Tagb: „Emigranten aus der DDR und ihr Weg in die westdeutsche Kunstszene“

Tagungsbericht der  3. Tagung des Arbeitskreises Kunst in der DDR in Kooperation mit dem Kunstfonds des Freistaates Sachsen, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

von Tanja Matthes (tanja.matthes@landkreis-oder-spree.de)

28./29. Oktober 2010 im Hans-Nadler-Saal, Residenzschloss Dresden

Die dritte Tagung des Arbeitskreises Kunst in der DDR fand vom 28. bis zum 29. Oktober 2010 unter dem Titel „Emigranten aus der DDR und ihr Weg in die westdeutsche Kunstszene“ in Dresden statt und wurde in Kooperation mit dem Kunstfonds des Freistaates Sachsen, Staatliche Kunstsammlungen Dresden im Hans-Nadler-Saal des Residenzschlosses veranstaltet.

Inhaltliches Ziel dieser Tagung war es, ein bisheriges Tabu der Kunstgeschichte näher zu beleuchten, indem der forschende Blick nun erstmals das Schaffen emigrierter Künstler aus der DDR und vor allem deren Wirken in Westdeutschland ins Zentrum der Auseinandersetzung rückte. Hintergrund dafür ist die Tatsache, dass die Kunstentwicklung der 1960er und 1970er Jahre in der BRD entscheidend von Künstlern und Künstlerinnen beeinflusst wurde, die zunächst ihre Ausbildung in der DDR erhielten und infolge der verschärften Formalismusdebatten seit den fünfziger Jahren vor allem in das Rheinland und nach Berlin ausgewandert sind bzw. die DDR verlassen mussten. Somit kann auch von einem Kulturtransfer von Ost nach West gesprochen werden. Daran anschließend sollte im Rahmen der Tagung nicht nur der weitere Werdegang einzelner Künstler thematisiert werden, sondern vor allem auch deren möglicherweise gewandelten Künstlerdefinitionen und Transformationsprozesse im konkreten Werk.

Den Auftakt dazu gab die Einführungsveranstaltung mit Dietmar Elger (Leiter des Gerhard Richter Archivs) zur „Rückkehr Gerhard Richters nach Dresden“ in den Gerhard Richter Räumen des Albertinums.

Im ersten Referatsbeitrag stellte Katharina Heider (Leipzig/Dresden) die Maler Gerhard Hoehme, Herrmann Bachmann und Herbert Kitzel vor, die bereits zu Beginn der 50er Jahre infolge des Formalismusstreits die Hallenser Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Richtung Westen verließen.  Sie schilderte sehr anschaulich das weitere erfolgreiche künstlerische Schaffen von Hoehme und Bachmann, die nicht nur sehr schnell wieder Fuß fassen, sondern in Folge ihrer Hinwendung zur abstrakten Malweise auch das künstlerische Leben mitbestimmen konnten. Auch Herbert Kitzel versuchte sich an einer expressiveren Kunst, wendete sich aber nie vollständig dem Abstrakten zu.  Überhaupt hatte er trotz seiner Berufung an die Staatliche Hochschule Karlsruhe Schwierigkeiten, mit seinem künstlerischen Werk im Westen Deutschlands anzukommen. Die anschließende Diskussion wurde im Wesentlichen von Nachfragen zum Einfluss des Emigrantenstatus auf Ausstellungsbeteiligungen sowie der damaligen Situation an der Burg Giebichenstein bestimmt.

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Eine Antwort

  1. Zeichenfan sagt:

    Absolut wichtiges Thema. Besonders wenn man selbst aus der „DDR kommt“ empfindet man vieles dabei ganz anders. Find ich immer gut, wenn sich Menschen mit dem Thema auseinander setzen.

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