Beeskow ist dem 75. Geburtstag von Max Uhlig gewidmet und erlaubt einen Einblick in das Werk eines der namhaftesten Künstler unserer Zeit.

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Focus online vom 22.06.2012

Wieland Förster – Plastiken & Strawalde – Malerei

Galerie KUNST-KONTOR, Bertinistrasse 16 B, 14469 Potsdam

13. Mai – 8. September 2012

pnn vom 23.5.2012: „„Sie sehen nur rote und gelbe Flächen und meinen das wäre abstrakt? Für mich ist das ein lebendiges Bild der Natur. Das ist wie eine Wiese, wo das Insekt von Blume zu Blume fliegt“, erklärt Jürgen Böttcher. Der Maler ist allerdings unter dem Namen Strawalde erheblich bekannter. Seit etlichen Jahrzehnten nennt er sich nach seinem Heimatort Strahwalde in der Oberlausitz. „Ich knete die Farben wie einen Kuchenteig, ich fahre mit den Fingern über die Fläche und hinterlasse tiefe Furchen im Bild“. Bildermachen ist für den Maler Strawalde keine Kopf- sondern eine Gefühlssache. Mit Kraft und Hingabe bannt er die Farbe auf die Leinwand.

Anlässlich des fünfjährigen Bestehens ihrer Galerie Kunst-Kontor vereint Friedericke Sehmsdorf die beiden Multitalente Strawalde und Wieland Förster in einer aktuellen Ausstellung. Während der Maler Strawalde nach einem Studium der Bildenden Kunst noch Regie studierte und zahlreiche, vorwiegend dokumentarische Filme drehte, blickt der Bildhauer Wieland Förster zudem auf ein umfangreiches literarisches Werk zurück. In der Galerie allerdings beschränken sich die beiden auf die bildende Kunst. Er sei immer wieder fasziniert von „dem Weiblichen, dem sich Entfaltenden“, bemerkt der Bildhauer. Seine „Kleine Sinnende“ hockt mit angezogenen Beinen und blickt versonnen auf den Boden, ihre volle Pracht entfaltet „Die Liegende“, hin gegossen auf einen schmalen Sockel. Mit dieser Ausstellung setzt die Galeristin einen Glanzpunkt in der Potsdamer Kunstlandschaft.

„Man glaubt es kaum, aber beide Künstler waren bisher noch in keiner Ausstellung vereint“, sagt Friederike Sehmsdorf. Zwar stammten beide aus der verblichenen DDR, wurden 1930 beziehungsweise 1931 geboren, haben in Dresden studiert und blicken auf ein enorm schaffensreiches Leben zurück, dessen Kreativität auch noch längst nicht ausgeschöpft sei. Dennoch habe es in den vergangenen Jahrzehnten grundsätzliche Unterschiede gegeben. Die politischen Ansichten der Künstler hätten sich im vormals verordneten Sozialismus deutlich unterschieden. Möglicherweise sei dies ein Grund für die bisherige Distanz der beiden Künstler zueinander, so die Galeristin.

Wieland Förster musste sich einer Verurteilung zu zehnjähriger Zwangsarbeit durch die sowjetische Besatzungsmacht wegen unerlaubtem Waffenbesitz beugen. Zwar wurde er nach vier Jahren begnadigt, aber danach war er endgültig schlecht zu sprechen auf Ideologien aller Art. Entsprechende Ausstellungsverbote folgten. Dennoch wurde Förster später zum Vizepräsidenten der Akademie der Künste Ost gewählt. Den späteren Bildhauer prägte schon früh eine deutliche Abneigung gegen staatlich verordneten Konformismus. Das hatte seinen Grund nicht zuletzt in der Missachtung, die der Linkshänder in der Schule erfuhr. Mit brutalen Schlägen auf die „schlechte Hand“ versuchte ein eingefleischter Nazi dem Jungen mit der „Judennase“ den rechten Weg zum „deutschen Volk“ zu weisen. Die überlangen blonden Haare trugen ein weiteres zum Außenseitertum Försters bei, wiesen ihn aber immerhin als Arier aus. Förster beschreibt Kindheit und beginnende Jugend im seinem Buch „Seerosenteich“. Die bilderreiche, lebendige Sprache, der Witz und die feine Beobachtungsgabe des Bildhauers, der ansonsten mit schwerem Metall und gewichtigen Bronzen hantiert, erstaunt. Förster entwirft auf nur wenigen Seiten ein überaus facettenreiches Panorama seiner Jugendzeit unter den Nationalsozialisten und setzt seiner schwer arbeitenden, allein erziehenden Mutter ein achtungsvolles Denkmal. Die menschliche Figur, die Achtung vor dem einzelnen und die Hingabe an „das Weibliche“ prägen sein Schaffen.“ weiterlesen

weitere Informationen: Galerie KUNST-KONTOR

Stellenausschreibung: 1 Volontariat „Kunstgeschichte“ am Potsdam Museum

Datum: 01.08.2012 – 31.07.2014

Bewerbungsschluss: 09.06.2012

Die Landeshauptstadt Potsdam sucht für den Fachbereich Kultur und Museum, Potsdam-Museum, Bereich Geschichte und Kunst eine/n: wissenschaftliche/n Volontär/Volontärin (Einsatzschwerpunkt Kunst (für 2 Jahre) zum 01. August 2012 Kennziffer: 241 000 16

Das Potsdam Museum, gegründet 1909, zählt als kommunales Museum zu den bedeutendsten kunst- und kulturgeschichtlichen Einrichtungen Brandenburgs. Nach mehrjähriger Sanierung des neuen Museumsstandortes am Alten Markt ist die Eröffnung des Museums mit einer Sonderausstellung zu Friedrich dem Großen und dem Einzug der permanenten stadtgeschichtlichen Ausstellung in Vorbereitung. Im Rahmen der musealen Neukonzeption des Hauses am Alten Markt ist für 2013/14 eine Ausstellung zu Potsdamer und Berliner Stadtlandschaften von 1945 bis zur Gegenwart vorgesehen. Die vier Jahrzehnte der DDR werden einen besonde-ren Schwerpunkt bilden. Unmittelbar darauf erfolgt die Präsentation der Sammlung bildende Kunst im Galerieraum des künftigen Museums.

Aufgabengebiet:
Das wissenschaftliche Volontariat umfasst die aktive Mitwirkung an den vielfältigen Tätigkeitsfeldern und Arbeitsprozessen in Vorbereitung der Neuaufstellung des Potsdam-Museums und der Sonderausstellung. Dazu gehören:
– Beteiligung an der konzeptionellen Feinplanung der stadthistorischen Dauerausstellung im Bereich der Kunst
– Inhaltlich-konzeptionelle und organisatorische Beteiligung an der Sonderausstellung und der Galerie bildende Kunst (Schwerpunkt 20. Jh. bis Gegenwart, DDR-Kunst)
– Einarbeitung in die Kunstsammlungen des Museums, bes. Bestände ehemalige Galerie Sozial. Kunst, Mitwirkung bei der EDV-gestützten Inventarisierung von Sammlungsbeständen und bei der wissenschaftlichen Objektrecher-che, Eingabe, Pflege und Erweiterung einer themenstrukturierten Objektdatenbank
– Recherche zu wissenschaftlichen Themen der Sonderausstellung und der Galerie bildende Kunst in Archiven, Bib-liotheken und Museen; Verfassen wissenschaftlicher Beiträge (für Vorträge und Arbeitssitzungen, ebenso wie für Begleitmaterialien und Katalogpublikationen)
– Assistenz der Direktorin bei museums- bzw. ausstellungsbegleitenden Lehrveranstaltungen sowie Gremien- und Arbeitssitzungen
– Entwicklung von Materialien, Publikationen zur Bildungs- und Museumsarbeit; Entwicklung von Begleitprogram-men
– Beteiligung an Marketing- und Sponsoringmaßnahmen, Öffentlichkeitsarbeit

Anforderungen:
Bewerbungsvoraussetzung ist ein mit Promotion abgeschlossenes Hochschulstudium der Kunstgeschichte, mit guten Kenntnissen des 19.Jh.s und ausgeprägten Schwerpunkten im 20. Jh. , nachweisliche Kenntnisse der DDR-Kunst. Zudem erwarten wir ein gutes kunst- und kulturhistorisches Wissen der Region Berlin/Brandenburg, erste Erfahrung im Museums- und Ausstellungsbereich, Bereitschaft zu hohem persönlichen Engagement, Eigeninitiative, Flexibilität, Belast-barkeit und ausgeprägte Fähigkeit zur Teamarbeit. Ferner sind sehr gute Englischkenntnisse erforderlich sowie die sichere Anwendung von MS-Office, Kenntnisse im Bereich Datenbanken und die Freude an der schriftlichen und mündlichen Vermittlung von Kunst. weiterlesen

„Reliefwand im Focus“

Sie gilt als ein einmaliges Zeugnis der Bildhauerkunst der späten DDR – die Reliefwand „Lied des Lebens“ im Kultur- und Kongresszentrum (KuK) Gera. 25 bildende Künstler und ein Steinmetzmeister gaben dieser Kalksteinwand mit insgesamt 89 Werken ihr unverwechselbares Gesicht.

Deutschland today vom 23.5.2012: „Seit der Eröffnung der Stadthalle vor mehr als 30 Jahren zieht dieses Kunstwerk immer wieder die Besucher in ihren Bann und hat auch nach der politischen Wende nichts an Bildsprache und Aussagekraft eingebüßt.
Auf das große Interesse, das auch zum Tag der offenen Tür anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des KuK im Oktober 2011spürbar wurde, reagiert nun der Eigenbetrieb Kultur- und Veranstaltungsmanagement (KVG), zu dem das KuK gehört. Er hat die an der Gestaltung des poetischen „Lied des Lebens“ beteiligten Künstler am Dienstag, 05. Juni, zu einem feierlichen Beisammensein in die Otto-Dix-Stadt eingeladen. Nach einem internen Arbeitstreffen steht 17.00 Uhr – bei freiem Eintritt – eine öffentliche Podiumsdiskussion in Foyer und Saal auf dem Programm. An der von der Kunstwissenschaftlerin Dr. Gitta Heil moderierten Veranstaltung nehmen die Bildhauer Joachim Kuhlmann, Einhard Hopfe und Karl-Heinz Appelt, zwei Wissenschaftler von der Bauhaus-Universität Weimar und KVG-Werkleiter Dr. Frank Rühling teil. Auch Vertreter des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Erfurt haben sich angesagt.
Im Mittelpunkt der Diskussion der Künstler und Wissenschaftler untereinander und mit den Gästen steht natürlich die Bedeutung der Reliefwand.“ weiterlesen

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Otto Nagel wieder in Biesdorf

Schloss Biesdorf, Alt-Biesdorf 55, 12683 Berlin

20. Mai bis 1. Juli 2012

nd vom 22.5.2012: „An einen großen Berliner Künstler, einen Maler der einfachen Menschen und ihres Umfeldes, erinnert eine kleine aber eindrucksvolle Ausstellung, die am Sonntag im Schloss Biesdorf eröffnet wurde. Otto Nagel, der seine letzten Lebensjahre von 1951/52 bis zu seinem Tod 1967 im Haus Nummer 6 in der Biesdorfer Königstraße (seit 1969 Otto-Nagel-Straße) verbracht hatte, gilt als bedeutender Berliner Realist des 20. Jahrhunderts.

Die Ausstellung gibt einen Einblick in Otto Nagels umfangreiches Werk, zu einem großen Teil unter halblegalen Bedingungen in der Nazi-Zeit entstanden, wo er mit Atelierverbot belegt und auch zwei Mal verhaftet worden war. Gleich gegenüber dem Ausstellungseingang lenkt das 1936 entstandene »Selbstbildnis vor leerer Staffelei« die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich. Dabei, so betonte die Kuratorin der Ausstellung Rosa von der Schulenburg (Akademie der Künste) sei die Staffelei gar nicht leer, was man bei genauerem Hinsehen unschwer feststellen könne.

Die in Biesdorf gezeigten Werke stammen aus der Gemäldesammlung, die die Akademie der Künste 2008 mit dem Otto-Nagel-Archiv erworben hatte. Sie umfassen insgesamt 24 Gemälde, 50 Pastelle und über 200 Zeichnungen, von denen nur ein Teil im Schloss Biesdorf zu sehen ist. Eindrucksvoll in ihrer klaren schnörkellosen Aussage, aber zum Teil noch ungelenken, düsteren Technik des Autodidakten Otto Nagel, sind die Frühwerke aus den 20er Jahren, wie der »Wochenmarkt in Wedding« (1926) oder der »Anilinarbeiter« (1928). Ganz anders die pastellfarbigen Berlin-Bilder, in denen der Künstler wehmütig Abschied vom alten Berlin nahm, so das Gasthaus »Nussbaum« vor dessen Zerstörung im 2. Weltkrieg oder der »Fischerkiez« auf der Fischerinsel vor dessen Abriss in den 60er Jahren. Dem Motto der Ausstellung »Orte – Menschen«, beides vor allem im Fokus des Künstlers, werden auch Porträts wie »Mädchenbildnis Sybille« (1953) oder »Neulehrerin« (1949) gerecht. Mit finanzieller Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung konnten die ausgestellten Objekte zum Teil aufwendig restauriert werden.“ weiterlesen

Kupferstich-Kabinett Dresden erwirbt Arbeiten von Gerhard Altenbourg

DNN-Online vom 22.5.2012: „Das Dresdner Kupferstich-Kabinett hat aus dem Besitz des Berliner Kunsthändlers Dieter Brusberg Arbeiten des Künstlers Gerhard Altenbourg (1926-1989) erworben. Dazu gehören elf gezeichnete Künstlerbücher, großformatige farbige Hauptwerke in verschiedenen Techniken, eine Edition, teils sehr frühe Einzelblätter und einige Druckstöcke, wie die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden am Dienstag mitteilten.

Brusberg war Freund, Vermittler und Sammler des Thüringer Malers und Grafikers, der mit bürgerlichem Namen Gerhard Ströch hieß. Das Dresdner Kupferstich-Kabinett besitzt mit 208 druckgrafischen Blättern, 22 Zeichnungen und 12 illustrierten Büchern bereits einen umfangreichen Altenbourg-Bestand. Die SKD sammelt Kunstwerke, die zwischen 1949 und 1989 in der DDR entstanden – vor allem von Künstlern, die sich der offiziellen Doktrin entzogen.“ weiterlesen

„Es gibt Kunstwerke und Lohnarbeit“

Herbert Schirmer im RUNDSCHAU-Gespräch über das Wandbild von Günther Friedrich

Lausitzer Rundschau vom 19.05.2012: „Die Stadt Guben hat Schularbeiten gemacht. Einem Wandbild, das schon zu DDR-Zeiten keiner sehen mochte, bringt das ungewohnte Aufmerksamkeit. Für die Dauer der Debatte. Seit dem von Herbert Schirmer vorgelegten Gutachten steht fest: Erhaltenswert ist es nicht. Die RUNDSCHAU sprach mit ihm darüber.

Herr Schirmer, Sie sind von der Stadt Guben beauftragt worden, den Wert des Wandbildes einzuschätzen, das der 1986 verstorbene Cottbuser Maler Günther Friedrich in den 1960er-Jahren für die damalige Diesterweg-Oberschule gemalt hat. Was prädestiniert Sie dafür?

Die Bildende Kunst der DDR ist ein Spezialgebiet von mir, gerade durch Beeskow, wo ich das Dokumentationszentrum Kunst in der DDR eingerichtet habe. Und ich mache immer noch Ausstellungen zu diesem Thema. Gerade bereite ich für Belgien eine Ausstellung über Kunst der 80er-Jahre in der DDR vor.

Wie sind Sie zu dem Gutachter-Auftrag für Guben gekommen?

Ich denke, die Witwe von Günther Friedrich hat da vermittelt. Ich habe ursprünglich in Cottbus begonnen mit der Dokumentation von Kunstwerken in zum Abriss vorgesehenen Gebäuden. Ziel war zu prüfen, ob und in welcher Weise eine Erhaltung oder eine Rückgabe an den Künstler möglich war. Die Cottbuser Stadtverwaltung war mit meiner Arbeit sehr zufrieden.

Wann war das und was konnten Sie bewahren helfen?

Vor einem Jahr ging es um ein sehr großes Wandbild aus Meißner Kacheln in einem Cottbuser Schulgebäude, für das es partout keine Nutzung mehr gab. Eine Entfernung der bemalten Fliesen hätte zwangsläufig deren Zerstörung zur Folge gehabt. Darum habe ich, mit Unterstützung des Künstlers, das Kunstwerk gutachterlich bewertet und in Wort und Bild dokumentiert.

Wie erleben Sie den Umgang mit Kunst der DDR heute?

Das kommt immer darauf an, mit welcher Toleranz die Stadtverwaltungen an die Sache herangehen. Es gibt ein sehr gutes Beispiel in Schwedt. Die Stadt hat alle Kunstwerke im öffentlichen Raum 2012 in einem Kunstführer veröffentlicht – ein geradezu vorbildlicher Umgang mit jüngerer Stadtgeschichte. Es gibt aber auch andere Beispiele. Ich möchte keine Grundsatzdebatte anzetteln. Der Gutachter-Auftrag für Guben bezog sich ausschließlich auf das Wandbild, und darauf habe ich mich vor Ort und in meiner Arbeit konzentriert.

Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?

Kunstgeschichtlich betrachtet kommt das Wandbild ob seiner ästhetischen Qualität eher nicht als erhaltenswertes Zeugnis für die Kunst in der DDR infrage. Im Gegenteil, es befördert bei notwendiger kritischer Betrachtung eher bekannte und häufig zur Anwendung gebrachte Vorurteile, um die in der DDR entstandene Kunst generell zu diskreditieren.

Ein ziemlich hartes Urteil. Tut das dem Künstler nicht Unrecht?

Wenn man es im Kontext zu seinem Gesamtwerk sieht, nimmt das Wandbild eher einen hinteren Platz ein. Günther Friedrich hatte damals keinerlei Erfahrung mit Wandbildern. Man erkennt das an den kompositorischen Schwächen und der generellen Biederkeit der Bildsprache. Die Tafelbilder sind künstlerisch besser. Sie werden auch in den Lausitzer Museen aufbewahrt. Die Cottbuser Kunsthistorikerin Susanne Lambrecht hat sie in einem Werkverzeichnis erfasst, mit einer Biografie des Künstlers, der zu den Initiatoren des Kunstmuseums in Cottbus, dem heutigen Kunstmuseum Dieselkraftwerk, gehörte.“ weiterlesen

Role Models! Die Frau in der DDR in Selbst- und Fremdbildern. Malerei und Grafik aus dem Kunstarchiv Beeskow

Kunststiftung Poll, Gipsstraße 3, 10119 Berlin

Ausstellungseröffnung: Samstag, 19. Mai 2012, 17-19 Uhr

22. Mai 2012 – 31. Juli 2012

Eine Kooperation des Kunstarchivs Beeskow und der Kunststiftung Poll, Berlin

Seit dem Fall der Mauer wurde die Rolle der Frau in Ost und West im öffentlichen Diskurs immer wieder thematisiert und auch idealisiert. Der Blick auf die Kunstwerke blieb dabei aber weitgehend aus, obwohl sich gerade in ihnen Weltbilder und Identitätsvorstellungen und somit auch Bilder der Frau verdichten.

Bilder von uns selbst – egal ob in der Eigen- oder Fremdwahrnehmung – sind niemals bloße Abbilder sondern Konglomerate der verschiedensten Welten. In der popkulturellen Bildproduktion nehmen medial bzw. öffentlich verbreitete Vorstellungen vom “gesellschaftlichen So-Sein” – Role Models – einen gewichtigen Stellenwert ein. Die Ausstellung „Role Models!“ zeigt einen Ausschnitt der inhaltlichen und formalen Vielfalt der Bestände aus dem Kunstarchiv Beeskow in den Räumen der Galerie der Kunststiftung Poll in Berlin. In der erstmaligen Kooperation beider Institutionen geht es um die Wirklichkeit der Bilder, die immer auch mit der gesellschaftlichen Realität in Verbindung steht. In diesem Spannungsfeld wird anhand der von Künstlerinnen und Künstlern (Selbst- und Fremdbilder) geschaffenen Werke nach dem Bild der Frau in einer Vorbildfunktion unter den Vorzeichen von Arbeit, Mythologie und Weiblichkeit gefragt.

Role Models! begegnen uns überall, ob nun in Werken aus dem Kunstarchiv Beeskow, im TV oder in Magazinen und versprechen mitunter „15 Minuten Ruhm“ für jede, als Supermodel, Supertalent oder Bestarbeiterin und Aktivistin. Sie sind inzwischen Teil der Populärkultur Ost wie West. Jene Kunstwerke aus der DDR, die seit Beginn der 1990er Jahre im Kunstarchiv Beeskow lagern, gelten im Allgemeinen als Rest der DDR-Kunst und bilden einen blinden Fleck der Kunstgeschichte nach 1989. Denn bei ihnen handelt es sich um Ankäufe oder Aufträge und zum größten Teil um Arbeiten, die in öffentlichen Gebäuden der Parteien und Massenorganisationen zu sehen waren. Dementsprechend werden sie im Gegensatz zu „nonkonformer“ Kunst gern als „offizielle“ Kunst bezeichnet. Nun ist es zum einen kaum möglich, Kunst fest in die eine oder andere Kategorie einzuordnen, denn die Begriffe entziehen sich in ihrer Heterogenität einer genauen Definition.

Zum anderen führt das dualistische und geschlossene Begriffskorsett dazu, dass tatsächliche Bewegungen innerhalb der Kunst selbst unberücksichtigt bleiben. Role Models! möchte die Werke nicht nur als zeitgeschichtliche und gesellschaftliche Illustrationen betrachten, sondern ihnen eine eigene Evidenz und Wirklichkeit zutrauen, um einen differenzierten Blick auf die Beeskower Werke zu ermöglichen.

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Presse:

Der Tagesspiegel vom 10.07.2012

taz.de vom 13.06.2012

Der Tagesspiegel vom 16.05.2012

Kunst und Kultur in der DDR

9. Juni – 11. Juni 2012

Konrad-Adenauer-Stiftung, Bildungszentrum Schloss Wendgräben, Wendgräbener Chaussee 1, 39279 Wendgräben

Programm

Samstag, 09. Juni 2012

bis 16.30 Uhr Anreise, Zimmerbelegung

17.00 Uhr
Begrüßung und Einführung

„Erziehung zu sozialistischen Persönlichkeiten“ –
Auftrag an Kunst und Kultur in der DDR
Siegmar Faust
(Autor, ehemaliger Landesbeauftragter der Stasi-Unterlagen in Sachsen)

19.30 – 21.00 Uhr
Der deutsche Kulturbund- sozialistische Kulturpolitik der SED

Literaturförderung in der DDR –
Das Leipziger Literaturinstitut „Johannes R. Becher“
Siegmar Faust

Sonntag, 10. Juni 2012

9.00 – 10.30 Uhr
Die Sowjetkunst als Vorbild und Herausforderung für die DDR
Dr. Stefan Wolle, Historiker

11.00 – 12.30 Uhr
Der sozialistische Realismus – Wandlungen eines Dogmas
Dr. Stefan Wolle

14.00 – 15.30 Uhr
Der Bitterfelder Weg als Instrument der Kulturpolitik der DDR
Frank Schult, Dipl. Maler/Grafiker (angefragt)

16.00 – 17.30 Uhr
Ausbürgerung und verhinderte Karrieren –
Der Umgang mit kritischen Künstlern in der DDR
Frank Schult, Dipl. Maler/Grafiker (angefragt)

19.30 – 21.00 Uhr
1968 in Leipzig –
Eine Künstlergruppe gerät ins Visier der Stasi
Siegmar Faust

Montag, 11. Juni 2012

9.00 – 10.30 Uhr
Künstlerszene im Prenzlauer Berg –
Nischen für Kunst und Kultur jenseits der Verherrlichung des Sozialismus
Vera Lengsfeld
Bürgerrechtlerin; Zeitzeugin, Autorin

11.00 – 13.00 Uhr
Neue Zeit, Neue Freiheit –
Kunst und Kultur nach der friedlichen Revo-lution ’89
Vera Lengsfeld

Ein Blick in die Gegenwart:
Überwiegen kulturelle Gemeinsamkeiten oder die Auswirkungen der Teilung?

Abschlussdiskussion
Vera Lengsfeld
Siegmar Faust

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