Neue Dauerausstellung in der Willi-Sitte-Galerie

Willi-Sitte-Galerie, Domstraße 15, 06217 Merseburg

MDR.de vom 22.1.2012: „In der Willi-Sitte-Galerie in Merseburg ist seit Sonntag eine neue Dauerausstellung zu sehen. Wie die Willi-Sitte-Stiftung mitteilte, wurden in die Schau unter dem Titel „Malerei und Zeichnungen“ Leihgaben aus der Stiftung Moritzburg in Halle einbezogen sowie auch Arbeiten aus dem Privatbesitz des Künstlers.

Der in Halle lebende Maler gilt war zu DDR-Zeiten Präsident des Verbandes Bildender Künstler der DDR und saß zeitweilig in der Kulturkommission des Zentralkomitees der SED. Wegen dieser Funktionen gilt er als umstritten. Sitte wurde in der westdeutschen und europäischen Kunstszene unter anderem durch seine Teilnahme an der „documenta 6“ im Jahr 1977 in Kassel bekannt. Dort vertrat er zusammen mit den Begründern der „Leipziger Schule“ wie Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke die DDR. Willi Sittes Malstil widmet sich der klaren figürlichen Darstellung, oft in teilweise barock anmutenden Formen, seine Figuren sind oft in Bewegung, teilweise finden sich Simultanbilder.“ weiterlesen

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Hermann Glöckner – Werke 1923 bis 1985

Galerieverein Leonberg e.V., Zwerchstraße 27, 71229 Leonberg

22. Januar bis 25. März 2012

Stuttgarter Zeitung vom 21.1.2012: „Natürlich ist die Ausstellung, die am morgigen Sonntag im Galerieverein eröffnet wird, dem Künstler Hermann Glöckner gewidmet. Mit dem breiten Querschnitt durch seine Werke aus den Jahren 1923 bis 1985 ist sie eine regelrechte Retrospektive geworden.

Wer genauer hinschaut, der findet aber auch viele Zeugnisse des gemeinsamen Wegstücks von Glöckner und der Galeristin Beatrix Wilhelm. Sie hat 1974 ihre Galerie Nr. 6 in der Graf-Ulrich-Straße 6 in Leonberg eröffnet. Zehn Jahre lang war sie ein wichtiges Zentrum des kulturellen Lebens. Hier stellte sie 1981 zum ersten Mal die Werke des 1889 geborenen Künstlers aus, der zu den ersten Konstruktivisten in Deutschland zählt, und sie gab auch einen Katalog dazu heraus. Er zählt zu den ersten Publikationen, die einen Gesamteindruck seines Schaffens vermitteln, und wird bis heute häufig in der Fachliteratur zitiert.

Nicht zuletzt beginnt in der Leonberger Galerie von Beatrix Wilhelm auch die Geschichte des Warmbronner Verlegers und Antiquars Ulrich Keicher. Hier fanden von 1975 an von ihm organisierte Lesungen statt, bei denen Texte hochkarätiger Autoren erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Mit Unterstützung der Galeristin und ihres Mannes, der eine Druckerei hatte, erschienen schon bald begleitend die Hefte „Schriftsteller in der Galerie“. Ihr Erfolg habe dem Antiquar schließlich den Mut gegeben, später mit seiner eigenen Reihe „Roter Faden“ seine Aktivität als Verleger zu beginnen, erzählt die Kulturamtsleiterin Christina Ossowski.

Die Ära der Galerie Nr. 6 ist 1984 zu Ende gegangen. In Stuttgart hat Beatrix Wilhelm dann eine neue Galerie eröffnet und den beiden Leonberger Glöckner-Schauen noch vier weitere hinzugefügt.

Viele Werke, die jetzt im Galerieverein in Leonberg zu sehen sind, sind Leihgaben von Kunstkennern, die ihre Glöckner-Werke seinerzeit bei der in der damaligen Tschechoslowakei geborenen und in Berlin aufgewachsenen Galeristin gekauft haben. Ohne ihre Kontakte wäre diese Schau bei weitem nicht so vielfältig. Alle Werkgruppen sind vertreten: ganz frühe, gegenständliche Kohlezeichnungen, die Landschaften oder Akte zeigen, das in den 1930er Jahren entstandene sogenannte „Tafelwerk“, die „Faltungen“ aus Papier und Plastik, seine Collagen, die Drucke auf Papier und auch das Spätwerk mit den frei gezeichneten Schwüngen. Mit der Realisierung dieser Ausstellung ist ein lange gehegter Wunsch von Kulturamtsleiterin Christina Ossowski Realität geworden. Sie und Beatrix Wilhelm sind sich 1992 in Wilhelms Stuttgarter Galerie zum ersten Mal begegnet – bei einer Glöckner-Ausstellung.“ weiterlesen

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Versteinerter Reiter – Druckgraphik aus dem Kunstarchiv Beeskow

Burg Beeskow, Galerie, Frankfurter Str. 23, 15848 Beeskow

29. Januar bis 29. April 2012

Nachdem die Ausstellung bis Ende November 2011 im Muzeum Lubuskie in Gorzów gezeigt wurde, können die 50 Druckgrafiken nun in den Galerieräumen der Burg Beeskow besichtigt werden.

Der Titel der Ausstellung „Versteinerter Reiter“ bezieht sich auf eine Lithografie des Künstlers Arno Rink. Sie ist das Resultat einer intensiven Beschäftigung mit Pablo Nerudas 1948/49 in Chile geschriebenem Poem „Großer Gesang“. Die Grafik lässt sich als bildkünstlerische Übersetzung für die poetisch verdichtete Sprachwelt und Sprechweise Nerudas werten. Der „Versteinerte Reiter“ ist eine autonome Gestalt, die unterschiedliche Assoziationen weckt und eigensinnig wirkt im Vergleich zu den vorgefertigten und allzu vordergründigen Bilderwelten. Sie dokumentiert mit ihrem Entstehungskontext die besondere Rolle der künstlerischen Grafik in der DDR.

Die intensive Hinwendung zur künstlerischen Grafik begann Anfang der 1950er Jahre in Leipzig mit einer Gruppe junger Hochschulabsolventen, darunter Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer, Gerhard Kurt Müller und Werner Tübke. Die Ausstellung zeigt grafische Arbeiten von diesen wichtigen Lehrern der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig sowie ihren Nachfolgern und damit sehr verschiedene künstlerische Handschriften. Zu sehen sind aber auch grafische Werke aus den künstlerischen Zentren in Dresden, Halle und Berlin.

Seit den 1970er Jahren genoss die Grafik in der DDR eine sehr hohe Wertschätzung, sie hatte über die Jahre spürbar an Popularität gewonnen. Die individuelle Nutzung von Druckpressen eröffnete den Künstlern einen Freiraum für Kunstäußerungen, der ansonsten durch die staatliche Kontrolle der Medien und Druckereien im Land offiziell nicht gegeben war. Auch Sammler und Ausstellungsbesucher hatten ihre politischen wie künstlerischen Sichtweisen weiter entwickelt und differenzierte Lesarten ausgeprägt, um der anspruchsvollen Grafik ästhetisch zu folgen. In den 1980er Jahren versuchten vor allem jüngere Künstler wie Falko Behrendt, Lutz Dammbeck, Gerd Mackensen und Otto Sander Tischbein fernab von thematischen Vorgaben und ausgefahrenen ästhetischen Gleisen eine eigene künstlerische Sprache zu entwickeln, bei der die Hinwendung zu sehr persönlichen Sichtweisen und die Einbeziehung neuer Medien zu beobachten ist. weiterlesen

Presse:

Märkische Oderzeitung vom 29.1.2012

Märkische Oderzeitung vom 25.1.2012

Die Ausstellung „Sichtungen und Einblicke. Zur künstlerischen Rezeption von Reformation und Bauernkrieg im geteilten Deutschland“ wird jetzt in Böblingen gezeigt

Deutsches Bauernkriegsmuseum Böblingen, Pfarrgasse 2, 71032 Böblingen

bis 11. März 2012

Ein Kooperationsprojekt der Mühlhäuser Museen mit dem Deutschen Bauernkriegsmuseum Böblingen

Die Ausstellung stellt Werke ost- und westdeutscher Künstler vor, die jene historischen Themen der Reformationsepoche und die Schicksale ihrer Protagonisten aufgreifen.
Bauernkrieg und Reformation – in der deutschen Kunst wurde durch die Jahrhunderte hinweg kaum ein anderes historisches Themenfeld so oft aufgegriffen wie auch instrumentalisiert. Seit 1949 begleitete es auch die Geschichte der beiden deutschen Staaten. Für die DDR, die sich als Arbeiter- und Bauernstaat verstand, war der Deutsche Bauernkrieg von besonderer Bedeutung. Mit den politisch, sozial und auch ideologisch motivierten Aufstandsbewegungen am Beginn der Neuzeit, die im Bauernkrieg kulminierten, verband sie einen wesentlichen Teil ihrer Selbstlegitimation. In der Bundesrepublik stand die Reformation selbst deutlich stärker im Fokus rezeptionsgeschichtlicher Annäherung als die Ereignisse des Bauernkrieges. Diese Unterschiede spiegelten sich auch in der bildkünstlerischen Rezeption bis in die 1960er Jahre.

Die Ausstellung „Sichtungen und Einblicke“ stellt Werke ost- und westdeutscher Künstler vor, die jene historischen Themen der Reformationsepoche und die Schicksale ihrer Protagonisten aufgreifen. Als zeitliche Zäsur dient das Jahr 1970, in dem in der Bundesrepublik Deutschland ein deutlicher Aufschwung zunächst der wissenschaftlichen, dann aber auch der künstlerischen Rezeption des Deutschen Bauernkriegs stattfand. Parallel begann mit der Ernennung Erich Honeckers zum Partei- und Staatschef und seinem kulturpolitischen Programm der „Weite und Vielfalt“ in der DDR eine rege künstlerische Tätigkeit zu diesen Themen. Durch die Gegenüberstellung von Ölgemälden, Zeichnungen, Druckgrafiken sowie plastischen Werken provoziert die Ausstellung bewusst eine Konfrontation, die über künstlerische Konzepte, aber auch ideologische Klischees zweier gegenläufiger Kunstsysteme aufklären will und deren Rezeptions- und Wirkungsgeschichte bis in die Gegenwart verfolgt. Im Spiegel der DDR-Ideologie wurden Luthers Thesenanschlag und die Aufstände der Bauern in Mittel- und Süddeutschland als erstes Signal des Übergangs vom Feudalismus in eine bürgerliche Gesellschaft betrachtet und als
„Frühbürgerliche Revolution“ interpretiert. Die DDR leitete davon eine wesentliche Traditionslinie ab und gab dementsprechend künstlerische Arbeiten in Auftrag. Diese manifestierte sich besonders im Jahre 1975, als aus Anlass des 450. Jubiläums der Aufstände die zentrale Gedenkstätte „Deutscher Bauernkrieg“ in Mühlhausen eröffnet wurde und der Leipziger Maler Werner Tübke sein monumentales Rundbild in Bad Frankenhausen begann. Auch andere Künstler der DDR wie Heinz Zander und Horst Sakulowski erarbeiteten bildgewaltige und feinsinnige Durchdringungen des Themas. Eine Auswahl ihrer Werke ist in der Ausstellung ebenso vertreten wie die im Rahmen des Bauernkriegsjubiläums 1975, des Luther-Jubiläums 1983 und der Thomas-Müntzer-Ehrung 1989 entstandenen Grafikmappen, an denen sich namhafte Künstler der DDR, darunter Bernhard Heisig und Arno Rink, mit hervorragenden Werken beteiligten. weiterlesen

Presse:

Leonberger Kreiszeitung vom 17.1.2012

Reutlinger General-Anzeiger vom 26.1.2012

Bernhard Heisig. Lithographien

Galerie Hebecker, Schillerstr. 18, 99423 Weimar

10. Dezember 2011 bis 4. Februar 2012

Im Werk des Malers und Grafikers Bernhard Heisig begegnen sich in einer fulminanten künstlerischen Sprache eigenes Empfinden und Zeitgestalt. Aufgrund der besonderen ästhetischen Dimension seines Schaffens zählt er zu den wichtigsten Vertretern der Leipziger Kunst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine grundlegende formale Entwicklung setzt in den 1960er Jahren ein, wobei die Verarbeitung seelischer Spannungen und die Auseinandersetzung mit existentiellen Fragen des Seins seine Hauptanliegen werden. Mit dramatischen Bewegungen und raumgreifenden Verschränkungen gestaltet er seine Themen als Zusammenballung und Entladung exzessiv wirkender Energien in geschichtlichen Zusammenhängen. Die bildhaften Verdichtungen und bekenntnishaften Botschaften eröffnen eine hochdifferenzierte und konfliktreiche Auseinandersetzung mit der Welt. Das druckgrafische OEuvre von Bernhard Heisig steht als gleichberechtigter Teilbereich seines Schaffens neben seinen Zeichnungen und Gemälden. Unsere Ausstellung, die dem in diesem Jahr verstorbenen Künstler gewidmet ist, zeigt die zentralen Themen seines Werkes in ihren grafischen Ausprägungen. Es wird sichtbar, welche Lebenserfahrungen in das Werk
eingegangen sind, wie sehr die Themen von Bernhard Heisigs Leben zugleich die Themen seines Werkes waren. Heisigs künstlerische Arbeit ist in besonderem Maße mit der Lithografie verbunden. weiterlesen

Presse:

thueringer-allgemeine.de vom 17.1.2012

Geraer sind „spitz“ auf Wismut-Kunst

„Das Chemnitzer Archiv für Wismut-Kunst bietet auch Gera Potenziale für eine Zusammenarbeit.“ Das stellte die Stadträtin Sigrid Müller (SPD) in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses fest. Geras Museenlandschaft müsse mit anderen Museen zusammenarbeiten und Kräfte bündeln, um Besuchern auch künftig attraktive Ausstellungen anbieten zu können.

OTZ.de vom 12.1.2012: „Als Ausstellungsort für die „Bildende Kunst im Bergbau“ könnten sich Günter Domkowsky (Die Linke) und andere Ausschussmitglieder das geplante Kunsthaus in der ehemaligen Landeszentralbank vorstellen, die im Munde von Stadträten inzwischen zur „Kunsthalle“ umbenannt wurde. Auch Gera sei mit der Wismut eng verbunden gewesen. Noch immer wohnen viele ehemalige Bergleute in der Stadt. Potenzielle Besucher wären also vorhanden. Zugleich würde Gera zum Magneten für Kumpel aus anderen Bergbauregionen Deutschlands werden. „Bevor in Ronneburg eine Stele aufgestellt wird, könnte sie zunächst im Hofwiesenpark gezeigt werden“, so Domkowsky.

Die euphorische Hoffnung einiger Stadträte und auch einstiger Bergleute in der Stadt konnte Holger Saupe von der Kunstsammlung Gera nicht völlig teilen. Auf der Kunst, die im Auftrag der Wismut entstanden war, habe der Bund die Hand. Und es gebe weitere Kommunen, die Interesse an solchen Ausstellungen haben.

In Chemnitz, wo die Wismut GmbH ihren Hauptsitz hat, war es im Vorjahr gescheitert, eine Dauerausstellung auf den Weg zu bringen. Die rund 600 000 Euro an Planungs- und Ausstellungskosten einer 800 Quadratmeter großen Wismut-Etage im städtischen Ausstellungsgebäude Kaufhaus Schocken, dem künftigen sächsischen Landesmuseum für Archäologie, waren der Wismut zu hoch. Sie will sich derzeit vorrangig auf ihre Sanierungsaufgaben konzentrieren.“ weiterlesen

zum Thema:

ND vom 5.3.2012

Namenlose Zweifler und anonyme Reiter

Nachruf für Heinrich Tessmer

So feierlich-italienisch-altmeisterlich: Zum Tod des Berliner Malers Heinrich Tessmer,der mit seiner expressiven Bildfantasie völlig aus dem Rahmen der sogenannten Berliner Schule fiel.

Berliner Zeitung vom 12.1.2012: „Auf einem Neujahrsbild von 1991 tobt ein verwundeter Stier in der Arena. In unheilvoller Schwärze wird Gefühl zu Farbe und Form. Vergeblicher Lebenskampf, Flächen, Linien bilden einen Kraftstrom. Gelb, Ocker, Türkis, Königsblau, Zinnoberrot und schwefliges Grün sinken in die Schwärze des Todes.

Das wirkt dramatisch, auch metaphorisch und existenziell. Für Heinrich Tessmer, den zurückhaltenden Maler aus Pankow, war es nicht Illustration eines Dramas, sondern malerische Kraftprobe – allein für eine Bildwirkung, die nicht Realität, aber Erinnerung und Visionäres bündeln sollte.

Er fiel mit seiner expressiven Bildfantasie also völlig aus dem Rahmen der sogenannten, nie als wirkliche Stilrichtung ausgeprägten Berliner Schule. Sie passte auch nicht in die Formvorstellungen der DDR-Kulturfunktionäre. Nach 1990 wurden Sammler im Westen auf ihn aufmerksam und entdeckten, etwa in Ausstellungen der Berliner Galerie Leo.Coppi, Tessmers eigenwillige Malqualität.

Beide Galeristinnen teilten am Mittwoch mit, dass der Künstler am Montag, den 9. Januar, nach kurzer schwerer Krankheit 68-jährig gestorben ist. Sein Nachlass – sofern nicht in Kollektionen der Berlinischen Galerie, der Aachener Sammlung Ludwig sowie in Russland, Luxemburg und der Schweiz befindlich, lagert nun in seinem Atelier in Pankow, wo er mit seiner Familie im ehemaligen Atelierhaus des Malers Heinrich Ehmsen lebte.

Tessmers Malgestik mischte das Expressive immer ein wenig feierlich-italienisch-altmeisterlich von innen, ließ es aus dem Dunkel aufleuchten. Unübersehbar war die Affinität zu dem rumänischen Nachkriegs-Maler Corneliu Baba und zu Francis Bacon.“ weiterlesen

Die Kunstausstellung „BilderBühnen – Leinwandszenen aus dem Kunstarchiv Beeskow“ wird in Kamen gezeigt

2. Februar bis 1. März 2012

Haus der Stadtgeschichte, Bahnhofstr. 21, 59174 Kamen

„Jetzt wird nicht mal mehr das verboten, es ist eigentlich zu Ende“, schlussfolgerte Heiner Müller 1987 als die Aufführung eines seiner Theaterstücke von den Funktionären der DDR ohne Kommentar zugelassen wurde. Auch die Ausstellung BilderBühnen aus dem Kunstarchiv Beeskow zeigt Werke, die nicht mehr verboten wurde, obwohl sie mit Melancholie, Pessimismus, Trotz und Skepsis viel eher das Scheitern und nicht den Sieg einer gesellschaftlichen Utopie versinnbildlichten.

Mehr als die Hälfte der rund 1.500 Gemälde aus dem Kunstarchiv Beeskow entstanden im letzten Jahrzehnt der DDR und entgegen der gängigen Meinung, dabei handele es sich nur um Aufbauromantik, Siegerpathos und gesellschaftliche Idylle, lässt sich ein Großteil dieser Werke den Themenbildern zuordnen, die gesellschaftliche Konflikte zum Inhalt haben, vor Katastrophen warnen und persönliche Ängste wiederspiegeln. Die Ausstellung „BilderBühnen“ präsentiert eine Auswahl dieser großformatigen figurativen Bilder. Damit werden Einblicke auf die Themenvielfalt der Kunst in der DDR möglich und zugleich verschiedene künstlerische Konzepte der 1980er Jahre vorgestellt.

Die Ausstellung zeigt ereignisreiche und komplexe Inszenierungen, gleichsam BilderBühnen, die an szenische Darstellungen mit ausdrucksstarken Figuren erinnern, die zur gleichen Zeit auf den Theaterbühnen des Landes zu erleben waren. Um diesem ersten Eindruck nachzugehen und neue Sichtweisen in der Auseinandersetzung mit dem Kunstbestand in Beeskow zu gewinnen, wurden  Theaterwissenschaftler, Dramatiker und Regisseure gebeten, sich im Katalog zur Ausstellung den Bildern der 1980er Jahre aus der Perspektive eigener Erfahrungen zu nähern. Mit einer jeweils sehr persönlichen Lesart nahmen sie einzelne Kunstwerke in ikonografischen Beschreibungen auseinander, fügten Bruchstücke neu zusammen und eröffneten zum Teil ungewohnte Interpretationsräume. weiterlesen

Presse:

Der Westen vom 5.1.2012

„Wolfgang Mattheuer: Solange die Sonnen noch nicht im Schwarz ersaufen …“

Arbeiten auf Papier aus der Sammlung Peter Mathar

15. Januar bis 4. März 2012

kunst galerie fürth, Königsplatz 1, 90762 Fürth

art-in.de 6.1.2012: „Wer Wolfgang Mattheuer ausstellt, ruft zwangsläufig die Zeitgeschichte auf. Schließlich ist der Großteil des Werks zu Zeiten der Existenz der DDR entstanden. Und die von Mattheuer selbst so genannten „Problembilder“ (Tagebuch 16.3.1975. W.M., „Äußerungen“, 1990 Berlin) sind ein beträchtlicher Teil des Gesamtwerks.

Er, der sich dagegen sträubte neben Bernhard Heisig und Werner Tübke zum Gründervater der sogenannten Leipziger Schule stilisiert zu werden, als habe unter diesen berühmt gewordenen Künstlern Einigkeit über den künstlerischen Weg geherrscht, ist unter den prominenten Malern der DDR der beim breiten Publikum unbekannteste: Von ihm bleibt in der öffentlichen Wahrnehmung des begonnenen 21. Jahrhunderts ausgerechnet eine Skulptur – der Jahrhundertschritt (Abgüsse u.a. in Berlin, Bonn, Leipzig, Stiftung Moritzburg). Wolfgang Mattheuer war Mitglied der SED (von 1958 bis 1988), aber nie ideologiegetriebener Kulturfunktionär. Künstlerische Inspiration suchte er bei C.D.Friedrich und Goya, bei Beckmann, Otto Pankok und Hofer, natürlich bei den im Osten Deutschlands überaus opportunen Vorbildern Fernand Léger, Renato Guttuso oder dem Picasso der Guernica-Phase (denn letzterer war vorübergehend, die Erstgenannten sogar langjährig Mitglieder der Kommunistischen Partei). Wenn ein gewichtiger Teil des Werks anspielungsreich wie sublim die kritische Zeitgenossenschaft Mattheuers widerspiegelt, so wird diese Haltung ausponderiert von den zahlreichen „Erholungsbildern“, bemerkenswerterweise vielen, die die Reichenbacher Heimat in den Blick nehmen. Trotz des gegenüber der Macht erstrittenen Privilegs vielfacher Reisen ins In- und Ausland fühlte er sich doch immer wieder nur ganz geborgen in der Reichenbacher ´Welt in der Nussschale` seiner vogtländischen Heimat. Heinz Schönemann (Potsdam) bringt es auf den Nenner, wenn er Mattheuers Haltung mit der Formel Kosmopolitischer Provinzialismus belegt. Diese Einschätzung stützt sich explizit auf eine Aussage Wolfgang Mattheuers, die er in einer Rede zu einer Ausstellung am 3.10.1984 in Mylau formulierte, einem Ort in der Nähe des Geburts- und Lebensortes Reichenbach im Vogtland: „Die ganze Welt als Heimat schafft sich keiner. Aber wer die Heimat als ein Stück Welt begreift, kann ein Weltbürger sein.“ weiterlesen

Presse:

donaukurier.de vom 22.1.2012

„Kunst dient der Friedenssicherung“

Das Grafik Museum Schreiner lockt Künstler und Besucher aus aller Welt nach Bad Steben

Bayerische Staatszeitung vom 16.12.2011: „Vorbei scheint die Zeit eines Mäzenatentums, das schenkt, ohne gleichzeitig zu fordern. Sammler erwarten heute materielle oder ideelle Gegenleistung, wenn sie ihre Schätze zur Verfügung stellen. Mitunter steht die mäzenatische Geste in einem asymmetrischen Verhältnis zur Leistung, die sie tatsächlich erbringen. Denn nach wie vor muss die Öffentlichkeit all jene Aufgaben eines Museums finanzieren, die unerlässlich sind und doch nach außen hin wenig Attraktivität schaffen, wie Konservierung, Aufarbeitung und Vermittlung. Die Musealisierung einer Sammlung als zeitlich befristete Leihgabe an ein renommiertes Haus erscheint zudem manchem als probates Mittel, den finanziellen Wert der Kollektion dauerhaft zu erhöhen. Doch je mehr die Ankaufetats der Museen schrumpfen, desto mehr geraten die Institutionen in die Abhängigkeit solcher Sammler und ihrer Allüren. Im äußerten Fall baut man ihnen aus öffentlichen Mitteln ein eigenes Museum, das ihrem privaten Geschmack ein Denkmal setzt. Früher war nicht alles besser. Immerhin gab es noch keine Sponsoren sondern nur Mäzene. Diese Sammler trugen im Stillen Kunstwerke zusammen, um sie später umsichtig und diskret – auch im Bewusstsein gesellschaftlicher Verantwortuntg – einer öffentlichen Institution zur Verfügung zu stellen. Einzelne Vertreter dieses Schlags gibt es noch.

Da sind zum Beispiel Stefanie und Wolfgang Schreiner. Seit 1991 lebt das Berliner Ehepaar im Frankenwald. Das Grafik Museum Stiftung Schreiner in Bad Steben gründet auf ihrem Sammlerfleiß und sozialen Engagement. Bad Steben, ein alter Bergbauort, Staatsbad seit 1832 und seit 2001 einer der neun bayerischen Spielbankstandorte, stand nach dem Zweiten Weltkrieg für Jahrzehnte mit dem Rücken zur Zonengrenze und war nicht gerade eine Topadresse Reisender. Das sollte sich mit der Gründung des Grafik Museums im Jahr 1994 ändern: Plötzlich reisten Minister, Botschafter, selbst der Kulturattaché der Volksrepublik China und der bulgarische Ministerpräsident an. Überdies schauen Künstler aus allen möglichen Ländern – Japan, Kanada, Kuba, Spanien, Frankreich, Italien, Österreich, Bulgarien – seither im Kurort vorbei, um ihre Arbeiten in dem Museum auszustellen, das sich vom belächelten Kompromiss ohne eigenes Haus und Etat zur renommierten Adresse gemausert hat.

Es begann damit, dass Wolfgang Schreiner in den 1970er Jahren Manager in einem Schokoladenimperium von Peter Ludwig mit dem Zuständigkeitsbereich Osteuropa war. Gemeinsam bereisten sie viele Länder. An der Seite des studierten Kunsthistorikers, Sammlers und Mäzen Peter Ludwig war dabei das Thema Kunst ständig präsent – jede Geschäftsreise wurde auch zur Grand Tour durch Ateliers, Museen und Galerien. Während Peter Ludwig Malerei und Bildhauerei sammelte, entwickelte Wolfgang Schreiner seine Liebe zur Grafik. Da ihn Geschäftsreisen hauptsächlich in kommunistische Länder führten, begann er vor allem dort zu sammeln: Zunächst konzentrierte er sich auf die zeitgenössische Grafik der DDR, dann weckten Länder Osteuropas sein Interesse, vor allem Bulgarien. Den beiden Geschäftsleuten öffneten sich im Ostblock Spielräume, die für andere in der Zeit des Kalten Krieges nicht existierten. Sie nutzten diese Möglichkeiten auch zum Austausch von Kunst zwischen den Verfeindeten. Hilfreich war Schreiners Verhandlungsgeschick. Er nennt es bescheiden seine „positive Penetranz“. Peter Ludwig schrieb über seinen Freund: „Hindernisse waren für ihn da, um beiseite geräumt zu werden. Ohne seine unablässige Findigkeit hätte es den gewaltigen Bereich mittel- und osteuropäischer Kunst der Sammlung Ludwig, der in fast zwei Jahrzehnten aufgebaut wurde, nicht geben können. Keine kommunistische Bürokratie war halsstarrig genug, um nicht von Schreiner zur Kooperation gebracht zu werden und wenn es unten hakte, ging er rigoros nach oben.“ Und weiter: „Kunst gab er den Rang von Friedenssicherung. Mit Schreiners Hilfe und nur mit seiner Hilfe war es möglich, Ausstellungen westlicher Kunst aus unserer Sammlung in vielen Museen Mittel- und Osteuropas zu zeigen und später Bildkunst aus dem kommunistischen Machtbereich zu erwerben und vielerorts in unserem Land und bei unseren westlichen Nachbarn vorzustellen. Kulturpolitik ist für Schreiner ein Anliegen: Kunst gedeiht nicht im luftleeren Raum, sondern ist Teil des Lebens und damit der gesellschaftlichen Verhältnisse und der Politik.“ weiterlesen