„Kunst aus Brandenburg, sehenswert“

Peter Arlt, in: Ossietzky 1/2016

Die Ausstellung im barocken Palais des Brandenburger Stadtmuseums zeigt zwar in geringer Zahl bekannte Maler, wie Eduard Gaertner (1801–77) mit »Katharinenkirche«, den Zille-Lehrer Theodor Hosemann (1807–75) und den Berliner Konrad Knebel mit grauen Straßenansichten (»Damaschkestraße«, 1974). Doch wie bereichernd sind jene sehenswerten Bilder von unbekannten Künstlern! Im Triptychon (1986) verbindet Werner Gottsmann den triumphalen Sinn des Stahl- und Walzwerkes mit dem Abstich, der explosionsartig die »Stadt Bausteine« auseinanderzutreiben droht. Die Arbeit im Walzwerk feiert Peter Rohn in den 1970er Jahren, doch mit kritischem Blick, denn neben den zur Arbeit Eilenden, trinken andere vor dem Kiosk am Trauerberg. Mit eng und weit getriebenen Farbflecken setzt Emil Spiess im dynamischen Rhythmus Markt- und Straßenbilder zusammen. Das Atelierhaus des verehrten Malers Paul Hildebrandt, mit dessen Pauliwinkel-Bildern Brandenburger Familien ihre Wände schmückten, zeichnete 1957 der begabte 16-jährige Jürgen Lutzens. Geschult wurde er von Hertha Bielefeld, die die Wredowsche Zeichenschule besucht hatte. Der weitgespannte brandenburg-geschichtliche Exkurs der Kuratoren Undine Damus-Holtmann und Wulf Holtmann erreicht die Gegenwart mit der Serie »Steintorturm« von Jan Beumelburg, der die Brandenburger Tradition fortführt. Unter der Schirmherrschaft von Frank-Walter Steinmeier fächert die Ausstellung zehn thematische Aspekte auf, »Kunst Arbeit«, »Blick Winkel«, »Schüler Lehrer«, »Zeiten Wechsel« und andere, die das künstlerische Gedächtnis und die lokale geschichtliche Erinnerung bereichern.

»stattbekannt – 150 Jahre Brandenburg in Bildern«, Stadtmuseum im Frey-Haus, Ritterstraße 96, mit barrierefreiem Zugang, bis 31. Januar 2016, Di–So 11–18 Uhr; Katalog 168 Seiten, 19,90 €.

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