CFP: Positionen zum Kuenstleratelier in der DDR (Marburg, 13-15 Jun 19)

Philipps-Universität Marburg, 13. – 15.06.2019
Deadline: Mar 2, 2019
Drei von vielen. Positionen zum Künstleratelier in der DDR
Internationale Tagung des Arbeitskreis Kunst in der DDR
Konzept: Sigrid Hofer (Philipps-Universität Marburg) und Martin Schieder (Universität Leipzig)

Im Jahr des Mauerbaus drehte Jürgen Böttcher in Dresden seine erste DEFA-Dokumentation „Drei von vielen“. Sie erzählt von drei Freunden – ein LKW-Fahrer, ein Chemigraph sowie ein Steinmetz –, die in ihrer Freizeit malen, zeichnen und bildhauern. Ein Trio, wie es nicht besser das Bitterfelder Ideal verkörpern könnte. Doch statt heroischem Arbeiterpathos sieht man junge Künstler, die jenseits des sozialistischen Ideals nach individuellen Lebensformen à la Bohème suchen, mit einem Lastwagen der VEB eine Spritztour zu den Elbwiesen machen und anstatt Brigadelieder zu singen, lieber Jazz hören. Am Ende des vom jungen Manfred Krug kommentierten Films heißt es aus dem Off: „Sie sagen, was ihnen nicht gefällt. […] Sie wollen keine großen Künstler sein. Sie möchten ausdrücken, was ihre Freunde und Arbeitskollegen empfinden. Sie möchten sein, was sie sind. Drei von vielen.“

Der Film stellt die grundsätzliche Frage nach den Orten des künstlerischen Schaffens in der DDR. In welcher Form stellte das Künstleratelier einen spezifischen Raum der künstlerischen Praxis in der DDR dar? Welchen „Produktionsbedingungen“ unterlag es angesichts der Tatsache, daß der Kunstbetrieb bis zum Ende der DDR durch die SED und das Ministerium für Kultur zentralistisch gesteuert und ideologisch reglementiert wurde? Und inwieweit konnte das Atelier ein Raum der sozialen Kommunikation sein, in dem neben dem Künstler und seinem Modell auch andere Agenten des Kunstbetriebes ein- und ausgingen?
Blickt man in die Forschung, stellt man fest, daß das Künstleratelier in der DDR noch einen weißen Fleck auf der Landkarte bildet – sowohl in den Untersuchungen zur Kunstgeschichte der DDR als auch in den Studio studies. Dieses Desiderat hat seine Gründe: Zu vielfältig sind die Formen des Ateliers zwischen Staatsgründung und Mauerfall, zu heterogen die individuellen künstlerischen Positionen, zu komplex die politischen Rahmenbedingungen, zu disparat das Quellenmaterial, als daß sich überhaupt von dem Künstleratelier in der DDR sprechen ließe. Es ist vielmehr ein Raum, dessen funktionelle Grenzen zwischen Werkstatt, Wohnung, Ausstellungsraum und Galerie ebenso verschwimmen wie dessen Status zwischen privat, halb-öffentlich und öffentlich. Das Atelier in der DDR blieb bis zu deren Ende ein Raum, in dem die SED ihren politischen Einfluß und ihre ästhetischen Vorgaben geltend zu machen versuchte. Doch die politisch gewollte Knappheit der materiellen und räumlichen Ressourcen ließen in der Honecker-Ära immer mehr Künstler nach alternativen Arbeits- und Ausstellungsmöglichkeiten suchen, Ateliergemeinschaften und Produzentengalerien gründen sowie leerstehende Gebäude besetzen, um sie als kreative Räume zu nutzen.

Gleich einem Atelierrundgang möchte die Tagung Drei von vielen. Positionen zum Künstleratelier in der DDR in einer internationalen und gattungsübergreifenden Perspektive nach dem Raum, nach den Funktionen und nach den Topoi des Ateliers in der DDR fragen. Dieses wird als espace autre verstanden, in dem Gespräche über den kreativen Prozeß geführt wurden, wo man sowohl dem Klassenfeind als auch der Stasi begegnete, das als sozialistischer Lehrraum diente, in dem sich der Staat und seine Künstler inszenierten, Drei von vielen produktiv waren und wo man alternativ im Kollektiv arbeitete. Zugleich gilt es den Blick auf die Frage zu lenken, inwieweit zum einen die alternativen Formate der künstlerischen Praxis in der DDR der späten 1980er Jahre als elementarer Beitrag zu einer sich wandelnden, „anderen“ kulturellen Identität und zu einem „Dritten Weg“ verstanden werden können. Zum anderen wird zu diskutieren sein, welche Auswirkungen die „Friedliche Revolution“ und die Wiedervereinigung auf die Kreativität und Arbeitsbedingungen der ostdeutschen Künstler hatten. Von diesen Prämissen ausgehend, sollen ausgewiesene Experten sowie Nachwuchswissenschaftler das Atelier als eine réalité diskutieren, die die Kunstgeschichte der DDR in all ihren Modi und Ästhetiken, Ambivalenzen und Brüchen widerspiegelt.

Bitte senden Sie uns Ihr Exposé mit max. 400 Wörtern auf Deutsch oder Englisch sowie einen kurzen Lebenslauf bis zum 2. März 2019 im PDF-Format an: hofer@fotomarburg.de sowie schieder@uni-leipzig.de
Die Tagung wird gefördert durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Reise- und Übernachtungskosten werden von dem Veranstalter übernommen.

Reference / Quellennachweis:
CFP: Positionen zum Künstleratelier in der DDR (Marburg, 13-15 Jun 19). In: ArtHist.net, Jan 16, 2019. https://arthist.net/archive/19886.

Er erklärte Kunst für jedermann. Der hallesche Autor Wolfgang Hütt ist tot

Günter Kowa, in: Mitteldeutsche Zeitung, 14.1.2019:

Im Alter von 93 Jahren ist am Montag in einem Pflegeheim in Halle-Kröllwitz der Kunsthistoriker Wolfgang Hütt gestorben. […] In der Kunstwelt aufmerksam zu Kenntnis genommen wurden auch seine Aufsätze in der Zeitschrift „Bildende Kunst“ sowie seine Bücher sowohl zur Kunstgeschichte als auch über DDR-Künstler. Besonders die hallesche Kunstszene verdankt ihm ein umfangreiches biografisches und kunstkritisches Schrifttum. weiterlesen…

DDR-Kunst kommt ans Gitter

Olaf Gardt, in: Märkische Oderzeitung, 12.01.2019:

Im Mai wird der Umzug des Beeskower Kunstarchivs aus dem Speicher an der Spree abgeschlossen sein. Dann können die aus der DDR-Zeit stammenden Bilder und Skulpturen in einem Schaudepot besichtigt werden. weiterlesen…

Kunst aus den Trümmern

Matthias Zwarg, in: Chemnitzer FreiePresse, 4.1.2019:

Die Neue Sächsische Galerie in Chemnitz zeigt sehenswerte Arbeiten der „Generation im Schatten“ aus den 1940er- und 1950er-Jahren, die lange fast vergessen war. Eine Ausstellung, die Entdeckungen bereithält. weiterlesen…

Generation im Schatten: Die fast vergessene Künstlergeneration der 40er und 50er Jahre aus Chemnitz und Umgebung“ ist bis 24. Februar in der Neuen Sächsischen Galerie Chemnitz zu sehen. Geöffnet täglich, außer Mittwoch, 11 bis 17, Dienstag bis 19 Uhr. Im Begleitprogramm sind im Kino Metropol Filme zu sehen: Sonntag, 27. Januar, 11 Uhr: „Schlösser und Katen“; Mittwoch, 6. Februar, 18 Uhr: „Sonnensucher“; Mittwoch, 20. Februar, 18 Uhr: „Irgendwo in Berlin“.

Verein „Freunde Schloss Biesdorf“ fordert mehr Ausstellungen mit DDR-Kunst in Schloss Biesdorf

Harald Ritter, in: Berliner Woche, 3.1.2019:


Der Verein „Freunde Schloss Biesdorf“ will bei der Galeriearbeit im Schloss Biesdorf ein gewichtiges Wort mitreden. Knapp ein Jahr verhandelte er mit dem Bezirksamt über einen Kooperationsvertrag. Jetzt liegt das Papier mit dem Verein als  „Kulturpartner“  unterschriftsreif vor.
Der Kooperationsvertrag beinhaltet unstrittige Punkte wie die Fortsetzung von Veranstaltungsreihen des Vereins. Er geht aber auch auf die Präsentation von Werken der DDR-Kunst sowie zum Maler Otto Nagel ein. weiterlesen…

Ein Kanzlerporträt als Politikum: Kristina Volke im Gespräch mit Ute Welty

Deutschlandfunk Kultur, 22.12.2018:

Am 23. Dezember wäre Helmut Schmidt 100 Jahre alt geworden. Anlass, auf eine umstrittene Entscheidung zurückzuschauen: Schmidt beauftragte den DDR-Maler Bernhard Heisig mit dem Kanzlerporträt. Mit welchen Folgen, erklärt die Kunstexpertin Kristina Volke. anhören…

Hans-Dieter Bartel: Bewegtes Leben in Bildern

Stefanie Büssing, in: Ostsee-Zeitung.de, 13.12.2018:

“81 und überhaupt …“, schon der Titel, den Künstler Hans-Dieter Bartel für seine Schau in der Orangerie in Putbus gewählt hat, ist ungewöhnlich. „Ich hatte viele Gedanken, die mir durch den Kopf gingen. Einer war, ich bin 81 Jahre alt. Was steht da noch bevor. Und überhaupt, warum malt man noch?“, sagt Bartel. Die Antwort darauf ist einfach. Weil ihn die Leidenschaft dafür einfach nicht loslässt. weiterlesen…

1. Dezember 2018 bis 6. Januar 2019. Kulturstiftung Rügen, Orangerie Putbus, Alleestraße 35, 18581 Putbus, www.kulturstiftung-ruegen.de/pdf/2018/PM-H-D-Bartel-81-und-ueberhaupt-1.12.2018.pdf

Brückenschlag: Stiftung mit Werken von Dieter M. Weidenbach auch in Weißenfels?

Holger Zimmer, in: Mitteldeutsche Zeitung, 11.12.2018:

Eine rote stand inmitten von weißen Rosen vor dem Bild „Das Martyrium der Zarenfamilie“. Deren Tod im Zuge der Revolution jährte sich jetzt zum 100. Mal. Es wurde neben 100 anderen Werken von Dieter M. Weidenbach in der Erarta-Kunstgalerie, der größten Privatsammlung Russlands, bis Ende November gezeigt. weiterlesen…

Dresdner Künstler Jürgen Schieferdecker gestorben

mdr-kultur:

Der Dresdner Künstler Jürgen Schieferdecker ist tot. Er starb am Montag im Alter von 81 Jahren nach einer Erkrankung, wie der Künstlerbund am Dienstag mitteilte. Der Architekt und Grafiker, der auch als Maler und Objektkünstler tätig war, gehörte zu den Mitbegründern des Vereins. weiterlesen…

Kunst im öffentlichen Raum der DDR von 1950 bis 1990 – fotografiert von Martin Maleschka

baulinks.de:

Zur kulturellen Hinterlassenschaft der DDR gehört eine bemerkenswert große Anzahl an Kunstwerken im öffentlichen Raum. […] Heute sind viele dieser Arbeiten akut von der Zerstörung bedroht. Der Cottbusser Architekt Martin Maleschka hat es sich darum zur Aufgabe gemacht, diese gefährdete Kunstgattung fotografisch zu erfassen. Über die Jahre hat er die derzeit umfangreichste Bild-Dokumentation von baubezogener Kunst der DDR aufgebaut. Genau daraus ist die als Architekturführer konzipierte Publikation „DDR. Baubezogene Kunst. Kunst im öffentlichen Raum 1950 bis 1990“ entstanden. weiterlesen…

 

Martin Maleschka: DDR. Baubezogene Kunst. Kunst im öffentlichen Raum 1950 bis 1990. Berlin: DOM publishers 2018, ISBN 978-3-86922-581-4