Zahlreiche Ausstellungen zum 100. Geburtstag von Otto Knöpfer

thueringer-allgemeine.de vom 28.01.2011: „Ilmkreis. An Knöpfer führt in diesem Jahr kein Weg vorbei. Nicht im Schlossmuseum, nicht in der Kunsthalle oder der Sparkasse, auch nicht in der Theatergalerie und im Landratsamt. Und erst recht nicht im Otto-Knöpfer-Haus in Holzhausen, wo der am 13. März 1911 geborene Maler seinen Kindheits- und Jugendjahre verbrachte. Überall wird das Jubiläum zum Anlass genommen, um an Otto Knöpfer zu erinnern.

„Ein Schwerpunkt sind die Ausstellungen, davon haben wir sehr viele“, sagt Dr. Michael Schaefer, Beauftragter für Kultur im Landratsamt. Waren auf seiner Übersicht vor einigen Tagen noch 14 Ausstellungen in der Region verzeichnet, sind inzwischen zwei weitere in den Arnstädter Stadtwerken hinzugekommen. Sie widmen sich nach der noch bis Mitte März gezeigten Schau mit Werken von Karl Hoffmann weiteren Schülern Knöpfers. Aquarelle von Ernestine Dittrich sowie Fotografien und Collagen von Dr. Elke Eggers werden sich anschließen.

Bereits im Herbst 2009 fand sich auf Anregung von Dr. Rüdiger Helmboldt aus Arnstadt eine Koordinierungsgruppe zur Vorbereitung der Knöpfer-Ehrung unter Schirmherrrschaft des Landrates zusammen, die Ideen bündelt und Veranstaltungen vorbereitet. Ein Höhepunkt ist am 12. März der von der Stiftung der Sparkasse Arnstadt- Ilmenau veranstaltete offizielle Festakt. Danach wird die Ausstellung „Spurensuche“ im Schlossmuseum eröffnet (TA berichtete). Dort soll außerdem im Oktober eine weitere Sonderschau mit Bildnissen von Knöpfer stattfinden. Originale werden auch in Holzhausen zu sehen sein, darunter Radierungen aus einer Thüringer Privatsammlung. Das Schloss Molsdorf zeigt ab Ende Mai „Gemälde aus dem Nachlass“. Knöpfer-Schüler stellen unter anderem im Mai/Juni in der Theatergalerie (Gerhard Kneise), im Juni/Juli in der Sparkasse Arnstadt (Dr. Bernd Hartung) sowie im September/Oktober in der Arnstädter Kunsthalle aus.“ weiterlesen

Schaudepot in Schloss Molsdorf bei Erfurt mit Werken Otto Knöpfers eröffnet

tlz.de vom 27.05.2011: „Das neue Schaudepot mit Arbeiten des Thüringer Malers Otto Knöpfer ist in zweierlei Hinsicht ein Meilenstein. Wenn am Sonntag, 29. Mai, um 15 Uhr die Eröffnung des Schaudepots im Obergeschoss des Schlossmuseums Molsdorf gefeiert wird, ist dies einer der vielfältigen Beiträge zum 100. Geburtstag von Otto Knöpfer in diesem Jahr.

Molsdorf. Ein bedeutender Schritt ist dieses Schaudepot aber auch hinsichtlich des Erbes und der damit einher gehenden Verpflichtung für den Nachlass. Erna Knöpfer, die Witwe von Otto Knöpfer, hatte ihn 1998 als Schenkung an das Schlossmuseum übergeben, das damit wohl über die umfangreichste Sammlung von Arbeiten des Künstlers verfügt. Es mangelt allerdings an genügend Räumlichkeiten, um so viele Arbeiten gleichzeitig präsentieren zu können. Darum wechselten bislang die Werke in den Dauerausstellungen und das Molsdorfer Museum unterstützte und unterstützt auch weiterhin intensiv andere Knöpfer-Ausstellungen mit seinen Leihgaben.

Zuletzt kehrten dieser Tage die Pflanzenstudien zurück, die unter dem Titel „Nelkenwurz und Frauenmantel“ im Naturkundemuseum Erfurt zu sehen waren. Kunst und Wissen über Pflanzen vermischt ein Büchlein, das zur Ausstellung im Naturkundemuseum erschien, auf großes Interesse stieß und nun auch an der Kasse des Schlossmuseums zu haben ist. An die 200 Gemälde gehören zu den insgesamt rund 3000 Arbeiten Knöpfers im Schlossmuseum. „Das Schaudepot konzentriert sich wirklich nur auf seine Gemälde, von denen nicht wenige in den vergangenen Jahren durch die Hände der Restauratoren gehen mussten“, sagt Museumsleiterin Kristina Baum. Eine Reihe Selbstporträts aus verschiedenen Lebensabschnitten und die Porträts seiner Frau gehören dazu. Zur Ausstellung erscheint auch ein Katalog, in dem zwei Beiträge zur Arbeit von Restauratoren zu finden sind“ weiterlesen

Entdeckt! Rebellische Künstlerinnen in der DDR

Kunsthalle Mannheim, Friedrichsplatz 4, 68165 Mannheim

2. Juli – 9. Oktober 2011

Feministische Kunst in der DDR? Als erstes und einziges Museum der Alten Bundesländer widmet die Kunsthalle einem so brisanten wie überraschenden Aspekt der Kunstgeschichte im anderen Deutschland eine Ausstellung. Nie haben die Fotografien, Filme, Performances und Grafiken einer kleinen Gruppe jüngerer Künstlerinnen das Licht der Kunstöffentlichkeit erblickt. Die Dresdener Kuratorin Susanne Altmann zeigt nun, wie nah diese inoffizielle Kunst der späten DDR in Qualität und Ausdruck dem internationalen Feminismus, vor allem in den USA war: über Grenzen hinweg wurden rebellische Künstlerinnen zu Pionieren heutiger Konzeptkunst.

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Presseschau

Westfälische Nachrichten vom 30.6.2011: „Auf den Spuren rebellischer DDR-Künstlerinnen“

kunstaspekte.de: „Tabubruch und Subversion“

junge Welt vom 1.07.2011: „Überraschung“

spiegel online vom 27.06.2011: „Die DDR, die Frauen und ihre Kunst“

art. Das Kunstmagazin vom 27.06.2011: „Die unbequemen Frauen“

Ausstellungsbesprechung

Jürgen Böttcher – Strawalde zum 80. Geburtstag

Empfang zum 80. Geburtstag

2. Juli 2011, 19.00 Uhr

Galerie im Ratskeller, Möllendorffstr. 6, 10365 Berlin

Begrüßung: Christina Emmrich, Bezirksbürgermeisterin
Laudatio: Dr. Erika Richter, Dramaturgin

Der Künstler ist anwesend.

Im Anschluss an den Empfang wird der Spielfilm «Jahrgang 45» aus dem Jahre 1966 zu sehen sein.

15:00 – 22:00 Uhr
Soirée augewählter Filme
Barfuß und ohne Hut Dokumentarfilm, DDR 1964, s/w, 26 min
Rangierer Dokumentarfilm, DDR 1984, s/w, 22 min
Verwandlungen I – Frau am Klavichord Experimentalfilm, DDR 1981, Farbe, 54 min

Jürgen Böttcher, der seine Kindheit und Jugend in Strahwalde in der Lausitz verbrachte und sich später als ausgebildeter Maler Strawalde nennt, studierte nach einer Zeit als freischaffender Künstler von 1955 bis 1960 Filmregie in Potsdam Babelsberg. Strawaldes Bilder und Filme sind Ergebnisse einschneidender Kindheitserlebnisse und weisen ihn immer als einen Suchenden nach einfachen, aber genauen Bildern aus. Seine Dokumentarfilme wie auch seine kritische und aufrichtige Haltung haben namhafte Künstler wie AR Penck und dessen Dresdener Malerfreunde sowie ganze nachfolgende Künstlergenerationen beeinflusst. Bis heute hat Strawalde für die Kultur- und Kunstgeschichte des vereinten Deutschlands eine herausragende Bedeutung, die auch im europäischen Ausland nicht unbeachtet blieb. weiterlesen

Ausstellungen anlässlich des 80. Geburtstags von Jürgen Böttcher – Strawalde:

„Malerei, Grafik und Skulptur – Strawalde zum 80.“

28. Mai – 24. Juli 2011

Kunstpavillon Heringsdorf, Promenade am Rosengarten, 17242 Heringsdorf/ Usedom

siehe dazu blog.kaiservillen, usedom, vom 29. Mai 2011: Heringsdorfer Kunstpavillon feiert Strawaldes Geburtstag mit Ausstellung

„Der Maler und Filme-Macher Jürgen Böttcher gilt als ein Freund des Usedomer Kreises. So beschreibt es Ricarda Horn vom Heringsdorfer Kunstpavillon anlässlich der Ausstellungseröffnung mit überwiegend großformatigen Werken des in Berlin-Karlshorst lebenden Künstlers. Die Leiterin des Kunstpavillons kennt den unter dem Pseudonym „Strawalde“ arbeitenden Maler schon etliche Jahrzehnte. „Viele Sommer lang kam Strawalde regelmäßig mit Wolf Biermann und Eva-Maria Hagen nach Usedom und kampierte dann in Biermanns damaligen Domizil in Lütow“, erinnerte sich Horn.“ weiterlesen

„Strawalde zum 80. Malerei, Arbeiten auf Papier“

9. Juli – 28. August 2011

Galerie Born, Südstraße 22, 18375 Born/ Darß

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Programmhinweis:

»Jürgen Böttcher – Strawalde. Mein Leben«

Ein Film von Christian Beetz (ARTE/ ZDF 2010)

Sendetermin auf ARTE: Sonntag, 3. Juli 2011, 16:30 Uhr

Der Dokumentarfilmer und Maler Jürgen Böttcher, alias Strawalde, zählt zu den bedeutendsten Künstlern der ehemaligen DDR. Mit seiner Neigung zum Experiment hat er entscheidenden Einfluss auf nachfolgende Generationen genommen. Jürgen Böttcher gehört zu den Menschen, denen man ihr  Alter nicht ansieht – und doch wird er am 8. Juli 2011 80 Jahre alt. Er ist einer, „der ewig jung bleibt“.

ürgen Böttcher ist ein Mann, der drei deutsche Systeme erlebt hat und der mit viel Wut über die Untiefen der deutschen Geschichte spricht. Geprägt von den erschütternden Erfahrungen des Faschismus, enttäuscht vom System in der DDR, an das er doch so gern geglaubt hätte und das dann seine Werke verbot und seine Freunde ausbürgerte, lebt er in einer Zeit, in der er sich nicht wirklich wiederfindet. Jürgen Böttcher ist ein Stück deutscher Geschichte, auf eine sehr unangepasste Art, und er ist bekennender Antikapitalist.
Der zweifache Adolf-Grimme-Preisträger Christian Beetz besucht mit Jürgen Böttcher den Ort seiner Kindheit, Strahwalde in der Oberlausitz, und spricht mit ihm über Kindheit und Jugend. Viele Erinnerungen, auch an seine Zeit in der Hitlerjugend, werden wach – und immer wieder geht es um das Gefühl der Schuld. Sie treffen sich in Böttchers Atelier-Wohnung in Berlin-Karlshorst, und Freunde wie der Leiter der Berlinale Dieter Kosslick schauen vorbei.
In der DDR und auch in der BRD der 70er und 80er Jahre war Jürgen Böttcher einer der bekanntesten Dokumentarfilmregisseure. Seine Filme waren stilbildend, Orientierungsgröße und heimliches Vorbild für eine ganze Generation deutscher Filmemacher. weiterlesen

„Strawalde. Oder: Mach dich an dein sündiges Leben“

Regie: Günter Kotte (MDR 2004)

Sendetermin im MDR Figaro Kultur-Radio: Mittwoch, 6. Juli 2011, 22.00 Uhr

Der Maler Strawalde heißt eigentlich Böttcher, und als Jürgen Böttcher hat er Dokumentarfilme gedreht, im DEFA-Studio für Dokumentarfilme, in der DDR: „Der Sekretär“ (1967), „Martha“ (1978), „Rangierer“ (1984) oder „Kurzer Besuch bei Hermann Glöckner“ (1985); nach der deutschdeutschen Hochzeit: „Die Mauer“ (1990), „Konzert im Freien“ (2001) und gemalt hat er auch. Schon immer.

Geboren am 8. Juli 1931 in Frankenberg/Sachsen wuchs der Künstler in Strawalde in der Oberlausitz auf. Nach einem Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, lehrte er bis 1955 Malerei an der Volkshochschule und lebte als freischaffender Künstler. Nach Abschluss seines Kunststudiums wurde ihm in der DDR Formalismus vorgeworfen, seine Bilder zu Ausstellungen nicht zugelassen. 1955 bis 1960 studierte Böttcher an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam. weiterlesen



„Kunst im Werden. Skizzen, Projekte und Arbeitsbücher“

25. Juni – 22. Oktober 2011

Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Buchmuseum, Zellescher Weg 18, 01069 Dresden

Die Ausstellung präsentiert Skizzen, Projekte und Arbeitsbücher von 18 Künstlern der Klasse Bildende Kunst der Sächsischen Akademie der Künste Hartwig Ebersbach, Wieland Förster, Eberhard Göschel, Gotthard Graubner, Ralf Kerbach, Gerda Lepke, Walter Libuda, Ulrich Lindner, Michael Morgner, Carsten Nicolai, Osmar Osten, Thea Richter, Cornelia Schleime, Jürgen Schön, Gundula Schulze Eldowy, Strawalde, Günther Uecker, Max Uhlig.

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Ausstellungseröffnung: Das Ich im Wir. Künstlerbildnisse in der DDR

Ausstellungseröffnung am 5. Juli 2011, 18.30 Uhr, Eingang Georg-Treu-Platz

Ausstellung im Albertinum, Galerie Neue Meister, Schaukabinett

5. Juli bis 30. Oktober 2011

Im Schaukabinett der Galerie Neue Meister werden in wechselnden Ausstellungen ausgewählte Bestandsgruppen der Sammlung vorgestellt. In seiner vierten Folge richtet die Präsentation den Blick auf Künstlerbildnisse aus der DDR.

Die Ausstellung versammelt elf Werke unter anderem von Erich Gerlach, Peter Graf, Ernst Hassebrauk, Bernhard Heisig, Siegfried Klotz, Arno Rink, Wolfram Adalbert Scheffler und Willy Wolff. Künstlerbildnisse versprechen einen exklusiven Blick auf die besondere Rolle und das Selbstverständnis der abgebildeten Person. Die Maler in der DDR hatten, gemäß der Parole „Vom Ich zum Wir“, zur Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft beizutragen. Dieser Auftrag stand jedoch oft im Widerspruch zu historisch gewachsenen Autonomieansprüchen, nach denen sich ein Künstler frei von äußeren Zwängen nur dem eigenen „Ich“ verpflichtet fühlte. In diesem Spannungsfeld positionierten sich die Maler auf ganz unterschiedliche Art und Weise.

Tradierte Darstellungsformen des Künstlers finden sich in der Ausstellung ebenso wie neue, außergewöhnliche Bildfindungen. Die typische Frontaldarstellung der selbstbewussten Künstlerpersönlichkeit zeigt etwa das Werk von Eva Schulze-Knabe. Dagegen versteckt sich Peter Grafs Selbstbildnis im Hintergrund einer allegorischen Szene, Ernst Hassebrauk inszeniert sich maskiert vor dem brennenden Dresden. Über die Darstellung der jeweiligen Person hinaus stellen die Künstler existentielle Fragen, kommentieren die eigene Geschichte und das gesellschaftliche Umfeld. Die Unterschiedlichkeit der Porträts spiegelt sich auch in ihrer stilistischen Vielfalt wider.

Die Ausstellung wurde im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes „Bildatlas: Kunst in der DDR“ erarbeitet, das sich mit der Aufarbeitung und Dokumentation der Malerei aus der DDR beschäftigt. Der Bildatlas ist ein Gemeinschaftsprojekt der TU Dresden, der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, dem Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und dem Kunstarchiv Beeskow.

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Rez.: Peter Michel: Ankunft in der Freiheit – Essays gegen den Werteverlust der Zeit

von Heike Friauf

junge Welt vom 21.05.2011: „Wie die deutsche Teilung beim Anschluß der DDR 1989/90 gefestigt wurde, davon handeln die Essays des Kulturwissenschaftlers Peter Michel. Er analysiert gesellschaftliche Entwicklungen, die zu wenig beachtet werden, jedenfalls von denjenigen, die Kunst lediglich als hübsche Oberfläche der Verhältnisse ansehen. Tatsächlich können kulturelle Vorgänge als scharfer Seismograph für die politische Lage dienen – und als Kompaß dafür, wo die Reise noch hingehen könnte.

In seinem neuen Buch »Ankunft in der Freiheit« zieht Michel die Gräben nach, die durch ahnungslosen oder bewußt geschichtsverfälschenden Umgang mit dem kulturellen Erbe der DDR entstanden sind. Der frühere Chefredakteur des Fachorgans Bildende Kunst berichtet als kundiger Zeitzeuge über den abwertenden bis diffamierenden Umgang mit Künstlerinnen und Künstlern aus der DDR, etwa in der gesamtdeutschen Ausstellung »Deutschlandbilder« 1997 in Berlin, in der Skandalausstellung von Weimar 1999 oder beim Streit um die Aufnahme von Künstlern der DDR in die Gestaltung des Berliner Reichstags. Er schöpft aus einem großen Archiv an Künstlernamen und -zitaten, verfolgt zwei spannungsreiche Jahrzehnte gesamtdeutscher Kunstrezeption und sieht nicht nur schwarz. So weist er auch auf wichtige Ausstellungen ostdeutscher Künstler in der Städtischen Galerie Eisenhüttenstadt hin oder das »Dokumentationszentrum Kunst der DDR« auf Burg Beeskow.

Von besonderer Bedeutung ist Peter Michels Arbeit zur Demontage und Zerstörung von Kunstwerken (unter Berufung auf den Althistoriker Alexander Demandt schreibt er von »Vandalismus«, was nicht unproblematisch ist). Der Leipziger Studentenrat schrieb 2006 zur Entfernung eines großen Bronzereliefs vom Hauptgebäude der Universität: »Wie im Abriß des Palastes der Republik in Berlin manifestiert sich in der Entfernung des Reliefs die Angst vor dem reichen kulturellen Erbe der DDR«. Welche Motive außer dieser Angst bei der Entsorgung eine Rolle spielen, muß genauer diskutiert werden, als es in Michels knappen Essays möglich ist. Ohne Zweifel aber wurden und werden seit 1989 Wandbilder, Skulpturen, Gemälde in großer Zahl um die Ecke gebracht, deren einziger Makel darin liegt, daß sie in der DDR entstanden sind. Stellvertretend sei das Werk des international geachteten Metallgestalters Fritz Kühn genannt, das sein Sohn Achim Kühn fortsetzt. Wenn Michel richtig gezählt hat, sind bis heute 56 Werke und Werkgruppen dieser beiden Künstler verlorengegangen.“ weiterlesen

Peter Michel: Ankunft in der Freiheit – Essays gegen den Werteverlust der Zeit. Verlag am Park/edition ost, Berlin 2011, 224 Seiten, 16,90 Euro.

Der Maler Bernhard Heisig ist tot

Zeit online vom 10.06.2011: „Streitbar und umstritten: Der Maler Bernhard Heisig, einer der wichtigsten Vertreter der DDR-Kunst und Mitbegründer der „Leipziger Schule“, ist mit 86 Jahren gestorben.

Der Maler Bernhard Heisig ist tot. Der Künstler starb im Alter von 86 Jahren in seinem Wohnort Strodehne an der Havel in Brandenburg. Das teilte sein Galerist Rüdiger Küttner der Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf Heisigs Familie mit. Der Maler, Graphiker und Zeichner gilt als einer der wichtigsten Vertreter der DDR-Kunst. Neben Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer war er Mitbegründer der „Leipziger Schule“. Zu seinen bedeutendsten Schülern gehört der Maler Neo Rauch, der berühmteste Vertreter der „Neuen Leipziger Schule“.

In seinem eigenen Werk lehnte sich Heisig an Vorbilder wie Otto Dix, Max Beckmann sowie Oskar Kokoschka an und wechselte zwischen klassischer Moderne, Realismus und Kollagenkunst. Zu seinen wichtigsten Arbeiten gehören Zeichnungen und Lithographien sowie Historiengemälde, etwa zur 1848er-Revolution. Als einer der wenigen DDR-Künstler setzte sich Heisig auch intensiv mit der Pop-Art auseinander.“ weiterlesen

Presseschau:

faz.net vom 10. 06. 2011

süddeutsche.de vom 10. 06. 2011

zeit-online vom 10.06.2011

zeit-online vom 10.06.2011

zeit-online vom 16.06. 2011

Rez.: Angelika Weißbach: Frühstück im Freien – Freiräume im offiziellen Kunstbetrieb der DDR. Die Ausstellungen und Aktionen im Leonhardi-Museum in Dresden 1963-1990

Rezensiert von Sigrid Hofer

Angelika Weißbachs Monografie zum Leonhardi-Museum in Dresden schließt eine längst fällige Forschungslücke. Im Kunstsystem der DDR kam diesem Ausstellungshaus, gleichwohl es institutionell zunächst dem Staatlichen Künstlerverband und später der Stadtverwaltung unterstand, eine herausragende Bedeutung als Ort gegenkultureller Initiativen zu.

Nach dem Fall der Mauer wurde die Kunst in der DDR vor dem Hintergrund einer doktrinär verordneten Staatskunst diskutiert. Staatskünstler schienen einem autonomen Künstlertum gegenüber zu stehen, das offizielle Aufträge ebenso verweigerte wie die Einhaltung einer vorgegebenen Formensprache. Diese Einschätzung ist inzwischen einer differenzierteren Sichtweise gewichen. Wie ambivalent das Kunstsystem jedoch funktionierte und wie wenig Fallbeispiele dazu geeignet sind, verallgemeinert werden zu dürfen, haben diverse Untersuchungen hinlänglich offen gelegt. Das Kräfteverhältnis, in dem sich Kunst und Staat begegneten, oder auch die Produktions- und Rezeptionsbedingungen von Kunst können nur im jeweiligen Einzelfall geklärt und bewertet werden, denn weder fügten sich die so genannten Geltungskünste (Karl-Siegbert Rehberg) in allen Fällen den staatlichen Vorgaben allzu beflissentlich, noch konnten sich dissidente Strömungen den Spielregeln der Kunstförderung völlig entziehen.

Vor diesem Hintergrund liefert Weißbachs Dissertation einen wichtigen Beitrag zu Fragen nach den kulturellen Freiräumen in der DDR, denn ihre Studie zum Ausstellungsprogramm des Leonhardi-Museums in Dresden offenbart einmal mehr, dass unangepasste, kritische Positionen nicht nur einem Insiderkreis zugänglich waren, sondern selbst in offizielle Institutionen Einzug hielten.

Die Autorin hat für ihre Untersuchung eine streng chronologische Vorgehensweise gewählt, die sich an den Dezennien orientiert und eine Ausstellungsübersicht erarbeitet. Zur Kernerarbeit, die hier nicht gescheut wurde und die notwendig war, da das Leonhardi-Museum über kein Archiv verfügt, gehört die sehr ertragreich zu nennende Sichtung und Zusammenstellung des weit verstreuten Quellenmaterials. Erst diese Sammlung erlaubte es Angelia Weißbach die einzelnen Ausstellungen zu rekonstruieren und die Namen der Akteure, der Künstler wie der Organisatoren sowie die ausgestellten Werke zu benennen und kurz zu charakterisieren. Biografische Notizen sind hinzugefügt, Hinweise auf Pressestimmen bzw. auf Bewertungen durch die Funktionäre fanden je nach Befundlage Erwähnung. Die Besprechung der einzelnen Ausstellungen folgte damit einem mehr oder weniger festgefügten Schema, das Modifikationen gemäß dem Überlieferungsstand berücksichtigte. Eine umfangreiche Quellensammlung ist auf diese Weise entstanden, die entlegenes Schrifttum erschließt und für weitere Forschungen zur Verfügung stellt.

Weißbachs detaillierte Nachforschungen zum Ausstellungsprogramm des Leonhardi-Museums wurden in einen größeren kulturpolitischen Kontext gestellt, der, ebenfalls chronologisch aufbereitet, zusammenfassende Überblicke formulierte, die offizielle Doktrin umriss und zeitgleich veranstaltete Schauen einbezog. Als kontrastierende Folie wurden immer wieder die Deutschen Kunstausstellungen in Dresden beschrieben. Diese hatten seit 1946 offiziellen Charakter: als eine Art Leitungsschau sollten sie über einen langen Zeitraum die Aufgabe erfüllen, den Fortschritt des sozialistischen Realismus in der DDR-Kunst unter Beweis zu stellen, doch öffneten sie sich, bedingt durch die fortschreitende Liberalisierung (mit der Partei und Staat dem Kunstgeschehen vor allem seit den 1970er-Jahren begegneten) zunehmend avantgardistischen Ausdrucksformen. weiterlesen

„Stefan Plenkers – Raum und Zeichen“

10. Juni – 11. September 2011

Städtische Galerie Dresden, Kunstsammlung, Wilsdruffer Straße 2, 01067 Dresden

Die Städtische Galerie Dresden widmet eine große Sonderausstellung dem Werk von Stefan Plenkers, der zu den wesentlichen Maler­persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts in Dresden zählt. Stefan Plenkers´ Gemälde der 1980er Jahre stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. Es wurden Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen in ganz Deutschland zusammengetragen. Anregungen zu diesen Bildern gewann Stefan Plenkers unmittelbar von jenen Orten, an denen er sich bewegte: Strände und Häfen, Atelier und Zirkus, Stadträume und Gaststuben. All diese Szenen verarbeitet der Künstler jedoch nicht erzählerisch; er schafft vielmehr verbaute Räume, die keine Geborgenheit gewähren. Stürzende Linien halten den Blick des Betrachters auf, lassen ihn abprallen und anstoßen.
Die Sicht von Innen nach Außen – sei es auf eine Stadtlandschaft oder das Meer – verstellt Stefan Plenkers durch eingeschobene Wände, durch halb geschlossene Türen oder ineinander verschachtelte Gemälde. Sie stoßen abrupt aufeinander und verkanten, sodass sich der Betrachter seinen Weg durch das Bild erst suchen muss. Die Motive bringt der Maler dabei mehr und mehr flächig zur Geltung und verknappt sie dabei zusehends. Dieses feine Gespür für die Lineatur verdankt sich seiner langjährigen Beschäftigung mit der Grafik. Von dort aus gelangte Stefan Plenkers zur Malerei. So zeigen die Kaltnadelradierungen der „Kneipenmappe“ von 1979/80 bereits die Tendenz zu kargen Interieurs, in denen der Mensch keine Behausung findet. In Stefan Plenkers‘ Werken ist seine intensive Beschäftigung mit der Konstruktion der Bildräume zu sehen. Der Künstler arbeitet mit der Struktur von Flächen und dem Wechselspiel zwischen Innen und Außen. Malend und zeichnend stellt er die generelle Frage nach Lebensräumen. Reisen nach West-Berlin, China und Frankreich führen Ende der 1980er Jahre zu einer sich überschlagenden Formzersprengung. Als müsse Stefan Plenkers die Geschwindigkeit in der visuellen Verarbeitung der Eindrücke erhöhen, arbeitet er verstärkt mit Gestalt-Kürzeln und Andeutungen. Auch anhand einer Vielzahl von Zeichnungen lässt sich in der Ausstellung dieser Prozess hin zu zersplitterten Fragmenten nachvollziehen. Stefan Plenkers wurde 1945 in Ebern/Bamberg geboren und wuchs in Görlitz auf. Nach dem Abitur absolvierte er eine Lehre als Schriftsetzer, bevor er von 1967 bis 1972 an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden Grafik studierte. Von 1980 bis 1982 war er Meisterschüler bei Prof. Gerhard Kettner. Er lebt und arbeitet als freischaffender Maler und Grafiker in Dresden.

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