Begleittagung zu „Point of No Return. Wende und Umbruch in der ostdeutschen Kunst“

Die Zäsur von »1989« erweist sich auf dem Gebiet der bildenden Kunst als der Beginn eines unabgeschlossenen, historisch einzigartigen Umbruch- und Transformationsprozesses. Dieser gerät zunehmend in den Fokus der internationalen Geschichts- und Kulturwissenschaften. Im Zuge einer forcierten Thematisierung »von außen« stellt sich die Frage, inwieweit die vorschnellen Kanonisierungen in Deutschland »von innen« – insbesondere die offenen und verdeckten Marginalisierungspraxen gegenüber der in der DDR und der auf ihrem einstigen Gebiet nach 1989 entstandenen ostdeutschen Kunst –, umgesetzt vom Kunstbetrieb, den Kunstmuseen und den Foren einer institutionalisierten Kunstgeschichte, radikal auf den Prüfstand historischer Analyse gehören.

Die Öffentliche Tagung findet anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Museum der bildenden Künste statt (Laufzeit bis 3.11. 2019). Sie widmet sich einerseits den Transformationsprozessen im Kunstbetrieb (inklusive ihrer Wert- und Rangproduktion) und andererseits der entscheidenden Frage der Kontextualisierung der im Osten Deutschlands entstandenen Kunst. Die Tagung versucht dabei neue Perspektiven auf die ostdeutsche Kunst zu eröffnen; auch als Gegenprobe zu den politischen und kunstbetrieblichen Gewissheiten des deutsch-deutschen Bilderstreites, in der eine tendenzielle Deklassierung der in der DDR und in Ostdeutschland entstandenen Kunst zu registrieren ist. Damit stellt sich die Tagung auch in den aktuellen medialen Diskurs um den Status der ostdeutschen Post-DDR-Transformation und die dabei zu konstatierenden strukturellen Verwerfungen in gesellschaftlichen Teilbereichen.

Vor dem Hintergrund postkolonialer Diskurse und der damit verbundenen aktuellen Inventur vorherrschender Narrationen ergibt sich somit die Chance eines unverstellten Blickes auf die politische und ästhetische Diversität in allen Segmenten ostdeutscher Künstlerschaft. In diesem Sinne, so eine der Grundhypothesen der Tagung, kann nicht weiter sinnvoll von homogenisierten Kunstbegriffen oder Künstlerrollen in der DDR und Ostdeutschland mehr ausgegangen werden. Vielmehr bietet die Tagung mit ihrem Fokus auf »Wende« und Umbruch die Möglichkeit, die divergierenden Positionen ostdeutscher Kunst aufzuzeigen, ohne abweichende Vorstellungen von vorneherein mit dem Kampfvokabular des deutsch-deutschen Bilderstreites für erledigt zu erklären.

Programm

Dienstag, 15. Oktober 2019
Museum der bildenden Künste Leipzig,
Katharinenstraße 10, 04109 Leipzig

16:00 Uhr Anmeldung Tagungsgäste

17:00 Uhr Begrüßung durch Dr. Alfred Weidinger, Direktor
des Museums der bildenden Künste Leipzig

17:15 Uhr Kuratorenführungen in der Ausstellung »Point
of No Return. Wende und Umbruch in der ostdeutschen
Kunst« im MdbK (Paul Kaiser, Christoph Tannert und Alfred Weidinger)

19:00 –21:00 Uhr Podiumsdiskussion »Point of No Return. Wende und Umbruch in der ostdeutschen Kunst«
Moderation: Oliver Zybok (Kunstforum International)
Podiumsgäste: Thomas Bauer-Friedrich (Kunstmuseum Moritzburg
Halle/Saale), April Eisman (Universität Iowa), Paul Kaiser (Dresdner Institut für Kulturstudien), Christoph Tannert (Künstlerhaus Bethanien Berlin), Alfred Weidinger (Museum der bildenden Künste Leipzig)

Mittwoch, 16. Oktober 2019
Zeitgeschichtliches Forum Leipzig,
Grimmaische Str. 6, 04109 Leipzig

Vorträge mit Diskussion
09:30 Uhr Begrüßung durch Dr. Jürgen Reiche, Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig

09:30 –10:15 Uhr Paul Kaiser (Dresdner Institut für Kulturstudien):
»1989« und die ostdeutsche Kunst. Plädoyer für eine Grenzüberschreitung

10:15 –11:00 Uhr Eckhart Gillen (Berlin): Zur Dialektik von Kunst –
autonomie, Avantgarde und Sozialistischem Realismus. Warum erst im Zusammenspiel von affirmativer und kritischer Kunst totalitäre
Systeme kenntlich werden

11:30 –12:15 Uhr Sabine Schmid (Villa Stuck München):
Mögliche Vergangenheiten. Über den Umgang mit fotografischen Bildern aus der/über die DDR

14:00–14.45 Uhr April Eisman (Universität Iowa): Ostdeutsche
Künstlerinnen vor und nach 1989

14:45–15:30 Uhr Christoph Tannert (Künstlerhaus Bethanien
Berlin): Pflöcke im Niemandsland. Rückblicke auf eine Kunst der Selbstbehauptung

16:00–16:45 Uhr Elke Neumann (Kunsthalle Rostock): Der »Palast
der Republik« als Politikum und Inspirationsquelle künstlerischer Arbeit im Prozess der deutschen Wiedervereinigung

16:45–17:30 Uhr Abschlussdiskussion

17:30 Uhr Ende der Veranstaltung

Kontakt

Dresdner Institut für Kulturstudien, Comeniusstraße 32, 01307 Dresden
+49 (0)351 48182-0 / +49 (0)351 481
+49 (0)351 48182-20

info@kulturstudien-dresden.de

Quelle: Point of No Return. Wende und Umbruch in der ostdeutschen Kunst, 15.10.2019 – 16.10.2019 Leipzig, in: H-Soz-Kult, 26.08.2019, <www.hsozkult.de/event/id/termine-41014>.

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