Sitte und Co ziehen in die „Galerie Bilderstreit“

Werke der DDR-Kunst werden im Schloss Biesdorf gesammelt

Berliner Zeitung vom 25.08.2011: „Werke des frühen Neo Rauch, von Willi Sitte, Wolfgang Mattheuer und anderer Maler werden künftig im Schloss Biesdorf gezeigt. Denn die spätklassizistische Türmchenvilla an der Straße Alt-Biesdorf wird bis Ende 2014 aufgestockt und zur „Galerie Bilderstreit“ umgebaut. Gezeigt werden dort Werke der DDR-Kunst, die zurzeit in den Depots von Burg Beeskow in Brandenburg lagern. Gestern überbrachte Kulturstaatssekretär André Schmitz den Förderbescheid über 3,75 Millionen Euro aus EU-Mitteln für den Umbau. Die Lottostiftung hatte 3,5 Millionen Euro bereitgestellt, vom Bezirk kommen 250 000 Euro.

Eine „in der ganzen Bundesrepublik einzigartige Galerie“ werde entstehen, sagte Schmitz. In dem denkmalgeschützten Schloss, dessen zweite Etage in den letzten Kriegstagen 1945 zerstört wurde, sollen Bilder, Grafiken, Fotografien und Plastiken gezeigt werden, die als sogenannte Auftragskunst in der DDR entstanden, ehemaligen volkseigenen Betrieben (VEB) gehörten oder Parteien und Massenorganisationen. Rund 23 000 Werke, die Eigentum der Länder Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sind, lagern im Archiv von Burg Beeskow. Die wenigsten sind bisher öffentlich zu sehen, in Beeskow gibt es kaum Ausstellungsfläche. „Schloss Biesdorf wird unser Schaufenster in Berlin“, sagt Archivleiterin Ilona Weser, die sich über die Kooperation freut.

Auf rund 1500 Quadratmeter Fläche sollen eine Dauerausstellung, aber auch kleinere, regelmäßig wechselnde Schauen gezeigt werden, sagt Kuratorin Simone Tippach-Schneider, die für den Bezirk ein Konzept für die Galerie entwickelt. Es werde auch Vorträge und Diskussionen geben: „Das wird ein spannender Ort, eine Stätte der Auseinandersetzung.“ Nicht von ungefähr laute der Name der Galerie schließlich „Bilderstreit“ – eine Reminiszenz an den Streit 1990 um die DDR-Kunst, aber auch an die Auseinandersetzungen in den 1950er-Jahren um die sogenannte moderne und die gegenständliche Malerei.“ weiterlesen

Bilderstreit im Schloss

Siemens-Villa soll überregional bedeutsame Galerie für DDR-Kunst werden

jotwede-online vom September 2011: „Biesdorf – Werke von Willi Sitte, Wolfgang Mattheuer, Otto Nagel, Walter Womacka, des frühen Neo Rauch und vieler anderer Maler und Grafiker aus der DDR sollen ab Ende 2014 im Schloss Biesdorf ausgestellt werden. Denn nun sind die finanziellen Mittel für einen Plan bereitgestellt worden, den es seit den 50-er Jahren immer mal wieder gab und der in den vergangenen zehn Jahren von der Stiftung Ost-West-Begegnungsstätte Schloss Biesdorf e.V. zielstrebig verfolgt wurde: der Wiederaufbau des in den letzten Kriegstagen zerstör ten Obergeschosses der spätklassizistischen Turmvilla an der Straße Alt-Biesdorf. Das Konzept, hier eine Galerie von überregionaler Bedeutung mit Werken der Bildenden Kunst aus der DDR zu etablieren, die derzeit noch in den Depots der Burg Beeskow (Brandenburg) lagern, schuf die Voraussetzung für die erfolgreiche Akquirierung der nicht unbeträchtlichen finanziellen Mittel für den Umbau des Schlosses. Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) erlaube im Zusammenhang mit der Einrichtung einer Galerie „Bilderstreit“ den denkmalgerechten Wiederaufbau des Schlosses Biesdorf, heißt es beim Senat.

3,5 Millionen Euro hatte Berlins Lottostiftung bewilligt, 250 000 Euro stellt das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, das nun auch Bauherr ist, zur Verfügung. Die noch fehlenden Mittel in Höhe von 3,75 Millionen Euro wurden jetzt von der Senatskulturverwaltung beigesteuert. Sie stammen aus dem Kulturinvestitionsprogramm des Senats, das der Entwicklung kultur touristischen Potentials gewidmet ist und aus EFRE-Mitteln gespeist wird. Am 24. August überbrachte Kulturstaatssekretär André Schmitz den Förderbescheid. „Hier wird ein Museum entstehen, das ein Alleinstellungsmerkmal hat, eine in der ganzen Bundesrepublik einzigartige Galerie“, sagte Schmitz. Und Finanzstadtrat Stefan Komoß sprach von einem „Leuchtturmprojekt für den Bezirk und für Berlin, das viele überregionale Besucher in den Bezirk bringen und einen Beitrag zur positiven Wahrnehmung leisten wird“.“ weiterlesen

Rez.:Gisela Schirmer: Willi Sitte – Lidice. Historienbild und Kunstpolitik in der DDR

Rezensiert von Gerd Dietrich, Institut für Geschichtswissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin

Die Suche nach verlorenen Bildern ist ein altes Thema der Kunstgeschichte. Dass diese auch für die neuere Zeitgeschichte relevant ist, wird von Gisela Schirmer beeindruckend und spannend vorgestellt. Sie ist mit ihrer soliden und differenzierenden Darstellung dem Geheimnis eines verschwundenen Tryptichons von Willi Sitte auf die Spur gekommen, aufgefunden hat sie es leider nicht. Sie vermutet, „dass der Geheimdienst das Bild verschwinden ließ, entweder aus eigenem Interesse oder auf Veranlassung von Gegnern der Transaktion aus Ostberlin.“ (S. 127) Gleichwohl wird das großformatige Werk mit diesem Buch gewissermaßen neu entdeckt und dem Kunst- und Geschichtsinteressenten so plastisch vor Augen geführt, dass er selbst zur detektivischen Arbeit angeregt wird. Gisela Schirmer dokumentiert ausführlich die Vorgeschichte des Gemäldes „Lidice“, das im Jahr 1959 entstand, seinen künstlerischen Entstehungsprozess, seine Bedeutung für einen der wichtigsten bildenden Künstler der DDR, wie ebenso dessen schwierige Lebens- und Schaffensphasen in den 1950er-Jahren und dessen Demütigungen durch die bornierte und kleingeistige Formalismusdebatte. So gelingt es Gisela Schirmer, ein Stück deutsche Kulturgeschichte zu schreiben, herauszuarbeiten, welche Vorstellungen der Antifaschist und Kommunist Willi Sitte mit dem Thema Lidice verband, was ihn beim Malen bewegte und mit welcher Dummheit die selbsternannten Parteiführer ihm begegneten. Zugleich wird von ihr nachgewiesen, dass die 1996 gezogene Schlussfolgerung, unter anderem von Hubertus Gaßner, über Willi Sittes angebliche Überarbeitung des Gemäldes nicht nur oberflächlich, sondern schlicht falsch war.

All das gelingt Gisela Schirmer auf eine sehr sympathische und unaufgeregte Art, indem sie systematisch vorgeht. Nachdem der Leser in der Einleitung erfährt, dass ein 12 Quadratmeter großes Dreitafelbild bei der Übergabe als Geschenk an das Museum in Lidice anlässlich des 20. Jahrestages des unter dem Kommando der SS verübten Massakers 1962 einfach „verschwunden“ ist, stellt sie zunächst einmal die gesamte künstlerische Entwicklung Willi Sittes im Kontext mit der spezifischen deutschen Geschichte in großen Zügen dar, reiht das verschwundene Bild in die Serie anderer Historien- und Schlachtenbilder ein und zeigt auch an ausgewählten Beispielen den streitbaren und widerständigen Künstler Sitte. Es folgen auf 66 Seiten die 82 Schwarz-Weiß- und 22 Farb-Abbildungen, die unverzichtbar für das Verständnis dieses Gemäldes sind. An dieser Stelle wird das wissenschaftliche Buch von Gisela Schirmer zum begleitenden Katalog der in Merseburg gezeigten meisterhaften Seiten aus Skizzenbüchern, Studien, Vorzeichnungen und Gemälden zum Thema „Lidice“.

Auf Seite 105 steigen wir wieder in die aufregenden historischen Details ein. Gestützt auf gründliche und umfangreiche Archivstudien wird die Entstehungsgeschichte des monumentalen Bildes nachgezeichnet, das Kreuzfeuer der politischen und ästhetischen Angriffe gegen das Kunstwerk vorgestellt, das Spannungsfeld zwischen Ostberlin und Prag sowie die Zwischenstation in der Moritzburg in Halle bis zum Verschwinden des Gemäldes dokumentiert. Die gehaltvolle und kluge Darstellung enthält einerseits fundamentale Aussagen zum gelebten Antifaschismus Sittes, sie entfaltet andererseits seine künstlerische Herkunft von den alten Meistern und seine Auseinandersetzung mit der Moderne, insbesondere mit Leger und Picasso.[1] Und sie geht zum Dritten intensiv auf Willi Sittes künstlerisches Ringen ein, Tod und Massaker, Opfer und Täter, Weiblichkeit und Männlichkeit, Überlebende und Hoffende in Bilder umzusetzen. weiterlesen

Kunst aus der DDR II: Künstler ehren Künstler

Galerie in der Burg, Fleckenstraße 41, 37345 Großbodungen (Eichsfeld)

4. September – 20. November 2011

Aufgrund des großen Erfolges von „Kunst aus der DDR 1: Meistergraphiken einer privaten Sammlung“ im Jahre 2009 folgt nun eine weitere Ausstellung mit Werken aus einer privaten Sammlung vom 4. September bis 20. November 2011. Im Mittelpunkt von „Kunst aus der DDR II“ steht die Künstlerhommage. Im Bildtypus der Künstlerhommage verbinden sich zwei Anliegen: Andenken an den geehrten Künstler und sinngebende Selbstdarstellung der eigenen künstlerischen Arbeit. Erstmals wird eine Auswahl aus eindrucksvollen druckgrafischen Sammelwerken einer privaten Sammlung, die sich der Künstlerhommage widmen, in einer Ausstellung gezeigt. Die Künstlerhommagen entstanden in den Jahren 1969 bis 1990. Mit je einer Grafiksammlung werden geehrt: Johann Sebastian Bach (1685-1750), Ernst Barlach (1870-1938), Max Beckmann (1884-1950), Hermann Glöckner (1889-1987), Vincent van Gogh (1853-1890), Charlotte E. Pauly (1888-1981) und Raffael (1483-1520). Einer Reihe bekannter Künstler aus der DDR widmet sich eine weitere Sammlermappe. Studien renommierter Musiker und Dirigenten aus dem Leipziger Gewandhaus runden die Grafikauswahl ab. Mit der Van-Gogh-Mappe wurde eine Sammlung aufgenommen, an welcher in der Übergangszeit 1989/90 ost- und westdeutsche Künstler gleichermaßen beteiligt waren. In unserer Ausstellung sind Graphiken von 46 Künstlerinnen und Künstlern zu sehen. Wie in unserer Schau „Kunst aus der DDR I“ im Jahre 2009 liegt auch dieser Folgeausstellung die Intention zugrunde, daß Kunst aus der DDR zum gesamtdeutschen Erbe gehört und Teil der deutsch-deutschen Kunstgeschichte von 1945 bis 1989 ist. Unsere aktuelle Ausstellung versucht erneut eine gleichberechtigt integrierende Sicht auf das deutsch-deutsche Kunstschaffen. Die Ausstellung will sichtbar machen, dass in der DDR eine differenzierte Vielfalt des künstlerischen Ausdrucks möglich war. Die gezeigten Künstlerhommagen reflektieren dies in eindrucksvoller Weise. Unser besonderer Dank gilt einem privaten Kunstsammler, aus dessen reichem Fundus wir erneut schöpfen durften. Künstler in unserer Ausstellung: Gerhard Altenbourg, Theo Balden, Wolfgang Barton, Roland Berger, Rolf Blume, Manfred Böttcher, Luitgard Borlinghaus, Carlfriedrich Claus, Andreas Dress, Dieter Goltzsche, Sabine Grzimek, Ulrich Hachulla, Gisela Hachmann, Andreas Hegewald, Rosemarie Heinze, Johannes Heisig, Michael Hengst, Karl-Georg Hirsch, Elke Hopfe, Joachim Jansong, Joachim John, Gregor Torsten Kozik, Roland Meinel, Harald Metzkes, Michael Morgner, Rolf Münzner, Wolfgang Nickel, Ronand Paris, Charlotte E.Pauly, Wolfgang Peuker, Arno Rink, Frank Ruddigkeit, Werner Schaub, Arnd Schultheiss, Roger Servais, Volker Stelzmann, Werner Stötzer, Inge Thiess-Böttner,Werner Tübke, Max Uhlig, Claus Weidensdorfer, Jürgen Wenzel, Heinz Zander, Baldwin Zettl, Horst Zickelbein.

Die Ausstellung wird anschließend an folgenden Orten gezeigt: 4.12.2011 bis 31.01.2012: Museum Pachem: Deutsche Kunst des 20. Jahrhunderts / Rockenhausen (Rheinland-Pfalz); 12.05. bis 12.08.2012 Schloss Pulsnitz (Sachsen) Ernst-Rietschel-Kulturring e.V.

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aus der Presse

Kunst am Bau in der DDR

Projekt Genossenschaft Kunst am Bau, Gostritzer Straße 10, 01217 Dresden

10.  – 25. September 2011

Die Kunst am Bau der DDR wird verstärkt mit Wandbildern an ihren ehemaligen Repräsentationsbauten in Verbindung gebracht. Wesentlich mehr Kunst entstand aber beim Bau großer Wohngebiete, besonders in den 70er und 80er Jahren sowie in Betrieben und bei der Wiedererrichtung von Innenstadtstrukturen Ende der 80er Jahre. Über 30 Jahre waren Karl-Heinz Adler, Dieter Graupner, Friedrich Kracht, Johannes Peschel, Egmar Ponndorf, Siegfried Schade, Bärbel Schulz (bis 1985), Rudolf Sitte (bis 1979), Wolff-Ulrich Weder in der Genossenschaft verbunden. Ihnen gehörte neben dem Atelierhaus auch das Grundstück.

Obwohl ihre künstlerischen Ausdrucksformen sehr unterschiedlich waren, konnten sie die Werkstattsituation für gemeinschaftliche Projekte nutzen, die wiederum bei den Auftraggebern sehr gefragt waren.

Die Ausstellung zeigt erstmals eine nicht mehr sichtbare Seite der architekturbezogenen Kunst in der DDR. In besonderer Weise war „Kunst am Bau“ der staatsideologischen Selbstdarstellung und somit einer speziellen Praxis der Auftragsvergabe unterworfen, an der eine Vielzahl gesellschaftlicher und politischer Gremien beteiligt war. Stadtumbau nach der Wiederherstellung der Deutschen Einheit und andere Faktoren führten dazu, dass die Kunst am Bau als Zeugnisse dieser Zeit mehr und mehr verschwanden. Eine systematische Erfassung der Kunst-am-Bau-Objekte gibt es weder in den alten noch in den neuen Bundesländern. Viele Dokumente über die Auftragsabwicklung im Bereich der architekturbezogenen Kunst sind in den neuen Bundesländern nach der Wende verloren gegangen.

Der Umsicht von Friedrich Kracht und seiner Familie ist es zu danken, dass die Auftragsbücher und die Auftragsunterlagen der Genossenschaft „Kunst am Bau“ erhalten blieben. Der Bestand ist in Art, Umfang und seiner Vollständigkeit einzigartig. Diese Ausstellung zeigt eine Auswahl von Arbeiten in den Ateliers, in denen die Künstler auch damals gearbeitet haben.

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„Matthias“ BAADER Holst (1962-1990)

– all die toten albanier meines surfbretts –

Künstlerhaus Bethanien, Kottbusser Str. 10, 10999 Berlin

9. September – 2. Oktober 2011

Eröffnung: 8. September 2011, 19 Uhr

„Matthias“ BAADER Holst war einer der interessantesten Untergrundpoeten der DDR. Er arbeitete als Poet, Zeichner, Filmemacher, Herausgeber und Performer. Letztlich war er im Rückblick wohl der einzige reale PunkDadaist der DDR. Er hat bis heute einen nachhaltigen Eindruck bei Literaten, Musikern und Künstlern aus der ehemaligen DDR hinterlassen. Durch seinen frühen tragischen Tod ist sein Werk leider nicht ausreichend bekannt geworden. Seine Komplexität und Dichte hat bis heute nichts an Kraft und Bedeutung verloren. So ist eine zusammenfassende Ausstellung aller Aspekte seines Werkes eine Wiederentdeckung und Neuvorstellung zugleich. Es erlaubt einen Blick in eine unbekannte andere Kultur in der DDR.
Die erste erfolgreiche Ausstellung zum Werk von BAADER Holst fand 2010 im Stadtmuseum Halle statt. Im Februar 2011 setzte sich die Ausstellung in der Roten Fabrik in Zürich innerhalb eines Dadafestivals fort. Aktuell wird sie nun im Künstlerhaus Bethanien zu sehen sein – gezeigt werden Fotos, Filme, Interviews und Klangwerke mit und zu BAADER. Bücher, Editionen, Archivalien, Manuskripte und Zettel geben einen Einblick in Arbeit und Leben BAADERs. Die Ausstellung soll BAADER in der Strategie seiner Arbeit vermitteln und ihn so aktuell zugänglich, erlebbar und neu gebrauchbar machen.

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zum Thema

Stefan Plenkers – Raum und Zeichen

Städtische Galerie Dresden, Wilsdruffer Straße 2, 01067 Dresden

10. Juni bis 11. September 2011

Die Städtische Galerie Dresden widmet eine große Sonderausstellung dem Werk von Stefan Plenkers, der zu den wesentlichen Maler­persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts in Dresden zählt.

Stefan Plenkers´ Gemälde der 1980er Jahre stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. Es wurden Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen in ganz Deutschland zusammengetragen. Anregungen zu diesen Bildern gewann Stefan Plenkers unmittelbar von jenen Orten, an denen er sich bewegte: Strände und Häfen, Atelier und Zirkus, Stadträume und Gaststuben. All diese Szenen verarbeitet der Künstler jedoch nicht erzählerisch; er schafft vielmehr verbaute Räume, die keine Geborgenheit gewähren. Stürzende Linien halten den Blick des Betrachters auf, lassen ihn abprallen und anstoßen.

Die Sicht von Innen nach Außen – sei es auf eine Stadtlandschaft oder das Meer – verstellt Stefan Plenkers durch eingeschobene Wände, durch halb geschlossene Türen oder ineinander verschachtelte Gemälde. Sie stoßen abrupt aufeinander und verkanten, sodass sich der Betrachter seinen Weg durch das Bild erst suchen muss. Die Motive bringt der Maler dabei mehr und mehr flächig zur Geltung und verknappt sie dabei zusehends. Dieses feine Gespür für die Lineatur verdankt sich seiner langjährigen Beschäftigung mit der Grafik. Von dort aus gelangte Stefan Plenkers zur Malerei. So zeigen die Kaltnadelradierungen der „Kneipenmappe“ von 1979/80 bereits die Tendenz zu kargen Interieurs, in denen der Mensch keine Behausung findet.

In Stefan Plenkers‘ Werken ist seine intensive Beschäftigung mit der Konstruktion der Bildräume zu sehen. Der Künstler arbeitet mit der Struktur von Flächen und dem Wechselspiel zwischen Innen und Außen. Malend und zeichnend stellt er die generelle Frage nach Lebensräumen.

Reisen nach West-Berlin, China und Frankreich führen Ende der 1980er Jahre zu einer sich überschlagenden Formzersprengung. Als müsse Stefan Plenkers die Geschwindigkeit in der visuellen Verarbeitung der Eindrücke erhöhen, arbeitet er verstärkt mit Gestalt-Kürzeln und Andeutungen. Auch anhand einer Vielzahl von Zeichnungen lässt sich in der Ausstellung dieser Prozess hin zu zersplitterten Fragmenten nachvollziehen.

Stefan Plenkers wurde 1945 in Ebern/Bamberg geboren und wuchs in Görlitz auf. Nach dem Abitur absolvierte er eine Lehre als Schriftsetzer, bevor er von 1967 bis 1972 an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden Grafik studierte. Von 1980 bis 1982 war er Meisterschüler bei Prof. Gerhard Kettner. Er lebt und arbeitet als freischaffender Maler und Grafiker in Dresden.

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Programmhinweis: Widerstand im Atelier

Widerstand im Atelier – Die vergessenen Künstlerinner der DDR

Sendung am Freitag, den 12.08.2011, 17.05 bis 17.50 Uhr im SWR2 Forum

Es diskutieren:
Prof. Else Gabriel, Künstlerin, Weißensee Kunsthochschule Berlin
Dr. Ulrike Lorenz, Direktorin der Kunsthalle Mannheim
Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg, Kultursoziologe und Koordinator des Projektes „Bildatlas: Kunst in der DDR“, TU Dresden
Gesprächsleitung: Susanne Kaufmann

Die wahren Heldinnen der Kunst waren in der DDR die Frauen: starke Frauen, die nicht nur den Staat und die offizielle Staatskunst angriffen, sondern auch gegen die Vorherrschaft der männlichen Kollegen kämpften. Die ältere Generation hatte keinerlei Möglichkeit, sich öffentlich zu präsentieren. Die jüngeren Frauen suchten sich Räume abseits der offiziellen Kulturpolitik – verkauft aber haben auch sie so gut wie nichts. Die Kunsthalle Mannheim zeigt nun erstmals die Werke der rebellischen Künstlerinnen.

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Stellenausschreibung für Kunsthistoriker

0,5 Wiss. Mitarbeiter „Kunstgeschichte“

Institution: Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte

Datum: 01. 10. 2011 – 31. 10. 2012

Bewerbungsschluss: 19. 08. 2011

Das 1909 gegründete Potsdam Museum zählt zu den bedeutendsten kunst- und kulturgeschichtlichen Einrichtungen Brandenburgs. Nach mehrjähriger Sanierung des neuen Museumsstandortes am Alten Markt ist die Eröffnung des Museums mit einer ersten großen Sonderausstellung zu Friedrich dem Großen und dem Einzug der permanten stadtgeschichtlichen Ausstellung in Vorbereitung. Personell konnte sich das Museum durch die Fusion mit dem Potsdam Forum vergrößern, strukturelle Veränderungen ermöglichen der Kultureinrichtung sich künftig als modernes, veranstaltungsstarkes Museum der Landeshauptstadt zu präsentieren.

Im Rahmen der musealen Neukonzeption des Hause am Alten Markt ist für 2013 eine Ausstellung zu Leben und Werk des Malers Siegward Sprotte vorgesehen, unmittelbar darauf erfolgt die Präsentation der Sammlung bildende Kunst im Galerieraum des künftigen Museums.

Aufgabenbereiche:
– Weiterentwicklung des ersten Konzeptentwurfes für die Retrospektive zu Siegward Sprotte
– Sichtung und Auswahl des Ausstellungsobjekte in Abstimmung mit der Kuratorin sowie die Verwaltung der Objekte in einer EDV-gestützten Datenbank
– Wissenschaftliche Recherche, Verfassen wissenschaftlicher Texte für den Katalog und die Ausstellung
– Beteiligung an der Auswahl des Bild- und Tonmaterials für Medien und Tonstationen
– Weiterentwicklung der musealen Konzeption für den Galerieraum Bildende Kunst (250m²) in enger Abstimmung mit der Direktorin
– Einarbeitung in die Sammlung bildende Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, wissenschaftliche Recherche auf Grundlage des Forschungsstandes und der Museumsdokumentation
– Unterstützung bei der Aufnahme und Verwaltung des Auswahlobjekte im EDV-gestützten Sammlungsmanagementprogramm
– Vertretung der Direktorin in den Bereichen „Galerie bildende Kunst“ und „Sonderausstellung Sprotte“ in allen inhaltlichen, organisatorischen und personellen Belangen

Anforderungen:
– abgeschlossenes Hochschulstudium Kunstgeschichte, nach Möglichkeit mit Promotion
– fundierte Kenntnisse der Kunst vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, auch der DDR-Kunst
– regionale Ausrichtung auf Berlin, Potsdam/Brandenburg von Vorteil
– nachgewiesene Berufserfahrung im wissenschaftlichen Museums- und Ausstellungsbereich
– Medienkompetenz, Erfahrung mit EDV-gestützten Datenbanken
– ausgeprägte konzeptuelle Befähigung und Schreibkompetenz
– Bereitschaft zu hohem persönlichen Engagement, Eigeninitiative, Verantwortungsbereitschaft und Loyalität
– sehr gute Englischkenntnisse

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„Unruhig ist unser Herz…“ – Christliche Motive in der bildenden Kunst der DDR – Auftrag und Selbstauftrag

Ausstellungszentrum Pyramide, Riesaer Str. 94, 12627 Berlin

12. August – 29. September 2011

Ausstellungseröffnung durch die Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle am Freitag, den 12. August, 11.00 Uhr

Das Zentrum für Kultur- und Zeitgeschichte lädt gemeinsam mit dem Fachbereich Kultur des Bezirksamtes vom 12. August bis 29. September 2011 in das Ausstellungszentrum Pyramide zu einer Ausstellung ein, die von der Kraft des metaphorischen Realismus berichtet. Eine Bildauswahl wird präsentiert, die das Fortwirken christlicher Bildmotive in der Auftragskunst der DDR wie im Schaffen im Selbstauftrag vorstellt. Die Themenstellung ist neu, da sie scheinbar zusammenführt, was sich gegenseitig ausschließt.

Die Ausstellung macht deutlich, dass in der DDR nicht nur das religiöse Bekenntnis lebendig war, sondern christliche Überlieferung solche Kraft entfaltete, dass Künstler privat wie im Auftrag sich davon in ihren Bildfindungen inspirieren ließen. Christliche Motive waren ja immer ein Mittel, aus dem Reichtum seelischer Ausdrucksweisen Motive und Themen auszuwählen, um einen Bildgegenstand im Zeitgeschehen intensiver erlebbar zu machten.
Die Ausstellung sucht auch Antworten auf die Frage, welche Legenden und biblischen Gestalten Künstler für geeignet hielten, ihrem Zweifel wie ihrem Hoffen metaphorische Gestalt zu verleihen. Vom bekennenden Christen bis zum überzeugten Marxisten sind in der Ausstellung sechsundachzig Künstlerinnen und Künstler vereint, die über Anschauungsgrenzen hinweg eines gemeinsam haben: das Bekenntnis zur Wirklichkeit und Mitverantwortung und man wird feststellen, die Arbeiten tragen immer Züge der eigenen Zeit.

Das Leipziger Dreigestirn, das 1977 DDR-Kunst auf der documenta 6 in Kassel, der weltgrößten Schau moderner Kunst, präsentierte, ist auch in diesen Räumen vertreten: Werner Tübke, Bernhard Heisig und Wolfgang Mattheuer. Ihnen folgen in der Ausstellung hervorragende Zeichner und Grafiker mit ihrer kraftvollen Deutung der Passion Christi: Josef Hegenbarth, Henry Büttner und Karl-Georg Hirsch. Dazu kontrastiert die geistreiche, durchgeistigte und detailreiche Ausdeutung sakraler Themen durch Heinz Zander, Elisabeth Voigt, Joachim John oder Volker Stelzmann. Aus dem ganz persönlichen christlichen Bekenntnis heraus gestalteten Alexander Alfs, Hans Jüchser und Erwin Hahs ihre Werke. Der Bildhauer Friedrich Press, der auch in den Vatikanischen Museen vertreten ist, wird in dieser Ausstellung gleich mit mehreren Arbeiten zu sehen sein. Und wem ist schon bekannt, dass der führende Bildhauer der DDR, Fritz Cremer, bei der Planung der Gedenkstätte Buchenwald von Kreuzwegstationen inspiriert wurde und sich in seinem gesamten Werk immer wieder mit Kreuzigungen und dem Gekreuzigten befasste, wie die Ausstellung dokumentiert.

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