CFP: Photographieren in der DDR

4. Tagung des Arbeitskreises Kunst in der DDR

Institut für Kunstgeschichte der Universität Leipzig und Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, 9.–10. November 2012

Eingabeschluss: 19.03.2012

Konzept: Prof. Dr. Sigrid Hofer (Philipps-Universität Marburg) und Prof. Dr. Martin Schieder (Universität Leipzig) in Kooperation mit Jun.-Prof. Dr. Friedrich Tietjen (Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig).

Welche Rolle spielte die Photographie in der DDR zwischen ideologischer Bildpropaganda und Ausdruck eines individuellen Lebensgefühls, zwischen agitatorischer Dokumentation und künstlerischer Position? In welche Traditionen der Moderne stellten sich die Photographen und welches visuelles Erbe haben sie hinterlassen? Von diesen Fragen ausgehend, möchte die 4. Tagung des „Arbeitskreises Kunst in der DDR“ untersuchen, inwieweit die Photographie als ideologisches Instrument des „Klassenkampfes“ und „sozialistischen Aufbaus“ von der SED-Medienpolitik instrumentalisiert und von der Zentralen Kommission Photographie unter dem Verdikt des Realismus formalästhetisch und inhaltlich gesteuert wurde. Gleichzeitig gilt es zu schauen, inwieweit die Photographie nicht nur der propagandistischen Visualisierung von System und Gesellschaft diente, sondern auch innerhalb oder jenseits der kulturpolitischen Vorgaben die Möglichkeit bot, die realen Verhältnisse zu dokumentieren oder kritisch zu kommentieren.
Tatsächlich steht die Erforschung der Photographie in der DDR – im Gegensatz zu der von Malerei und Architektur – immer noch an ihren Anfängen. Im Mittelpunkt des aktuellen wissenschaftlichen und öffentlichen Interesses stehen meist einige wenige prominente Vertreter wie Sibylle Bergemann, Arno Fischer oder Evelyn Richter, die mit einem dezidiert künstlerischen Ansatz gearbeitet und auch im wiedervereinigten Deutschland Erfolg haben. Jenseits dieser Protagonisten der sogenannten Autorenphotographie existierte aber ein breites Spektrum künstlerischer Positionen, Themen und technischer Ausdrucksformen von der subjektiven Photographie, über street photography bis hin zu experimentellen und performativen Ausdrucksformen der achtziger Jahre die nicht zuletzt im Austausch mit westlichen Positionen u.a. der Photoagentur „Magnum“ oder auch der Düsseldorfer Schule entstanden.
Darüber hinaus wartet die Photographie auf ihre grundlegende systematische historische und soziologische, kunst- und kulturhistorische Aufarbeitung. So wissen wir noch vergleichsweise wenig über die technischen Möglichkeiten, den theoretischen Diskurs und die Ausbildung, über die zeitgenössische Rezeption zwischen Zensur und Ausstellungen im kapitalistischen Westen oder auch über den hohen Stellenwert der Amateurphotographie. Zugleich gilt es zu analysieren, unter welchen ökonomischen Rahmenbedingungen, in welchen Nischen, aber auch in welchen Grauzonen Photographie entstand. Wie schwierig es nicht nur im privaten, halböffentlichen Raum war, auszustellen, belegt die Tatsache, daß erst 1982/83 auf der IX. Kunstausstellung der DDR in Dresden erstmals eine Sektion Photographie präsentiert wurde. Abseits der offiziellen Plattformen und linientreuen Organe konnten Photographen ihre Arbeiten auch in Fach-, Mode- oder Livestyle-Zeitschriften wie in „Die Fotografie“, „Sibylle“, dem legendären „Magazin“ oder aber auch in der „Neuen Berliner Illustrierten“ publizieren, in denen ein „anderes“ Bild von der DDR gezeigt wurde. Nicht zuletzt möchte die Tagung diskutieren, welches Bild von der DDR in westlichen Medien durch die Photographie generiert wurde und inwieweit die Photographie in der DDR eine Ikonographie, ein kollektives Bildgedächtnis der DDR geschaffen hat, das bis heute nachwirkt beziehungsweise schon in Vergessenheit geraten ist.

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Tagber.: „Räume der Bilder. Die Kunst in der DDR im Spiegel der Sammlungen“

Tagungsbericht: Tagung „Räume der Bilder. Die Kunst in der DDR im Spiegel der Sammlungen“ des BMBF-Verbundprojektes „Bildatlas: Kunst in der DDR“, 29./30. November 2011, Veranstalter Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF)

Autorinnen:
Anna Littke, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam,
E-mail: littke@zzf-pdm.de
Anja Tack, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam,
E-mail: tack@zzf-pdm.de

Ende November 2011 fand mit der Tagung „Räume der Bilder. Die Kunst in der DDR im Spiegel der Sammlungen“ die dritte und letzte Konferenz im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojektes „Bildatlas: Kunst in der DDR“ statt. Ziel des Projektes ist es, die verschiedenen Sammlungen von DDR-Kunst systematisch zu erschließen, sie in einer Online-Datenbank zu dokumentieren und in diesem Kontext die für den Kunstbetrieb in der DDR charakteristischen Wege der Bilder in den verschiedenen Sammlungen zu rekonstruieren.
Das Nachwuchskolloquium des Projektes im Februar 2010 beschäftigte sich vor allem mit einzelnen Künstlern und Künstlerpositionen. Die Tagung „Die Wege der Bilder. Sammlungspolitik ostdeutscher Kunst in und nach der DDR“ im Mai 2011 war dagegen vor allem auf die Provenienzforschung und die Sammlungspolitik in der DDR fokussiert. Die von der Projektgruppe am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) organisierte Tagung „Räume der Bilder“ rückte die Genese und Geschichte einzelner Sammlungen zur Kunst in der DDR und deren spezifische Prägung durch den staatlich organisierten und politisch kontrollierten Kunstbetrieb in der DDR in den Mittelpunkt.

Begonnen und abgeschlossen wurde die Tagung mit einem Blick auf die Potsdamer Verhältnisse. Im Zentrum des Eröffnungsvortrags von MARTIN SABROW (Potsdam) stand die Frage, wie in Potsdam mit der architektonischen Stadtvergangenheit umgegangen wird. Der Direktor des ZZF attestierte den Potsdamern, seit dem Ende der DDR nach dem Credo einer „heilenden Regeneration“ zu verfahren. Sabrow verwies darauf, dass die sozialistischen Bauten eine immer geringere Rolle im Stadtbild spielen und Neubauvorhaben wie das Potsdamer Stadtschloss zu einer Marginalisierung dieses architektonischen Erbes beitragen würden. Die sozialistische Stadtvergangenheit sei „unter der zukünftigen Vorvergangenheit begraben“, so der Referent. Durchaus ähnlich wurde bisher mit dem bildkünstlerischen Nachlass der DDR im Potsdam Museum etwa in Gestalt der im Rahmen der „Galerie Sozialistische Kunst“ gesammelten Werke umgegangen. Dies soll sich  nun ändern. Während eines Rundgangs über die Baustelle am künftigen Sitz des Museums erläuterte JUTTA GÖTZMANN, Direktorin des Museums,  wie die Galeriebestände in die neue Ausstellung des Museums einbezogen werden sollen. Götzmann versteht es als genuinen Auftrag des Museums, auch die Werke aus der DDR auszustellen und sich mit ihnen öffentlich auseinanderzusetzen.

Ähnlich argumentierten die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion, die am ersten Abend als Kooperationsveranstaltung mit der Friedrich Naumann Stiftung stattfand. Unter der Fragestellung: „Nach dem Bilderstreit. Neue Perspektiven auf die Kunst aus der DDR?“ diskutierten JUTTA GÖTZMANN (Potsdam), KARL-SIEGBERT REHBERG (Dresden), FRITZ JACOBI (Berlin) und CHRISTOPH TANNERT (Berlin), wie mit dem künstlerischen Erbe der DDR jenseits der Zuspitzung des deutsch-deutschen Bilderstreits umgegangen werden könne. Zwanzig Jahre nach dem Ende der DDR schien unter den Teilnehmern Einigkeit darüber zu bestehen, dass die Werke aus der DDR nicht der Öffentlichkeit zu entziehen seien. Man dürfe die Beschäftigung mit der Kunst nicht als Affirmation der DDR verstehen, betonte Karl-Siegbert Rehberg, Leiter des BMBF-Verbundprojektes.

ANDREAS LUDWIG (Eisenhüttenstadt) eröffnete das erste Tagungspanel „Sammeln als Diktaturbewältigung“ mit einem virtuellen Ausflug in das Depot des Dokumentationszentrums Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt. Im Fokus standen vor allem Formen der Veralltäglichung von Kunst. Zu den Dingen, die nach 1990 von ehemaligen Bürgern der DDR in Eisenhüttenstadt abgegeben worden sind, zählen unter anderem zahlreiche Kunstpostkarten und Kunstdrucke, aber auch etliche Kuriositäten.

Parallelen zwischen dem Eisenhüttenstädter Dokumentationszentrum und dem von MARLENE HEIDEL (Beeskow) vorgestellten Kunstarchiv Beeskow bestehen in einer nach dem Ende der DDR entstandenen Archivstrategie. In Beeskow lagern in erster Linie Kunstwerke, die im Auftrag der Parteien- und Massenorganisationen entstanden und in den frühen 1990er-Jahren aus den öffentlichen Räumen entfernt worden waren. Im Beeskower Depot sei ein „Bilderstau“ spürbar, die Kunstwerke könnten nicht „in das kollektive Gedächtnis abfließen“, so die Referentin. Zu einer Auflösung des Staus habe erstmalig das Bildatlas-Projekt einen entscheidenden Beitrag geleistet. Mitarbeiterinnen hätten begonnen, die Gemälde zu inventarisieren und somit eine Basis für die weitere Arbeit an und mit den Werken geschaffen. Heidel betonte, dass das Ende des Projekts im Mai 2012 auch ein Ende dieser notwendigen Arbeit in Beeskow bedeute und dringender Handlungsbedarf bestünde, um die Werke der Nachwelt zu erhalten und entsprechend weiter aufzubereiten.

Eine eher ungewöhnliche Sammlung stellte KATJA PROTTE (Dresden) mit Kunst der Nationalen Volksarmee (NVA) im Militärhistorischen Museum Dresden vor. Die sehr heterogene Sammlung umfasst Werke sowohl von Berufs- als auch von Laienkünstlern, die teils durch Ankauf, teils durch direkte Aufträge erworben wurden. Ein Blick in die Sammlung zeige unter anderem eine sich im Verlauf der Zeit verändernde Auftragsordnung der NVA. Neben klassischen „Soldatenportraits“, dem Thema „Lebensfreude der Armeeangehörigen“ oder der künstlerischen Gestaltung der „Verbindung zu den Werktätigen“ finden sich auch Gemälde ohne Bezug zum Militär, die in erster Linie als Raumschmuck dienen sollten. weiterlesen Tagungsbericht Räume der Bilder

Mal schauen! Laien wählen Kunstwerke aus dem Depot

Kulturverein riesa efau Motorenhalle, Adlergasse 14, 01067 Dresden

16. Februar – 31. März 2012

Eröffnung: 15. Februar 2012, 19 Uhr

Ein Ausstellungsprojekt des Kunstfonds, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, und der Künstlerin Janet Grau in Zusammenarbeit mit Bürgern der Stadt Dresden und dem riesa efau/Motorenhalle. Projektzentrum für zeitgenössische Kunst Dresden

Der Kunstfonds beschreitet im Bestreben, seine Sammlung dem Publikum zu öffnen, gern experimentelle und ungewöhnliche Wege. Ein Beispiel dafür ist die 2007 begründete Reihe „Schaudepot“. Dieses Format inspirierte auch die in Dresden lebende amerikanische Künstlerin Janet Grau, für deren künstlerische Arbeit der letzten Jahre unter anderem die Einbeziehung von Laien charakteristisch ist. „Die Sammlung ist öffentlich, also gehört sie uns. Mal schauen, was wir haben!“ – ausgehend von dieser Idee waren Menschen, die sonst nicht (zumindest beruflich) mit Kunst zu tun haben, eingeladen, Kunstwerke aus dem Depot des Kunstfonds auswählen. Zusammen mit jeder der schließlich fünf unterschiedlichen Gruppen von Bürgern entwickelte Janet Grau eine Fragestellung, die den konkreten Wünschen und Erwartungen der Beteiligten an Kunst und an die Sammlung entsprach. Daraufhin wählte jede der Teilnehmergruppen im Depot Kunstwerke aus und entwickelte eine eigene Ausstellungsidee, die einen Teil der fast neunzig Kunstwerke umfassenden Gesamtpräsentation bilden würde. Hier kuratierten also Laien, die somit an einem Prozess aktiv beteiligt waren, der sonst der Museumsarbeit vorbehalten ist. Interessant war dabei vor allem die Frage, welche Vorstellungen von Kunst an diese öffentliche Sammlung herangetragen wurden und inwiefern jene die Erwartungshaltung des Publikums erfüllen konnte. Die Teilnehmer werden auch an der Vermittlung der Ausstellung mitwirken. Überdies gibt es ein museumspädagogisches Angebot.

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Presse:

sz-online vom 16.2.2012

Freie Presse vom 14.2.2012

geteilt/ungeteilt – Kunst in Deutschland 1945 bis 2010

Galerie Neue Meister, Albertinum, Brühlsche Terrasse und Georg-Treu-Platz, 01067 Dresden

07. Februar 2012 – 27. Januar 2013

Im August 2011 jährte sich der Bau der Berliner Mauer, Symbol der Trennung zwischen den beiden damals existierenden deutschen Staaten, zum fünfzigsten Mal. Im Nachklang dieses Jahrestages zeigt die Galerie Neue Meister nun erstmals auf breiter Fläche deutsch-deutsche Kunst von der Nachkriegszeit bis heute, vorwiegend aus den eigenen Beständen. Das Albertinum ist hierfür der prädestinierte Ort – fanden doch hier bis 1988 die großen Übersichtausstellungen zur Kunst in der DDR statt, aus denen auch zahlreiche Werke für das Museum erworben wurden.

Unter dem Eindruck der verheerenden Zerstörung der Dresdner Altstadt im Februar 1945 beginnt der Rundgang mit Bildern, welche die Situation nach dem „Tod von Dresden“ (Wilhelm Lachnit) und den Neuanfang zur Erscheinung bringen. In den getrennten und dennoch durchlässigen, nach und nach sich öffnenden Kojen der Ausstellungsarchitektur tritt ein spannungsvolles und auch beziehungsreiches Feld von künstlerischen Äußerungen zutage. Während im Westen neben realistischen Tendenzen hauptsächlich die Abstraktion zur vorherrschenden Bildsprache wird, dominieren in der östlichen Hälfte des geteilten Landes vor allem realistische Darstellungsweisen.

In der Zeit um und nach 1989 überlagern sich die in den ehemals zwei Staaten entwickelten Bildtraditionen. Vor allem durch die unmittelbarere Berührung mit internationalen Kunstströmungen verlieren sie ihren Sonderstatus. Mit Arbeiten der jüngeren Künstler-Generationen aus allen Teilen Deutschlands ist die Sammlung der Galerie Neue Meister in der Gegenwart angekommen. Ihre Gemäldebestände kreuzen sich mit Werken aus der Skulpturensammlung, Fotografien und Videoarbeiten. Das Museum etabliert sich somit nicht nur durch seine Tradition, sondern auch durch Lebendigkeit als bedeutender Kulturfaktor deutscher Geschichte und Zukunft.

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Presse:

In Südthüringen.de vom 6.3.2012

monopol vom 14.2.2012

mdr/ mdr figaro vom 8.2.2012

Deutschlandfunk (dradio.de) vom 7.2.2012

Lausitzer Rundschau vom 1.2.2012

sz-online.de vom 31.1.2012

Heidrun Hegewald. Malerei und Graphik

Galerie des Städtischen Museums, Löwenstraße 4, 15890 Eisenhüttenstadt

bis 5. Februar 2012

junge Welt vom 31.1.2012: „Heidrun Hegewald ist immer noch – in Bild und Wort – oft unverstanden, weil unüblich weitsichtig. Noch dazu widerständig, oft an der Seite von Menschen, deren Blick ähnlich kritisch und deren Gedanken konträr zu denen der Herrschenden sind. Da springt die unterschiedliche Finanzierungsbereitschaft ins Auge für eine elf Millionen teure Wiederherstellung des Grusels der Berliner Normannenstraße und die anscheinend nicht vorhandene fürs Aufbringen der zehn erforderlichen zur Sanierung der Frankfurter Straße 23, in der die Burg Beeskow gelegen ist, wo DDR-Kunst Asyl gefunden hat.

Mit Heidrun Hegewald hat all das in doppeltem Sinne zu tun: In Eisenhüttenstadt läuft eine umfangreiche Personalausstellung mit 53 Arbeiten – entstanden zwischen 1980 und 2011. Zur Eröffnung am 17. Dezember war es übervoll, und die Künstlerin hörte viel Anerkennung, nicht nur vom Laudator, Peter Michel, vor allem auch von ihrem Publikum. Die Märkische Oderzeitung berichtete beeindruckt, die UZ druckte Auszüge aus der Laudatio. Zur Vernissage gab es auch Prominenz, denn die Künstlerin hatte laut über eine Schenkung ihres – hoffentlich sehr viel – späteren Nachlasses an die Sammlung der Burg Beeskow reflektiert, so waren deren Direktor, war der Bürgermeister von Beeskow und auch die Kulturdezernentin bei der Kreisverwaltung gekommen. Nun sieht Artikel 35 des Einigungsvertrages von 1990 vor, daß die kulturelle Substanz im übernommenen Gebiet keinen Schaden nehmen darf; es ist auch vom eigenständigen und unverzichtbaren Beitrag von dessen Kunst und Kultur die Rede. Sollte es tatsächlich keine Verbesserung der konservatorisch erforderlichen Depotsituation in Beeskow geben, wäre nicht nur gefährdet, was zur Zeit dort lagert, sondern jeder Neuzugang fahrlässig …

Es ist symptomatisch für den Zustand dieser Gesellschaft, daß, wer über die Ausstellung eines bedeutenden künstlerischen Werks schreiben will, sich mit ideologisch nicht unberührtem Finanzgebaren auseinanderzusetzen hat. »Die Ungeheuer gebieten der Vernunft Schlaf« – dieses Wortspiel eines Freundes auf Goyas Titel wurde der Hegewald Motiv zweier Arbeiten, zierte auch die Ausstellungseinladung. Dieser Titel paßt auch zum Gezerre ums Bewahren von DDR-Kunst und dem Werk von in der DDR sozialisierten Künstlerinnen. Der weibliche Plural ist umso mehr berechtigt, als die Frauen noch stärker in Verdeckung gestellt sind als ihre männlichen Kollegen.“ weiterlesen

Podiumsdiskussion: Autonomie der Kunst?

Sächsische Akademie der Künste, Blockhaus, Neustädter Markt 19, 01097 Dresden

30.1.2012, 20 Uhr

Einführung und Moderation: Prof. Dr. Peter Gülke und Prof. Dr. Wolfgang Holler
Diskussion mit Susanne Altmann, Prof. Ines Geipel, Prof. Dr. Frank Schneider, Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg, Dr. e.h. Wolfgang Thierse

Die Podiumsdiskussion widmet sich mit Blick auf die unabhängige Kunstszene der DDR der grundsätzlichen Frage nach der Autonomie der Kunst: Worin bestehen die Bedingungen autonomen künstlerischen Handelns? Woran sind sie ablesbar? Gibt es Werke und ästhetische Formensprachen, an denen sich dies in besonderer Weise zeigt? Welchen Spielraum und welche Ausdrucksmöglichkeiten haben künstlerische Wertvorstellungen sowohl innerhalb ideologischer als auch ökonomischer Zwänge des Kunstsystems? Damit verbunden sind nicht zuletzt Fragen nach den Bedingungen innovativen Kunstschaffens und der gegenwärtigen Kunstrezeption in den Bereichen Bildender Kunst, Literatur und Musik. weiterlesen

Ludwig in Leipzig. Kunst der 80er in der DDR

Museum der bildenden Künste Leipzig, Katharinenstraße 10, 04109 Leipzig

9. Februar bis 2. September 2012

Die vierte Ausstellung in der Reihe „Ludwig in Leipzig“ widmet sich den vielfältigen Entwicklung der Kunst in den 1980er Jahren mit Werken aus der Sammlung Ludwig.

In den 1980er Jahren erreichte die Kunst in der DDR einen bis dahin nicht gekannten Pluralismus. Neben einer Vielzahl von künstlerischen Standpunkten, die stärker der ‚Kunst im Sozialismus‘ verpflichtet waren, war die Kunstszene zunehmend auch von eigenständigeren und bisweilen auch kritischen Positionen gekennzeichnet. Für eine Generation von Künstlern, die nach dem Krieg und vor dem Mauerbau geboren wurde, war das letzte Jahrzehnt der DDR geprägt von zunehmender internationaler Anerkennung, aber auch der Suche nach eigenen Formen und Inhalten. So unterschiedlich die verschiedenen gesellschaftlichen und künstlerischen Ansichten der Maler waren, so stark war ihr Wunsch nach Ausdruck der eigenen Persönlichkeit und individueller Freiheit. Die wenigsten begehrten offen auf, sondern suchten in ihrem künstlerischen Schaffen ihren eigenen, oftmals mehrdeutigen Weg durch die autoritären Verhältnisse in der DDR.

Seit 2009 befindet sich ein großer Bestand an Malerei und Plastik aus der DDR als Dauerleihgabe der Sammlung Ludwig im Museum der bildenden Künste Leipzig. Peter Ludwig hatte als wichtigster privater Käufer auf dem staatlichen Kunstmarkt der DDR die Entwicklungen im Osten in distanzierter Nähe verfolgt. Seine Sammlung ostdeutscher Kunst spiegelt die Kunstszene im Bereich der Malerei und Skulptur in dem Maße, in dem er durch Vermittlung des staatlichen Kunsthandels auf den offiziellen Kunstausstellungen und bisweilen in den Künstlerateliers kaufen konnte. Doch sind in der Sammlung Ludwig eine Vielzahl eigenständiger Positionen ostdeutscher Kunst auszumachen, die sich in Stil, Thematik und Haltung gänzlich unterscheiden und so ein wenig von der Vielfalt der Ausdrucksformen und Mentalitäten in der damaligen Kunstszene erahnen lassen.

In der Ausstellung vertretene Künstler: Lutz Dammbeck, Hartwig Ebersbach, Steffen Fischer, Hubertus Giebe, Sighard Gille, Clemens Gröszer, Ulrich Hachulla, Angela Hampel, Johannes Heisig, Gregor-Torsten Kozik (Schade), Walter Libuda, Werner Liebmann, Michael Morgner, Wolfgang Petrovsky, Wolfgang Peuker, Annette Peuker-Krisper (Krisper-Beslic), Arno Rink, Wieland Schmiedel, Wolfgang Smy, Volker Stelzmann, Hans-Joachim Triebsch, Max Uhlig, Frank Voigt, Norbert Wagenbrett, Trak Wendisch.

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Presse:

Lausitzer Rundschau vom 11.5.2012

Deutschlandfunk (dradio.de) vom 19.2.2012

Schau! Die Leipziger Museumszeitung vom 19.2.2012

Strawalde Jürgen Böttcher: Maler und Regisseur

Lindenau-Museum Altenburg, Gabelentzstr. 5, 04600 Altenburg

29. Januar bis 29. April 2012

Eine Retrospektive von STRAWALDE Jürgen Böttcher, dem Maler und Regisseur, auszurichten als einen Beitrag zur deutschen Nachkriegskunstgeschichte, eine Ausstellung, die die Haupt- und Nebenwege des Werks prüfend in neue Zusammenhänge stellt, war das Ziel. Es wird eine Auswahl der Gemälde und Zeichnungen, der Filme, Videotagebücher und Polaroids, der Übermalungen und Übermalungsfilme, der Collagen, Assemblagen und Druckgraphiken gezeigt – und die gegenseitige Durchdringung dieser Medien. Eine solche Zusammenschau der Arbeitsfelder war bisher noch nicht zu sehen, dabei gehört Strawalde doch sowohl in der Malerei als auch im Film zu den exponierten deutschen Künstlerpersönlichkeiten, die auch internationale Aufmerksamkeit erfahren.
Strawalde registriert die historischen und aktuellen Katastrophen und malt Bilder wie die Wirklichkeit sein könnte, Gegenbilder, um die Wirklichkeit auszuhalten. Zynismus ist ihm fremd. Das Schmerzgedächtnis ist Ausgangspunkt seiner Kunst bis heute. Was ihn aus der Gegenwartskunst hervorhebt, vielleicht auch isoliert von ihr, ist der Mut zu Schönheit und das bildnerische Formulieren einer wachen Utopie.

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Presse:

Handelsblatt vom 20.2.2012

Freie Presse vom17.2.2012

TLZ.de vom 11.2.2012

OTZ.de vom 30.1.2012

Mitteldeutsche Zeitung vom 29.1.2012

TLZ.de vom 28.1.2012

Neue Dauerausstellung in der Willi-Sitte-Galerie

Willi-Sitte-Galerie, Domstraße 15, 06217 Merseburg

MDR.de vom 22.1.2012: „In der Willi-Sitte-Galerie in Merseburg ist seit Sonntag eine neue Dauerausstellung zu sehen. Wie die Willi-Sitte-Stiftung mitteilte, wurden in die Schau unter dem Titel „Malerei und Zeichnungen“ Leihgaben aus der Stiftung Moritzburg in Halle einbezogen sowie auch Arbeiten aus dem Privatbesitz des Künstlers.

Der in Halle lebende Maler gilt war zu DDR-Zeiten Präsident des Verbandes Bildender Künstler der DDR und saß zeitweilig in der Kulturkommission des Zentralkomitees der SED. Wegen dieser Funktionen gilt er als umstritten. Sitte wurde in der westdeutschen und europäischen Kunstszene unter anderem durch seine Teilnahme an der „documenta 6“ im Jahr 1977 in Kassel bekannt. Dort vertrat er zusammen mit den Begründern der „Leipziger Schule“ wie Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke die DDR. Willi Sittes Malstil widmet sich der klaren figürlichen Darstellung, oft in teilweise barock anmutenden Formen, seine Figuren sind oft in Bewegung, teilweise finden sich Simultanbilder.“ weiterlesen

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Hermann Glöckner – Werke 1923 bis 1985

Galerieverein Leonberg e.V., Zwerchstraße 27, 71229 Leonberg

22. Januar bis 25. März 2012

Stuttgarter Zeitung vom 21.1.2012: „Natürlich ist die Ausstellung, die am morgigen Sonntag im Galerieverein eröffnet wird, dem Künstler Hermann Glöckner gewidmet. Mit dem breiten Querschnitt durch seine Werke aus den Jahren 1923 bis 1985 ist sie eine regelrechte Retrospektive geworden.

Wer genauer hinschaut, der findet aber auch viele Zeugnisse des gemeinsamen Wegstücks von Glöckner und der Galeristin Beatrix Wilhelm. Sie hat 1974 ihre Galerie Nr. 6 in der Graf-Ulrich-Straße 6 in Leonberg eröffnet. Zehn Jahre lang war sie ein wichtiges Zentrum des kulturellen Lebens. Hier stellte sie 1981 zum ersten Mal die Werke des 1889 geborenen Künstlers aus, der zu den ersten Konstruktivisten in Deutschland zählt, und sie gab auch einen Katalog dazu heraus. Er zählt zu den ersten Publikationen, die einen Gesamteindruck seines Schaffens vermitteln, und wird bis heute häufig in der Fachliteratur zitiert.

Nicht zuletzt beginnt in der Leonberger Galerie von Beatrix Wilhelm auch die Geschichte des Warmbronner Verlegers und Antiquars Ulrich Keicher. Hier fanden von 1975 an von ihm organisierte Lesungen statt, bei denen Texte hochkarätiger Autoren erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Mit Unterstützung der Galeristin und ihres Mannes, der eine Druckerei hatte, erschienen schon bald begleitend die Hefte „Schriftsteller in der Galerie“. Ihr Erfolg habe dem Antiquar schließlich den Mut gegeben, später mit seiner eigenen Reihe „Roter Faden“ seine Aktivität als Verleger zu beginnen, erzählt die Kulturamtsleiterin Christina Ossowski.

Die Ära der Galerie Nr. 6 ist 1984 zu Ende gegangen. In Stuttgart hat Beatrix Wilhelm dann eine neue Galerie eröffnet und den beiden Leonberger Glöckner-Schauen noch vier weitere hinzugefügt.

Viele Werke, die jetzt im Galerieverein in Leonberg zu sehen sind, sind Leihgaben von Kunstkennern, die ihre Glöckner-Werke seinerzeit bei der in der damaligen Tschechoslowakei geborenen und in Berlin aufgewachsenen Galeristin gekauft haben. Ohne ihre Kontakte wäre diese Schau bei weitem nicht so vielfältig. Alle Werkgruppen sind vertreten: ganz frühe, gegenständliche Kohlezeichnungen, die Landschaften oder Akte zeigen, das in den 1930er Jahren entstandene sogenannte „Tafelwerk“, die „Faltungen“ aus Papier und Plastik, seine Collagen, die Drucke auf Papier und auch das Spätwerk mit den frei gezeichneten Schwüngen. Mit der Realisierung dieser Ausstellung ist ein lange gehegter Wunsch von Kulturamtsleiterin Christina Ossowski Realität geworden. Sie und Beatrix Wilhelm sind sich 1992 in Wilhelms Stuttgarter Galerie zum ersten Mal begegnet – bei einer Glöckner-Ausstellung.“ weiterlesen

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