Ronald Paris. Malerei

Willi-Sitte-Galerie Merseburg, Domstraße 15, 06217 Merseburg

03. Juni – 12. August 2012

nd vom 16.07.2012: „Da saß Ronald Paris mit Willi Sitte in der »Frohen Zukunft« flachsend beieinander, ein Tag bevor die Ausstellung des einen in der Galerie mit dem Namen des anderen eröffnet wurde; zwei Nestoren der Malerei aus der DDR, die ihre Erinnerungen in Büchern festgehalten haben; keine Malerfürsten, aber wahre Maler, die mit dem edlen Antrieb des Wahrhaftigen Farbe bekennen. Beide sind aus einem konformistischen Realismus ausgebrochen, aber hielten als Künstler von Format und Charakter dennoch am Realismus fest; das hat mit künstlerischer Überzeugung zu tun. In diesem Sinne lehrten beide als Professoren an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein, wenn auch zu unterschiedlichen Zeiten. Zu hoffen wäre, wenn von diesen Meistern des Realismus, die immer der Völker Würde und Schönheit für des Malens wert hielten, eine schulbildende Kraft ausginge. Paris konnte von 1993 bis 1999 an der »Burg« die hervorragende Ausbildung, die er selbst bei Arno Mohr, Toni Mau, Bert Heller, Kurt Robbel und Gabriele Mucchi und zudem als Meisterschüler Otto Nagels genoss, weitergeben.

Ein Gebot des Realismus ist es, das Geschehen um einen her und in weiter Ferne kritisch und mit Zweifel wahrzunehmen. Nicht von ungefähr blickt Ronald Paris auf seinem kleinen Selbstbildnis, einer in dunklem Grau gehaltenen Pinselzeichnung aus dem Jahre 2008, unter seiner Malerkappe aus großen Augen, zwischen denen sich tiefe Falten eingegraben haben, finster in die Welt. Dem widerspricht die vor dem offenen Fenster liegende romantische »Mondnacht auf Syphnos«, Öl, 2010, die mit einem anderen, für den Maler zutreffenderen Blick gesehen wurde und welcher die Augenlust an der Welt anzumerken ist. Als Realist schenkt Paris zuerst der Präsenz des Augenscheinlichen seine Aufmerksamkeit und tritt vehement mit seinem Gegenüber in einen Dialog, wenn sich mit ihm ein Stück vom Leben und von Schönheit aufführen lässt.

In über 40 Bildern, die er mit Dietmar Rother vom Förderkreis Willi Sitte Galerie beziehungsvoll über die Räume des Hauses verteilt hat, weckt er zum einen in kleineren Zeichnungen und Grafiken Erinnerungen an historische Ereignisse. Doch in den Ölbildern, Gouachen und Aquarellen präsentiert er vor allem eine Vielzahl von Landschaften, in denen öfters auch menschliche Gestalten eine Rolle spielen. Der Thüringer Paris, der zehn Jahre in Rostock lebte, aber vor allem in Berlin und heute bei Berlin, in Rangsdorf, lebt und arbeitet, lädt zu einer Reise zu fernen und nahen Gegenden der Welt ein. Nach Spanien, wo wir auf einem Ölbild des Vorjahres nach Andalusien versetzt werden und auf die »Römische Brücke vor Cordoba« blicken. Nach Italien, in die Toskana, mit einem Aquarell von 1998 zum Verweilen in San Ottaviano. Und nach Indien, wo uns in den Backwaters von Kerala Fischer begegnen. Nach Irland, mit einem gestrandeten Kutter und Meerestoben, das die Küste wabenhöhlengleich zerklüftet hat. In die sagenhafte Ägäis sowie mit zauberhaften Aquarellen an den heimischen Bodden und an die Saale bei Mücheln und Wettin. Das Gesehene wandelte Paris in kraftvoll gestaltete Bilder voll großer Farbenfülle mit wechselndem, gegen Schatten geführtem Licht und dramatisiertem Motiveinsatz zu sinnlich erfahrbaren Lehrstücken.

Dass bei der Gestaltung seiner Bilder Paris das Dramatische der Vorgänge fasziniert, zeigen die Kämpfe in der Stierkampfarena, deren Ende er 2011/12 in den großen Ölbildern »Das letzten Olé in Katalonien« festhielt, ein Triptychon, dessen drei Hochformate ungewöhnlich sind; das mittlere besitzt mit einem am Boden verendenden Stier Predellen-Momente. Bei den Szenen und den abwehrenden, verschreckten und sich wechselseitig schuldzuweisenden Gebärden der Stierkämpfer wie den sich erlöst zeigenden der Señoritas stößt man in der dreidimensional wirkenden Bildfläche auf die Struktur des Szenarischen, die erneut die enge Beziehung des Malers zur Dramatik verrät. Sie ist bei dem Kind eines Schauspielers und Sängers naturwüchsig, doch das Dialogische ist insbesondere durch das Zeichnen in Berliner Theaterinszenierungen in seiner Begabung tief verinnerlicht.“ weiterlesen

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