„Ich war nie einer von euch!“ Der Künstler Rainer Bonar zwischen Ost und West.

Do, 28.11.2013 – 19:00 Uhr, Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde, Berlin
ERÖFFNUNG DER SONDERAUSSTELLUNG

Die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde würdigt RAINER BONAR mit ihrer Ausstellung als einen Künstler, dessen Leben und Werk um politische Selbstbestimmung und die Möglichkeiten künstlerischer Freiheit kreisten. Sie stellt den unbekannten Nachlass dieses vielseitigen Künstlers erstmals mit einer repräsentativen Werkauswahl der Öffentlichkeit vor. weiterlesen

Pinakothek der Sonnensucher

Ingo Arend, in: taz, 29.10.2013: Die Neue Sächsische Galerie in Chemnitz zeigt mit „Schicht im Schacht“ zum ersten Mal die Kunstsammlung der Wismut, des legendären Uranbergbauunternehmens. weiterlesen

Matthias Zwarg, in: Freie Presse,04.12.2013: Wohin mit der Wismut-Kunst? Nach der Zukunft der Kunstsammlung des Bergbau-Riesen fragte eine Diskussionsrunde in der Neuen Sächsischen Galerie. Viel näher kam sie einer Antwort noch nicht. weiterlesen

Ulrike Uhlig, in: Tagesspiegel, 04.12.2013: Die Sammlung der Wismut Umstrittene Kunst aus dem „Staat im Staate“ der DDR. weiterlesen

Regina Mönch, in: FAZ, 19.12.2013: Greif zum Pinsel, Kumpel!
In Chemnitz zeigt eine großartige Kunstschau jene untergegangene Welt, in deren Mittelpunkt der Bergbau stand. Zugleich illustriert „Schicht im Schacht“ den Weg der DDR vom Zukunftsoptimismus zur Resignation. weiterlesen

Podiumsgespräch zur Rolle der DDR-Künstler in Gera

Podiumsgespräch: Hofkünstler und Dissidenten. DDR-Künstlerrollen im Konflikt
Teilnehmer: Dr. Eckhart Gillen, Dr. Paul Kaiser, Holger Peter Saupe
16.1.2013, 19 Uhr, Orangerie, Kunstsammlung Gera

otz.de vom 14.01.2013: „Im Rahmen der Ausstellung „Schaffens(t)räume. Atelierbilder und Künstlermythen in der ostdeutschen Kunst“ setzt die Kunstsammlung Gera am Mittwoch um 19 Uhr ihre Veranstaltungsreihe mit einem Podiumsgespräch in der Orangerie fort. Dem Thema „Hofkünstler und Dissidenten. DDR-Künstlerrollen im Konflikt“ widmen sich der Kunsthistoriker und Ausstellungskurator Dr. Eckhart Gillen (Berlin), der Forschungskoordinator des Projektes „Bildatlas: Kunst in der DDR“, Dr. Paul Kaiser (Dresden), und der Leiter der Kunstsammlung Gera, Holger Peter Saupe. weiterlesen

weitere Informationen

Presse:

mz-web.de vom 22.01.2013

DDR-Kunst aus dem Propaganda-Pinsel

In der Villa Siemens sollen Werke von Ost-Künstlern gezeigt werden. Noch lagern sie in der Burg Beeskow

B. Z. vom 4.01.2013: „Von außen unspektakulär grau, von innen aber ist das Archiv im brandenburgischen Beeskow überwältigend. Kunst, wohin man schaut.

24.600 Werke werden hier beherbergt. Dreistöckig, teils lose verpackt, teils fachmännisch gelagert, alles DDR-Kunst, vieles gemalt mit dem Pinsel der Propaganda. Darunter sind auch Arbeiten von Künstlern wie Willi Sitte und Wolfgang Mattheuer.

Für Berlin ist nun ein ständiger Ausstellungsraum geplant, in dem rund 100 Werke gezeigt werden sollen. Angedacht ist die Villa Siemens in Marzahn-Hellerdorf. Der Termin sei allerdings noch ungewiss. Kulturdezernentin Ilona Weser zur B.Z: „Wenn wir die Ausstellung 2015 eröffnen, dann wäre das schon gut. Das Problem ist, dass noch nichts in der ehemaligen Siemens-Villa restauriert wurde.“

Für die Arbeiten werden 7,5 Millionen Euro aus Lotto- und EU-Geldern aufgewendet. Marzahn-Hellersdorf steuert 250.000 Euro bei.“ weiterlesen

Hermsdorfer Gespräch mit Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg über Kunst der DDR

7. Januar 2013, 19 Uhr

Stadthaus, Am Alten Versuchsfeld 1, 07629 Hermsdorf

TLZ.de vom 31.12.2012: „Weimar für einen Eklat. Weil Werke von DDR-Künstlern gemeinsam mit Bildern aus der Zeit des Nationalsozialismus gezeigt worden waren, gab es Proteste von Besuchern und Klagen betroffener Künstler, die eine Entfernung ihrer Werke aus der Ausstellung verlangten. Nun bietet eine neue Ausstellung einen sachkundigen und differenzierten Überblick über die Bildende Kunst der DDR. Unter dem Titel „Abschied von Ikarus“ wird in Weimar, Erfurt und Gera ein Panorama gezeigt, das die üblichen Klischees von „Staatskunst“ und „Kunst im Untergrund“ vermeidet. In Weimar sind zudem Filmdokumente zu sehen, die politische und gesellschaftliche Hintergründe aufhellen. Die Veranstalter des Hermsdorfer Gesprächs haben aus diesem aktuellen Anlass eine zusätzliche Veranstaltung am 7. Januar, ab 19 Uhr, ins Programm genommen. Einer der Kuratoren der Ausstellung, Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg, wird in einem Vortrag mit Lichtbildern über das Ausstellungskonzept und seine Sicht auf die Kunst der DDR sprechen. Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg ist ein international angesehener Kultursoziologe, der an mehreren deutschen und europäischen Hochschulen gewirkt hat. Zur Zeit ist er Professor an der Technischen Universität Dresden. Er hat gemeinsam mit anderen Soziologen und Kunstwissenschaftlern die Ausstellung in Weimar konzipiert. Die Veranstalter erhoffen sich eine interessante Diskussion über die Bedeutung und den Stellenwert der Kunst in der DDR.

Der Eintritt ist frei, Spenden sind aber willkommen.“ weiterlesen

Vortrag: Refugium und Aktionsraum. Atelierbilder in der DDR

Dr. Paul Kaiser, Kurator der Ausstellung „Schaffens(t)räume. Atelierbilder und Künstlermythen in der ostdeutschen Kunst“

12. Dezember 2012, 19 Uhr

Orangerie, Kunstsammlung Gera, Orangerieplatz 1, 07548

dtoday.de vom 05.12.2012: „Im Rahmen der Ausstellung „Schaffens(t)räume. Atelierbilder und Künstlermythen in der ostdeutschen Kunst“ lädt die Kunstsammlung Gera zu einem Vortrag von Dr. Paul Kaiser ein.

Er ist Mitkurator der aktuellen Präsentation und zugleich Forschungskoordinator des BMBF-Verbundprojektes „Bildatlas: Kunst in der DDR“. Durch dieses wurde die Schau wissenschaftlich begleitet und unterstützt. Dr. Kaiser widmet sich in seinem Vortrag am Mittwoch, 12. Dezember, 19.00 Uhr in der Orangerie dem Thema: „Refugium und Aktionsraum. Atelierbilder in der DDR“.
Das Atelier, das in der Moderne weit mehr als Werkstatt und Lebensraum des bildenden Künstlers ist, diente seit Mitte des 19. Jahrhunderts zugleich als Schutzraum künstlerischen Schaffens und wird somit zum metaphorischen Ort künstlerischer Autonomie. Die 90 ausgewählten Arbeiten der Ausstellung verdeutlichen, dass im staatssozialistischen Kunstsystem die Produktion von Künstlermythen auf besondere Weise mit der bildnerischen Kraft des Atelierbildes verknüpft wurde. Die Spanne reicht dabei von den privilegierten Ateliers und Werkstätten führender DDR-„Hofkünstler“ bis hin zu den kargen Wohnzimmerateliers und Hinterhof-Ausstellungen einer ostdeutschen Boheme. Anhand der Atelierbilder lassen sich die Situation sowie das Selbst- und Rollenverständnis der Künstler nachvollziehen. Alle interessierten Besucher sind dazu herzlich eingeladen.“ weiterlesen

Kunst der DDR

Villa Haiss Museum, Am Markt 1, 77736 Zell am Harmersbach

01. Dezember 2012 – 30. Juni 2013

Es begann 1986 als sich Walter Bischoff für ostdeutsche Kunst interessierte. In seine damalige Chicagoer Galerie kam ein Besucher und stellte sich als ein leitender Mitarbeiter des „Staatlichen Kunsthandels der DDR“ vor. Er empfahl Bischoff eine Ausstellung mit einem DDR- Künstler durchzuführen.

Da Bischoff aber damals noch keine Ahnung davon hatte, was sich in der Ostdeutschen Kunst abspielte, lud er Bischoff 1987 zur „10. großen Kunstausstellung der DDR“ in die Albertina nach Dresden ein. Bischoff wurde fündig und stellte den Dresdner Künstler Steffen Fischer noch vor der Wende im Westen aus. Seither hat er unzählige Ausstellungen mit Ostdeutschen Künstlern durchgeführt.

Er hat sich nun entschlossen unter dem Titel „Kunst der DDR“ eine Ausstellung im Museum Villa Haiss durchzuführen. Es soll dabei nicht nur eine Aufreihung entsprechender Bilder präsentiert werden, sondern auch Hintergründe der Kunst aus dieser Zeit mit sozialkritischen Dokumenten aufgezeigt werden. Bischoff war ca. eine Woche in Ostdeutschland unterwegs und hat gezielt wichtige Dokumente und Werke für diese Ausstellung zusammengetragen. Es gibt einige Künstler, die auf Leinwand heute noch genauso malen wie vor der Wende.

Dies schien ihm nicht sonderlich interessant. So ist er mehr im Bereich der Papierarbeiten fündig geworden, welche ohnehin die Stärke der DDR-Kunst waren. Es wird die nichtkonforme Künstlergruppe „Clara Mosch“ gezeigt, die ein Dorn im Auge der Stasi war und auch von deren Machtapparat zerschlagen wurde. Weiter die Erfinder der Telefonkunst Veit Hofmann und Otto Sander-Tischbein. Die einzige noch vorhandene Dokumentation hierüber hat Veit Hofmann von einem Dresdner Museum für die Ausstellung zurückgeholt. Von Rainer Görß und Anja Rudolph wird eine umfangreiche Installation mit Original-Dokumenten unter dem Titel „Künstlerkreise – DDR Netzwerk-Arbeiten der 60er, 70er und 80er Jahre“ gezeigt. weiterlesen

Presse:

Badische Zeitung vom 29.11.2012

Vortrag zur Ausstellung „Seitenwechsel“

3. November 2012, 17 Uhr, Burg Beeskow, Frankfurter Straße 23, 15848 Beeskow

Märkische Oderzeitung vom 2.11.2012: „“Seitenwechsel – Wanderbewegung deutscher Künstler zwischen 1949 und 1965“ – unter diesem Thema steht morgen Abend auf der Burg Beeskow ein Vortrag von Herbert Schirmer. Vor zwei Wochen war die Ausstellung mit Bildern und Infotafeln eröffnet worden, jetzt will der Kurator in einer Power-Point-Präsentation die beteiligten Künstler, die Motive für ihren Weggang und ihre Bilder aus den 1950er und 60er Jahren vorstellen und danach mit dem Publikum ins Gespräch kommen.

Nach Schirmers Recherchen erfolgte der Wechsel von Ost nach West häufig wegen politischer Repressalien, gesellschaftlicher Ausgrenzung oder mangelnder Anerkennung sowie künstlerischer Defizite. Umgekehrt entschieden sich vor allem Künstler aus der Bundesrepublik, die als anpassungsfähig galten, für die DDR. Sie wurden an die Kunstakademien verpflichtet und mit Privilegien wie Haus und Atelier und diversen Aufträgen gelockt. Wer sich im Westen politisch engagierte und kommunistischer Umtriebe verdächtigt wurden, büßte neben der gesellschaftlichen Reputation nicht selten die Arbeitsgrundlagen ein, was den Wechsel in den Osten beschleunigte.

Ursprünglich war an diesem Sonnabend eine Gesprächsrunde mit den Künstlern Lothar Fischer und Paul Hogére (beide hatten die DDR verlassen) geplant. Weil beide aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen können, wurde umdisponiert.“ weiterlesen

Seitenwechsel. Bildende Künstler 1945 bis 1965

Burg Beeskow, Frankfurter Straße 23, 15848 Beeskow

20. Oktober 2012 bis 16. Juni 2013

In der Ausstellung „SEITENWECHSEL – Bildende Künstler zwischen 1945 und 1965“ werden auf 50 Informationstafeln Notwendigkeit und Art des Weggangs der Künstler von Ost nach West und umgekehrt dokumentiert. Als häufige Ursachen für den Weggang sind politische Repressalien, gesellschaftliche Ausgrenzung oder fehlende Anerkennung, künstlerische Defizite sowie private Entscheidungen zu nennen. Die Dokumentation wird ergänzt durch originale Kunstwerke aus jener Zeit. Diese kommen aus dem Bestand des Beeskower Kunstarchivs, der Artothek der Sozialen Künstlerförderung Berlin, aus Museen sowie von privaten Leihgebern.

Die anfänglichen Hoffnungen nach einer gerechten Gesellschaft und humanen Werten auf beiden Seiten wird durch die von den Besatzungsmächten unterschiedlich dominierte Kulturpolitik schon bald in Richtungen gedrängt, die unterschiedlicher nicht sein können. Während Kunst und Künstler in der Bundesrepublik ihre Entwicklung größtenteils in Freiheit selbst bestimmen, geraten Künstler im Osten zunehmend in die staatliche Erziehungsmaschinerie und werden häufig zu ideologischen Erfüllungsgehilfen. Die Ausrichtung erfolgt – unter tatkräftiger Mitwirkung der sowjetischen Besatzungsmacht – am sozialistischen Realismus, mit dessen dogmatischer Handhabung das Maß der Abgrenzung bestimmt wird. Vor diesem Hintergrund zeigt sich gerade in den 1950er Jahren, welche Auswirkungen der Kalte Krieg auf Kunst und Künstler in beiden Teilstaaten hat, wie sich die Fronten allmählich verhärten und die ideologische Auseinandersetzung bis in die ästhetischen Bereiche reicht und existenzielle Dimensionen annimmt.

Der Versuch der Künstler im Osten, nach 1945 an den Kunstströmungen von vor 1933 anzuknüpfen, misslingt unter dem sowjetischen Diktat des Sozialistischen Realismus und der verhinderten Anknüpfung an der bereits von den Nationalsozialisten diffamierten Moderne durch die Kulturfunktionäre der SED. Die Situation an den Kunsthochschulen spitzt sich nach 1949 ideologisch zu, was Georg Baselitz, Gotthard Graubner, Gerhard Richter, Eugen Schönebeck oder Günther Uecker, um nur einige zu nennen, zwingt, die DDR zu verlassen, um an den Kunstakademien in Berlin (West) und Düsseldorf ihr Studium fortzusetzen. Andere wie Hermann Bachmann oder Herbert Kitzel aus Halle (Saale) werden an Kunsthochschulen in der Bundesrepublik berufen. Wegen seiner realistischen Auffassung folgt Fritz Dähn aus Stuttgart dem Ruf an die Akademie nach Weimar, später nach Dresden und Berlin. Mac Zimmermann oder Heinz Trökes kehren nach nur zwei Semestern an der Weimarer Hochschule nach Berlin (West) zurück. Künstler wie Gustav Seitz, Heinrich Ehmsen oder Oskar Nerlinger werden wegen ihres kunstpolitischen Engagements in der sowjetischen Besatzungszone aus ihren Lehrämtern in Berlin (West) entlassen und fi nden in Berlin (Ost) Aufnahme. In den 1960er Jahren fliehen Künstler wie Rainer Kriester, Sieghard Pohl oder Lothar Fischer nach Inhaftierung in der DDR über die Grenze nach Berlin (West). weiterlesen

Presse:

Märkische Oderzeitung vom 26.10.2012

Märkische Allgemeine vom 22.10.2012

Schaffens(t)räume. Atelierbilder und Künstlermythen in der ostdeutschen Kunst

Kunstssammlung Gera/ Orangerie, Orangerieplatz 1, 07548 Gera

20. Oktober 2012 – 03. Februar 2013

Die Ausstellung vereint 90 Gemälde von 76 Künstlern. Sie widmet sich in fünf Themenbereichen dem spezifischen Spannungssystem von Künstlerrolle und Künstlerort am Beispiel der in der DDR entstandenen Malerei, ergänzt um einen Exkurs zeitgenössischer Werke. Leihgaben kamen aus zahlreichen Museen, privaten Leihgebern sowie von beteiligten Künstlern.

Wissenschaftlich begleitet und unterstützt wurde die Schau vom Verbundprojekt „Bildatlas: Kunst in der DDR“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie dem Dresdner Institut für Kulturstudien e.V.. Sie entstand zudem in enger Kooperation mit den von der Klassik Stiftung Weimar und dem Angermuseum Erfurt organisierten Projekten „Abschied von Ikarus. Bildwelten in der DDR – neu gesehen“ (19.10.2012 bis 03.02.2013) und „Tischgespräch mit Luther. Christliche Bilder in einer atheistischen Welt“ (21.10.2012 bis 20.01.2013). „Dadurch wurde es möglich, zeitgleich zur zentralen Präsentation in Weimar in zwei weiteren Ausstellungsorten in Thüringen themenspezifische Einzelaspekte zur Kunst in der DDR vorzustellen“, sagte der Leiter der Kunstsammlung Gera, Holger Peter Saupe. Für die Besucher eröffne sich damit die Möglichkeit zur Neuentdeckung und Wiederbegegnung mit bekannten, aber auch weniger bekannten Bildern. Sie wolle zur intensiven Auseinandersetzung und Neubewertung anregen und im historischen Rückblick das Verständnis für die Situation der Künstler und die Kunst in der DDR weiten.

Das Atelier sei in der Moderne weit mehr als Werkstatt und Lebensraum des bildenden Künstlers. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts diene es zugleich als Schutzraum künstlerischen Schaffens wie des Marktzugangs und werde somit zum metaphorischen Ort künstlerischer Autonomie. Die 90 ausgewählten Arbeiten verdeutlichen, dass im staatssozialistischen Kunstsystem die Produktion von Künstlermythen auf besondere Weise mit der bildnerischen Kraft des Atelierbildes verknüpft wurde. Die Spanne reicht dabei von den privilegierten Ateliers und Werkstätten führender DDR-„Hofkünstler“ bis hin zu den kargen Wohnzimmerateliers und Hinterhof-Ausstellungen einer ostdeutschen Boheme. Anhand der Atelierbilder lassen sich die Situation sowie das Selbst- und Rollenverständnis der Künstler nachvollziehen. So wird in der Ausstellung die Ausprägung konkurrierender Künstlerrollen in der DDR an wesentlichen Werken verdeutlicht. Der Konflikt zwischen einer vom Sozialistischen Realismus geprägten „DDR-Kunst“ und einer sich von den Normzwängen in zahlreichen Konflikten emanzipierenden „Kunst in der DDR“ zeigt sich ebenso an den bildnerischen Selbstinszenierungen der Künstler wie in der künstlerischen Thematisierung und sozialen Funktionalität der Ateliers zwischen Fluchtort und Repräsentationsraum.

Der begleitende Katalog dokumentiert die formative Sonderrolle des Ateliers für die Erweiterung der Kunsträume in der DDR. Ein Atelier war bildenden Künstlern nach Studienabschluss und Aufnahme in den Künstlerverband (VBK) zugesichert. Auf dieser Grundlage erwiesen sich die Arbeitsräume der Künstler zunächst als Refugium und Rückzugsort, bevor sie in den 1970er und 1980er Jahren als „Basislager“ und „Trafo-Station“ für die Etablierung künstlerischer Alternativen und experimenteller Kunstformen wichtig wurden. In der Ausstellung sollen Kontinuitäten und Brüche in der Etablierungsgeschichte der modernen Künstlerrolle im Kunstsystem DDR sichtbar gemacht werden. Darüber hinaus erfolgt die historische Einordnung auch durch die Thematisierung von Traditionen und Rückgriffen ostdeutscher Künstler auf die Inkunabeln der Moderne.

Fünf thematische Bereiche ordnen und strukturieren das Ausstellungsprojekt und tragen dem Wandel der Kunstbedingungen und kulturpolitischen Verhältnisse Rechnung. Behandelt werden zentrale Aspekte wie Künstler(selbst)bildnisse („Der unbestechliche Blick“) und Atelierbilder („Lebensgehäuse und Inszenierungsraum“). Daneben stehen die Bedeutung des Ateliers als sozialer Sonderraum für die Etablierung von Künstlergemeinschaften („Allein unter Freunden“) und unabhängiger Ausstellungspraxis („Selbstorganisation und Raumgewinn“) im Fokus. Das Darstellen der vielfältigen Überschreitungen und Ausbrüche („Ins Offene!“), die zunehmende Auflösung des Ateliers als zentraler Schaffensraum und Eroberung öffentlicher Kunsträume durch Aktionskunst bis hin zur Belebung gegenstaatlicher Kunstquartiere bleiben weitestgehend dem Katalog vorbehalten. Exemplarisch für das Verlassen des Innenraum-Ateliers steht in der Ausstellung die Fotodokumentation Gekreuzigte Landschaft, des in Reichardtsdorf bei Gera geborenen Bildhauers Wolfgang Kuhle. weiterlesen

weitere Informationen

Presse:

mz-web.de vom 12.01.2013

TLZ. de vom 25.10.2012

FAZ vom 24.10.2012

OTZ.de vom 20.10.2012