Hommage an die Leipziger Schule

Die Galerie Schwind stellt zum zweiten Mal „Künstler der Galerie“ aus.

neues deutschland vom 8.08.2012: „Nahezu alles, was Rang und Namen in der DDR-Malerei hatte, ist unter Vertrag bei der Galerie Schwind. An die 20 Künstler der oberen Liga vertritt das 1989 in Frankfurt am Main gegründete Kunstunternehmen, das besondere Affinität zur Leipziger Schule entwickelte und 2004, nach dem Tod von Werner Tübke, dessen Haus in Leipzig erwarb und zum Hauptsitz der Galerie ausbaute. Blieb die Frankfurter Niederlassung als Dependance erhalten, kam 2011 als dritter Standort Berlin hinzu, im Galerieviertel an der Auguststraße. Dort geizen Geschäftsführer Karl Schwind und seine Galerieleiterin Sabine Kahra auch in der aktuellen Ausstellung nicht mit Größen, die sie vertreten. Von Plastik bis zur Kohlezeichnung reichen die Exponate, von Fritz Cremer als Doyen bis zum 1981 geborenen Markus Matthias Krüger als Junior. Sie stehen gleichsam als Überblick dessen, was die Leipziger Schule in schon dritter Generation hervorgebracht hat.

Nicht zur Leipziger Schule freilich zählt Fritz Cremer, der mit acht kleinen Bronzen beteiligt ist, vom seinem schmalgliedrigen »Römischen Mädchen II«, 1942, über den hageren, leidensvoll knienden »Geschlagenen«, 1949, bis zum selbstbewusst posenden »Stehenden Akt«, 1959, und dem massigen »Gekreuzigten«, 1964/5, mit seinen ausgerenkten Armen.

Von jenem Trio, das die Leipziger Schule in den 1970ern begründete, fehlt einzig Bernhard Heisig. Mit sechs intimen Stillleben aus gut 35 Jahren ist Wolfgang Mattheuer vertreten. Sind die Reminiszenzen an Schwarzes Meer und Kaukasus akribisch gedrängt und erinnern in ihrer Grandezza an eine Toskana-Landschaft, so nimmt der »Winterweg«, 1996, alle Farbe fort, konzentriert sich ganz auf die fahle Stimmung einer verschneiten Allee.

Vor mattem Rosa hängen Blumen ihre Blüten aus einer Kristallvase auf einem mit Strichen angedeuteten Tischtuch, die vielleicht schönste seiner Arbeiten. Barock bewegt gibt sich Werner Tübkes »Madonna von St. Michele«, 1998, auf Capri: Krüppel, Ritter und Adel ballen sich wie vernebelt in dünnem Farbauftrag und einer verzückten Darstellung vor dem Kirchenportal. Handwerklich superb.

Einen zweiten Schwerpunkt der Exposition machen die Schüler der Altmeister aus. Arno Rink, bei der Erstbewerbung fürs Studium noch abgelehnt, brilliert mit drei geheimnisvoll unterkühlten Darstellungen, alle aus den letzten Jahren. Seine »Judith« von 180 x 100 Zentimetern steht würdebewusst, in der einen Hand das Messer, in der anderen schemenhaft des Holofernes‘ Haupt.“ weiterlesen

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Ein Gesprächsband mit dem Maler Ronald Paris

Mitteldeutsche Zeitung.de vom 7.08.2012: „Wallender Rauschebart, große Brille, zerfurchte Stirn und Kappe auf dem Schädel: Einzig die Zigarre will nicht zu dieser Ernst-Fuchs-Paraphrase passen, mit der Ronald Paris, DDR-Wandbild- und Staffeleimaler, Zeichner, Porträtist und späterer Kunstprofessor an der halleschen „Burg“, eine zumindest phänotypische Nähe zu dem Wiener Surrealisten sucht. So ist er auf dem Gesprächsband abgebildet, den das „Neue Deutschland“ im Verlag Das Neue Berlin dem bald 79-Jährigen zu Ehren heraus gebracht hat.

In der Attitüde vereinen sich der Genussmensch und der Kunst-Weise, der wie im Titel „wahr und wahrhaftig“ spricht. Und das auf rund 200 Seiten, die Bild-Seiten nicht mitgezählt, im Gegenüber mit Karlen Vesper-Gräske, Kulturredakteurin des „Neuen Deutschlands“. Das kritische Ausloten einer Künstlerkarriere unter DDR-Vorzeichen ist an dieser Adresse nicht zu erwarten, vielmehr darf der Schöpfer von „Lob des Kommunismus“, „Unsere Welt von morgen“ oder „Triumph des Todes, Triumph des Lebens“ die Summe seines Schaffens für seine Verehrer, Sammler und Schüler ausbreiten.

Lebhaft geht es dann zu, wenn Paris etwa Porträtsitzungen schildert, mit der Theaterlegende Ernst Busch („Wie eine kalte Dusche“) oder mit Wolf Biermann („fing an, den alten Kaffee aufzuwärmen“). Sonst aber kreist Paris viel um Einflüsse, Methoden, Vorbilder, und um Weltpolitik und seine Rente, doch vieles wirkt angelesen oder vorhersehbar bis zur Binsenweisheit („Stetes Üben ist wichtig“, „Es malt sich nichts von allein“).

„Ich lebte und arbeitete real in einer sozialistisch deklarierten Gesellschaft und versuchte mich einzubringen als Künstler.“ Die Pose von Bescheidenheit und Politikferne überdeckt Paris‘ 13-jähriges Mitwirken in Zentralvorstand und Präsidium des DDR-Künstlerverbands, ein Umstand, der in beiläufiger Erwähnung untergeht.

Das „Sich Einbringen“ forscht nicht nach Mechanismen der Macht, wie die Antwort des Malers auf eine Frage zu den Dresdner „Großen Kunstausstellungen“ erhellt. Staatlich organisiert? Nein, „von den Künstlern selbst“. Ronald Paris als Verbandsfunktionär hätte den Sitz im Vorstand für den Abteilungsleiter aus dem Kulturministerium erwähnen können, aber staatliche Einflussnahme auf das Kunstgeschehen zu diskutieren, ist kein Gegenstand des Gesprächs.“ weiterlesen

Ronald Paris stellt sein Buch vor: Sonntag, 12. August, 11 Uhr, Willi-Sitte-Galerie in Merseburg. Zugleich Finissage der Ronald-Paris-Ausstellung

„Jetzt ist aber mal Schloss“

Seit über zehn Jahren fordern Bürger die Sanierung, nun sind sie fast am Ziel: Die historische Turmvilla in Biesdorf wird zum Kunsthaus ausgebaut.

Der Tagesspiegel vom 1.08.2012: „Das Feuer wütete im April 1945. Es heißt, Nazis hätten es gelegt. Seither ist das Schloss Biesdorf ohne Obergeschoss. Nun wird das denkmalgeschützte Gebäude saniert, es bekommt das fehlende Stockwerk zurück. Nach Ende der Arbeiten im Jahr 2015, so der Plan, öffnet die spätklassizistische Turmvilla als Kulturhaus mit Gastronomie. Das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf sucht dafür einen Betreiber und hat ein europaweites Interessenbekundungsverfahren gestartet.

Ins Obergeschoss kommt eine Gemäldehalle für die Galerie „Bilderstreit“, eine ständige Ausstellung von Bildern, Aquarellen und Zeichnungen aus dem Kunstarchiv Beeskow. Die Werke von ostdeutschen Künstlern gehörten vor der Wende Staatsorganen und Parteien der DDR.

Als Kontrast will Kulturstadträtin Juliane Witt (Linke) aktuelle Kunst ins Haus hängen. Im Erdgeschoss sind wechselnde Ausstellungen geplant, Konzerte, Lesungen, Tagungen, Gastronomie. „Wir wollen das Schloss als historischen Ort erlebbar machen“, sagt Stadträtin Witt. Das Gebäude erhält zudem barrierefreie Zugänge, Treppen werden modernisiert, Wände erneuert. Der künftige Betreiber, der sich bis 15. September bewerben muss, soll in Planung und Bau mit eingebunden werden, sagt Witt. Die Pläne entwirft das Wilmersdorfer Architektenbüro Pinardi. Das steht vor einer Herausforderung: Weil es nur Fotos gibt, aber keine genauen Pläne mehr von der Villa vor 1945, ist unklar, wie hoch das Obergeschoss wirklich war, sagt Immobilienstadtrat Stephan Richter (SPD). 7,5 Millionen Euro zahlen Stiftung Klassenlotterie, EU und Bezirk für die Sanierung, wobei Marzahn-Hellersdorf mit 250 000 Euro den geringsten Beitrag leistet. Unberührt von den Plänen bleiben die Parkbühne und der Schlosspark.

Eigentlich sollte die Sanierung längst laufen. Doch wie in Berlin nicht unüblich, verzögerte sich auch dieses Bauprojekt. Anfang 2013 beginnen nun die Arbeiten, sagt Witt. Der Senat muss die Pläne noch abnicken. Auf den Start wartet Heinrich Niemann von der „Stiftung Ost-West-Begegnungsstätte Schloss Biesdorf e. V.“ seit mehr als zehn Jahren. Die Stiftung trug dazu bei, die Sanierung anzustoßen – zu diesem Zweck hatte sie sich 2001 gegründet. Im Jahr nach der Gründung begann sie mit der Renovierung der ruinösen Fassade für etwa 1,75 Millionen Euro aus Fördergeldern.

Das Schloss Biesdorf wurde 1868 auf dem Gelände eines Rittergutes erbaut. 1887 übernahm der Industrielle Werner von Siemens das 600 Hektar große Gut. Sohn Wilhelm ließ den Landschaftspark gestalten. Seit 1927 gehört es der Stadt Berlin. Nach dem Brand im Jahr 1945 wurde die Villa provisorisch repariert, das Obergeschoss abgetragen. Seit 1994 betreibt es der Verein Ball e.V., organisiert Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, Keramikkurse. Der Verein hat mehrere Standorte im Bezirk, er beschäftigt Menschen aus der Arbeitsförderung, betreut Arbeitslose und leistet Lebenshilfe. Das Schloss will er nicht verlassen. „Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, mit dem neuen Betreiber weiterzumachen“, sagt Geschäftsführer Frank Holzmann. Dafür will er sich am heutigen Mittwoch, 1. August, einsetzen. Dann gibt es im Schloss um 16 Uhr eine Diskussionsrunde, in der besprochen wird, wie Akteure aus der Region miteinbezogen werden können. Sollte Ball e.V. das Areal verlassen müssen, würde der Alternativstandort – das einstige BSR-Gebäude gleich nebenan – intensiver als bisher genutzt werden, sagt Holzmann.“ weiterlesen

Ausstellungsprojekte: Auch das Potsdam-Museum zeigt 2014 ostdeutsche Kunst

Der Tagesspiegel vom 24.07.2012: „Auch das Potsdam-Museum bereitet momentan eine Ausstellung mit DDR-Kunst vor: Im Jahr 2014 will das Museum unter dem Schwerpunkt „Stadtraum – Kunstraum“ Werke aus seiner umfangreichen Sammlung ostdeutscher Kunst zeigen. Das sagte Museumschefin Jutta Goetzmann dem Tagesspiegel. Dafür wolle man mit dem vom Bund geförderten Gemeinschaftsprojekt „Bildatlas – Kunst in der DDR“ mit Sitz in Dresden kooperieren.

Die Museumsmitarbeiter seien bereits seit 2009 damit beschäftigt, den Bestand an DDR-Kunst zunächst einmal überhaupt zu erfassen und wissenschaftlich aufzuarbeiten – eine Aufgabe, die noch nicht abgeschlossen ist.

Laut Goetzmann besitzt das Potsdam-Museum gut 5000 Werke, davon mehr als 2000 Grafiken, rund 1500 Gemälde, aber auch Fotografien und Skulpturen. Die Werke hat das Museum von der seinerzeit an das Museum angeschlossenen „Galerie sozialistischer Kunst“ übernommen. Sie lagern momentan im neu dafür eingerichteten Depot in Groß Glienicke.

„Es sind nicht so viele große Namen darunter“, sagte Jutta Goetzmann. Der Schwerpunkt der Sammlung liege auf Kunst aus den Jahren 1975 bis 1989, aber auch ältere Werke seien von der Galerie angekauft worden. Die meisten Werke stammen von Künstlern aus dem Potsdamer und Berliner Raum, aber auch Dresdener, Hallenser und Leipziger seien vertreten – die eine oder andere Entdeckung also möglich.“ weiterlesen

TV-Tipp: Aus der Reihe „100(0) Meisterwerke“

zdf.kultur, Freitag, 27.07.2012, 2:15 Uhr – 2.35 Uhr

2.15: Wolfgang Mattheuer: Horizont

2.25 Uhr: Harald Metzkes: Abtransport der sechsarmigen Göttin

Einblick und Ausblick. Erste Ausstellung von Kunstwerken aus der Sammlung von Hasso Plattner

Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Kutschstall am Neuen Markt 9, 14467 Potsdam

24. Juli bis 16. September 2012

Der Vorgang ist singulär: Normalerweise stehen Sammlermuseen am Ende eines langen Weges, wenn eine über Jahrzehnte aus privater Kunstbegeisterung gewachsene Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Nicht selten ist dies mit hohen Kosten für die öffentliche Hand verbunden, etwa wenn die Kommunen Baulast und Betrieb schultern. In Potsdam hingegen bietet Prof. Hasso Plattner der Bürgerschaft eine Kunsthalle an, errichtet und betrieben aus mäzenatischem Engagement, bestimmt, eine noch nicht abgeschlossene, im Werden begriffene Sammlung aufzunehmen. Und der Mäzen gewährt zu einem frühen Zeitpunkt einen Blick auf erste Erwerbungen, einen Blick, der die Richtung erahnen lässt. Es geht überwiegend um ostdeutsche Kunst in ihren bekanntesten Vertretern.

Die Ausstellung wird im zur Galerie umgestalteten Konferenzraum im Obergeschoss des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte stattfinden. Zu sehen sind 28 Werke von neun Künstlern. Neun Arbeiten von Bernhard Heisig, sieben von Wolfgang Mattheuer, vier Bilder von Arno Rink, ein Diptychon von Ulrich Hachulla und je ein Werk von Erich Kissing, Willi Sitte und Werner Tübke belegen exemplarisch Positionen ostdeutscher Kunst vor und nach 1989. Die Schau wird ergänzt durch zwei Werke von Klaus Fußmann und ein Bild von Gerhard Richter. Das spektakulärste Exponat, ein monumentaler Guss von Wolfgang Mattheuers „Jahrhundertschritt“, wird ab September auf dem Kutschstallhof seinen Platz finden.

Die Präsentation selbst hebt den Rang der einzelnen Arbeiten durch großzügige, ruhige Hängung in Werkgruppen nach Künstlern hervor. Die Texte beschränken sich auf Künstlerbiografien und die museumsübliche Einzelbeschriftung der einzelnen Arbeiten. Durch die solide, aber unaufwendige Präsentation wird deutlich, dass es sich noch nicht um eine abgeschlossene Galerie handelt, sondern um eine Sammlung im Aufbau, um die Eröffnung eines Weges, um eine Einladung zum Diskurs.

Die Ausstellung zeigt Werke aus der privaten Sammlung von Prof. Dr. Hasso Plattner. Dennoch steht die Präsentation im Kontext öffentlicher Belange. So entstanden in den letzten Wochen an der Frage des Standorts einer Kunsthalle in Potsdam leidenschaftliche Kontroversen um das Verhältnis von preußischer Geschichte und DDR-Erinnerung und um Visionen für die Stadtentwicklung Potsdams im 21. Jahrhundert. Das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte möchte mit der Ausstellung „Einblick und Ausblick“ dazu beitragen, die sachliche Basis dieser Diskussion zu verbreitern.

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Presse

Märkische Allgemeine vom 23.08.2012

Zeit online vom 30.07.2012

Neues Deutschland vom 25.07.2012

pnn.de vom 25.07.2012

Deutschlandfunk vom 24.07.2012

Lausitzer Rundschau vom 24.07.2012

Märkische Allgemeine vom 23.07.2012

Der Tagesspiegel vom 23.07.2012

pnn.de vom 23.07.2012

Märkische Oderzeitung vom 22.07.2012

„Die vergessene DDR-Malerei“

Tausende Werke lagern in Kellern und Abstellräumen – Ein Forschungsprojekt spürt sie wieder auf

Welt online vom 20.07.2012: „Im Büro von Christian Heinisch an der Technischen Universität Dresden erhebt sich eine Regalwand voll bis unter die Decke mit Aktenordnern. Sie enthalten die Ergebnisse aus drei Jahren Arbeit zur Malerei in der DDR. Mehr als 20.000 Gemälde aus 167 Sammlungen sind bereits erfasst worden. 4.000 weitere sollen noch folgen.

„Wir sind anfangs gerade mal von der Hälfte ausgegangen“, sagt Heinisch, der einer der Leiter des Projekts „Bildatlas: Kunst aus der DDR“ an der TU Dresden ist. Gemeinsam mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, dem brandenburgischen Kunstarchiv Beeskow und dem Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam hat sich die TU das Ziel gesetzt, eine möglichst umfassende Dokumentation der Malerei aus der DDR zu erstellen. Zwölf Personen sind seit dem Jahr 2009 beschäftigt, Gemälde aus der DDR in Museen, privaten Sammlungen, Botschaften, Kirchen oder bei Unternehmen zu finden, abzufotografieren und zu katalogisieren.

Bisher, sagt Forschungskoordinator Paul Kaiser, habe sich das Wissen über die DDR-Kunst lediglich aus einem sehr kleinen Bestand rekrutiert. Mit der Erfassung soll nun erstmals ein umfassender Überblick über die Bildproduktion in der DDR möglich sein. Und Karl-Siegbert Rehberg, ebenfalls wissenschaftlicher Koordinator und Projektleiter, erklärt: „Selbst die Museen wissen nicht immer, was sie eigentlich in ihrem Fundus haben.“

Kunstbetrieb zeigt Interesse an Bildern aus der DDR

Der Grund: Nach 1989 gab es keine Sammler mehr für die Werke. Parteien und andere Massenorganisationen, auch viele Museen wollten plötzlich von der Kunst aus der Zeit des Sozialismus nichts mehr wissen. So verschwanden viele Gemälde aus der Zeit von 1949 bis 1990 in Kellern und Lagerräumen.

Heutzutage zeigen hingegen sowohl der Kunstbetrieb als auch die Wissenschaft ein verstärktes Interesse an der DDR-Malerei. „Wir haben auch viele Anfragen von Künstlern, die nach 1989 plötzlich nicht mehr wussten, wo ihre Bilder waren“, sagt Kaiser. Eine bereits fertiggestellte Onlinedatenbank, in der die Bilder zusammengefasst werden, soll eine wichtige Hilfe und Informationsquelle zum Auffinden verschollener Werke sein.

Doch nicht alle Künstler seien glücklich über das Projekt, fügt Rehberg hinzu. „Einige wollen am liebsten ihr Werk nicht mit der DDR in Verbindung gebracht wissen.“ Ein Beispiel sei etwa Neo Rauch und sein Bild „Die Kreuzung“ von 1984. Die Mehrzahl der Künstler sei aber froh, dass es die Dokumentation gebe. Genauso wie die meisten Museen, die jetzt erstmals wüssten, was an DDR-Kunst bei ihnen im Fundus lagert. Auf dieser Basis könnten künftig etwa neue Ausstellungen geplant werden, sagt Kaiser.

Zwei Buchpublikationen und mehrere Ausstellungen geplant

Das Projekt stellt die Mitarbeiter immer wieder vor neue Herausforderungen. Neben dem Arbeitsaufwand durch die schiere Menge gebe es etwa auch große Probleme mit den Nutzungsrechten der Bilder, sagt Rehberg. Es fehle schlicht das Geld, um alle Rechte abzugelten. „Dadurch können wir einen großen Teil der Bilder möglicherweise gar nicht zeigen.“ Es sei „geradezu skandalös“, dass es die Regierung nicht schaffe, Regelungen für Projekte zu finden, die der Wissenschaft dienen, sagt er weiter.“ weiterlesen

Ronald Paris. Malerei

Willi-Sitte-Galerie Merseburg, Domstraße 15, 06217 Merseburg

03. Juni – 12. August 2012

nd vom 16.07.2012: „Da saß Ronald Paris mit Willi Sitte in der »Frohen Zukunft« flachsend beieinander, ein Tag bevor die Ausstellung des einen in der Galerie mit dem Namen des anderen eröffnet wurde; zwei Nestoren der Malerei aus der DDR, die ihre Erinnerungen in Büchern festgehalten haben; keine Malerfürsten, aber wahre Maler, die mit dem edlen Antrieb des Wahrhaftigen Farbe bekennen. Beide sind aus einem konformistischen Realismus ausgebrochen, aber hielten als Künstler von Format und Charakter dennoch am Realismus fest; das hat mit künstlerischer Überzeugung zu tun. In diesem Sinne lehrten beide als Professoren an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein, wenn auch zu unterschiedlichen Zeiten. Zu hoffen wäre, wenn von diesen Meistern des Realismus, die immer der Völker Würde und Schönheit für des Malens wert hielten, eine schulbildende Kraft ausginge. Paris konnte von 1993 bis 1999 an der »Burg« die hervorragende Ausbildung, die er selbst bei Arno Mohr, Toni Mau, Bert Heller, Kurt Robbel und Gabriele Mucchi und zudem als Meisterschüler Otto Nagels genoss, weitergeben.

Ein Gebot des Realismus ist es, das Geschehen um einen her und in weiter Ferne kritisch und mit Zweifel wahrzunehmen. Nicht von ungefähr blickt Ronald Paris auf seinem kleinen Selbstbildnis, einer in dunklem Grau gehaltenen Pinselzeichnung aus dem Jahre 2008, unter seiner Malerkappe aus großen Augen, zwischen denen sich tiefe Falten eingegraben haben, finster in die Welt. Dem widerspricht die vor dem offenen Fenster liegende romantische »Mondnacht auf Syphnos«, Öl, 2010, die mit einem anderen, für den Maler zutreffenderen Blick gesehen wurde und welcher die Augenlust an der Welt anzumerken ist. Als Realist schenkt Paris zuerst der Präsenz des Augenscheinlichen seine Aufmerksamkeit und tritt vehement mit seinem Gegenüber in einen Dialog, wenn sich mit ihm ein Stück vom Leben und von Schönheit aufführen lässt.

In über 40 Bildern, die er mit Dietmar Rother vom Förderkreis Willi Sitte Galerie beziehungsvoll über die Räume des Hauses verteilt hat, weckt er zum einen in kleineren Zeichnungen und Grafiken Erinnerungen an historische Ereignisse. Doch in den Ölbildern, Gouachen und Aquarellen präsentiert er vor allem eine Vielzahl von Landschaften, in denen öfters auch menschliche Gestalten eine Rolle spielen. Der Thüringer Paris, der zehn Jahre in Rostock lebte, aber vor allem in Berlin und heute bei Berlin, in Rangsdorf, lebt und arbeitet, lädt zu einer Reise zu fernen und nahen Gegenden der Welt ein. Nach Spanien, wo wir auf einem Ölbild des Vorjahres nach Andalusien versetzt werden und auf die »Römische Brücke vor Cordoba« blicken. Nach Italien, in die Toskana, mit einem Aquarell von 1998 zum Verweilen in San Ottaviano. Und nach Indien, wo uns in den Backwaters von Kerala Fischer begegnen. Nach Irland, mit einem gestrandeten Kutter und Meerestoben, das die Küste wabenhöhlengleich zerklüftet hat. In die sagenhafte Ägäis sowie mit zauberhaften Aquarellen an den heimischen Bodden und an die Saale bei Mücheln und Wettin. Das Gesehene wandelte Paris in kraftvoll gestaltete Bilder voll großer Farbenfülle mit wechselndem, gegen Schatten geführtem Licht und dramatisiertem Motiveinsatz zu sinnlich erfahrbaren Lehrstücken.

Dass bei der Gestaltung seiner Bilder Paris das Dramatische der Vorgänge fasziniert, zeigen die Kämpfe in der Stierkampfarena, deren Ende er 2011/12 in den großen Ölbildern »Das letzten Olé in Katalonien« festhielt, ein Triptychon, dessen drei Hochformate ungewöhnlich sind; das mittlere besitzt mit einem am Boden verendenden Stier Predellen-Momente. Bei den Szenen und den abwehrenden, verschreckten und sich wechselseitig schuldzuweisenden Gebärden der Stierkämpfer wie den sich erlöst zeigenden der Señoritas stößt man in der dreidimensional wirkenden Bildfläche auf die Struktur des Szenarischen, die erneut die enge Beziehung des Malers zur Dramatik verrät. Sie ist bei dem Kind eines Schauspielers und Sängers naturwüchsig, doch das Dialogische ist insbesondere durch das Zeichnen in Berliner Theaterinszenierungen in seiner Begabung tief verinnerlicht.“ weiterlesen

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Passage – Roland Borchers

Burg Beeskow, Altes Amt, Frankfurter Straße 23, 15848 Beeskow

8. Juli bis 7. Oktober 2012

Roland Borchers dürfte dem Kenner der Burg Beeskow kein Unbekannter sein: Bereits in der vom Kunstarchiv Beeskow ausgerichteten Ausstellung „BilderBühnen“ forderte sein Bild „Im Turm“ (1983/86) zur Diskussion heraus. Umso mehr darf man gespannt sein auf eine aktuelle Werkschau, die auf Burg Beeskow vom 7. Juli bis zum 7. Oktober 2012 zu sehen sein wird.

Sich bewegend durch Raum und Zeit auf dem „forschenden Weg, in unterschiedlichster Weise gepflastert“* – dem selbst formulierten Credo folgt der Titel dieser seiner Ausstellung, die Roland Borchers „PASSAGE“ nennt. Dabei fängt er im Durchschreiten des Hier und Jetzt betörende Eindrücke ein; man glaubt, sie verharrten nur kurz und entschwänden bald darauf auf den weiten Farbflächen. Allein der Künstler verschafft uns einen endlosen Augenblick, der es erlaubt, das Außen im Inneren widerhallen zu lassen. Es sind vor allem Borchers großformatige Bilder der letzten fünf Jahre, die diese Stimmung erzeugen.

Seine frühen Arbeiten aus den 1980er Jahre, die der Künstler bewusst dagegen setzt, wirken indes zwar dinghafter, aber auch schwermütig, fast resignativ. Damals hatte der angehende Maler gerade damit begonnen, das Hintergründige des Realen auf ganz eigene Weise zu enthüllen, und dabei Grenzen überschritten.

Es ist dieser Spannungsbogen zwischen zwei Werkgruppen, der Borchers selbst gewählten Weg am besten beschreibt: Veränderung zuzulassen, um jeder Wirklichkeit als Künstler teilhaftig zu werden und so zu sich selbst zu finden. Für Beeskow hat Roland Borchers rund dreißig Ölbilder ausgewählt, darunter seine Interpretation des biblischen Turmbaus, die er als Absolvent der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig schuf.

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Presse:

Märkische Oderzeitung vom 16.07.2012

Märkische Oderzeitung vom 9.07.2012

„Plattner baut doch am Jungfernsee“

Märkische Allgemeine vom 5.07.2012: „Mäzen gibt seine Pläne für ein Museum in der Stadtmitte endgültig auf, bleibt aber Potsdam treu.

Der Software-Milliardär Hasso Plattner hat gestern endgültig von seinem Vorhaben Abstand genommen, eine Kunsthalle am Standort des heutigen Mercure-Hotels zu errichten. Dies teilte er Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) in einem offenen Brief mit (siehe unten). Stattdessen will der SAP-Gründer nun auf einem ihm eigenen Grundstück am Jungfernsee eine Halle für DDR-Kunst errichten. Die Stadtmitte kommt gar nicht mehr in Frage.

Vorausgegangen war der Entscheidung eine wochenlange, teilweise heftig geführte Debatte. Bereits Mitte Juni hatte Plattner einen Rückzieher vom Standort Mercure gemacht, konnte jedoch Dank einer von der Bürgerinitiative „Mitteschön“ organisierten Montagsdemo umgestimmt werden. In den letzten Tagen hatten sich allerdings namhafte Architekten dafür ausgesprochen, auch alternative Standorte am Lustgarten für die Kunsthalle in Erwägung zu ziehen und einen Architekten-Wettbewerb für den Bau auszuloben.

Dass der Standort Mercure jedoch hinter den Kulissen noch lange nicht in trockenen Tüchern war, begann sich bereits in den vergangenen Tagen abzuzeichnen. Nach MAZ-Informationen nahm der Hoteleigentümer, die Investment-Gesellschaft Blackstone, die Entscheidung über den Verkauf des Mercure-Hotels überraschend von der Tagesordnung. Eigentlich hätten bis zum 15. Juli Nägel mit Köpfen für den Verkauf gemacht werden müssen, doch die Frist war auf August vertagt worden.

Trotz des Rückzugs aus der Mitte beabsichtigt Plattner, wie geplant, vom 22. Juli bis zum 16. September eine Ausstellung mit Werken seiner DDR-Kunstsammlung im Kutschstall am Neuen Markt zu zeigen, hieß es gestern. Die im Aufbau befindliche Sammlung umfasst etwa 25 Arbeiten herausragender Künstler der DDR wie Wolfgang Mattheuer, Bernhard Heisig und Arno Rink aus deren Schaffen vor und nach der Wende.

TV-Moderator Günther Jauch bedauert das Aus für die von Mäzen Hasso Plattner geplante Kunsthalle in Potsdams Stadtmitte zutiefst. „Eine solche Chance bekommt Potsdam nie wieder”, teilte der Wahl-Potsdamer heute mit. „Dieses Trauerspiel samt der verheerenden Außenwirkung wird die Stadt noch lange verfolgen”, so der Moderator.

„Ein städtebaulicher Schandfleck wäre verschwunden. Eine moderne Kunsthalle wäre erstanden. Eine großartige Sammlung hätte ihren würdigen Platz in der Mitte Potsdams gefunden. Und das alles geschenkt.” Jauch, selbst großer Förderer Potsdams – äußerte jedoch Verständnis für den Software-Milliardär Plattner. Zugleich befürchtet der Talkmaster weitreichende Folgen für die Landeshauptstadt: „Wer möchte da für Potsdam noch ebenso mutig wie großzügig mäzenatisch tätig sein?”, fragte er.“ weiterlesen