Bilder aus der Uckermark – Menschen und Natur

Eine Doppelausstellung zeigt das Werk der Malers Wolfram Schubert

MKC/Foyer-Galerie und Galerie im Neuen Rathaus, Prenzlauer Allee 6 – 7, 17268 Templin

30. September 2011 bis 23. November 2011

Das Menschliche, ohne Pathos

Nordkurier.de vom 4.10.2011: „Diese Geschichte ist exemplarisch für das Schicksal, das nicht wenige Bilder von Wolfram Schubert ereilt hatte: Die Karakalpakin-Mutter mit Kind, ein Bild, das Schubert in den 70er-Jahren nach einer Reise durch Mittelasien gemalt hatte und dem Templiner Allende-Erholungsheim verkaufte. Nach der Wende wechselte die heute ruinöse Immobilie mehrfach den Besitzer.

„Und irgendwann vor wenigen Jahren entdeckte einer der Besitzer, ich weiß nicht mehr, welcher, in einer Garage das Bild. Auf dem Boden liegend. Er dachte sich, das muss doch irgendetwas bedeuten und gab es dem Annenwalder Künstler Werner Kothe. Dieser erkannte, dass es von mir war, rief mich an und sagte: Wolfram, ich habe ein Bild von dir. Und gab es mir zurück. So kam es wieder zu mir und steht jetzt in Potzlow in meinem Atelier“, berichtet Wolfram Schubert.

Mit seinem Werk ist nach der Wende einiges Schindluder getrieben worden. Viele seiner Wandbilder wurden getilgt. Zuletzt fiel das Wandbild am Gebäude der ehemaligen SED-Kreisleitung in Prenzlau nach einem Besitzerwechsel den Farbrollen einer Malerfirma zum Opfer. Schubert prozessierte dagegen. „Mit dem Ergebnis, dass der Beklagte 1500 Euro an mich zahlen musste, was gerade mal die Gerichtskosten deckte“, erinnert er sich. „Aber viele Leute haben mich damals angesprochen und gesagt: Ist gut, dass du dich wehrst. Aber es ist schon bitter, zu erleben, wie mit Teilen meines Werkes umgegangen wird“, sagt er.

Doch es gibt auch einen anderen Umgang mit dem Künstler, der zu den profiliertesten Malern der DDR gehörte und der am Montag mit der Eröffnung einer Doppelausstellung im Templiner Rathaus und im Multikulturellen Centrum von Templin seinen 85. Geburtstag feierte.

In der Kunst-Szene der Region wird der Meister verehrt. Zu seinem 80. Geburtstag kümmerte sich die ehemalige Leiterin der Schwedter Galerie im Ermelerspeicher um einen großen Katalog, der eine repräsentative Auswahl seiner Werke enthält. Er ist kein Vergessener. Und er ist keiner, der verbittert aufgehört hat zu malen. Erst vor wenigen Jahren entstand eine Reihe von Holzschnitten nach Skizzen, die auf einer Jahrzehnte zurückliegenden Reise durch die Ukraine entstanden. Solche künstlerischen Reisen in die eigene Vergangenheit machte er in den letzten Jahren wiederholt: Beispielsweise bearbeitete er Motive neu, die er in den 60er Jahren auf einer Afrika-Reise einsammelte.

Und: er macht nach wie vor nicht viel Aufhebens um sich. „Wolfram Schubert ist ein bedeutender Maler und er ist ein bescheidener Mann“, hatte der Schriftsteller und Drehbuchautor Helmut Sakowski in einer Rede anlässlich einer Ausstellungseröffnung zu seinem 70. Geburtstag in Schwedt gesagt.“ weiterlesen

weitere Informationen

Ein weites Feld – Landwirtschaft in der Malerei der DDR

Bilder aus dem Kunstarchiv Beeskow im Schloss Ribbeck

Schloss Ribbeck, Theodor-Fontane-Straße 10, 14641 Nauen OT Ribbeck

10. Oktober – 11. Dezember 2011

Eröffnung: 9. Oktober 2011, 14 Uhr

„Ich könnte stundenlang zuschauen, wie Mähdrescher das Getreide in sich aufnehmen und sich die Landschaft und ihre gelb-tonigen Farben ändern“, schrieb 1979 der in Bad Frankenhausen geborene Maler Werner Haselhuhn. Er gehört zu den 24 Künstlern, deren Werke ab dem 10. Oktober 2011 in einer Ausstellung über die Landwirtschaft in der Malerei der DDR im Schloss Ribbeck gezeigt werden. Jedes dieser Kunstwerke hat seine Geschichte, in der sich verschiedene Bedeutungsebenen überlagern: das Leben des Künstlers, die Entwicklungen auf den Dörfern seit 1945, die Bestimmung des Bildes nach seiner Fertigstellung und seine Nutzung bis in die Gegenwart. Die Ausstellung präsentiert die Kunstwerke und ihre Geschichten, und ermöglicht so Kunstbetrachtungen vor dem Hintergrund der Agrargeschichte in der DDR.

Im September 1945 wurden auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone sämtliche Großgrundbesitzer mit über 100 Hektar Land, aber auch Eigentümer kleinerer Ländereien entschädigungslos enteignet und ein Teil der Agrarflächen an Landarbeiter, Kleinbauern und Neusiedler verteilt. Seither hatten zwei Künstlergenerationen die Beziehungen und Ereignisse in der sozialistischen Landwirtschaft zu ihrem Bildgegenstand erklärt und mit ihren Kunstwerken entweder die Agrarpolitik bestätigt oder auf die Widersprüche bei der Umgestaltungen auf dem Lande reagiert.

Das anfängliche Interesse der bildenden Künstler galt vor allem der neuen Landwirtschaftstechnik, die eine großflächige Bewirtschaftung der Felder zur Folge hatte und auch zu einem veränderten Landschaftsbild führte. Maler, die schon immer auf dem Dorf gelebt hatten, verstanden ihren Lebensraum als Quelle der Inspiration und sich selbst nicht selten als Chronisten der neuen Zeit. Doch den Kulturfunktionären war das zu wenig. Die „neuen Menschen“ und das „neue Leben“ auf dem Lande sollten zu einem zentralen Bezugspunkt in der Malerei werden. Ob und wie die Künstler darauf reagierten  zeigen die Bilder in der Ausstellung, u.a. von Bernhard Heisig, Günter Horn, Heide-Marlis Lautenschläger, Paul Michaelis, Gabriele Mucchi, Curt Querner, Dieter Rex, Wolfgang Wegener und Walter Womacka.

Die Berliner Kuratorin Dr. Simone Tippach-Schneider wird zur Eröffnung eine Einführung in die Ausstellung geben.

weitere Informationen

www.schlossribbeck.de

Presse:

Märkische Allgemeine vom 11.10.2011

BlickPunkt vom 28.09.2011

Seitenwechsel. Bildende Künstler 1945 bis 1965

Südbahnhof Krefeld, Saumstraße 9, 47805 Krefeld

2. Oktober – 13. November 2011

Mit der Ausstellung „SEITENWECHSEL – Bildende Künstler zwischen 1945 und 1965“ realisiert das Kunstarchiv Beeskow die zweite Ausstellung im Südbahnhof Krefeld. Dokumentiert werden auf 50 Informationstafeln Aussagen zu Notwendigkeit und Art des Weggangs der Künstler von Ost nach West und umgekehrt. Als häufige Ursachen für den Weggang sind politische Repressalien, gesellschaftliche Ausgrenzung oder fehlende Anerkennung, künstlerische Defizite sowie private Entscheidungen zu nennen. Die Dokumentation wird ergänzt durch originale Kunstwerke aus jener Zeit. Diese kommen aus dem Bestand des Beeskower Kunstarchivs, der Artothek der Sozialen Künstlerförderung Berlin, aus Museen sowie von privaten Leihgebern.

Die anfänglichen Hoffnungen nach einer gerechten Gesellschaft und humanen Werten auf beiden Seiten wird durch die von den Besatzungsmächten unterschiedlich dominierte Kulturpolitik schon bald in Richtungen gedrängt, die unterschiedlicher nicht sein können. Während Kunst und Künstler in der Bundesrepublik ihre Entwicklung größtenteils in Freiheit selbst bestimmen, geraten Künstler im Osten zunehmend in die staatliche Erziehungsmaschinerie und werden häufig zu ideologischen Erfüllungsgehilfen. Die Ausrichtung erfolgt – unter tatkräftiger Mitwirkung der sowjetischen Besatzungsmacht – am sozialistischen Realismus, mit dessen dogmatischer Handhabung das Maß der Abgrenzung bestimmt wird. Vor diesem Hintergrund zeigt sich gerade in den 1950er Jahren, welche Auswirkungen der Kalte Krieg auf Kunst und Künstler in beiden Teilstaaten hat, wie sich die Fronten allmählich verhärten und die ideologische Auseinandersetzung bis in die ästhetischen Bereiche reicht und existenzielle Dimensionen annimmt.

Der Versuch der Künstler im Osten, nach 1945 an den Kunstströmungen von vor 1933 anzuknüpfen, misslingt unter dem sowjetischen Diktat des Sozialistischen Realismus und der verhinderten Anknüpfung an der bereits von den Nationalsozialisten diffamierten Moderne durch die Kulturfunktionäre der SED.

Die Situation an den Kunsthochschulen spitzt sich nach 1949 ideologisch zu, was Georg Baselitz, Gotthard Graubner, Gerhard Richter, Eugen Schönebeck oder Günther Uecker, um nur einige zu nennen, zwingt, die DDR zu verlassen, um an den Kunstakademien in Berlin (West) und Düsseldorf ihr Studium fortzusetzen. Andere wie Hermann Bachmann oder Herbert Kitzel aus Halle (Saale) werden an Kunsthochschulen in der Bundesrepublik berufen. Wegen seiner realistischen Auffassung folgt Fritz Dähn aus Stuttgart dem Ruf an die Akademie nach Weimar, später nach Dresden und Berlin. Mac Zimmermann oder Heinz Trökes kehren nach nur zwei Semestern an der Weimarer Hochschule nach Berlin (West) zurück. Künstler wie Gustav Seitz, Heinrich Ehmsen oder Oskar Nerlinger werden wegen ihres kunstpolitischen Engagements in der sowjetischen Besatzungszone aus ihren Lehrämtern in Berlin (West) entlassen und fi nden in Berlin (Ost) Aufnahme. In den 1960er Jahren fliehen Künstler wie Rainer Kriester, Sieghard Pohl oder Lothar Fischer nach Inhaftierung in der DDR über die Grenze nach Berlin (West).

Mit dem Bau der Mauer und der Verfassungsänderung in der DDR wird die Abgrenzung zwischen Ost und West zementiert. Der Wechsel in den anderen Teil Deutschlands ist seitdem rückläufig.

Vortrag

Donnerstag, 20. Oktober 2011, 19.00 Uhr
Zu Französisch – zu fremdartig
Max Lingners, übersiedelte 1949 von Frankreich in die DDR. Anhand der Entstehungsgeschichte des Wandbildes 1952/53 am Haus der Ministerien wird die kultur- und gesellschaftspolitische Situation der DDR dargestellt und es wird verdeutlicht, wie problematisch „Seitenwechsel“ oft waren.

Dr. Barbara Barsch, Kunsthistorikerin, Leiterin der ifa-Galerie Berlin
Vortrag in Kooperation mit der Volkshochschule

weitere Informationen

30 Jahre KuK Gera: Lebendige Formen in totem Gestein

Das Geraer Kultur- und Kongresszentrum feiert sein 30-jähriges Bestehen. Ein guter Grund, die 450 Quadradmeter große Kalkstein-Collage „Lied des Lebens“ im Inneren des Baus wieder ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

OTZ.de vom 24.09.2011: „Gera. In der Nacht vom 5. zum 6. September 1981 wurde die Montagerüstung für die Foyerwand im Haus der Kultur in Gera entfernt. „Rigorosum“ nannte der Bildhauer und Leiter des damaligen Künstlerteams, Professor Jo Jastram aus Rostock, den Augenblick, als nach 20 Monaten Arbeitszeit das Kalkstein-Relief „Lied des Lebens“ erstmals im Ganzen zu sehen war und alle Beteiligten sich die Frage stellten: Kann das in kleinem Maßstab Vorgedachte auch in der Wirklichkeit bestehen? Als am 2. Oktober 1981, wenige Tage vor dem 32. Geburtstag der DDR, die Eröffnung des Hauses der Kultur in Gera gefeiert wurde, waren die Menschen von dem überdimensionalen Kunstwerk im Foyer überwältigt. Auch heute noch hat es nichts von der Faszination verloren, ja sogar solch kunsthistorischen Wert, dass es Überlegungen gibt, diesen Bildteppich unter Denkmalschutz zu stellen.

Jetzt, da sich die Eröffnung des Musentempels im Stadtzentrum zum 30. Mal jährt, wird auch die Kunst im Inneren wieder mehr ins Blickfeld gerückt. Es lohnt, sich Zeit zu nehmen, die Detail des Reliefs zu erkunden, die Handschriften der Bildhauer zu lesen und von der Entstehungsgeschichte zu erfahren. „Eine tolle und aufregende Zeit. Wir haben gemeinschaftlich gearbeitet, sogar zusammen gelebt. Ganz im Gegensatz zur heutigen totalen Vereinsamung der Künstler. Und wir haben tatsächlich unsere Vorstellungen vom Endergebnis umsetzen können“, blickt Karl-Heinz Appelt zurück. Der heute 71-jährige Bildhauer aus Kahla, mit Atelier in Leipzig, hat die Grundstruktur der Wand entwickelt und ist mit drei Arbeiten und seinen Türgriffen im Kultur- und Kongresszentrum (KuK) vertreten.

Schon 1976, zwei Jahre vor Baubeginn des Hauses – seinerzeit ein Schwarzbau – gab es die erste Arbeitsgruppe zur bildkünstlerischen Gestaltung des Foyers unter dem Geraer Maler und Grafiker Eberhard Dietzsch. Damals gingen die Gedanken Richtung Malerei, die das Innere des Hauses zieren sollte. Doch die ersten konzeptionellen Entwürfe wurden vom Auftraggeber verworfen und im Januar 1978 eine weitere Arbeitsgruppe unter Joachim Kuhlmann, damals Bildhauer in Jena, seit 1983 wohnhaft in Darmstadt, gegründet. Er, der sich damals von der Malerei zur Steinbildhauerei entwickelte, entschied sich mit seinem Konzept für ein Mosaik aus Naturstein mit plastischen Strukturen.“ weiterlesen

Sichtungen und Einblicke. Zur künstlerischen Rezeption von Reformation und Bauernkrieg im geteilten Deutschland

Bauernkriegsmuseum Kornmarktkirche, Kornmarkt, 99974 Mühlhausen

30. September 2011 – 04. Dezember 2011

Ein Kooperationsprojekt der Mühlhäuser Museen mit dem Bauernkriegsmuseum Böblingen

uhregional.de vom 15.09.2011:“Bauernkrieg und Reformation – in der deutschen Kunst wurde durch die Jahrhunderte hinweg kaum ein anderes historisches Themenfeld so oft aufgegriffen wie auch instrumentalisiert. Seit 1949 begleitete es auch die Geschichte der beiden deutschen Staaten. Für die DDR, die sich als Arbeiter- und Bauernstaat verstand, war der deutsche Bauernkrieg von besonderer Bedeutung. Mit den politisch, sozial und auch ideologisch motivierten Aufstandsbewegungen am Beginn der Neuzeit, die im Bauernkrieg kulminierten, verband sie einen wesentlichen Teil ihrer Selbstlegitimation. In der Bundesrepublik Deutschland stand die Reformation selbst deutlich stärker im Fokus rezeptionsgeschichtlicher Annäherung als die Ereignisse des Bauernkrieges. Diese Unterschiede spiegelten sich auch in der bildkünstlerischen Rezeption bis in die 1960er Jahre.

Die Ausstellung „Sichtungen und Einblicke“ stellt Werke ost- und westdeutscher Künstler vor, die jene historischen Themen der Reformationsepoche und die Schicksale ihrer Protagonisten aufgreifen. Als zeitliche Zäsur dient das Jahr 1970, in dem in der BRD ein deutlicher Aufschwung zunächst der wissenschaftlichen, dann aber auch der künstlerischen Rezeption des Deutschen Bauernkriegs stattfand. Parallel begann mit der Ernennung Erich Honeckers zum Partei- und Staatschef und seinem kulturpolitischen Programm der „Weite und Vielfalt“ in der DDR eine rege künstlerische Tätigkeit zu diesen Themen. Durch die Gegenüberstellung von rund 110 Ölgemälden, Zeichnungen, Druckgrafiken sowie plastischen Werken provoziert die Ausstellung bewusst eine Konfrontation, die über künstlerische Konzepte, aber auch ideologische Klischees zweier gegenläufiger Kunstsysteme aufklären will und deren Rezeptions- und Wirkungsgeschichte bis in die Gegenwart verfolgt.

m Spiegel der DDR-Ideologie wurden Luthers Thesenanschlag und die Aufstände der Bauern in Mittel- und Süddeutschland als erstes Signal des Übergangs vom Feudalismus in eine bürgerliche Gesellschaft betrachtet und als „Frühbürgerliche Revolution“ interpretiert. Die DDR leitete davon eine wesentliche Traditionslinie ab und gab dementsprechend künstlerische Arbeiten in Auftrag.
Dies manifestierte sich besonders im Jahre 1975, als aus Anlass des 450. Jubiläums der Aufstände die Zentrale Gedenkstätte „Deutscher Bauernkrieg“ in Mühlhausen eröffnet wurde und der Leipziger Maler Werner Tübke sein monumentales Rundbild in Bad Frankenhausen begann.
Nicht nur Tübke griff auf die Figuren der Reformation beziehungsweise der aufständischen Bauern zurück. Auch andere Künstler der DDR schufen aus dem Themen- und Motivfundus dieser Ereignisse persönliche und allgemeingültige Schicksalsbilder deutscher Geschichte, die bis heute höchste Aktualität behielten. Bildgewaltige und feinsinnige Durchdringungen des Themas erarbeiteten Heinz Zander und Horst Sakulowski. Eine Auswahl ihrer Werke ist in der Ausstellung ebenso vertreten wie die im Rahmen des Bauernkriegsjubiläums 1975, des Luther-Jubiläums 1983 und der Thomas-Müntzer-Ehrung 1989 entstanden Grafikmappen, an denen sich namenhafte Künstler der DDR, darunter Bernhard Heisig und Arno Rink, mit hervorragenden Werken beteiligten.
In der Bundesrepublik stand die Auseinandersetzung mit dem theologisch-humanistischen Gedankengut Martin Luthers nach der Katastrophe des 2. Weltkrieges im Zentrum der rezeptionsgeschichtlichen Vergewisserung. Im süddeutschen Raum, in dem die Erinnerungen an die historischen Ereignisse besonders lebendig sind, blieb das Thema Bauernkrieg aber stets präsent und erfuhr zum 450. Jubiläum 1975 einen deutlichen Aufschwung. Die Führer der Bauernkriegs- und Bundschuhaufstände am Anfang des 16. Jahrhunderts, etwa Florian Geyer oder Joß Fritz, avancierten zu wichtigen Symbolfiguren politischen Protests der 1968er Bewegung in der BRD, die vielfach künstlerisch wie literarisch zitiert wurden.“ weiterlesen

weitere Informationen

Presse:

thueringer-allgemeine.de vom 22.11.2011

in Südthüringen.de vom 15.10.2011

MDR Thüringen vom 1.10.2011

TLZ.de vom 1.10.2011

TLZ.de vom 27.09.2011

Künstlermythen und tradierte Rollenbilder

3. Kunstgespräch in der Ausstellung „Das Ich im Wir. Künstlerbildnisse in der DDR

Mittwoch, 5. Oktober 2011, 16.30 Uhr

Schaukabinett, Galerie Neue Meister, Albertinum, 2. Obergeschoss

Im Schaukabinett der Galerie Neue Meister werden in wechselnden Ausstellungen ausgewählte Bestandsgruppen der Sammlung vorgestellt. In seiner vierten Folge richtet die Präsentation den Blick auf Künstlerbildnisse aus der DDR.

Die Ausstellung versammelt Werke von Erich Gerlach, Peter Graf, Ernst Hassebrauk, Bernhard Heisig, Siegfried Klotz, Joachim Kratsch, Horst Leifer, Arno Rink, Wolfram Adalbert Scheffler, Eva Schulze-Knabe und Willy Wolff.

Das Kunstgespräch wird sich sowohl den kunsthistorischen Traditionslinien als auch den Entstehungsbedingungen der Werke widmen.

Jedem seine Wirklichkeit. Der Begriff der Wirklichkeit in der Bildenden Kunst in Frankreich, Polen, der BRD und DDR der 1960er bis Ende der 1980er Jahre

Neues Forschungsprojekt am Deutschen Forum für Kunstgeschichte Paris unter der Leitung von Dr. Mathilde Arnoux

Zielsetzung des Projekts

Der Begriff der Wirklichkeit zieht sich wie ein roter Faden durch die Schriften von Künstlern, Kritikern und Kunsthistorikern vom Beginn der 1960er bis Ende der 1980er Jahre. Umso erstaunlicher ist es, dass ein und derselbe Terminus mit gänzlich verschiedenen Praktiken verknüpft wurde, obgleich er in Abhandlungen über Kunst sowohl im Westen als auch im Osten verwendet wurde. Die verschiedenen Auslegungsarten des Begriffs der Wirklichkeit überschneiden sich bisweilen, als wolle man mit der Mehrdeutigkeit des Begriffes spielen, sich gleichzeitig aber auch in eine historiographische Tradition einfügen, indem die Kunstgeschichte von ihren Anfängen über die Fragen zur Mimesis und zur Objektivität, zur freien Wahl des Subjekts durch den Künstler und zur Position, die dieser der ihn umgebenden Welt gegenüber innehat, durchlaufen wird. So schwer fassbar die Wirklichkeit auch ist, der Begriff kann von jedem nach eigenem Ermessen  verwendet werden. Er füllt eine konzeptuelle Leerstelle, welche in bezeichnender Weise die Bedeutung, die diesem in den bildenden Künsten jener Zeit beigemessen wird, erkennen lässt. Der polymorphe, facettenreiche Begriff der Wirklichkeit war bisher noch nie Gegenstand einer vertieften Auseinandersetzung mit der Bildenden Kunst der 1960er bis Ende der 1980er Jahre oder gar eines Forschungsprojekts über die Beziehung zwischen den „Wirklichkeiten“ im Westen und Osten unter Berücksichtigung des ideologischen Kontexts des Kalten Kriegs. Indem die beiderseits des Eisernen Vorhangs geschaffenen Werke untereinander in Zusammenhang gebracht werden, sollen tradierte Lesarten reflektiert werden, nicht um sie genau ins Gegenteil zu verkehren, sondern um eine jene Nuancen herauszuarbeiten, die die strikte Teilung in zwei gegensätzliche Blöcke aufzubrechen vermögen. Indem ein und derselbe Begriff am Beispiel verschiedener Interpretationen im künstlerischen Umfeld Frankreichs, der BRD, der DDR und Polens hinterfragt wird, zielt das Projekt darauf, Fragen zum Austausch, zu Missverständnissen und Gemeinsamkeiten zwischen diesen Ländern vom Ende des Stalinismus bis zum Zusammenbruch des Ostblocks zu bearbeiten.

weitere Informationen und Veranstaltungen

Krimi um ein verschollenes Bild

Die Merseburger Willi-Sitte-Galerie zeigt die Entstehung des Gemäldes „Lidice“

Neues Deutschland vom 12.09.2011: „Diese Ausstellung lässt sich auch als Krimi lesen. Vor der Frage nach Tätern steht dabei die Frage im Zentrum, wie es gelingen kann, ein zwölf Quadratmeter großes Gemälde spurlos verschwinden zu lassen. Dreieinhalb mal knapp dreieinhalb Meter groß war »Lidice«, ein 1959 beendetes Bild, in dem der Hallenser Maler Willi Sitte das SS-Massaker in dem gleichnamigen böhmischen Dorf verarbeitete. Am Ort dieser Tragödie, bei der am 9. Juni 1942 als Rache für das Attentat auf NS-Statthalter Heydrich alle männlichen Bewohner des Bergarbeiterdorfs ermordet wurden, sollte das Bild ab 1962 in einem Museum ausgestellt werden. Doch es kam in Lidice nie an – und ist bis heute verschollen.

Das Verschwinden hat den kuriosen Umstand zur Folge, dass in der Ausstellung »Lidice und die Freiheit der Malerei« das namensgebende Werk nur als Fotografie in Schwarz-Weiß zu sehen ist. Doch das Haus auf dem Merseburger Domberg lässt anhand zahlreicher im Original erhaltener Studien und Skizzen den Weg nachvollziehen, auf dem sich Sitte dem Thema näherte, das ihn tief bewegte – zum einen, weil er in Böhmen gebürtig und weitläufig mit Bewohnern Lidices verwandt war; zum anderen, weil er als Wehrmachtssoldat Spuren ähnlicher Massaker selbst hatte sehen müssen.

Zu den Vorzügen der Ausstellung gehört dabei, dass sie sich nicht auf Sittes Beschäftigung mit dem Thema Lidice beschränkt, sondern auch zeigt, wie dieser sich schon in den Jahren davor in teils großformatigen Werken mit historischen Themen befasste. Dazu gehört das 1942/43 entstandene Bild »Die Schlacht bei Liegnitz«, das sich in der Gruppierung der Figuren und der Darstellung der Krieger noch an da Vinci und Velázquez orientierte. Einige der in Merseburg erstmals zu sehenden Skizzenbücher Sittes zeigen fast altmeisterlich anmutende Studien von Pferden in wilder Bewegung. Sie finden sich im Getümmel auf dem Gemälde wieder, das eine Schlacht zwischen Mongolen und einem deutsch-polnischen Heer von 1241 zum Thema hat.

Weniger Schlachtenlärm als vielmehr die Stille nach den Schüssen spricht aus dem ebenfalls großformatigen Bild »Völkerschlacht« von 1953, in dem Sitte deutlich die Verwüstungen nach den Gefechten sowie deren Opfer in den Vordergrund stellt. Noch weiter zugespitzt wird diese Perspektive wenig später in »Lidice«, dessen Form an die eines Altarbildes angelehnt ist: Das Bild ist ein Diptychon mit querliegender Predella. Dieser untere Raum ist den Toten vorbehalten. Einer der Flügel zeigt die Täter: rauchende, fotografierende, gesichtslos dargestellte Soldaten. Der zweite Flügel zeigt eine der Frauen von Lidice, die das KZ überlebt hat und an den Ort des Schreckens zurückgekehrt ist. “ weiterlesen

Willi Sitte: Lidice und die Freiheit der Malerei. Bis 31. 12. in der Willi-Sitte-Galerie Merseburg.

Gisela Schirmer: Willi Sitte – Lidice. Historienbild und Kulturpolitik in der DDR. Dietrich Reimer Verlag 2011.

Versteinerter Reiter – Druckgrafik aus dem Kunstarchiv Beeskow

Muzeum Lubuskie im Jana Dekerta, Zespół Willowo-Ogrodowy, ul. Warszawska 35, Gorzów Wielkopolski

14. Oktober – 30. November 2011

Eröffnung: 14. 10. 2011, 17 Uhr

Mit der Ausstellung im Muzeum Lubuskie in Gorzów, der größten Stadt der Wojewodschaft Lebus, will das Kunstarchiv Beeskow auf die künstlerische Qualität seines umfangreichen Grafikbestandes aufmerksam machen. Er enthält rund 13.000 Druckgrafiken von knapp 1.000 Künstlerinnen und Künstlern, die zwischen 1949 und 1989 in der DDR gelebt und gearbeitet haben. 2010 wurden in der Burg Beeskow erstmals künstlerische Porträts aus der Sammlung „Krąg Arsenału“ des Museums Lubuskie gezeigt. Mit der zweiten Ausstellung soll der gemeinsame Wille zu einer dauerhaften deutsch-polnischen Zusammenarbeit erneut manifestiert werden.

Der Titel der Ausstellung „Versteinerter Reiter“ bezieht sich auf eine Lithografie des Künstlers Arno Rink. Sie ist das Resultat einer intensiven Beschäftigung mit Pablo Nerudas 1948/49 in Chile geschriebenem Poem „Großer Gesang“. Die Grafik lässt sich als bildkünstlerische Übersetzung für die poetisch verdichtete Sprachwelt und Sprechweise Nerudas werten. Der „Versteinerte Reiter“ ist eine autonome Gestalt, die unterschiedliche Assoziationen weckt und eigensinnig wirkt im Vergleich zu den vorgefertigten und allzu vordergründigen Bilderwelten. Sie dokumentiert mit ihrem Entstehungskontext die besondere Rolle der künstlerischen Grafik in der DDR.

Die intensive Hinwendung zur künstlerischen Grafik begann Anfang der 1950er Jahre in Leipzig mit einer Gruppe junger Hochschulabsolventen, darunter Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer, Gerhard Kurt Müller und Werner Tübke. Die Ausstellung zeigt grafische Arbeiten von diesen wichtigen Lehrern der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig sowie ihren Nachfolgern und damit sehr verschiedene künstlerische Handschriften. Zu sehen sind aber auch grafische Werke aus den künstlerischen Zentren in Dresden, Halle und Berlin.

Seit den 1970er Jahren genoss die Grafik in der DDR eine sehr hohe Wertschätzung, sie hatte über die Jahre spürbar an Popularität gewonnen. Die individuelle Nutzung von Druckpressen eröffnete den Künstlern einen Freiraum für Kunstäußerungen, der ansonsten durch die staatliche Kontrolle der Medien und Druckereien im Land offiziell nicht gegeben war. Auch Sammler und Ausstellungsbesucher hatten ihre politischen wie künstlerischen Sichtweisen weiter entwickelt und differenzierte Lesarten ausgeprägt, um der anspruchsvollen Grafik ästhetisch zu folgen. In den 1980er Jahren versuchten vor allem jüngere Künstler wie Falko Behrendt, Lutz Dammbeck, Gerd Mackensen und Otto Sander Tischbein fernab von thematischen Vorgaben und ausgefahrenen ästhetischen Gleisen eine eigene künstlerische Sprache zu entwickeln, bei der die Hinwendung zu sehr persönlichen Sichtweisen und die Einbeziehung neuer Medien zu beobachten ist.

Trotz formaler Gleichberechtigung und gleichwertiger künstlerischer Qualifikation spielten Frauen im Kunstbetrieb der DDR eine untergeordnete Rolle und fanden nicht die gebührende Anerkennung. Betrachtet man aber die Grafiken von einzelnen Künstlerinnen wie Linde Bischof, Petra Flemming, Ingrid Goltzsche, Sabina Grzimek, Núria Quevedo oder Charlotte Pauly genauer, dann zeigt sich, dass gerade diese emotional sehr spannungsgeladene und subtil in die Tiefe gehende Bildsprache die akademische Gattung der Grafik um ein Vielfaches bereichert hat.

weitere Informationen

Maler und DDR-Preisträger Willi Neubert ist tot

Im Alter von 90 Jahren starb der Künstler nach schwerer Krankheit in einer Klinik im Harz. Bekannt wurde er mit seinem Werk „Gestern – Heute“.

Hamburger Abendblatt vom 11.08.2011: „Thale/Magdeburg. Trauer um den DDR-Maler und Kunst-Professor Willi Neubert. Der Künstler starb am vergangenen Sonntag im Alter von 90 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit in einer Klinik in Ballenstedt im Harz. Das gab sein Schwiegersohn am Donnerstag nach einem Bericht der „Mitteldeutschen Zeitung“ bekannt. Neubert lebte in Thale im Harz und war Nationalpreisträger in der DDR. Bekannt sind unter anderem das Werk „Gestern – Heute“ für den Palast der Republik in Berlin. Seine Werke tragen Titel wie „Parteidiskussion“, „Stahlwerker“, „Kinderferienlager“ oder „Neubausiedlung“ und „Klubtanzabend“. Die großformatigen Bilder waren an zahlreichen öffentlichen Gebäuden der DDR zu sehen und zeigten ein Idealbild des Sozialismus‘.“ weiterlesen