CFP: Sommerschule: Das Kunstarchiv Beeskow im Spannungsfeld einer globalisierten Kultur. Verräumlichung – Kulturwissenschaft – Kunst

Kunstarchiv Beeskow/ Burg Beeskow

09.07. – 11.07.2010

Bewerbung bis zum 05. Juni 2010

Die Sommerschule richtet sich an junge KulturwissenschaftlerInnen (Studierende im Hauptstudium, Magistranden, Diplomanden, Doktoranden) und KünstlerInnen, die sich mit dem kulturellen Archiv auseinandersetzen bzw. an den Schnittstellen zwischen Kunst und Archiv arbeiten.

Das Ziel der Sommerschule ist, am konkreten Beispiel Kunstarchiv Beeskow die neuen Herausforderungen an die Funktion des Archivs in der globalen Kultur sowie die damit einhergehende Diskrepanz zwischen beschleunigter Informationserweiterung und kultureller Destruktion anhand der drei Themenfelder Verräumlichung, Kulturwissenschaft und Kunst sowohl mit ExpertInnen als auch mit jungen WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen zu diskutieren und konkrete Lösungsansätze zu entwickeln.

Die Sommerschule besteht aus gemeinsamen Arbeiten und Diskussionen zum Thema, eigenen Beiträgen vonseiten der SommerschulteilnehmerInnen sowie einer ExpertInnentagung am 10. Juli 2010.

zur Konzeption und weiterführende Informationen: weiterlesen

Tag.: Die Musealisierung der DDR

Wege, Möglichkeiten und Grenzen der Darstellung von Zeitgeschichte in stadt- und regionalgeschichtlichen Museen

21. – 23. Juni 2010, Leipzig

Eine Tagung des stadtgeschichtlichen Museums Leipzig und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diltatur

Die wissenschaftlich fundierte Sammlung, Bewahrung und Dokumentation von Objekten der DDR-Geschichte birgt für stadt- und regionalgeschichtliche Museen ein großes Potential. Dieses wird bislang jedoch nur selten genutzt. Zugleich verweist die steigende Zahl privat betriebener, kommerzieller DDR-Museen auf das öffentliche Interesse an diesem Thema. Diese Situation nimmt die Tagung als Ausgangspunkt. Diskutiert werden die verschiedenen Dimensionen der Musealisierung der DDR sowie die Möglichkeiten und Grenzen der Darstellung und Vermittlung von Zeitgeschichte im Museum.

Die Juboläumsjahre 2009 und 2010 rücken mit der Erinnerung an 20 Jahre friedliche Revolution, Mauerfall und Wiedervereinigung epochale Ereignisse der jüngsten Vergangenheit in den Fokus der Öffentlichkeit. Während sich die DDR-Geschichte einer bisher kaum gekannten medialen Beachtung erfreut und eine Vielzahl von privaten alltagsgeschichtlichen DDR-Sammlungen einen ungebrochenen Besucherstrom verzeichnen, hat die Geschichte des zweiten deutschen Staates bisher kaum Eingang in die Dauerausstellungen kommunaler Museen gefunden.

Vorgesehen ist eine Multiplakatorenkonferenz, die Museumsfachleute, Zeithistoriker, Kulturwissenschaftler sowie Vertreter aus dem Bereich der politischen Bildung zusammenbringt. Dabei soll ein generalisierender Blick auf die aktuellen Debatten um die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit DDR-Geschichte geworfen werden, um so Chancen und Probleme der zeitgeschichtlichen Museumsarbeit zu beleuchten. Als Leitfragen dienen: Wie kann Geschichte, zumal Zeitgeschichte, im Museum attraktiv, facettenreich, didaktisch überzeugend und zielgruppenorientiert ausgestellt werden? Wie lassen sich in Ausstellungen neben einer Struktur- und Ereignisgeschichte individuelle lebensgeschichtliche Erfahrungen sowie Aspekte der Kultur- und Mentalitätsgeschichte einbinden? Wie kann mit Blick auf die DDR jenseits einer oft unkritisch inszenierten Alltaggeschichte die Alltäglichkeit von Repression in einer politisch durchdrungenen Gesellschaft im Museum gezeigt werden?

Hier gerät nicht nur das Spannungsfeld zwischen der musealen Umsetzung fachwissenschaftlicher Befunde und der Bindung an gegenständliche Ausstellungsstücke in den Fokus, sondern auch das Verhältnis von Text und Objekt, von Originalität und Authentizität, von Inszenierung und sachlicher Information, bis hin zum Umgang mit DDR-Kunst in Ausstellungen. Schließlich soll auch die Frage diskutiert werden, inwieweit die DDR 20 Jahre nach ihrem Ende überhaupt als Teil der lokalen Erinnerungslandschaft wahrgenommen wird. Wo lässt sich diesbezüglich das Selbstverständnis kommunaler Museen verorten: als Speichermedien des kulturellen Gedächtnisses oder als Lernorte für die politische Bildung?

zum Tagungsprogramm

„Kunst in Ost und West nach 1989. Rückblicke und Ausblicke“

Buchankündigung, Erscheinungstermin: 10/2010

„Zwanzig Jahre nach der Wende ­ kultureller Austausch oder kulturelle Dominanz?
Im Einigungsvertrag von 1990 wird festgestellt: Kunst und Kultur seien ­ trotz unterschiedlicher Entwicklung der beiden Staaten ­ eine Grundlage der fortbestehenden Einheit der deutschen Nation gewesen. Gleichzeitig wurden kulturelle Auswirkungen der Teilung Deutschlands auch im Kulturbereich beobachtet, denen man entgegenwirken müsse.
Zwanzig Jahre nach der Wende hat die Bayerische Akademie der Schönen Künste in einer interdisziplinären Veranstaltungsreihe nachgefragt, ob Kunst und Kultur zusammengefunden haben, ob sich Künstler, Architekten, Litera ten, Musiker und Theatermacher aus dem Osten und Westen durchsetzen konnten, oder ob umgekehrt Kulturschaffende aus dem Westen Einfluss im Gebiet der ehemaligen DDR ausüben. Gab es einen Austausch, eine Dominanz in einer Richtung, oder leben wir noch immer in getrennten Welten? Gibt es wirklich eine neue deutsche kulturelle Identität?

Mit Beiträgen u.a. von: Dieter Bartetzko, Eduard Beaucamp, Laslo Glozer, Peter Gülke, Peter Michael Hamel, Wolfgang Kiel, Reiner Kunze und Siegfried Matthus“, weiterlesen

„Bernhard Heisig bittet zur Jubiläumsschau“

Berliner Morgenpost vom 15.04.2010: „Hier ist ja was los! Auf den Bildern von Bernhard Heisig wird geweint, gelacht, gejauchzt, frohlockt. Mensch und Natur purzeln durcheinander, bekannte historische Figuren erhalten ein neues Gesicht. Literarische Themen werden ausgeschmückt, dramatische Motive gegen den Strich gebürstet. Mitten drin: die Selbstbildnisse eines von Malerei besessenen alten Mannes, der noch immer „brennt“ wie ein Jungspund.

Was er auch anfasst, es wird meisterlich. Ihn verbessern zu wollen, geht gar nicht. Bernhard Heisig, Sprössling und Patriarch einer Künstlerfamilie, malt so pointiert, detailgerecht, expressiv, dass sein Hauptwerk weiter wächst. Zu sehen ist das in der Galerie Berlin, die Heisig mit einer Jubiläumsausstellung würdigt: Hier feierte er im Kreise hartnäckiger Bewunderer jüngst seinen 85. Geburtstag. Dabei war schwer zu entscheiden, ob sein Werk oder der bescheidene Meister persönlich den meisten Eindruck macht.“

Am Rollstuhl des Malers prangen Farbkleckse aus dem Atelier: viel Rot, etwas Weiß, ein wenig Gelb. Die silbergraue Künstlermähne ist zerzaust, aber die Augen leuchten in intensivem Blau. Die Hände, groß und von Schöpferkraft kündend, wirken niemals rastlos – Heisig malt weiter, ungeachtet seines Alters. Das aktive Malen „gewinnt sogar noch an Bedeutung“, sagt er. Für seine Galeristen Rüdiger Küttner und Rainer Ebert sind die Ausstellung und das dazu erschienene, umfassende Katalogbuch nach jahrelanger Vorbereitung ein großer Wurf, in ihren eigenen Worten: „zugleich Pflicht und Kür“. Denn Heisig, der „Über-Maler“, der ältere Werke einfach übermalt, wenn sie ihn langweilen, vermag noch immer zu verblüffen.

Erfahrungen aus dem Alltagsleben mischen sich mit Fantasien aufs „große Ganze“. Das Gemälde „Vor dem Haus“ (2008) zeigt den Blick auf einen idyllischen Bach, der zum Fluss des Lebens avanciert. Der Maler, rechts unten im Bild, streckt dazu frech die Zunge raus: Hurra, ich male noch! Und dann Bernhard Heisigs „Selbst“, in diesem Jahr entstanden: Der schöpfende Mann, vor azurblauen Himmel, hält mit weisem Blick den Pinsel wie einen roten Pfeil: einfach wurfbereit. Heiliges Licht rieselt von oben auf ihn herab – Selbstironie krönt das Genie.“

Galerie Berlin Auguststr. 19, 10117 Berlin, Di-Sa 12-18 Uhr. Bis 22. Mai.

„Der wichtigste Repräsentant der DDR-Kunst vermisst Anerkennung“

Main Post vom 31.03.2010: „Die fehlende Anerkennung für DDR-Künstler und ihre Werke nach der Wende kann er bis heute nicht akzeptieren, da hilft auch die Milde des Alters nicht. Der Maler Bernhard Heisig, der am heutigen Mittwoch, 31. März, 85 Jahre alt wird, ist der letzte Überlebende der Leipziger Schule. Ihm und den Künstler-Kollegen Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke wurde zwar immer Anerkennung gezollt. Doch vielen anderen ist sie nach seiner Ansicht versagt worden.

Heisig, von dem auch Bilder im Würzburger Museum am Dom zu sehen sind, lebt in dem kleinen brandenburgischen Ort Strodehne an der Grenze zu Sachsen-Anhalt. In der beschaulichen Landschaft geht er seiner Kunst nach. Er malt – wie sein Leben lang – jeden Tag einige Stunden. Im Rollstuhl sitzt er vor der Staffelei und arbeitet an den Themen, die ihn nicht loslassen. Die eigene Vergangenheit und die Erfahrungen als junger Mann im Zweiten Weltkrieg sind Wunden, die bei ihm nicht verheilten. „Konfliktsituationen und das Verhältnis von Täter und Opfer bleiben immer mein Thema“, sagt Heisig. Das sei nie aufzuarbeiten.“ weiterlesen

„Apokalyptische Gesellschaft“

Neues Deutschland vom 10.11.2009, Ausstellungsrezension „Ohne Uns!“: „Auch die Gegenkunst will das erstarrte Leben verlebendigen. Mit welchen Mitteln das in Dresden in den zurückliegenden Jahrzehnten, vor allem vor 1989, versucht wurde, will nun eine groß angelegte mehrteilige Ausstellung zum ersten Mal im Überblick erfahrbar machen. Wer so jüngst vergangene Ereignisse öffentlich darzustellen wagt, dem wird umgehend eine Fülle von Vorwürfen aus allen Richtungen begegnen. Doch am eigenen Anspruch gemessen ist das Unternehmen durchaus gelungen.

Es wurde vorsichtig, aber nicht zu vorsichtig zu Werke gegangen. Durch Einbeziehung einzelner neuerer Arbeiten auch von jungen Künstlern, die in der Zeit vor 1989 keine maßgeblichen Erfahrungen sammeln konnten, wird der Rahmen offen gehalten, ohne beliebig zu wirken. Wenn einige Künstler fehlen, so kann das vielleicht gerade daran liegen, dass deren Alternativ-Sein nicht allein Gesellschafts-relevant gewesen, sondern noch Kunst-immanent geblieben ist. Ihre Haltung hält an und ihre Hervorbringungen sind darum noch nicht historisch geworden.

Die Ausstellung und der sehr ergiebige Katalog sind mehr Materialsammlung als Geschichtsschreibung. Weite Teile sind mit großer Kenntnis als Kunstausstellung eingerichtet, an der sich überprüfen lässt, inwieweit den Artefakten, abgelöst von ihrer Entstehungsgeschichte, Dauer zugestanden werden muss.“ weiterlesen

„Das Panorama der Renitenten“

Berliner Zeitung vom 02.9.2009, Ausstellungsrezension „Ohne Uns!“:  „An vier Orten der Kunststadt – an der Prager Spitze, in der Motorenhalle, in der Gedenkstätte Bautzener Straße (einst Dresdner Stasi-Zentrale) und im Lichthof des Rathauses – werden Werke von zu DDR-Zeiten unangepassten, verfolgten, verbotenen, ausgebürgerten Künstlern gezeigt. Versammelt ist die sächsische Gegenkultur bis 1989 und damit der Humus, aus dem schon seit den Fünfzigern erst eine vielfältige Alternativkunst und dann, in den Siebzigern und Achtzigern, eine politische Opposition gewachsen ist.

In der riesigen Schau erfährt der Besucher von Refugien und Nischen der Unangepassten, die sich staatlichem Reglement und dem sozialistischen Realismus entzogen, etwa Künstler wie Hermann Glöckner und Willy Wolff. Der Besucher macht Bekanntschaft mit der Gruppe „Die Lücke“ um die Maler der „Systembilder“ A. R. Penck, Eberhard Göschel oder Peter Herrmann. Er trifft auf die hyperrealen, satirisch zugespitzten „Zeitgenossen“ des 1983 in den Westen getriebenen Bildhauers Hartmut Bonk und auf die „Weiblichen Subversionen“ etwa der Fotografinnen Tina Bara und Gundula Schulze Eldowy. Ebenso auf die jungen „Wilden“ um Helge Leiberg, Angela Hampel, Adalbert Scheffler, die dem einst in Dresden geborenen Brücke-Expressionismus zu einer zeitkritischen Wiederauferstehung verhalfen. Außerdem gibt es eine Begegnung – oder Wiederbegegnung – mit der außergewöhnlichen Performerin Fine Kwiatkowski und den so renitenten wie einfallsreichen „Autoperforationsartisten“ um Else Gabriel, Micha Brendel, Rainer Görß, Via Lewandowsky und deren dokumentierten spektakulären Aktionen. Die Genannten wählten in Beuys’scher Art Performances und rigorose Installationen, um – unter Einsatz des eigenen Körpers – ihre Ablehnung des DDR-Normen-Zwangs auszudrücken.“ weiterlesen

Coll:Programm Nachwuchskolloquium „Bildatlas: Kunst in der DDR“

1. Wissenschaftliches Nachwuchskolloquium des BMBF-Verbundprojektes „Bildatlas: Kunst in der DDR“ in Kooperation mit dem Arbeitskreis zur Erforschung der Kunst in der DDR (Philipps-Universität Marburg) an der Technischen Universität Dresden

Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung

24.02.2010-25.02.2010

Ort: Festsaal im Rektorat der Technischen Universität Dresden, Mommsenstraße 11, 01069 Dresden

24.02.2010

13.00 –13.30 Begrüßung Prof. Rehberg/Prof. Hofer

Themenblock I
13.30 – 14.05 Vortrag + Diskussion
Anja Hertel: Wolfgang Mattheuer. Die politische Landschaft.
14.05 – 14.40 Vortrag + Diskussion
Annika Michalski : Die Selbstdarstellungen des Leipziger Malers Werner Tübke. Rollensuche zwischen künstlerischer Tradition und gesellschaftspolitischer Stellungnahme von 1940 bis 2004.
14.40 – 15.15 Vortrag + Diskussion
Marcus Kenzler: Der Blick in die andere Welt. Einflüsse Lateinamerikas auf die Bildende Kunst der DDR.

15.15 – 15.45 Kaffeepause

Themenblock II
15.45 – 16.20 Vortrag + Diskussion
Doreen Pöschl: Bernd Göbel. Lehrer, Bildhauer, Medailleur

16.20 – 17.00 Vortrag + Diskussion
Katharina Heider: 1958: Das Ende der Malerei an der Kunstschule Burg Giebichenstein – Folgen politischer Einflussnahme.

19.00 Abendessen (Buffet),

Kuratorenführung in der Ausstellung „OHNE UNS! Kunst und alternative Kultur in Dresden vor und nach 89“
Ausstellungsteil Prager Spitze, Prager Straße 2a, 01069 Dresden, [unmittelbar am Hauptbahnhof]

25.02.2010

Themenblock III
9.30 – 10.05 Vortrag + Diskussion
Gwendolin F. Kremer: Zum Problem der Generation in der deutsch-deutschen Kunstgeschichte nach 1945.

10.05 – 10.40 Vortrag + Diskussion
Karin Müller-Kelwing: Die ehemaligen Mitglieder der Dresdner Sezession 1932 in den frühen Jahren der DDR.

10.40 – 11.15 Vortrag + Diskussion
Angelika Richter: Weibliche Subversion und Selbstbehauptung in der Kunst der DDR in den 80er Jahren.

11.15 – 13.00 Mittagspause

Themenblock IV
13.00 – 13.35 Vortrag + Diskussion
Elke Neumann: Kunst für die Politik – Politische Kunst? Die Biennale der Ostseeländer – außen und kulturpolitische
Dimensionen der größten Internationalen Kunstausstellung der DDR.

13.35 – 14.10 Vortrag + Diskussion
Fabiola Bierhoff: Privatgalerien in Berlin.

14.10 – 14.45 Vortrag + Diskussion
Marlene Heidel: Der unberechenbare Auftrag. Künstlerische Positionen aus dem Kunstarchiv Beeskow.

14.45-15.15 Synthese Prof. Hofer/Dr. Kaiser

Ende

CFP: Emigranten aus der DDR (Dresden, Oct 10)

CALL FOR PAPERS

„Emigranten aus der DDR und ihr Weg in die westdeutsche Kunstszene“

3. Tagung des Arbeitskreises zur Erforschung der Kunst in der DDR in Kooperation mit dem Kunstfonds des Freistaates Sachsen, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Dresden, Do, 28.10. – Fr, 29.10.2010
Deadline: 26.2.2010
Für den Arbeitskreis: Prof. Dr. Sigrid Hofer, Kunstgeschichtliches Institut, Philips-Universität Marburg
Für den Kunstfonds des Freistaates Sachsen, Staatliche Kunstsammlungen Dresden: Silke Wagler

Die Kunstentwicklung der 1960er und 1970er Jahre in der BRD ist entscheidend geprägt von KünstlerInnen, die ihre Ausbildung in der DDR erhalten haben und im Zuge der verschärften Formalismusdebatten seit den fünfziger Jahren vor allem in das Rheinland und nach Berlin ausgewandert sind bzw. gezwungenermaßen die DDR verlassen mussten. Hierzu gehören so bedeutende Protagonisten wie Gerhard Richter, Georg Baselitz, Sigmar Polke, Gotthard Graubner oder auch Volker Stelzmann. Die westdeutsche Kunstszene ist ohne den Einfluss und den Beitrag der Künstler aus der DDR nicht denkbar.

Seit die Kunst in der DDR  in den Fokus der wissenschaftlichen Aufarbeitung gerückt ist, stehen Fragen nach der Modernerezeption und nach dem Kulturtransfer von West nach Ost im Zentrum des Interesses. Die Tagung hingegen möchte die Blickrichtung in die umgekehrte Richtung lenken. In letzter Zeit zeichnet sich immer deutlicher ab, dass die ästhetische Praxis in der DDR den westlichen Avantgarden keineswegs mit Verspätung folgte, sondern zeitgleich zu ähnlichen Äußerungsformen gelangte, dies gilt sowohl hinsichtlich der formalen und inhaltlichen Neudefinitionen in den klassischen bildkünstlerischen Bereichen wie hinsichtlich der performativen Künste. Schon vor diesem Hintergrund ist es zwingend, das Potential, das DDR-KünstlerInnen mit in den Westen brachten, eingehender zu untersuchen.

Die Tagung möchte vor allem den Transformationsprozessen nachgehen, denen die KünstlerInnen und ihre Werke in Zuge der Emigration unterlagen, danach fragen, weshalb gerade die EmigrantInnen innerhalb kürzester Zeit zu führenden Vertretern der Kunstszene aufsteigen konnten, ihren Einfluss auf westdeutsche Künstlerkollegen verfolgen und nicht zuletzt aufzeigen, wie die Öffentlichkeit auf den Aufbruch der EmigrantInnen reagierte und inwiefern diese selbst ihre Herkunft thematisierten.

Bitte senden Sie Ihren Themenvorschlag (maximal 250 Worte), versehen mit einem kurzen wissenschaftlichen Werdegang und Ihren Kontaktdaten, bis zum 26. Februar 2010 ein.

Die Vorträge sollen eine Dauer von 30 Minuten nicht überschreiten.

Reise- und Übernachtungskosten können übernommen werden.

Einsendungen sind erbeten an: hofer@fotomarburg.de
Prof. Dr. Sigrid Hofer
Kunstgeschichtliches Institut der Philipps-Universität Marburg
Biegenstrasse 11, 35037 Marburg

„Risse in der Zeit“

„Zwölf Künstler aus dem Osten Deutschlands und zwölf Künstler aus dem Westen wurden von den Ausstellungsmachern von „Risse in der Zeit“ für eine Wanderausstellung ausgewählt. „Mehransichtigkeiten“ sind Inhalt der Ausstellung: Sowohl die unterschiedlichen Genres der bildenden Kunst, als auch die Reflexion der „Risse“ im täglichen Leben, in den persönlichen Lebensphasen, den Erfahrungen, Gefühlslagen der Künstler.“ weiterlesen

zum Ausstellungsflyer

Schafhof – europäisches Künstlerhaus Oberbayern, 12.02. – 14.03.2010