Rez.: Angelika Weißbach: Frühstück im Freien – Freiräume im offiziellen Kunstbetrieb der DDR. Die Ausstellungen und Aktionen im Leonhardi-Museum in Dresden 1963-1990

Rezensiert von Sigrid Hofer

Angelika Weißbachs Monografie zum Leonhardi-Museum in Dresden schließt eine längst fällige Forschungslücke. Im Kunstsystem der DDR kam diesem Ausstellungshaus, gleichwohl es institutionell zunächst dem Staatlichen Künstlerverband und später der Stadtverwaltung unterstand, eine herausragende Bedeutung als Ort gegenkultureller Initiativen zu.

Nach dem Fall der Mauer wurde die Kunst in der DDR vor dem Hintergrund einer doktrinär verordneten Staatskunst diskutiert. Staatskünstler schienen einem autonomen Künstlertum gegenüber zu stehen, das offizielle Aufträge ebenso verweigerte wie die Einhaltung einer vorgegebenen Formensprache. Diese Einschätzung ist inzwischen einer differenzierteren Sichtweise gewichen. Wie ambivalent das Kunstsystem jedoch funktionierte und wie wenig Fallbeispiele dazu geeignet sind, verallgemeinert werden zu dürfen, haben diverse Untersuchungen hinlänglich offen gelegt. Das Kräfteverhältnis, in dem sich Kunst und Staat begegneten, oder auch die Produktions- und Rezeptionsbedingungen von Kunst können nur im jeweiligen Einzelfall geklärt und bewertet werden, denn weder fügten sich die so genannten Geltungskünste (Karl-Siegbert Rehberg) in allen Fällen den staatlichen Vorgaben allzu beflissentlich, noch konnten sich dissidente Strömungen den Spielregeln der Kunstförderung völlig entziehen.

Vor diesem Hintergrund liefert Weißbachs Dissertation einen wichtigen Beitrag zu Fragen nach den kulturellen Freiräumen in der DDR, denn ihre Studie zum Ausstellungsprogramm des Leonhardi-Museums in Dresden offenbart einmal mehr, dass unangepasste, kritische Positionen nicht nur einem Insiderkreis zugänglich waren, sondern selbst in offizielle Institutionen Einzug hielten.

Die Autorin hat für ihre Untersuchung eine streng chronologische Vorgehensweise gewählt, die sich an den Dezennien orientiert und eine Ausstellungsübersicht erarbeitet. Zur Kernerarbeit, die hier nicht gescheut wurde und die notwendig war, da das Leonhardi-Museum über kein Archiv verfügt, gehört die sehr ertragreich zu nennende Sichtung und Zusammenstellung des weit verstreuten Quellenmaterials. Erst diese Sammlung erlaubte es Angelia Weißbach die einzelnen Ausstellungen zu rekonstruieren und die Namen der Akteure, der Künstler wie der Organisatoren sowie die ausgestellten Werke zu benennen und kurz zu charakterisieren. Biografische Notizen sind hinzugefügt, Hinweise auf Pressestimmen bzw. auf Bewertungen durch die Funktionäre fanden je nach Befundlage Erwähnung. Die Besprechung der einzelnen Ausstellungen folgte damit einem mehr oder weniger festgefügten Schema, das Modifikationen gemäß dem Überlieferungsstand berücksichtigte. Eine umfangreiche Quellensammlung ist auf diese Weise entstanden, die entlegenes Schrifttum erschließt und für weitere Forschungen zur Verfügung stellt.

Weißbachs detaillierte Nachforschungen zum Ausstellungsprogramm des Leonhardi-Museums wurden in einen größeren kulturpolitischen Kontext gestellt, der, ebenfalls chronologisch aufbereitet, zusammenfassende Überblicke formulierte, die offizielle Doktrin umriss und zeitgleich veranstaltete Schauen einbezog. Als kontrastierende Folie wurden immer wieder die Deutschen Kunstausstellungen in Dresden beschrieben. Diese hatten seit 1946 offiziellen Charakter: als eine Art Leitungsschau sollten sie über einen langen Zeitraum die Aufgabe erfüllen, den Fortschritt des sozialistischen Realismus in der DDR-Kunst unter Beweis zu stellen, doch öffneten sie sich, bedingt durch die fortschreitende Liberalisierung (mit der Partei und Staat dem Kunstgeschehen vor allem seit den 1970er-Jahren begegneten) zunehmend avantgardistischen Ausdrucksformen. weiterlesen

„Stefan Plenkers – Raum und Zeichen“

10. Juni – 11. September 2011

Städtische Galerie Dresden, Kunstsammlung, Wilsdruffer Straße 2, 01067 Dresden

Die Städtische Galerie Dresden widmet eine große Sonderausstellung dem Werk von Stefan Plenkers, der zu den wesentlichen Maler­persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts in Dresden zählt. Stefan Plenkers´ Gemälde der 1980er Jahre stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. Es wurden Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen in ganz Deutschland zusammengetragen. Anregungen zu diesen Bildern gewann Stefan Plenkers unmittelbar von jenen Orten, an denen er sich bewegte: Strände und Häfen, Atelier und Zirkus, Stadträume und Gaststuben. All diese Szenen verarbeitet der Künstler jedoch nicht erzählerisch; er schafft vielmehr verbaute Räume, die keine Geborgenheit gewähren. Stürzende Linien halten den Blick des Betrachters auf, lassen ihn abprallen und anstoßen.
Die Sicht von Innen nach Außen – sei es auf eine Stadtlandschaft oder das Meer – verstellt Stefan Plenkers durch eingeschobene Wände, durch halb geschlossene Türen oder ineinander verschachtelte Gemälde. Sie stoßen abrupt aufeinander und verkanten, sodass sich der Betrachter seinen Weg durch das Bild erst suchen muss. Die Motive bringt der Maler dabei mehr und mehr flächig zur Geltung und verknappt sie dabei zusehends. Dieses feine Gespür für die Lineatur verdankt sich seiner langjährigen Beschäftigung mit der Grafik. Von dort aus gelangte Stefan Plenkers zur Malerei. So zeigen die Kaltnadelradierungen der „Kneipenmappe“ von 1979/80 bereits die Tendenz zu kargen Interieurs, in denen der Mensch keine Behausung findet. In Stefan Plenkers‘ Werken ist seine intensive Beschäftigung mit der Konstruktion der Bildräume zu sehen. Der Künstler arbeitet mit der Struktur von Flächen und dem Wechselspiel zwischen Innen und Außen. Malend und zeichnend stellt er die generelle Frage nach Lebensräumen. Reisen nach West-Berlin, China und Frankreich führen Ende der 1980er Jahre zu einer sich überschlagenden Formzersprengung. Als müsse Stefan Plenkers die Geschwindigkeit in der visuellen Verarbeitung der Eindrücke erhöhen, arbeitet er verstärkt mit Gestalt-Kürzeln und Andeutungen. Auch anhand einer Vielzahl von Zeichnungen lässt sich in der Ausstellung dieser Prozess hin zu zersplitterten Fragmenten nachvollziehen. Stefan Plenkers wurde 1945 in Ebern/Bamberg geboren und wuchs in Görlitz auf. Nach dem Abitur absolvierte er eine Lehre als Schriftsetzer, bevor er von 1967 bis 1972 an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden Grafik studierte. Von 1980 bis 1982 war er Meisterschüler bei Prof. Gerhard Kettner. Er lebt und arbeitet als freischaffender Maler und Grafiker in Dresden.

weitere Informationen

„Otto Niemeyer-Holstein. Meisterwerke aus fünf Jahrzehnten“

14. Mai – 14. Juli 2011

Kunsthalle Rostock, Hamburger Str. 40, 18069 Rostock

Otto Niemeyer-Holstein gehört zu den bekanntesten und wichtigsten Künstlern im Nordosten Deutschlands. Sowohl als Maler wie durch seine Persönlichkeit hat er generationenübergreifend Künstler in ihrem Schaffen begleitet und beeinflusst.

Die Kunsthalle Rostock ist mit dem Wirken Otto Niemeyer- Holsteins auf vielfältige Weise verbunden. Als Präsident des Internationalen Komitees hat Niemeyer- Holstein zum Erfolg der Ostsee-Biennale wesentlich beigetragen. Sein Werk wurde mehrfach in der Kunsthalle ausgestellt. In der Sammlung der Kunsthalle Rostock befindet sich ein großes Konvolut an Gemälden und das nahezu komplette druckgrafische Oeuvre.

Die Sommerausstellung der Kunsthalle Rostock zeigt eine Auswahl von etwa 30 Werken, in denen die typische Handschrift seines spätimpressionistischen Stils zur Geltung kommt. Die unverwechselbaren Landschaften des Nordens spiegeln die Meisterschaft des Künstlers am eindringlichsten. Es sind im Besonderen Motive seiner unmittelbaren Umgebung, die den Maler zu großartigen und auch stillen Kompositionen bewegen. Blicke in den Garten, Meeresbrandung oder einfache Blumenarrangements feiern das Licht in hellen, transparenten Tönen.  Neben Werken aus der Sammlung der Kunsthalle Rostock werden Bilder aus dem Gedenkatelier Lüttenort/Koserow, sowie von Leihgebern aus Zürich, Ahrenshoop und Rostock zu sehen sein.

Die Bildwerke der Ausstellung betonen den Kolorismus Niemeyers, ganz seinem Credo „Eviva la pittura – Es lebe die Malerei“ folgend. Sie sind in dieser besonderen Auswahl und Zusammenstellung bisher noch nicht gezeigt worden.

weitere Informationen

Willi Sitte: Lidice und die Freiheit der Malerei. Historienbilder von 1942 – 1967

29. Mai – 31. Dezember 2011

Willi Sitte Galerie, Domstraße 15, 06217 Merseburg

Eröffnung am 29. Mai 2011, 11 Uhr. Einleitend zur Eröffnung spricht Hans-Hubert Werner (Vorstandsvorsitzender der Willi-Sitte-Stiftung für Realistische Kunst) und zur Ausstellung Dr. Gisela Schirmer (Kunsthistorikerin und Autorin).

Im Zentrum der Ausstellung steht ein nicht vorhandenes Gemälde Willi Sittes. Das Monumentalwerk Lidice, das 1962 zum 20. Jahrestag des NS-Verbrechens an dem Dorf seiner tschechischen Heimat der Gedänkstätte von Lidice übergeben werden sollte, ist seitdem spurlos verschwunden. Nur als Foto überliefert, setzt die Ausstellung das mysteriöse Verschwinden des Werkes zu seiner Entstehungsgeschichte in Bezug. An der Fülle der zum Teil erstmalig gezeigten Skizzen, Zeichnungen, Aquarellen, Gouachen und Ölbildern wird der erregende Entwicklungsverlauf sichtbar, der im Dialog mit Picasso in vielen Brüchen, Verwerfungen und Umwegen zu endgültigen Bildlösung führte.

Begleitend zur Ausstellung erscheint: Gisela Schirmer, Willi Sitte – Historienbild und Kunstpolitik in der DDR: Dietrich Reimer Verlag, Berlin

weitere Informationen

„Sachlichkeit und Opulenz. Leipziger Malerei zwischen 1960 und 1985

Ab 15. Mai 2011 im Wirtschaftsgebäude

Museum Schloss Güstrow, Franz-Parr-Platz 1, 18273 Güstrow

Die so genannte Leipziger Schule, hervorgegangen im Wesentlichen aus der Hochschule für Grafik und Buchkunst, erlangte bereits vor der politischen Wende gesamtdeutsche Aufmerksamkeit. Auf ihr gründet die seit 2004 weltweit renommierte Neue Leipziger Schule. Einerseits zeichnet sich die Leipziger Malerei durch einen fast altmeisterlich feinen, lasierenden Farbauftrag aus sowie durch eine unterkühlte und gleichzeitig melancholisch-visionäre Sicht auf die Dinge. Anderseits gibt es vor allem in den 70er und 80er Jahren eine expressive, koloristische Tendenz mit einem leidenschaftlichen Malduktus. Das Staatliche Museum Schwerin präsentiert für etwa ein Jahr lang die charakteristische Vielfalt jener heute fast legendären Künstlergeneration. Zu sehen sind unter anderem Arbeiten von Dornis, Gille, Hachulla, Mattheuer, Müller, Stelzmann, Tübke und Zander.

weitere Informationen

Tag.: Vom Bilderstreit zum Bild. Kunst- und bildwissenschaftliche Forschung zur Kunst aus der DDR

8. Juli – 10. Juli 2011

Kunstarchiv Beeskow/ Burg Beeskow, Frankfurter Straße 23, 15848 Beeskow

Über zwei Dekaden lagern bereits große Bestände an Kunst aus der DDR in Archiven und Depots; größtenteils weder für die Öffentlichkeit zugänglich noch für die Forschung von Interesse. Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung und der damit verbundenen Neustrukturierung der Ordnung der Bilder wurde zwar sehr früh eine kunst- und bildwissenschaftliche Forschung zu den nun in der kulturellen Peripherie eingelagerten Kunstwerken gefordert; allein: es blieb eine Forderung. Dies mag zunächst seltsam anmuten; vor allem in einer Zeit, in der das wissenschaftliche Interesse am Bild und dessen fundamentale Bedeutung für unsere kulturelle Prägung rasant gestiegen ist (vgl. nur die Publikationen zu Bildwissenschaft/en, Visual Culture, Pictorial Turn).

Falls eine breite wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Kunst aus der DDR stattfand, so erstrangig im Hinblick auf ihre Einbettung in die Kulturpolitik der DDR und den nach der Wende ausgerufenen Bilderstreit. Dabei fungieren die Werke sowohl als Dokumente, die die gesellschaftlichen Zusammenhänge vor und nach 1989 repräsentieren, als auch als Ausgangspunkte für Archivrecherchen. Darüber hinaus sind sie aber auch Kunstwerke. Die ikonographische und ikonologische Analyse und somit auch die Wechselwirkung der Werke mit anderen Stilrichtungen der gesamtdeutschen/ europäischen Kunstgeschichte muss in den Vordergrund rücken. Die in den letzten Jahren gewonnenen Erkenntnisse zur kulturpolitischen Kontextualisierung der Werke, der ausgekühlte Bilderstreit mitsamt seiner wissenschaftlichen Reflexion sowie eine biografisch entlastete Generation an NachwuchswissenschaftlerInnen tragen dazu bei, dass der Blick zunehmend auf das Bild gerichtet wird.

An dieser Ausgangssituation setzt das Symposium 2011 an. Sein Interesse gilt Bildern aus der DDR in ihrer Funktion als Kunstwerke. Im Mittelpunkt steht die Wirklichkeit der Bilder und somit ihre eigene Sprache. Zentral sind folgende Fragen: Welche Erkenntnisse können aus der Analyse der Bilder gewonnen werden und wie lassen sie sich anhand dessen in die Kunstgeschichte einordnen? Welche Relationen können zwischen der Wirklichkeit der Bilder und der gesellschaftlichen Realität ausgemacht werden?

weitere Informationen

zum Programm

Freitag, 8.  und 10. Juli 2011: begrenzte Teilnehmerzahl, Anmeldung bis zum 20. Juni 2011 unter Marlene.Heidel@landkreis-oder-spree.de

Samstag, 9. Juli 2011: öffentliche Vorträge, ohne Anmeldung

„Das Ich im Wir. Künstlerbildnisse in der DDR“

Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Albertinum, Galerie Neue Meister, Schaukabinett

5. Juli bis 30. Oktober 2011

Die Reihe „Schaukabinett“ im Albertinum gibt Einblicke in ausgewählte Sammlungsbereiche der Galerie Neue Meister. In ihrer vierten Folge öffnet sie den Blick auf eine thematische Bestandsgruppe, den Künstlerbildnissen aus der DDR. Sie versprechen, Aufschluss zu geben über das Selbstverständnis der Künstler.

In der DDR hatte der Maler mit seinem Schaffen gemäß der Parole „Vom Ich zum Wir“ zur Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft beizutragen. Die ihm zugedachte Funktion stand jedoch oftmals im Widerspruch zu historisch gewachsenen Autonomieansprüchen, nach denen sich ein Künstler frei von äußeren Zwängen nur dem eigenen „Ich“ verpflichtet fühlte. Wie unterschiedlich sich die Künstler in diesem Spannungsfeld positionierten, zeigen die für das Schaukabinett ausgewählten Bildnisse.

So präsentiert sich Erich Gerlach im Jahr 1947, also noch während der sowjetischen Besatzungszeit, optimistisch mit einem Hoffnung symbolisierenden, knospenden Haselnusszweig in der Hand. Demgegenüber malt sich Ernst Hassebrauk zehn Jahre später vor der Kulisse des brennenden Dresden. Joachim Kratsch übernimmt das tradierte Rollenbild des Harlekins als Sinnbild für die ambivalente Sonderstellung des Künstlers in der Gesellschaft. Peter Graf zieht sich in seinem 1971 entstandenen „Selbstbildnis mit Papagei“ auf ein historisches Vorbild zurück, indem er Parmigianinos berühmtes „Selbstbildnis im Konvexspiegel“ aus dem Jahr 1524 zitiert. Die durch die Spiegelung verzerrt wiedergegebene Ansicht verdeutlicht die Differenz zwischen Realität und Abbild, zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung, der Vogel weckt Assoziationen vom Fliegen und der Freiheit. Arno Rink hingegen malt sich in seinem Bild „Versuchung“ von 1980 als gefesselter Mann, unfähig, seiner künstlerischen Tätigkeit nachzugehen, wenngleich auch er sich in lange Tradition von Selbstbildnissen stellt.

„DDR-Kunstsammlung der Wismut bekommt in Chemnitz einen festen Platz“

DNNonline vom 13.04.2011: „Chemnitz. Die DDR-Kunstsammlung der bundeseigenen Wismut GmbH wird im künftigen Haus der Archäologie in Chemnitz dauerhaft zu sehen sein. Unter dem Titel „Vom Uranbergbau zu neuen Landschaften“ sollen in der fünften Etage große Teile der rund 4000 Kunstwerke aus dem Besitz des Unternehmens gezeigt werden, teilte das Kunstministerium am Mittwoch in Dresden mit. „Es wird ein besonderer Ausschnitt der DDR-Geschichte präsentiert, der wie kein anderer mit der sächsischen Vergangenheit und dem Erzgebirge verbunden ist“, erklärte Kunstministerin Sabine von Schorlemer (parteilos). Es werde gezeigt, wie der Uranbergbau der Sowjetisch-Deutschen Aktiengesellschaft Wismut-SDAG im Kalten Krieg Landschaften zerstört habe und wie durch Sanierung und Rekultivierung der Altlasten neue entstanden seien. Die Wismut-Kunstschätze stammen aus den Jahren 1959 bis 1989 und waren zu einem großen Teil Auftragswerke – Landschaften mit Bergbauanlagen, Untertage-Szenen und Arbeiterporträts. Rund 450 Künstler sind mit Arbeiten vertreten, darunter auch Willi Sitte, Bernhard Heisig und Werner Tübke. Das Wismut-Thema ergänze „auf exemplarische Weise“ den Ansatz des neuen Landesmuseums „Haus der Archäologie und Geschichte“, das die Vergangenheit der mitteldeutsch-sächsischen Region der vergangenen 300.000 Jahre beleuchte. In den ersten drei Etagen des Museums reiche der Bogen von den Eiszeit bis zum Beginn der Industrialisierung. Der für Sachsen wichtige Bergbau werde besonders gewürdigt. Das vierten Obergeschoss bleibe Sonderausstellungen vorbehalten, wo die Themen bis in die Gegenwart weiterverfolgt würden.“ weiterlesen

Presseschau zum Thema:

thueringer-allgemeine.de vom 21.12.2010: „Wismut will Kunst-Sammlung öffnen“

Freie Presse vom 5.04.2011: „Wismut öffnet ihre Schatzkammern“

Märkische Oderzeitung vom 13.04.2011: „DDR-Kunstsammlung der Wismut künftig in Dauerausstellung“

sz-online.de vom 26.04.2011: „Diese DDR-Unkunst besudelt Chemnitz“

Berliner Zeitung vom 6. 05.2011: „Ein ungeliebter Bilderberg“

Rez.: Steffen Dengler: Die Kunst der Freiheit? Die westdeutsche Malerei im Kalten Krieg und im wiedervereinigten Deutschland

Rezensiert von Anja Tack

Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam, tack@zzf-pdm.de

Der aus Sachsen stammende Georg Baselitz, der 1957 nach West-Berlin übergesiedelt war, gab im Sommer 1990 den Impuls für den deutschen Bilderstreit, das heißt für die heftigen öffentlichen Debatten über den Wert der ostdeutschen Kunst: „Es gibt keine Künstler in der DDR, alle sind weggegangen.“[1] Damit griff er das im deutsch-deutschen Kunstdiskurs etablierte Argument auf, Kunst könne nur in Freiheit entstehen. Zwei unterschiedliche „Geltungskünste“ (Karl-Siegbert Rehberg) oder, wie es Steffen Dengler formuliert, „zwei gegensätzliche kulturelle Gesichter“ (S. 9) waren während der deutschen Teilung entstanden. Die Kunst des Westens war dominiert von einer abstrakten Ausdrucksweise, die des Ostens von einer figurativen (eine Gegenüberstellung, die als Arbeitshypothese eine gewisse Berechtigung hat, bei näherem Hinsehen allerdings rasch fragwürdig wird). Zugleich wurde die westdeutsche Kunst als eine „Kunst der Freiheit“ charakterisiert, die ostdeutsche Kunst dagegen galt als Inbegriff der Unfreiheit.

Denglers Dissertation, die er 2008 an der Humboldt-Universität zu Berlin vorlegte und die nun als Buch erschienen ist, kann als Beitrag zur Historisierung des deutschen Bilderstreits seit 1990 verstanden werden, in dem beide Kunstverständnisse unversöhnlich aufeinanderprallten. In „Die Kunst der Freiheit? Die westdeutsche Malerei im Kalten Krieg und im wiedervereinigten Deutschland“ geht der Kunsthistoriker und Galerist der Frage nach, wie sich die abstrakte Malerei als westdeutsche Geltungskunst durchsetzen konnte. Die spätestens seit den 1980er-Jahren gängige These, die US-amerikanische Außenpolitik und mit ihr die CIA hätten sich um die Einführung und Durchsetzung der abstrakten Malerei im Nachkriegsdeutschland verdient gemacht oder hätten dazu mindestens wesentlich beigetragen, stellt er auf den Prüfstand. Denn der Beweis, dass „die Akzeptanz des Abstrakten Expressionismus in Europa auf die Initiative der USA hin durchgesetzt worden sei“, stehe nach wie vor aus (S. 18).[2] Grundlegend in Frage gestellt werde damit zugleich das westliche „Überlegenheitsgefühl gegenüber der vereinnahmten Kunst aus Ostdeutschland, das sich auf die Überzeugung gründete, selbst eine über jeden Verdacht erhabene Kunst vorweisen zu können“ (S. 12).

Denglers zentraler Untersuchungsgegenstand sind sechs in den Jahren von 1946 bis 1948 gezeigte Ausstellungen, in denen „um das Profil Nachkriegsdeutschlands gerungen“ worden sei (S. 30). Leider erfährt der Leser nicht, nach welchen Kriterien die Auswahl der Ausstellungen erfolgte; es heißt lediglich, dass die besprochenen Ausstellungen „besonders deutlich Stellung bezogen“ in der Profilierung der Künste seit 1945 (ebd.). Zwei Ausstellungen US-amerikanischer Herkunft von 1946 und 1948 werden vier deutsche Kunstschauen gegenübergestellt: die Konstanzer Ausstellung „Neue Deutsche Kunst“ vom Juni 1946, die Dresdener „Allgemeine Deutsche Kunstausstellung“ vom August 1946 sowie zwei Augsburger Ausstellungen der Reihe „Maler der Gegenwart“ („Extreme Kunst“ und „Künstler der Ostzone“, beide 1947). Auf knapp 80 Seiten führt Dengler den Leser mit zahlreichen Abbildungen und präzisen Bildbeschreibungen sehr anschaulich durch die Ausstellungen.

weiterlesen

Kunst in der DDR aus der Sammlung Lore & Georg Nowoisky

Drei Ausstellungen

4. Mai – 27. Mai 2011: Werke einiger namhafter Künstlerinnen und Künstler aus der DDR,  Rathaus Denkingen, Hauptstraße 46, 78588 Denkingen

4. Mai – 27. Mai 2011: Grafische Arbeiten, Landratsamt Tuttlingen, Bahnhofstraße 100, 78532 Tuttlingen

8. Mai – 17. Juli 2011: Christliche Themen und Motive, Museum Aldingen,  Hauptstraße 69, 78554 Aldingen

schwäbische.de vom 04.05.2011: Auch eine Besucherin ist als ehemalige DDR-Bürgerin betroffen von den rund 60 Werken, vor allem aber von der Einführung durch die Düsseldorfer Kunsthistorikerin Claudia Jansen: An Beispielbildern verdeutlicht diese die Haupttendenzen, die die vier Jahrzehnte der künstlerischen Entwicklung in der DDR ausmachen. Die „staatlich geförderte und geforderte Vorstellung von Kunst“ hatte sich in den vier Jahrzehnten sichtbar weiterentwickelt – von den bewusst „für die neu zu schaffende sozialistische Gesellschaft tätigen Künstler“ in den Anfängen ging es über den „Bitterfelder Weg“, eine Initiative, Kunst und Bevölkerung zusammenzubringen, nach und nach zu mehr künstlerischer Freiheit und Entfaltungsmöglichkeiten. Daneben existierte aber auch eine „non-konforme“ Kunst, wie die Laudatorin feststellt. In ihrem Abriss betont sie auch die breite Zeitspanne und Vielseitigkeit der Werke: In seinen Heimatbesuchen hat der frühere DDR-Bürger Georg Nowoisky auch nach seiner Flucht im Jahr 1968 gemeinsam mit Ehefrau Lore Galerien, Geschäfte und Künstler-Ateliers besucht, durfte sich teilweise die Werke „aus der Schublade ziehen“, wie er sich im Gespräch erinnert. Eine sehr sehenswerte und gefällige Sammlung ist daraus im Lauf der Jahrzehnte geworden, ein Teil davon hat im Foyer und in den Seitengängen des Landratsamtes seinen Platz gefunden. Wer sich die Zeit nimmt und genau hinschaut, hört und sieht auch heute noch die subtilen Zwischentöne.“ weiterlesen