Jochen Staadt (Hg.): „Die Eroberung der Kultur beginnt!“ Die Staatliche Kommission für Kunstangelegenheiten der DDR (1951-1953) und die Kulturpolitik der SED

Rezension von Anne Barnert

Der Sammelband umfasst vier Beiträge von Dagmar Buchbinder, Daniel Zur Weihen, Jochen Staadt und Horst Laude über die Staatliche Kommission für Kunstangelegenheiten der DDR (1951-1953) und die Kulturpolitik der SED in den frühen 1950er Jahren. Im Zentrum steht die Frage, „wie nach Gründung der DDR die politische Unterwerfung und Kontrolle der kulturellen Sphäre auf administrativer Ebene bewerkstelligt worden ist“ (5). Der Fokus liegt auf den Mitteln, Methoden und Institutionen, mit denen die SED ihre Kunst- und Kulturpolitik und die Doktrin des Sozialistischen Realismus in der Bildenden Kunst, im Theater und in der Musik durchzusetzen suchte. Anhand der Staatlichen Kommission für Kunstangelegenheiten wird die Entwicklung und Wirkung des Überwachungsapparates im Kulturbereich analysiert. Als Vorgängereinrichtung des 1954 gegründeten Ministeriums für Kultur entwickelte die Kunstkommission „Langzeitwirkung“: Herausgeber Staadt bescheinigt ihr eine entscheidende Rolle bei der „politischen Formierung von Kunst und Kultur der DDR“ (1).

Der erste und umfangreichste Beitrag von Dagmar Buchbinder gibt einen quellenbasierten Überblick über die Geschichte der Kunstkommission. Beschrieben wird ihre Konstituierung im Juli 1951, ihr „institutionelles Alltagsleben“ (27) und die Beziehungen sowohl zur ZK-Kulturabteilung als auch zur Sowjetischen Kontrollkommission. Die SED setzte ihren Führungs- und Kontrollanspruch „durch eine eher indirekte Steuerung“ (22) durch: Dem sowjetischen Schema folgend, wurde eine Vielzahl an Lenkungs- und Kontrollinstitutionen für die Bildende Kunst, Theater, Musik, Literatur, Film und Rundfunk geschaffen, die zentral durch die SED-Parteigremien kontrolliert wurden. Zahlreiche Kommissionsmitglieder hatten bereits im März 1951 in der Formalismus-Kampagne gegen moderne abstrakte Malerei agiert; der Kampf um die Durchsetzung einer gegenständlichen Kunst sollte dann auch eine der wichtigsten Aufgaben der Kunstkommission werden.

Die „Stakuko“ übte Leitung und ideologische Kontrolle aller künstlerischen Einrichtungen in der DDR aus, hatte über 150 Mitarbeiter und gliederte sich in vier Hauptabteilungen: Theater und Musik, Bildende Kunst, Nachwuchs und Lehranstalten, Laienkunst. Alle Theaterhäuser, Orchester, Kunstmuseen sowie Kultur- und Klubhäuser der DDR waren ihr unterstellt, zahlreiche Institutionen sogar unmittelbar, etwa die Berliner Staatsoper, das Deutsche Theater, das Berliner Ensemble, das Gewandhausorchester Leipzig, die Staatlichen Museen zu Berlin und die Hochschulen für Bildende Kunst und Musik. Die Spielpläne mussten von der Kunstkommission genehmigt werden. Öffentlich bekannt wurde sie in der DDR durch Otto Grotewohls programmatische Rede „Die Eroberung der Kultur beginnt“ am 31. August 1951, in der er die „große und bedeutende Autorität“ der Kunstkommission betonte.

Grundannahme der Kommissionsarbeit war die Planbarkeit von Kultur. Die Abteilung Planung hatte nach Vorgaben des Ministerrates einen „Kulturentwicklungsplan Kunst und Theater“ für die gesamte DDR anzufertigen. Durch planmäßig gelenkte Aufträge, Veranstaltungen, Ausstellungen, Preisausschreiben, Forschungsarbeiten und Diskussionen sollten die Künstler veranlasst werden, neue Theater- und Musikstücke und Werke der bildenden Kunst im Sinne des Sozialistischen Realismus zu schaffen. Gerade in der Anfangsphase äußerten einige Kommissionsmitglieder Kritik an der Vorstellung einer planmäßigen Entwicklung der Kunst, was jedoch als „bürgerliche Meinung“ abgetan wurde. Der Ministerrat forderte im Gegenteil ein noch aktiveres Eingreifen in den Prozess der Kunstentwicklung und monierte 1952, dass die Kommission den direkten Kontakt mit den Künstlern vernachlässige und sich zu sehr auf administrative Tätigkeiten beschränke. weiterlesen

Ausstellung des Thüringer Künstlers Otto Knöpfer in Gotha

thueringer-allgemeine.de vom 18.10.2011: „Neun Kunstwerke des Thüringer Malers Otto Knöpfer (1911-93) sind noch bis zum 27. Oktober in den Räumen der Kreissparkasse Gotha zu sehen. Unter den Gemälden sind auch Arbeiten, die bisher noch nie öffentlich ausgestellt waren, darunter ein Aktbild der Frau des Malers.

Später kaufte die damalige „Sparkasse für das vormalige Herzogtum Gotha“ das Bild. Mehr als fünfzig Jahre hing es – ohne besondere Beachtung zu finden – in der Schalterhalle der Bank. In den Werkverzeichnissen über Knöpfer war es nicht zu finden, „als hätte man befürchtet, das Motiv könne klischeehaft an eine Nähe von Nazi-Kunst zur Kunst der DDR denken lassen“, so Professor Arlt. Zwar seien vergleichbare „Sämänner“ auch von Künstlern geschaffen worden, die dem Nationalsozialismus nahestanden, doch Knöpfers Bild sei eindeutig früher entstanden. Das Werk sei von einer gleichnamigen Bilderserie Vincent van Goghs inspiriert. Nach der Wende verschwand das Bild in den Flur der Sparkasse. Erst im Frühjahr dieses Jahres erinnerte sich Professor Arlt bei den Vorbereitungen zu einem Kolloquium zum 100. Geburtstag des Künstlers an das „vergessene“ Werk Knöpfers. Die Sparkasse ließ das Bild reinigen und neu spannen, Professor Arlt stellte es zusammen mit seiner Geschichte beim Knöpfer-Kolloquium Anfang Oktober im Arnstädter Rathaus vor. Für zwei Wochen ist „Der Sämann“ jetzt in der Kreissparkasse zu sehen. Wo er nach dem 27. Oktober hängen wird, ist noch unklar.“

weitere Informationen

Willi Sitte – Malerei, Zeichnungen, Druckgrafik

Villa Kobe, Kunst HALLE e.V., Philipp-Müller-Strasse 65, 06110 Halle (Saale)

21. Oktober bis 20. November 2011

Ausstellungseröffnung: 20.Oktober 2011, 19 Uhr

Anlässlich des 90. Geburtstages von Professor Willi Sitte veranstalten der KUNST HALLE e.V. und der Hallesche Kunstverein e.V. gemeinsam ein große Personalausstellung des Malers in der Kunsthalle Villa Kobe in Halle. Die unter der Schirmherrschaft der halleschen Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados stehende Ausstellung soll nach längerer Zeit nach Ausstellungen in diesem Jahr u.a. in Durbach (Schwarzwald), Chemnitz und Glauchau und Sonderausstellungen in der Willi-Sitte-Galerie Merseburg auch in Halle wieder Gelegenheit geben, einen umfassenderen Einblick in das Werk dieses wichtigen deutschen Künstlers nehmen zu können. Jenseits aller Polemik soll den Besuchern Gelegenheit gegeben werden, sich anhand des Ausgestellten ein eigenes Bild von Anspruch und künstlerischer Qualität des Werkes dieses wichtigen deutschen Malers der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu machen.

Die in fünf Komplexe gegliederte Ausstellung umfasst Malerei, Zeichnungen und Druckgrafik vom Anfang der 1940er Jahre bis nach 2000. Neben „Frühen Bildern“ der Jahre 1952 bis 1957 werden Arbeiten zum dem Künstler Zeit seines Schaffens wichtigen Thema „Kontra Unmenschlichkeit und Gewalt“ gezeigt.

Ein weiterer Schwerpunkt sind unter der Überschrift „Bergung aus Hochwasser“ eine größere Gruppe von Bildern und Zeichnungen, die Willi Sitte ausgehend vom Hochwasser in der italienischen Po-Ebene und dem späteren Hochwasser in Frankfurt an der Oder zu diesem Thema geschaffen hat.

Ein weiterer Komplex umfasst eine Auswahl aus der großen Reihe der Künstlerhommagen (Lithographien), in denen sich Willi Sitte mit den ihm nahestehenden Künstlern aus verschiedenen Generationen auseinandersetzt und sich in gewisser Weise zu ihrem Schaffen in Beziehung setzt.

Ein letzter recht umfangreicher Komplex zum Thema Mensch unter der Überschrift „Mensch, Liebe, Sinnlichkeit“ ist dem ständigen Hauptthema des Künstlers durch alle seine Schaffensperioden gewidmet. Hier wird der Mensch in einer Vielzahl von Aktionen gespiegelt. Das reicht vom Sportler, über einzelne Akte und Liebespaare bis zu Menschengruppen. An Techniken ist hier alles vertreten von der Zeichnung über die Druckgrafik bis zum größerformatigen Gemälden. Hier wird die ausgeprägte Fähigkeit des Künstlers zur Darstellung des menschlichen Körpers in seinen unterschiedlichen Haltungen, Beziehungen und Dimensionen im Sinne des von ihm jeweils angestrebten Ausdrucks besonders deutlich.

Dazu werden erstmals in Halle aus dem großen Fundus des Künstlers eine Reihe ausgewählter Skizzenbücher gezeigt, die das Herangehen von ersten Entwürfen über die Detailskizze bis zu Kompositionsvorstellungen vorführen. Außerdem ist während der Ausstellungszeit ständig ein Film zu Willi Sitte und seinem Werk zu sehen.

weitere Informationen

Presse:

welt online vom 20.10.2011

shz.de vom 20.10.2011

Westfälische Nachrichten vom 20.10.2011

mdr.de vom 20.10.2011

HalleForum.de vom 15.10.2011

Von der Muse doppelt geküsst. Armin Müller-Stahl und Starwalde

Kunstraum Potsdam, Schiffbauergasse 6, 14467 Potsdam

16. Oktober bis 28. November 2011

In Zusammenarbeit mit der Galerie Kunstkontor und dem Filmmuseum Potsdam werden im Kunstraum in der Ausstellung „Von der Muse doppelt geküsst“ die Künstler Armin Mueller-Stahl und Jürgen Böttcher-STRAWALDE präsentiert. Beide Künstler gehören der gleichen Generation an und haben ihre filmische Karriere in Potsdam bei der DEFA bzw. im Dokumentarfilmstudio begonnen – der eine vor, der andere hinter der Kamera. Inzwischen zählen sie zu den ganz Großen ihrer Metiers und sind sowohl auf dem Gebiet des Films, als auch auf dem Gebiet der Malerei äußerst erfolgreich. Folgerichtig wird in der Ausstellung und einem umfangreichen Rahmenprogramm nicht nur das bild-künstlerische, sondern auch das filmische Werk beider Künstler im Mittelpunkt stehen.

weitere Informationen

Presse:

Niederlausitz aktuell vom 16.10.2011

pnn.de vom 15.10.2011

stadtmagazin-events.de vom 15.10.2011

Schichtwechsel. Kunst aus 40 Jahren DDR

Burg Beeskow, Altes Amt, Frankfurter Str. 23, 15848 Beeskow

16. Oktober 2011 bis 24. Juni 2012

Ausstellungseröffnung: Samstag, 15. Oktober 2011, 11.00 Uhr

Eine Ausstellung des Kunstarchivs Beeskow in Zusammenarbeit mit dem Kurator Herbert Schirmer, Kunst + Kommunikation Lieberose, gefördert durch den Landkreis Oder-Spree, Lassowsky Ost-Consult, Stahlstiftung und Kulturstiftung Krefeld

Oder-Neiße-Journal vom 8.10.2011: „Gute Beziehungen zu anderen Städten und Regionen zu haben, ist für die Bewohner des Landstrichs zwischen Oder und Spree und seiner Kreisstadt Beeskow ein Muss, vor allem, wenn es um Denkmalpflege, Kunst und Kultur geht. Nicht allein, dass Beeskow seit 1992 Mitglied der Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ des Landes Brandenburg ist – zwischen dem Landkreis Oder-Spree und der Stadt Krefeld besteht zudem ein Kulturabkommen, das nunmehr bereits 18 Jahre hält. Die Eröffnung der Ausstellung „Schichtwechsel“ am 15. Oktober 2011 in der Burg Beeskow gibt dem auf besondere Weise Ausdruck: So wird die Burganlage an diesem Tag offiziell zu „Unserem Denkmal des Monats“ im Oktober 2011 gekürt – eine gewichtige Auszeichnung für einen sanierten mittelalterlichen Bau, der bald das Neue Kunstarchiv Beeskow aufnehmen soll; zudem ist die Beeskower Burg nun für mehrere Monate Austragungsort einer Kunstschau, die 2010 für den Kulturpartner Krefeld konzipiert und von Förderern aus beiden Regionen finanziert wurde.

Kurator Herbert Schirmer – Kunstwissenschaftler, Ausstellungsmacher und Gründer des Kunstarchivs – nennt seine Ausstellung vielsagend „Schichtwechsel“ und bezieht sich damit sowohl auf die Veränderung der Arbeitswelt als auch auf den gesellschaftlichen Wandel nach dem Ende der DDR und dem damit verbundenen Paradigmenwechsel in der Kunst. Zeitübergreifend werden dabei Schwerpunkte gesetzt wie das neue Menschenbild, Aufbau der DDR, Welt der Arbeit (Industriedarstellungen, Brigadebilder, Helden der Arbeit, Aussteiger etc.) und gesellschaftliches Engagement, wobei diese Werke der gegenständlichen Darstellung verpflichtet sind. Darüber hinaus sind aber auch Künstler vertreten, die vor allem mittels verschiedener grafischer Techniken in Bereichen des Abstrakten gearbeitet haben.
„Schichtwechsel“ verdeutlicht im anhaltenden Kontext des deutsch-deutschen Bilderstreites noch einmal die enge Verbindung zwischen Staat und Kunst und lässt die Künstler mit ihren Werken, weniger mit ihren Biografien oder den Auftragskriterien, zu Wort kommen. Allein die Bilder teilen mit, wie weit ein Künstler sich angepasst oder über seine mittelmäßige Begabung mit der Bedienung entsprechender Themen hinweggetäuscht hat. Begleittexte dienen der Aufklärung über Zusammenhänge und gegenseitige Abhängigkeiten wie dem verordneten sozialistischen Realismus, beleuchtet aber auch die Abgrenzung gegenüber der offiziellen Kunstpolitik (Staatliches Auftragswesen) und Versuche der trickreichen Auslegung.“ weiterlesen

Presse:

stern.de vom 15.06.2012

Lausitzer Rundschau vom 15.10.2011

Märkische Oderzeitung vom 9.10.2011

Malen gegen die Ohnmacht – Retrospektive Gert Weber

Thüringer Landtag, Jürgen-Fuchs-Straße 1, 99096 Erfurt, Funktionsgebäude Erdgeschoss bis 2. Obergeschoss vor den Sitzungssälen

12. Oktober bis 11. November 2011

Eröffnung: Mittwoch, 12. Oktober 2011, 13.00 Uhr

Am morgigen Mittwoch findet die Eröffnung der Ausstellung „Malen gegen die Ohnmacht“ von Gert Weber im Thüringer Landtag statt. Landtagspräsidentin Birgit Diezel (CDU) wird die Ausstellung mit einem Grußwort eröffnen. „Der Titel der Ausstellung offenbart die Lebenshaltung eines Künstlers, der die Autonomie seiner Kunst gegen viele Widerstände erstreiten musste“, so die Thüringer Landtagspräsidentin über den Künstler Weber.

„Von Anfang an haben der Wunsch nach schöpferischem Aufbruch und das Streben nach einem Neubeginn das Werk Webers geprägt“, so Frau Diezel weiter. „Lange Jahre litt er daran, dass jeder freien künstlerischen Bestrebung in der DDR Grenzen gesetzt waren. Dieser Konflikt spiegelt sich in seinen Arbeiten wieder. Seither entzieht er sich jeglicher Vereinnahmung. Unangefochten vom Zeitgeist geht Gert Weber seinen Weg. Das macht ihn zu einem Künstler, der unbequem ist – für sich und für andere. Dafür verdient er unsere Wertschätzung.“

Die Ausstellung zeigt eine Retrospektive des Künstlers Gert Weber unter dem Titel „Malen gegen die Ohmacht“. Der Titel verweist auf die sowohl biographische als auch politische Dimension der Ausstellung. Der Künstler malte gegen die erfahrenen staatlichen Abhängigkeiten in der DDR. In seinen Bildern geht er existenziellen Fragen auf den Grund. Schmerz, Zweifel und Wut sind wiederkehrende Themen seiner Werke und entfalten eine tiefe psychologische Wirkung, woraus sich die ästhetische Faszination entwickelt. Aufgewachsen im thüringischen Gräfenhain, widersetzte sich Gert Weber, Jahrgang 1951, dem Diktat der sozialistischen Kunstauffassung in der DDR. Er strebte nach einem Neubeginn in geistlicher und künstlerischer Freiheit. Mit seinen nonkonformistischen Arbeiten setzte er sich auf kritische Weise mit der DDR auseinander. Trotz Ausstellungsverbots beugte er sich nicht und begab sich in eine Art innere Emigration. Malen dient hierbei auch zur Verarbeitung seiner persönlichen Erlebnisse. Dies spiegelt sich in den ausgestellten Werken deutlich wieder, die Gert Weber erst nach 1989 der Öffentlichkeit präsentieren konnte.

Die Ausstellung ist bis zum 11. November 2011, werktags von 8.00 bis 18.00 Uhr, im Funktionsgebäude des Thüringer Landtags zu sehen.

weitere Informationen

Presse:

Deutschland today vom 13.10.2011

Bilder aus der Uckermark – Menschen und Natur

Eine Doppelausstellung zeigt das Werk der Malers Wolfram Schubert

MKC/Foyer-Galerie und Galerie im Neuen Rathaus, Prenzlauer Allee 6 – 7, 17268 Templin

30. September 2011 bis 23. November 2011

Das Menschliche, ohne Pathos

Nordkurier.de vom 4.10.2011: „Diese Geschichte ist exemplarisch für das Schicksal, das nicht wenige Bilder von Wolfram Schubert ereilt hatte: Die Karakalpakin-Mutter mit Kind, ein Bild, das Schubert in den 70er-Jahren nach einer Reise durch Mittelasien gemalt hatte und dem Templiner Allende-Erholungsheim verkaufte. Nach der Wende wechselte die heute ruinöse Immobilie mehrfach den Besitzer.

„Und irgendwann vor wenigen Jahren entdeckte einer der Besitzer, ich weiß nicht mehr, welcher, in einer Garage das Bild. Auf dem Boden liegend. Er dachte sich, das muss doch irgendetwas bedeuten und gab es dem Annenwalder Künstler Werner Kothe. Dieser erkannte, dass es von mir war, rief mich an und sagte: Wolfram, ich habe ein Bild von dir. Und gab es mir zurück. So kam es wieder zu mir und steht jetzt in Potzlow in meinem Atelier“, berichtet Wolfram Schubert.

Mit seinem Werk ist nach der Wende einiges Schindluder getrieben worden. Viele seiner Wandbilder wurden getilgt. Zuletzt fiel das Wandbild am Gebäude der ehemaligen SED-Kreisleitung in Prenzlau nach einem Besitzerwechsel den Farbrollen einer Malerfirma zum Opfer. Schubert prozessierte dagegen. „Mit dem Ergebnis, dass der Beklagte 1500 Euro an mich zahlen musste, was gerade mal die Gerichtskosten deckte“, erinnert er sich. „Aber viele Leute haben mich damals angesprochen und gesagt: Ist gut, dass du dich wehrst. Aber es ist schon bitter, zu erleben, wie mit Teilen meines Werkes umgegangen wird“, sagt er.

Doch es gibt auch einen anderen Umgang mit dem Künstler, der zu den profiliertesten Malern der DDR gehörte und der am Montag mit der Eröffnung einer Doppelausstellung im Templiner Rathaus und im Multikulturellen Centrum von Templin seinen 85. Geburtstag feierte.

In der Kunst-Szene der Region wird der Meister verehrt. Zu seinem 80. Geburtstag kümmerte sich die ehemalige Leiterin der Schwedter Galerie im Ermelerspeicher um einen großen Katalog, der eine repräsentative Auswahl seiner Werke enthält. Er ist kein Vergessener. Und er ist keiner, der verbittert aufgehört hat zu malen. Erst vor wenigen Jahren entstand eine Reihe von Holzschnitten nach Skizzen, die auf einer Jahrzehnte zurückliegenden Reise durch die Ukraine entstanden. Solche künstlerischen Reisen in die eigene Vergangenheit machte er in den letzten Jahren wiederholt: Beispielsweise bearbeitete er Motive neu, die er in den 60er Jahren auf einer Afrika-Reise einsammelte.

Und: er macht nach wie vor nicht viel Aufhebens um sich. „Wolfram Schubert ist ein bedeutender Maler und er ist ein bescheidener Mann“, hatte der Schriftsteller und Drehbuchautor Helmut Sakowski in einer Rede anlässlich einer Ausstellungseröffnung zu seinem 70. Geburtstag in Schwedt gesagt.“ weiterlesen

weitere Informationen

Ein weites Feld – Landwirtschaft in der Malerei der DDR

Bilder aus dem Kunstarchiv Beeskow im Schloss Ribbeck

Schloss Ribbeck, Theodor-Fontane-Straße 10, 14641 Nauen OT Ribbeck

10. Oktober – 11. Dezember 2011

Eröffnung: 9. Oktober 2011, 14 Uhr

„Ich könnte stundenlang zuschauen, wie Mähdrescher das Getreide in sich aufnehmen und sich die Landschaft und ihre gelb-tonigen Farben ändern“, schrieb 1979 der in Bad Frankenhausen geborene Maler Werner Haselhuhn. Er gehört zu den 24 Künstlern, deren Werke ab dem 10. Oktober 2011 in einer Ausstellung über die Landwirtschaft in der Malerei der DDR im Schloss Ribbeck gezeigt werden. Jedes dieser Kunstwerke hat seine Geschichte, in der sich verschiedene Bedeutungsebenen überlagern: das Leben des Künstlers, die Entwicklungen auf den Dörfern seit 1945, die Bestimmung des Bildes nach seiner Fertigstellung und seine Nutzung bis in die Gegenwart. Die Ausstellung präsentiert die Kunstwerke und ihre Geschichten, und ermöglicht so Kunstbetrachtungen vor dem Hintergrund der Agrargeschichte in der DDR.

Im September 1945 wurden auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone sämtliche Großgrundbesitzer mit über 100 Hektar Land, aber auch Eigentümer kleinerer Ländereien entschädigungslos enteignet und ein Teil der Agrarflächen an Landarbeiter, Kleinbauern und Neusiedler verteilt. Seither hatten zwei Künstlergenerationen die Beziehungen und Ereignisse in der sozialistischen Landwirtschaft zu ihrem Bildgegenstand erklärt und mit ihren Kunstwerken entweder die Agrarpolitik bestätigt oder auf die Widersprüche bei der Umgestaltungen auf dem Lande reagiert.

Das anfängliche Interesse der bildenden Künstler galt vor allem der neuen Landwirtschaftstechnik, die eine großflächige Bewirtschaftung der Felder zur Folge hatte und auch zu einem veränderten Landschaftsbild führte. Maler, die schon immer auf dem Dorf gelebt hatten, verstanden ihren Lebensraum als Quelle der Inspiration und sich selbst nicht selten als Chronisten der neuen Zeit. Doch den Kulturfunktionären war das zu wenig. Die „neuen Menschen“ und das „neue Leben“ auf dem Lande sollten zu einem zentralen Bezugspunkt in der Malerei werden. Ob und wie die Künstler darauf reagierten  zeigen die Bilder in der Ausstellung, u.a. von Bernhard Heisig, Günter Horn, Heide-Marlis Lautenschläger, Paul Michaelis, Gabriele Mucchi, Curt Querner, Dieter Rex, Wolfgang Wegener und Walter Womacka.

Die Berliner Kuratorin Dr. Simone Tippach-Schneider wird zur Eröffnung eine Einführung in die Ausstellung geben.

weitere Informationen

www.schlossribbeck.de

Presse:

Märkische Allgemeine vom 11.10.2011

BlickPunkt vom 28.09.2011

Seitenwechsel. Bildende Künstler 1945 bis 1965

Südbahnhof Krefeld, Saumstraße 9, 47805 Krefeld

2. Oktober – 13. November 2011

Mit der Ausstellung „SEITENWECHSEL – Bildende Künstler zwischen 1945 und 1965“ realisiert das Kunstarchiv Beeskow die zweite Ausstellung im Südbahnhof Krefeld. Dokumentiert werden auf 50 Informationstafeln Aussagen zu Notwendigkeit und Art des Weggangs der Künstler von Ost nach West und umgekehrt. Als häufige Ursachen für den Weggang sind politische Repressalien, gesellschaftliche Ausgrenzung oder fehlende Anerkennung, künstlerische Defizite sowie private Entscheidungen zu nennen. Die Dokumentation wird ergänzt durch originale Kunstwerke aus jener Zeit. Diese kommen aus dem Bestand des Beeskower Kunstarchivs, der Artothek der Sozialen Künstlerförderung Berlin, aus Museen sowie von privaten Leihgebern.

Die anfänglichen Hoffnungen nach einer gerechten Gesellschaft und humanen Werten auf beiden Seiten wird durch die von den Besatzungsmächten unterschiedlich dominierte Kulturpolitik schon bald in Richtungen gedrängt, die unterschiedlicher nicht sein können. Während Kunst und Künstler in der Bundesrepublik ihre Entwicklung größtenteils in Freiheit selbst bestimmen, geraten Künstler im Osten zunehmend in die staatliche Erziehungsmaschinerie und werden häufig zu ideologischen Erfüllungsgehilfen. Die Ausrichtung erfolgt – unter tatkräftiger Mitwirkung der sowjetischen Besatzungsmacht – am sozialistischen Realismus, mit dessen dogmatischer Handhabung das Maß der Abgrenzung bestimmt wird. Vor diesem Hintergrund zeigt sich gerade in den 1950er Jahren, welche Auswirkungen der Kalte Krieg auf Kunst und Künstler in beiden Teilstaaten hat, wie sich die Fronten allmählich verhärten und die ideologische Auseinandersetzung bis in die ästhetischen Bereiche reicht und existenzielle Dimensionen annimmt.

Der Versuch der Künstler im Osten, nach 1945 an den Kunstströmungen von vor 1933 anzuknüpfen, misslingt unter dem sowjetischen Diktat des Sozialistischen Realismus und der verhinderten Anknüpfung an der bereits von den Nationalsozialisten diffamierten Moderne durch die Kulturfunktionäre der SED.

Die Situation an den Kunsthochschulen spitzt sich nach 1949 ideologisch zu, was Georg Baselitz, Gotthard Graubner, Gerhard Richter, Eugen Schönebeck oder Günther Uecker, um nur einige zu nennen, zwingt, die DDR zu verlassen, um an den Kunstakademien in Berlin (West) und Düsseldorf ihr Studium fortzusetzen. Andere wie Hermann Bachmann oder Herbert Kitzel aus Halle (Saale) werden an Kunsthochschulen in der Bundesrepublik berufen. Wegen seiner realistischen Auffassung folgt Fritz Dähn aus Stuttgart dem Ruf an die Akademie nach Weimar, später nach Dresden und Berlin. Mac Zimmermann oder Heinz Trökes kehren nach nur zwei Semestern an der Weimarer Hochschule nach Berlin (West) zurück. Künstler wie Gustav Seitz, Heinrich Ehmsen oder Oskar Nerlinger werden wegen ihres kunstpolitischen Engagements in der sowjetischen Besatzungszone aus ihren Lehrämtern in Berlin (West) entlassen und fi nden in Berlin (Ost) Aufnahme. In den 1960er Jahren fliehen Künstler wie Rainer Kriester, Sieghard Pohl oder Lothar Fischer nach Inhaftierung in der DDR über die Grenze nach Berlin (West).

Mit dem Bau der Mauer und der Verfassungsänderung in der DDR wird die Abgrenzung zwischen Ost und West zementiert. Der Wechsel in den anderen Teil Deutschlands ist seitdem rückläufig.

Vortrag

Donnerstag, 20. Oktober 2011, 19.00 Uhr
Zu Französisch – zu fremdartig
Max Lingners, übersiedelte 1949 von Frankreich in die DDR. Anhand der Entstehungsgeschichte des Wandbildes 1952/53 am Haus der Ministerien wird die kultur- und gesellschaftspolitische Situation der DDR dargestellt und es wird verdeutlicht, wie problematisch „Seitenwechsel“ oft waren.

Dr. Barbara Barsch, Kunsthistorikerin, Leiterin der ifa-Galerie Berlin
Vortrag in Kooperation mit der Volkshochschule

weitere Informationen

30 Jahre KuK Gera: Lebendige Formen in totem Gestein

Das Geraer Kultur- und Kongresszentrum feiert sein 30-jähriges Bestehen. Ein guter Grund, die 450 Quadradmeter große Kalkstein-Collage „Lied des Lebens“ im Inneren des Baus wieder ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

OTZ.de vom 24.09.2011: „Gera. In der Nacht vom 5. zum 6. September 1981 wurde die Montagerüstung für die Foyerwand im Haus der Kultur in Gera entfernt. „Rigorosum“ nannte der Bildhauer und Leiter des damaligen Künstlerteams, Professor Jo Jastram aus Rostock, den Augenblick, als nach 20 Monaten Arbeitszeit das Kalkstein-Relief „Lied des Lebens“ erstmals im Ganzen zu sehen war und alle Beteiligten sich die Frage stellten: Kann das in kleinem Maßstab Vorgedachte auch in der Wirklichkeit bestehen? Als am 2. Oktober 1981, wenige Tage vor dem 32. Geburtstag der DDR, die Eröffnung des Hauses der Kultur in Gera gefeiert wurde, waren die Menschen von dem überdimensionalen Kunstwerk im Foyer überwältigt. Auch heute noch hat es nichts von der Faszination verloren, ja sogar solch kunsthistorischen Wert, dass es Überlegungen gibt, diesen Bildteppich unter Denkmalschutz zu stellen.

Jetzt, da sich die Eröffnung des Musentempels im Stadtzentrum zum 30. Mal jährt, wird auch die Kunst im Inneren wieder mehr ins Blickfeld gerückt. Es lohnt, sich Zeit zu nehmen, die Detail des Reliefs zu erkunden, die Handschriften der Bildhauer zu lesen und von der Entstehungsgeschichte zu erfahren. „Eine tolle und aufregende Zeit. Wir haben gemeinschaftlich gearbeitet, sogar zusammen gelebt. Ganz im Gegensatz zur heutigen totalen Vereinsamung der Künstler. Und wir haben tatsächlich unsere Vorstellungen vom Endergebnis umsetzen können“, blickt Karl-Heinz Appelt zurück. Der heute 71-jährige Bildhauer aus Kahla, mit Atelier in Leipzig, hat die Grundstruktur der Wand entwickelt und ist mit drei Arbeiten und seinen Türgriffen im Kultur- und Kongresszentrum (KuK) vertreten.

Schon 1976, zwei Jahre vor Baubeginn des Hauses – seinerzeit ein Schwarzbau – gab es die erste Arbeitsgruppe zur bildkünstlerischen Gestaltung des Foyers unter dem Geraer Maler und Grafiker Eberhard Dietzsch. Damals gingen die Gedanken Richtung Malerei, die das Innere des Hauses zieren sollte. Doch die ersten konzeptionellen Entwürfe wurden vom Auftraggeber verworfen und im Januar 1978 eine weitere Arbeitsgruppe unter Joachim Kuhlmann, damals Bildhauer in Jena, seit 1983 wohnhaft in Darmstadt, gegründet. Er, der sich damals von der Malerei zur Steinbildhauerei entwickelte, entschied sich mit seinem Konzept für ein Mosaik aus Naturstein mit plastischen Strukturen.“ weiterlesen