„Das Ich im Wir. Künstlerbildnisse in der DDR“

Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Albertinum, Galerie Neue Meister, Schaukabinett

5. Juli bis 30. Oktober 2011

Die Reihe „Schaukabinett“ im Albertinum gibt Einblicke in ausgewählte Sammlungsbereiche der Galerie Neue Meister. In ihrer vierten Folge öffnet sie den Blick auf eine thematische Bestandsgruppe, den Künstlerbildnissen aus der DDR. Sie versprechen, Aufschluss zu geben über das Selbstverständnis der Künstler.

In der DDR hatte der Maler mit seinem Schaffen gemäß der Parole „Vom Ich zum Wir“ zur Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft beizutragen. Die ihm zugedachte Funktion stand jedoch oftmals im Widerspruch zu historisch gewachsenen Autonomieansprüchen, nach denen sich ein Künstler frei von äußeren Zwängen nur dem eigenen „Ich“ verpflichtet fühlte. Wie unterschiedlich sich die Künstler in diesem Spannungsfeld positionierten, zeigen die für das Schaukabinett ausgewählten Bildnisse.

So präsentiert sich Erich Gerlach im Jahr 1947, also noch während der sowjetischen Besatzungszeit, optimistisch mit einem Hoffnung symbolisierenden, knospenden Haselnusszweig in der Hand. Demgegenüber malt sich Ernst Hassebrauk zehn Jahre später vor der Kulisse des brennenden Dresden. Joachim Kratsch übernimmt das tradierte Rollenbild des Harlekins als Sinnbild für die ambivalente Sonderstellung des Künstlers in der Gesellschaft. Peter Graf zieht sich in seinem 1971 entstandenen „Selbstbildnis mit Papagei“ auf ein historisches Vorbild zurück, indem er Parmigianinos berühmtes „Selbstbildnis im Konvexspiegel“ aus dem Jahr 1524 zitiert. Die durch die Spiegelung verzerrt wiedergegebene Ansicht verdeutlicht die Differenz zwischen Realität und Abbild, zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung, der Vogel weckt Assoziationen vom Fliegen und der Freiheit. Arno Rink hingegen malt sich in seinem Bild „Versuchung“ von 1980 als gefesselter Mann, unfähig, seiner künstlerischen Tätigkeit nachzugehen, wenngleich auch er sich in lange Tradition von Selbstbildnissen stellt.

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